Die Pflaumeneibe ist von Natur aus ein langsam und oft malerisch wachsendes Gehölz, das in vielen Fällen über Jahre hinweg ganz ohne Schnittmaßnahmen auskommt und eine wunderschöne, natürliche Form entwickelt. Ihre gute Schnittverträglichkeit macht sie jedoch auch zu einem vielseitigen Gestaltungselement, das durch gezielte Schnitte in Form gebracht, verjüngt oder in seinem Wachstum kontrolliert werden kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Koniferen verträgt sie sogar einen starken Rückschnitt bis ins alte Holz, da sie die Fähigkeit besitzt, auch aus altem, unbenadeltem Holz wieder neu auszutreiben. Dieses Wissen eröffnet dem Gärtner vielfältige Möglichkeiten, von leichten Korrekturschnitten bis hin zu kräftigen Verjüngungsmaßnahmen.
Ein Schnitt ist bei der Pflaumeneibe selten aus Notwendigkeit erforderlich, sondern dient meist ästhetischen oder praktischen Zwecken. Vielleicht möchtest du die Pflanze kompakter halten, eine formale Hecke erziehen, ihre Größe an den verfügbaren Platz anpassen oder eine alte, verkahlte Pflanze zu neuem Wachstum anregen. Das Verständnis für den richtigen Zeitpunkt, die passende Technik und das richtige Werkzeug ist dabei entscheidend, um die Pflanze nicht zu schädigen und das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Die Reaktion der Pflanze auf einen Schnitt hängt stark vom Zeitpunkt ab. Ein Schnitt im späten Winter oder zeitigen Frühjahr regt das Wachstum kräftig an, während ein Schnitt im Sommer das Wachstum eher bremst und zur Formgebung dient. Ein falscher Schnitt zur falschen Zeit kann die Pflanze schwächen oder zu unschönem Wuchs führen. Daher ist es wichtig, sich vor dem Griff zur Schere mit den Grundlagen des Schnitts bei diesem speziellen Gehölz vertraut zu machen.
In diesem Fachartikel werden wir alles Wichtige rund um den Schnitt der Pflaumeneibe behandeln. Wir erklären, wann der beste Zeitpunkt für verschiedene Schnittmaßnahmen ist, welche Werkzeuge du benötigst und wie du bei einem Formschnitt, einem Erhaltungsschnitt und einem radikalen Verjüngungsschnitt korrekt vorgehst. Mit diesen Anleitungen kannst du sicherstellen, dass deine Schnittmaßnahmen zum Erfolg führen und die Gesundheit und Schönheit deiner Pflanze fördern.
Warum und wann sollte man schneiden?
Ein Schnitt bei der Pflaumeneibe ist in erster Linie eine gestalterische Maßnahme. Der Hauptgrund für einen Schnitt ist oft der Wunsch, die Pflanze in einer bestimmten Form zu halten, sei es als kompakte Kugel, als formale, geschnittene Hecke oder einfach nur, um ihre natürliche Form zu betonen und zu verdichten. Da die Pflanze langsam wächst, sind diese Formschnitte nicht so häufig erforderlich wie bei schnellwachsenden Gehölzen. Ein leichter Schnitt pro Jahr ist oft ausreichend, um die gewünschte Form zu erhalten.
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Ein weiterer Grund für einen Schnitt ist die Größenkontrolle. In kleineren Gärten oder an Standorten mit begrenztem Platz kann es notwendig sein, die Pflanze durch regelmäßigen Schnitt in ihrer Ausdehnung zu begrenzen. Dies verhindert, dass sie benachbarte Pflanzen bedrängt oder über Wege und Terrassen wächst. Durch ihre gute Schnittverträglichkeit lässt sich die Größe der Pflaumeneibe sehr gut kontrollieren, ohne dass die Pflanze Schaden nimmt.
Der beste Zeitpunkt für die meisten Schnittmaßnahmen ist das späte Frühjahr oder der frühe Sommer, etwa von Ende Mai bis Ende Juni. Zu diesem Zeitpunkt hat die Pflanze ihren ersten Wachstumsschub abgeschlossen, und ein Schnitt fördert eine gute Verzweigung und einen dichten Neuaustrieb noch in derselben Saison. Ein weiterer Vorteil eines Schnitts im Frühsommer ist, dass die frischen Schnittwunden schnell verheilen. Ein leichter Formschnitt kann auch noch einmal im Spätsommer erfolgen, sollte aber nicht zu spät im Jahr stattfinden, damit der Neuaustrieb vor dem Winter ausreifen kann.
Vermeiden solltest du einen Schnitt bei starker Sonneneinstrahlung und Hitze, da die frisch geschnittenen Triebe und die plötzlich freigelegten inneren Nadeln verbrennen können. Wähle am besten einen bewölkten, trockenen Tag für den Schnitt. Stärkere Rückschnitte oder Verjüngungsschnitte sollten hingegen im späten Winter, etwa im Februar, an einem frostfreien Tag durchgeführt werden. Dies regt die Pflanze zu einem besonders kräftigen Neuaustrieb aus dem alten Holz an.
Das richtige Werkzeug
Die Verwendung von qualitativ hochwertigem, scharfem und sauberem Werkzeug ist für einen gelungenen Pflanzenschnitt unerlässlich. Stumpfe Scheren quetschen die Triebe, anstatt sie sauber zu durchtrennen, was zu unschönen, ausgefransten Wunden führt, die schlecht heilen und Eintrittspforten für Krankheitserreger sein können. Scharfe Klingen hingegen hinterlassen glatte Schnittflächen, die die Pflanze schnell verschließen kann, was das Risiko von Infektionen minimiert.
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Für den Schnitt der weichen Triebe und dünneren Äste der Pflaumeneibe ist eine manuelle Heckenschere mit langen Klingen oft das beste Werkzeug, besonders wenn du eine Hecke oder eine größere Form schneidest. Sie ermöglicht einen gleichmäßigen und geraden Schnitt. Für gezielte Korrekturen an einzelnen Trieben oder für den Formschnitt kleinerer Pflanzen ist eine handliche Gartenschere (Bypass-Schere) ideal, da du mit ihr sehr präzise arbeiten kannst.
Für das Entfernen dickerer Äste, die über einen Zentimeter im Durchmesser sind, solltest du eine Astschere mit längeren Griffen verwenden. Die Hebelwirkung erleichtert den Schnitt und ermöglicht auch hier eine saubere Schnittführung. Für sehr dicke Äste, was bei einem Verjüngungsschnitt vorkommen kann, ist eine kleine Astsäge das Werkzeug der Wahl. Sie verhindert, dass du mit einer Schere die Rinde am verbleibenden Ast abreißt.
Reinige deine Werkzeuge vor und nach jedem Gebrauch gründlich. Entferne Pflanzensäfte und Harzreste mit einer Bürste und etwas Wasser oder Spiritus. Eine Desinfektion der Klingen, zum Beispiel mit Brennspiritus, ist besonders wichtig, wenn du zuvor kranke Pflanzenteile geschnitten hast, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern. Ein Tropfen Öl nach der Reinigung hält die Gelenke und Klingen geschmeidig und schützt vor Rost.
Der Formschnitt und Heckenschnitt
Der Formschnitt dient dazu, die Pflaumeneibe in einer bestimmten geometrischen Form zu halten oder ihre natürliche Wuchsform zu verdichten. Aufgrund ihres langsamen Wachstums sind oft nur minimale Eingriffe notwendig. Der beste Zeitpunkt für den jährlichen Formschnitt ist der Frühsommer, etwa Mitte bis Ende Juni. Zu diesem Zeitpunkt ist der erste Austrieb des Jahres abgeschlossen, und die Pflanze hat noch genügend Zeit, neue Knospen für das nächste Jahr anzulegen und die Schnittwunden zu schließen.
Schneide beim Formschnitt immer nur die Spitzen der neuen Triebe zurück. Du kannst etwa die Hälfte bis zwei Drittel des diesjährigen Zuwachses entfernen. Dies regt die Pflanze an, sich stärker zu verzweigen, was zu einem dichteren und kompakteren Erscheinungsbild führt. Vermeide es, tief in das alte, bereits verholzte Holz zu schneiden, es sei denn, es ist für die Formgebung absolut notwendig. Achte darauf, die natürliche Form der Pflanze zu respektieren und nur überstehende oder störende Triebe zu kürzen.
Beim Schnitt einer Hecke ist es wichtig, eine leicht konische Form zu schneiden, die unten etwas breiter ist als oben (Trapezform). Dies stellt sicher, dass auch die unteren Bereiche der Hecke genügend Licht erhalten und nicht verkahlen. Spanne eine Schnur als Führung, um eine gerade und gleichmäßige Heckenoberkante zu erhalten. Verwende eine lange, manuelle Heckenschere für ein optimales Ergebnis. Bei jungen Heckenpflanzen solltest du in den ersten Jahren regelmäßig die Spitzen schneiden, um von Anfang an eine dichte Verzweigung von unten aufzubauen.
Sei beim Formschnitt geduldig. Es ist besser, mehrmals im Jahr kleine Korrekturen vorzunehmen, als einmal zu radikal zu schneiden. Betrachte die Pflanze während des Schneidens immer wieder aus einiger Entfernung, um die Gesamtform zu beurteilen. Ein leichter Schnitt, der die charakteristische Wuchsform der jeweiligen Sorte unterstreicht, ist oft wirkungsvoller und schöner als ein streng geometrischer Schnitt.
Der Erhaltungsschnitt
Ein Erhaltungsschnitt ist bei der Pflaumeneibe nur selten erforderlich und dient hauptsächlich dazu, die Pflanze gesund und vital zu halten. Der beste Zeitpunkt für diese Maßnahme ist das zeitige Frühjahr, bevor der neue Austrieb beginnt. An einem frostfreien Tag kannst du die Pflanze inspizieren und alle notwendigen Korrekturen vornehmen. Dieser Schnitt ist minimalinvasiv und konzentriert sich auf die Entfernung problematischer Pflanzenteile.
Das Hauptziel des Erhaltungsschnitts ist das Entfernen von totem, beschädigtem oder krankem Holz. Schneide alle Äste, die über den Winter durch Schnee, Frost oder Wind Schaden genommen haben, bis ins gesunde Holz zurück. Du erkennst gesundes Holz daran, dass es im Inneren grün und saftig ist, während totes Holz trocken und brüchig ist. Ein sauberer Schnitt an der Basis des beschädigten Triebes fördert eine schnelle Heilung.
Überprüfe die Pflanze auch auf sich kreuzende oder aneinander reibende Äste. Solche Reibungsstellen können die Rinde verletzen und Eintrittspforten für Krankheiten schaffen. Entferne einen der beiden konkurrierenden Äste, idealerweise den schwächeren oder ungünstiger wachsenden. Schneide ihn direkt an seinem Ursprung am Hauptstamm oder an einem stärkeren Seitenast ab, ohne einen Stummel stehen zu lassen.
Gelegentlich kann es sinnvoll sein, das Innere einer sehr alten und dichten Pflanze leicht auszulichten. Das Entfernen einiger weniger, nach innen wachsender Triebe verbessert die Luftzirkulation und den Lichteinfall in die Kronenmitte. Dies kann helfen, Pilzkrankheiten vorzubeugen und die Vitalität der gesamten Pflanze zu fördern. Gehe dabei jedoch sehr behutsam vor, um die natürliche Struktur der Pflanze nicht zu zerstören.
Der radikale Verjüngungsschnitt
Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften der Pflaumeneibe ist ihre Fähigkeit, selbst nach einem radikalen Rückschnitt bis ins alte, kahle Holz wieder kräftig auszutreiben. Diese hohe Regenerationsfähigkeit ermöglicht es, alte, verkahlte, zu groß gewordene oder aus der Form geratene Exemplare komplett zu verjüngen. Ein solcher drastischer Eingriff sollte jedoch gut überlegt und nur bei Bedarf durchgeführt werden, da es einige Jahre dauert, bis die Pflanze wieder eine ansehnliche Größe erreicht.
Der einzig richtige Zeitpunkt für einen Verjüngungsschnitt ist das späte Winterende oder das sehr zeitige Frühjahr (Februar bis Anfang März), bevor die Pflanze in die aktive Wachstumsphase eintritt. Führe den Schnitt unbedingt an einem trockenen und frostfreien Tag durch. Die Pflanze kann dann ihre gesamte Energie in den Neuaustrieb stecken, sobald die Vegetationsperiode beginnt. Ein Schnitt zu einer anderen Jahreszeit würde die Pflanze zu sehr schwächen.
Du kannst die Pflanze auf eine Höhe von 30 bis 50 Zentimetern über dem Boden zurückschneiden. Verwende für die dicken Äste eine scharfe Astsäge. Achte darauf, die Schnittflächen so glatt wie möglich zu gestalten. Nach einem so starken Rückschnitt ist es wichtig, die Pflanze bei ihrer Regeneration zu unterstützen. Sorge im folgenden Frühjahr und Sommer für eine gleichmäßige Wasserversorgung und gib der Pflanze eine Stärkung in Form von reifem Kompost oder einem organischen Langzeitdünger.
Der Neuaustrieb wird im Laufe des Frühjahrs aus schlafenden Augen am verbliebenen Holz erfolgen. Dieser Austrieb kann anfangs etwas spärlich und unkoordiniert wirken. Im zweiten Jahr nach dem Schnitt kannst du beginnen, die neuen Triebe durch einen leichten Formschnitt zu lenken und eine neue, dichte Krone aufzubauen. Mit Geduld kannst du so eine alte Pflanze wieder zu einem kompakten und vitalen Schmuckstück im Garten erziehen.
📷: A. Barra, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons