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Überwinterung der Atlas-Zeder

Linden · 16.05.2025.

Die Atlas-Zeder, beheimatet in den Gebirgszügen Nordwestafrikas, ist von Natur aus an kalte und schneereiche Winter angepasst. In unseren Breiten gilt sie daher als gut winterhart und übersteht die kalte Jahreszeit in der Regel ohne besondere Schutzmaßnahmen, sobald sie sich einmal im Garten etabliert hat. Ihre majestätische Erscheinung, oft noch durch eine Schneedecke betont, macht sie zu einem wertvollen Strukturelement im winterlichen Garten. Dennoch gibt es Situationen, insbesondere bei jungen, frisch gepflanzten Exemplaren oder bei der Kultur im Kübel, in denen gezielte Vorkehrungen sinnvoll sind, um den Baum sicher und unbeschadet durch den Winter zu bringen. Ein grundlegendes Verständnis der winterlichen Gefahren und der richtigen Vorbereitung hilft, Frostschäden zu vermeiden und die Vitalität des Baumes für den kommenden Frühling zu erhalten.

Die größte Herausforderung für immergrüne Pflanzen wie die Atlas-Zeder im Winter ist nicht allein die Kälte, sondern die Kombination aus Frost, Sonne und Wind. Während Laubbäume ihre Blätter abwerfen und in eine tiefe Ruhephase übergehen, behält die Zeder ihre Nadeln und bleibt zu einem gewissen Grad aktiv. An sonnigen Wintertagen findet über die Nadeln eine Verdunstung (Transpiration) statt, wodurch der Baum Wasser verliert. Wenn der Boden gleichzeitig gefroren ist, können die Wurzeln kein neues Wasser aufnehmen, um diesen Verlust auszugleichen. Dieser Zustand, bekannt als Frosttrocknis, ist eine der Hauptursachen für Winterschäden und kann zum Vertrocknen ganzer Äste führen.

Die natürliche Winterhärte der Atlas-Zeder entwickelt sich mit dem Alter. Junge Bäume, deren Wurzelsystem noch nicht tief in den Boden reicht, sind anfälliger für das Durchfrieren des Wurzelballens und für Frosttrocknis als alte, gut eingewurzelte Exemplare. Ihre Rinde ist zudem noch dünner und bietet weniger Schutz vor Frostrissen, die bei starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht entstehen können. Daher konzentrieren sich die meisten Winterschutzmaßnahmen auf die ersten zwei bis drei Standjahre nach der Pflanzung, bis der Baum robust genug ist, um den winterlichen Bedingungen selbstständig zu trotzen.

Die Vorbereitung auf den Winter beginnt bereits im Spätsommer und Herbst. Eine späte Stickstoffdüngung muss unbedingt vermieden werden, da sie das Wachstum neuer, weicher Triebe anregen würde, die vor dem Winter nicht mehr ausreifen (verholzen) können und dem Frost schutzlos ausgeliefert wären. Eine kaliumbetonte Herbstdüngung kann hingegen die Frostresistenz der Zellen verbessern. Die wichtigste herbstliche Pflegemaßnahme ist jedoch eine durchdringende Bewässerung vor dem ersten Bodenfrost, um sicherzustellen, dass der Baum mit gut gefüllten Wasserspeichern in den Winter geht.

Vorbereitung im Herbst

Eine sorgfältige Vorbereitung im Herbst ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Überwinterung. Beginne damit, das Laub und eventuellen Unkrautbewuchs auf der Wurzelscheibe des Baumes zu entfernen. Dies verhindert, dass sich unter einer feuchten Laubschicht über den Winter Pilzkrankheiten entwickeln oder Schädlinge wie Mäuse einnisten, die die Rinde am Stammgrund benagen könnten. Eine saubere Wurzelscheibe sorgt zudem für eine bessere Luftzirkulation am Stamm.

Die wichtigste Maßnahme im Herbst ist die ausreichende Wasserversorgung vor dem Zufrieren des Bodens. Sobald die Temperaturen dauerhaft sinken, aber bevor der erste starke Frost eintritt, sollte die Atlas-Zeder noch einmal gründlich und durchdringend gewässert werden. Dies gilt insbesondere nach einem trockenen Herbst. Der Baum kann so seine internen Wasserspeicher auffüllen und ist besser gegen die Gefahr der Frosttrocknis gewappnet. Diese letzte „Tankfüllung“ ist oft entscheidend für das Überstehen sonniger und trockener Kälteperioden im Hochwinter.

Nach dieser letzten Wässerung ist das Aufbringen einer dicken Mulchschicht auf die Wurzelscheibe sehr zu empfehlen, besonders bei jungen Bäumen. Eine 10 bis 15 Zentimeter hohe Schicht aus Rindenmulch, Laub, Stroh oder Tannenreisig wirkt wie eine isolierende Decke. Sie schützt die oberflächennahen Wurzeln vor extremen Minustemperaturen und verlangsamt das tiefe Durchfrieren des Bodens. Dadurch bleibt der Baum länger in der Lage, bei Bedarf Wasser aufzunehmen. Lasse dabei einen kleinen Bereich direkt um den Stamm frei, um Fäulnis zu vermeiden.

Überprüfe den Baum vor dem Wintereinbruch noch einmal auf abgestorbene oder beschädigte Äste und entferne diese. Solche Äste sind unter der Last von Schnee besonders bruchgefährdet und können beim Abbrechen gesunde Teile des Baumes verletzen. Ein kleiner, sauberer Schnitt im Herbst ist besser als ein großer, unkontrollierter Riss im Winter. Gesunde Äste sollten jedoch im Herbst nicht mehr geschnitten werden, um keine offenen Wunden vor dem Frost zu schaffen.

Winterschutz für junge Zedern im Freiland

Frisch gepflanzte und junge Atlas-Zedern sind in den ersten zwei bis drei Wintern besonders schutzbedürftig. Ihr Wurzelsystem ist noch nicht vollständig etabliert, und sie sind empfindlicher gegenüber den winterlichen Stressfaktoren. Der bereits beschriebene Wurzelschutz durch eine dicke Mulchschicht ist für sie von allergrößter Bedeutung. Diese Maßnahme schützt nicht nur vor Kälte, sondern hält auch die Bodenfeuchtigkeit und puffert extreme Temperaturschwankungen ab.

An besonders exponierten, sonnigen und windigen Standorten kann ein zusätzlicher Schutz vor der Wintersonne und dem austrocknenden Wind sinnvoll sein, um die Frosttrocknis zu minimieren. Hierfür kann der junge Baum locker mit einem Schattiernetz, Jutebahnen oder speziellem Wintervlies umwickelt werden. Wichtig ist, dass das Material luftdurchlässig ist, um eine Ansammlung von Feuchtigkeit und damit Pilzbefall zu verhindern. Die Umhüllung sollte nicht zu eng anliegen, um die Luftzirkulation zu gewährleisten und die Äste nicht zu beschädigen.

Ein Weißanstrich des Stammes kann bei jungen Bäumen helfen, Frostrisse zu vermeiden. Diese entstehen, wenn die tiefstehende Wintersonne an einem klaren Frosttag den dunklen Stamm einseitig stark erwärmt, während die Schattenseite gefroren bleibt. Die daraus resultierenden Spannungen in der Rinde können zu Längsrissen führen, die Eintrittspforten für Krankheitserreger sind. Ein Kalkanstrich reflektiert das Sonnenlicht und sorgt für eine gleichmäßigere Temperatur am Stamm, wodurch diese Spannungen reduziert werden.

Eine weitere Gefahr für junge Bäume ist die Last von nassem, schwerem Schnee. Die Äste können sich unter dem Gewicht stark biegen oder sogar brechen. Es kann hilfreich sein, die Äste von besonders aufrecht wachsenden, säulenförmigen Sorten locker mit einem Kokosstrick zusammenzubinden. Dies gibt der Krone mehr Stabilität und verhindert, dass die Äste durch die Schneelast auseinandergedrückt werden. Nach starken Schneefällen sollte der Schnee, wie bereits erwähnt, vorsichtig von den Ästen entfernt werden.

Überwinterung von Zedern im Kübel

Die Überwinterung einer Atlas-Zeder im Kübel erfordert besondere Aufmerksamkeit, da der Wurzelballen im Topf dem Frost von allen Seiten ausgesetzt ist. Ein vollständiges Durchfrieren des Kübels würde die Wurzeln irreparabel schädigen und zum Tod des Baumes führen. Daher ist ein umfassender Schutz des Pflanzgefäßes unerlässlich. Der ideale Überwinterungsort für eine Kübel-Zeder ist ein kühler, heller und frostfreier Raum wie ein unbeheizter Wintergarten, eine Garage mit Fenster oder ein kühles Treppenhaus.

Wenn eine frostfreie Überwinterung nicht möglich ist, muss der Kübel im Freien sorgfältig geschützt werden. Stelle den Topf an einen wind- und sonnengeschützten Platz, idealerweise an eine Hauswand oder unter einen Dachvorsprung. Um den Kübel vor der Bodenkälte zu isolieren, sollte er auf eine dicke Styroporplatte, eine Holzpalette oder Tonfüße gestellt werden. Anschließend wird der gesamte Topf dick mit isolierenden Materialien wie Noppenfolie, Jutesäcken, Vlies oder alten Decken umwickelt.

Die oberirdischen Teile der im Kübel gehaltenen Zeder sind ebenfalls empfindlicher als die von ausgepflanzten Exemplaren. An sehr kalten und windigen Standorten kann es auch hier sinnvoll sein, die Krone locker mit Wintervlies zu umhüllen. Dies schützt vor allem vor austrocknendem Wind und starker Wintersonne. Das Vlies sollte erst angebracht werden, wenn die Temperaturen dauerhaft unter den Gefrierpunkt fallen, und im Frühjahr rechtzeitig wieder entfernt werden, um einen Hitzestau zu vermeiden.

Das Wichtigste bei der Überwinterung im Kübel ist, das Gießen nicht zu vergessen. Auch im Winter benötigt der Baum Feuchtigkeit. Überprüfe das Substrat an frostfreien Tagen regelmäßig und gieße bei Bedarf mäßig mit lauwarmem Wasser, sodass der Wurzelballen nicht vollständig austrocknet. Staunässe muss dabei aber unbedingt vermieden werden. Eine gute Drainage im Kübel ist daher auch im Winter von entscheidender Bedeutung für das Überleben der Pflanze.

Pflege nach dem Winter

Mit den ersten wärmeren Tagen im Frühling beginnt die Phase der Auswinterung. Der Winterschutz sollte jedoch nicht zu früh entfernt werden, da späte Fröste immer noch eine Gefahr darstellen können. Entferne die isolierenden Materialien vom Kübel und die Umhüllung der Krone schrittweise an einem trüben, frostfreien Tag, um den Baum langsam wieder an die volle Sonne und die wärmeren Temperaturen zu gewöhnen. Ein abrupter Übergang könnte zu einem Schock und Sonnenbrand an den Nadeln führen.

Nachdem der Winterschutz entfernt wurde, ist es Zeit für eine erste Bestandsaufnahme. Untersuche den Baum sorgfältig auf mögliche Winterschäden. Braun gewordene Nadeln oder Triebspitzen sind oft ein Zeichen für Frosttrocknis. Kleinere Schäden wachsen sich in der Regel wieder aus. Schneide stark zurückgefrorene oder abgebrochene Äste mit einer sauberen, scharfen Schere bis ins gesunde Holz zurück. Dies fördert den Neuaustrieb und verhindert, dass sich in dem toten Gewebe Krankheiten einnisten.

Sobald der Boden nicht mehr gefroren ist, beginnt die Zeder wieder, aktiv Wasser aufzunehmen. Eine erste durchdringende Wassergabe im Frühjahr hilft dem Baum, seinen Wasserhaushalt schnell wieder auszugleichen. Die Mulchschicht auf der Wurzelscheibe sollte nun aufgelockert oder teilweise entfernt werden, damit sich der Boden schneller erwärmen kann und die Luftzirkulation verbessert wird. Eine dünne Schicht kann als Unkrautschutz und zur Feuchtigkeitsspeicherung verbleiben.

Mit dem Beginn des Austriebs im Frühling kann auch die erste Düngung des Jahres erfolgen. Eine Gabe Kompost oder ein spezieller Koniferen-Langzeitdünger liefert die notwendige Energie für das neue Wachstum und hilft dem Baum, sich schnell von den Strapazen des Winters zu erholen. Mit dieser Starthilfe und der richtigen Pflege wird deine Atlas-Zeder bald wieder in voller Pracht erstrahlen und dich mit kräftigen neuen Trieben erfreuen.

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