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Schnitt und rückschnitt des Schopf-Lavendels

Daria · 09.08.2025.

Der regelmäßige und fachgerechte Schnitt ist eine der wichtigsten Kulturmaßnahmen, um den Schopf-Lavendel über viele Jahre vital, kompakt und blühfreudig zu halten. Ohne einen gezielten Rückschnitt neigt diese mediterrane Pflanze dazu, von der Basis her stark zu verholzen, auseinanderzufallen und eine unansehnliche, sparrige Form anzunehmen. Die Blühfreudigkeit lässt in der Folge stark nach, da die Blüten nur an den jungen, diesjährigen Trieben gebildet werden. Das Verständnis für die richtige Technik und die optimalen Zeitpunkte für den Schnitt ist daher unerlässlich, um die einzigartige Schönheit dieser Lavendelart langfristig zu bewahren und ihre Lebensdauer deutlich zu verlängern.

Im Gegensatz zu vielen anderen Gartensträuchern verträgt der Schopf-Lavendel einen radikalen Rückschnitt ins alte, blattlose Holz nicht. An den verholzten, älteren Triebteilen besitzt die Pflanze nur noch wenige oder gar keine schlafenden Augen mehr, aus denen sie neu austreiben könnte. Ein zu tiefer Schnitt führt daher oft zum Absterben der betroffenen Triebe oder im schlimmsten Fall der gesamten Pflanze. Die goldene Regel lautet daher immer: Schneide nur im belaubten Bereich der Triebe und lasse stets einige grüne Blätter oder Blattpaare am verbleibenden Stängel stehen.

Der Schnitt erfüllt mehrere wichtige Funktionen. Zum einen dient er der Formerhaltung und fördert einen dichten, buschigen Wuchs, indem er die Pflanze zur Bildung neuer Seitentriebe anregt. Zum anderen maximiert er die Blütenpracht, da ein gut verzweigter Strauch naturgemäß mehr blühfähige Triebe entwickelt. Nicht zuletzt beugt ein regelmäßiger Schnitt der starken Verholzung vor und hält die Pflanze jung und regenerationsfähig. Man unterscheidet im Wesentlichen zwischen zwei wichtigen Schnittterminen im Jahr: dem Sommerschnitt nach der Blüte und dem Formschnitt im Frühjahr.

Für den Schnitt solltest du immer ein scharfes und sauberes Werkzeug verwenden, um die Triebe nicht zu quetschen oder zu zerfasern, was Eintrittspforten für Krankheitserreger schaffen würde. Eine scharfe Gartenschere oder eine Heckenschere für größere Bestände ist ideal. Eine saubere Klinge verhindert die Übertragung von Pilzsporen oder Bakterien von einer Pflanze zur nächsten. Desinfiziere dein Werkzeug am besten vor dem Gebrauch, insbesondere wenn du zuvor kranke Pflanzen geschnitten hast.

Die beste Tageszeit für den Schnitt ist ein trockener, bedeckter Tag. Bei starker Sonneneinstrahlung können die frisch geschnittenen Triebe und die nun freigelegten Blätter einen Sonnenbrand erleiden. Bei Regen oder feuchter Witterung trocknen die Schnittwunden nur langsam ab, was das Risiko von Pilzinfektionen erhöht. Ein trockener Witterungszeitraum von einigen Tagen nach dem Schnitt ist optimal, damit die Wunden schnell verheilen können.

Der sommerschnitt nach der blüte

Der wichtigste Schnitt des Jahres erfolgt direkt nach der Hauptblüte, die je nach Sorte und Witterung meist im Juli oder August endet. Dieser Schnitt wird auch als Ernteschnitt oder Pflegeschnitt bezeichnet. Ziel ist es, die verblühten Blütenstände zu entfernen, bevor die Pflanze Energie in die Samenbildung investiert. Diese eingesparte Energie kann die Pflanze stattdessen in neues Wachstum oder sogar in eine zweite, schwächere Nachblüte im Spätsommer oder Herbst stecken.

Schneide dabei nicht nur die einzelnen Blütenstiele ab, sondern kürze den gesamten Trieb, an dem die Blüte saß, um etwa ein Drittel bis zur Hälfte ein. Orientiere dich an der Form der Pflanze und versuche, eine kompakte, halbkugelige Form zu erhalten. Achte auch hier unbedingt darauf, nicht ins alte Holz zu schneiden, sondern immer über einem Blattpaar im grünen, beblätterten Bereich zu bleiben. Dieser Schnitt fördert die Verzweigung und sorgt für einen dichten Wuchs in der nächsten Saison.

Bei jungen Pflanzen ist dieser erste Sommerschnitt besonders wichtig, um von Anfang an eine gute Verzweigung an der Basis zu fördern. Auch wenn die Versuchung groß ist, die Pflanze im ersten Jahr einfach wachsen zu lassen, legt ein konsequenter Schnitt den Grundstein für eine langlebige und formschöne Pflanze. Ein leichter Rückschnitt der Triebspitzen nach der ersten Blüte genügt bereits, um die gewünschte Verzweigung anzuregen.

Der Sommerschnitt hat zudem einen phytosanitären Nutzen. Durch das Auslichten der Pflanze wird die Luftzirkulation verbessert, was das Risiko von Pilzkrankheiten reduziert. Du entfernst potenzielle Brutstätten für Schädlinge und förderst die allgemeine Gesundheit der Pflanze. Die abgeschnittenen Blütenstiele können getrocknet und für Duftsäckchen oder Potpourris verwendet werden, sodass kein Teil der Ernte verloren geht.

Der frühjahrsschnitt

Ein zweiter wichtiger Schnitttermin liegt im Frühjahr, nach den letzten starken Frösten, meist gegen Ende März oder Anfang April. Dieser Schnitt dient hauptsächlich dazu, eventuelle Winterschäden zu beseitigen und die Pflanze auf die neue Wachstumsperiode vorzubereiten. Oft sind nach einem kalten Winter einige Triebspitzen erfroren und vertrocknet. Diese müssen entfernt werden, um Platz für den Neuaustrieb zu schaffen.

Schneide alle Triebe um etwa ein Drittel, maximal aber um die Hälfte ihrer Länge zurück. Dieser Schnitt regt die Pflanze zu einem kräftigen Austrieb an und sorgt für eine Fülle neuer, blühfähiger Triebe. Auch hier gilt die eiserne Regel: Schneide niemals tiefer, als du junge Blatttriebe oder grüne Knospen am Stängel sehen kannst. Ein zu radikaler Frühjahrsschnitt kann die Blüte für das gesamte Jahr verhindern oder die Pflanze nachhaltig schädigen.

Der Frühjahrsschnitt ist auch die letzte Gelegenheit, die Form der Pflanze zu korrigieren. Schneide so, dass eine gleichmäßige, runde oder kissenförmige Gestalt entsteht. Entferne alle nach innen wachsenden oder sich überkreuzenden Triebe, um das Innere der Pflanze zu belüften. Ein gut geformter Lavendelbusch ist nicht nur optisch ansprechender, sondern auch gesünder und widerstandsfähiger.

Kombiniere den Frühjahrsschnitt mit einer allgemeinen Inspektion der Pflanze. Überprüfe den Wurzelhals auf Anzeichen von Fäulnis und entferne altes Laub oder Unkraut rund um die Basis der Pflanze. Dieser „Frühjahrsputz“ gibt der Pflanze einen optimalen Start in die neue Gartensaison und legt den Grundstein für eine reiche Ernte und eine prächtige Blüte im Sommer.

Was tun bei verholzten pflanzen?

Oftmals erbt man einen Garten mit alten, stark verholzten und vernachlässigten Lavendelpflanzen oder hat selbst den Schnitt über einige Jahre versäumt. Solche Pflanzen sind innen kahl, haben lange, holzige Triebe und blühen nur noch spärlich an den äußersten Spitzen. Die Versuchung, einen radikalen Verjüngungsschnitt durchzuführen, ist groß, aber wie bereits erwähnt, ist dies beim Schopf-Lavendel extrem riskant.

Eine vorsichtige Methode zur Rettung kann ein schrittweiser Verjüngungsschnitt über zwei bis drei Jahre sein. Schneide im ersten Frühjahr nur etwa ein Drittel der ältesten und am stärksten verholzten Triebe etwas tiefer zurück, aber versuche, wenn möglich, immer noch über einem kleinen Seitentrieb oder einer grünen Knospe zu bleiben. Im nächsten Jahr nimmst du dir das nächste Drittel der Triebe vor. Mit etwas Glück regt dieser gezielte Eingriff die Pflanze an, aus der Basis neue Triebe zu bilden.

Eine weitere Möglichkeit ist der sogenannte „Chelsea Chop“, der allerdings etwas Erfahrung erfordert. Dabei wird ein Teil der Triebe im späten Frühjahr (Ende Mai) stärker zurückgeschnitten als die anderen. Dies führt zu einer zeitlich versetzten Blüte, da die geschnittenen Triebe später blühen als die ungeschnittenen. Diese Methode kann auch helfen, die Pflanze kompakter zu halten, ist aber eher für fortgeschrittene Gärtner geeignet.

In vielen Fällen ist es jedoch sinnvoller und erfolgversprechender, eine stark verholzte und unansehnliche Pflanze zu ersetzen. Nimm im Sommer Stecklinge von den noch vorhandenen jungen Triebspitzen, um sortenechte Nachkommen zu ziehen. Die aus den Stecklingen gezogenen Jungpflanzen kannst du von Anfang an durch regelmäßigen Schnitt zu kompakten und buschigen Exemplaren erziehen. Manchmal ist ein Neuanfang die bessere Lösung als der Versuch, eine überalterte Pflanze zu retten.

Fehler beim schnitt vermeiden

Der häufigste und fatalste Fehler ist der Schnitt ins alte, blattlose Holz. Wiederhole es wie ein Mantra: Immer nur im beblätterten Bereich schneiden. Schau dir jeden Trieb genau an, bevor du die Schere ansetzt. Wenn du unsicher bist, schneide lieber etwas weniger ab. Ein zu zaghafter Schnitt kann im nächsten Jahr korrigiert werden, ein zu tiefer Schnitt ist oft endgültig.

Ein weiterer Fehler ist der späte Herbstschnitt. Ein Schnitt nach Ende August regt die Pflanze zu einem neuen Austrieb an. Diese frischen, weichen Triebe haben keine Zeit mehr, vor dem Winter auszureifen und würden bei den ersten Frösten erfrieren. Dies schwächt die Pflanze unnötig und kann zu erheblichen Winterschäden führen. Der letzte Schnitt des Jahres sollte immer der Sommerschnitt direkt nach der Blüte sein.

Das Vernachlässigen des Schnitts bei jungen Pflanzen ist ebenfalls ein häufiger Fehler. Viele Gärtner möchten die junge Pflanze zunächst wachsen sehen und scheuen sich vor einem frühen Schnitt. Dies führt jedoch dazu, dass die Pflanze von Anfang an eine lockere, offene Struktur entwickelt, die später nur schwer zu korrigieren ist. Ein leichter, aber konsequenter Schnitt in den ersten beiden Jahren ist die beste Investition in eine langanhaltend schöne Lavendelpflanze.

Die Verwendung von stumpfem oder schmutzigem Werkzeug kann ebenfalls zu Problemen führen. Gefranste Schnittwunden heilen schlecht und bieten eine ideale Eintrittspforte für Pilze und Bakterien. Investiere in eine gute Gartenschere und halte sie scharf und sauber. Deine Pflanzen werden es dir mit gesundem Wachstum und reicher Blüte danken.

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