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Schnitt und rückschnitt der douglasie

Linden · 24.06.2025.

Die Douglasie ist für ihre von Natur aus elegante und symmetrische Wuchsform bekannt, die sie ohne menschliches Zutun entwickelt. Daher gehört sie zu den Bäumen, bei denen der Grundsatz „Weniger ist mehr“ in Bezug auf den Schnitt absolut zutreffend ist. Unüberlegte oder falsch durchgeführte Schnittmaßnahmen können ihre charakteristische Silhouette dauerhaft zerstören und dem Baum mehr schaden als nutzen. Dennoch gibt es Situationen, in denen ein gezielter Eingriff sinnvoll oder sogar notwendig ist, sei es zur Korrektur von Wuchsfehlern, zur Entfernung von beschädigten Ästen oder für spezielle Kulturformen wie Hecken oder Weihnachtsbäume. Ein fachgerechter Schnitt erfordert Wissen über die Wuchsgesetze des Baumes und den richtigen Zeitpunkt.

Der Hauptgrund, warum Douglasien so selten geschnitten werden müssen, liegt in ihrer starken apikalen Dominanz. Dies bedeutet, dass der oberste Trieb an der Spitze, der Leittrieb, das Wachstum dominiert und das Längenwachstum der Seitenäste hemmt. Dies führt ganz von selbst zur Ausbildung eines geraden, durchgehenden Stammes und einer regelmäßigen, kegelförmigen Krone. Jeder Eingriff in diese natürliche Hierarchie, insbesondere das Kappen des Leittriebs, stört das Gleichgewicht und führt oft zur Bildung mehrerer konkurrierender Spitzen, was die Stabilität und Ästhetik des Baumes beeinträchtigt.

Die beste Zeit für die meisten Schnittmaßnahmen ist der späte Winter oder das sehr frühe Frühjahr, bevor der neue Austrieb beginnt. In dieser Phase befindet sich der Baum in der Vegetationsruhe, der Saftfluss ist reduziert, und die Wunden können mit dem Einsetzen des Wachstums im Frühling schnell heilen. Zudem ist das Astwerk ohne Laub bei benachbarten Laubbäumen gut sichtbar, was die Beurteilung der Schnittführung erleichtert. Das Entfernen von toten, kranken oder abgebrochenen Ästen ist jedoch jederzeit möglich und sollte aus Sicherheitsgründen und zur Krankheitsprävention umgehend erfolgen.

Ein entscheidender Punkt, den es beim Schnitt von Douglasien und vielen anderen Koniferen zu beachten gilt, ist, dass sie nicht aus altem, unbenadeltem Holz neu austreiben können. Ein Schnitt, der zu tief ins Innere der Krone geht und keine grünen Nadeln am verbleibenden Aststück zurücklässt, wird zu einer kahlen Stelle führen, die sich nicht wieder begrünt. Alle Schnitte müssen daher im „grünen Bereich“ erfolgen, sodass am verbleibenden Zweig noch Nadeln vorhanden sind, aus denen neue Triebe entstehen können. Dies schränkt die Möglichkeiten eines starken Rückschnitts erheblich ein.

Für alle Schnittarbeiten ist die Verwendung von scharfem und sauberem Werkzeug unerlässlich. Eine stumpfe Schere oder Säge quetscht das Gewebe und verursacht ausgefranste Wunden, die schlecht heilen und eine ideale Eintrittspforte für Pilze und andere Krankheitserreger darstellen. Desinfiziere dein Werkzeug, insbesondere wenn du zuvor kranke Pflanzenteile geschnitten hast, um eine Übertragung von Krankheiten zu vermeiden. Für dünnere Zweige eignet sich eine Bypass-Gartenschere, für dickere Äste eine Astsäge.

Korrekturschnitte bei jungen bäumen

Obwohl die Douglasie von Natur aus gut wächst, können in der Jugendphase gelegentlich Wuchsfehler auftreten, die eine Korrektur erfordern. Der häufigste Fall ist die Bildung einer doppelten Spitze oder eines Konkurrenztriebs zum Leittrieb. Dies kann passieren, wenn der ursprüngliche Leittrieb durch Frost, Windbruch oder Schädlingsfraß beschädigt wurde. Wenn dieser Zustand nicht korrigiert wird, entwickelt der Baum zwei Stämme, was die strukturelle Stabilität im Alter beeinträchtigen und zu einem unschönen Wuchsbild führen kann.

Die Korrektur sollte so früh wie möglich erfolgen. Wähle den geraderen und kräftigeren der beiden Triebe als neuen Leittrieb aus und entferne den zweiten, konkurrierenden Trieb vollständig an seiner Basis. Der Schnitt sollte sauber und direkt am Hauptstamm angesetzt werden. Je jünger die Triebe sind, desto kleiner ist die Schnittwunde und desto schneller heilt sie. In manchen Fällen kann es ausreichen, den Konkurrenztrieb nur einzukürzen, um seine Wuchskraft zu bremsen und dem gewählten Leittrieb einen Vorsprung zu verschaffen.

Ein weiterer Anlass für einen Korrekturschnitt können steil aufrecht wachsende oder überkreuzende Äste sein. Steil wachsende Äste, die in einem sehr spitzen Winkel zum Stamm stehen, haben oft eine instabile Anbindung (sogenannte Druckzwiesel) und neigen dazu, bei Sturm oder Schneelast auszubrechen. Solche Äste sollten frühzeitig entfernt oder eingekürzt werden. Äste, die nach innen wachsen oder an anderen Ästen reiben, sollten ebenfalls entfernt werden, da die Reibung die Rinde verletzt und Krankheiten begünstigen kann.

Ziel dieser frühen Korrekturschnitte ist es, dem Baum zu helfen, eine starke, stabile und ästhetisch ansprechende Grundstruktur für sein weiteres Leben aufzubauen. Es geht nicht darum, den Baum in eine unnatürliche Form zu zwingen, sondern darum, seine natürliche Wuchsform zu unterstützen und potenzielle zukünftige Probleme zu vermeiden. Diese Eingriffe sollten mit Bedacht und nur bei eindeutigem Bedarf erfolgen. Ein gesunder, gut gewachsener junger Baum benötigt oft überhaupt keinen Schnitt.

Erhaltungsschnitt bei älteren bäumen

Bei ausgewachsenen, etablierten Douglasien beschränkt sich der Schnitt in der Regel auf reine Erhaltungs- und Sicherheitsmaßnahmen. Die wichtigste Maßnahme ist das regelmäßige Entfernen von Totholz. Abgestorbene Äste sind nicht nur unschön, sondern stellen auch eine Gefahr dar, da sie jederzeit abbrechen und herunterfallen können. Zudem können sie von holzzersetzenden Pilzen besiedelt werden, die von dort aus auf den gesunden Teil des Baumes übergreifen könnten.

Entferne tote oder absterbende Äste direkt am Astring. Der Astring ist die wulstige Verdickung am Übergang des Astes zum Stamm. Dieser Bereich enthält spezielles Gewebe, das für eine schnelle Wundheilung und Abschottung sorgt. Schneide niemals bündig am Stamm ab, da dies den Astring verletzt und eine große, schlecht heilende Wunde hinterlässt. Lasse aber auch keinen langen Stummel (einen sogenannten „Kleiderhaken“) stehen, da dieser abstirbt und als Eintrittspforte für Fäulnis dient.

Manchmal kann es notwendig sein, untere Äste an einem älteren Baum zu entfernen, um das sogenannte Lichtraumprofil über einem Weg oder einer Terrasse freizuhalten oder um mehr Licht in den Garten zu lassen. Dieses Aufasten sollte schrittweise und über mehrere Jahre verteilt erfolgen, um den Baum nicht zu stark zu stressen. Entferne pro Jahr nicht mehr als ein oder zwei der untersten Astquirle. Auch hier ist der korrekte Schnitt am Astring entscheidend.

Bei großen, alten Bäumen sollten umfangreichere Schnittmaßnahmen oder das Entfernen dicker Äste immer von einem professionellen Baumpfleger (Arboristen) durchgeführt werden. Sie verfügen über das Wissen, die Erfahrung und die richtige Ausrüstung, um solche Arbeiten sicher und baumschonend auszuführen. Ein unsachgemäßer Schnitt an einem großen Baum kann irreparable Schäden verursachen und die Stabilität des gesamten Baumes gefährden.

Der Formschnitt für spezielle zwecke

Ein regelmäßiger Formschnitt wird bei Douglasien fast ausschließlich dann praktiziert, wenn sie für spezielle Zwecke wie als Hecke oder als Weihnachtsbaum kultiviert werden. Um eine dichte, blickdichte Hecke zu erhalten, müssen die Pflanzen von Anfang an regelmäßig geschnitten werden, um die Verzweigung anzuregen und ein Verkahlen von innen zu verhindern. Der Schnitt sollte ein- bis zweimal im Jahr erfolgen, typischerweise im Frühsommer nach dem ersten Austrieb und bei Bedarf noch einmal im Spätsommer.

Wichtig beim Heckenschnitt ist, dass die Hecke nach oben hin leicht verjüngt wird, also eine Trapezform erhält. Die Basis sollte breiter sein als die Spitze. Dies stellt sicher, dass auch die unteren Bereiche der Hecke genügend Licht bekommen und nicht verkahlen. Wie bereits erwähnt, muss der Schnitt immer im benadelten Bereich erfolgen. Ein radikaler Rückschnitt in das alte Holz ist bei einer Douglasien-Hecke nicht möglich und führt zu dauerhaft kahlen Löchern.

Bei der Kultur von Douglasien als Weihnachtsbäume ist ebenfalls ein jährlicher Formschnitt notwendig, um die gewünschte dichte und perfekt kegelförmige Gestalt zu erzielen. Hierbei werden vor allem die seitlichen Triebe eingekürzt, um eine kompaktere Form zu erreichen, und der Leittrieb wird bei Bedarf gestutzt, um den Abstand zwischen den einzelnen Astquirlen zu regulieren. Dies ist eine spezielle Technik, die viel Erfahrung erfordert, um ein harmonisches Gesamtbild zu erzeugen.

Im Hausgarten ist die Verwendung der Douglasie als Formgehölz eher unüblich und nicht zu empfehlen. Ihre natürliche Schönheit entfaltet sie am besten, wenn sie sich frei und ungeschnitten entwickeln kann. Wenn du ein geformtes Nadelgehölz für deinen Garten suchst, sind andere Arten wie Eiben oder Thujen, die einen starken Rückschnitt wesentlich besser vertragen, die geeignetere Wahl.

Was man unbedingt vermeiden sollte

Der größte Fehler beim Schnitt einer Douglasie ist das Kappen der Spitze, das sogenannte „Toppen“. Viele Menschen greifen zu dieser drastischen Maßnahme, wenn ihnen der Baum zu hoch wird. Dies zerstört jedoch die natürliche Wuchsform unwiederbringlich. Der Baum reagiert auf das Kappen des Leittriebs mit dem Austrieb zahlreicher neuer, steil nach oben wachsender Triebe direkt unterhalb der Schnittstelle. Anstelle einer eleganten Spitze entsteht ein besenartiger, unansehnlicher Wuchs, der zudem statisch instabil ist.

Diese neuen Triebe haben keine so stabile Anbindung an den Stamm wie der ursprüngliche Leittrieb und neigen dazu, bei Wind oder Schnee auszubrechen. Zudem stellt die große Schnittfläche an der Spitze eine offene Wunde dar, die nur schlecht heilt und ein Einfallstor für Fäulniserreger ist. Wenn ein Baum wirklich zu groß geworden ist, ist die einzige fachgerechte Lösung eine professionelle Kroneneinkürzung durch einen Arboristen oder im Extremfall die Fällung, aber niemals das simple Kappen der Spitze.

Vermeide ebenfalls einen zu starken Rückschnitt auf einmal. Als Faustregel gilt, dass niemals mehr als 20-25 % der lebenden Kronenmasse in einem einzigen Jahr entfernt werden sollte. Ein zu starker Schnitt versetzt den Baum in einen Schockzustand, entzieht ihm einen Großteil seiner produktiven, fotosynthetisch aktiven Fläche und kann zu einem Panikaustrieb von sogenannten Wasserreisern führen. Diese dünnen, schnell wachsenden Triebe haben oft eine schlechte Anbindung und stören die Struktur des Baumes.

Verzichte auf die Verwendung von Wundverschlussmitteln. Früher wurde oft empfohlen, größere Schnittwunden mit Baumwachs oder anderen Mitteln zu versiegeln. Die moderne Baumpflege hat jedoch gezeigt, dass dies eher schädlich ist. Unter der Versiegelung kann sich Feuchtigkeit sammeln, was ein ideales Klima für Pilze schafft. Ein gesunder Baum ist in der Lage, eine saubere Schnittwunde selbst abzuschotten und zu überwallen. Die beste Wundversorgung ist ein präziser, sauberer Schnitt an der richtigen Stelle.

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