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Pflanzung und vermehrung der madonnenlilie

Linden · 30.05.2025.

Die erfolgreiche Etablierung und Vermehrung der Madonnenlilie im eigenen Garten ist ein lohnendes Unterfangen, das mit einer unvergleichlichen Blütenpracht belohnt wird. Dieser Prozess beginnt mit dem Verständnis für den richtigen Zeitpunkt und die korrekte Technik der Pflanzung, die sich maßgeblich von anderen Lilienarten unterscheidet und für den Erfolg entscheidend ist. Die Madonnenlilie stellt spezifische Anforderungen an ihre Umgebung, die bereits bei der Pflanzung berücksichtigt werden müssen, um ihr ein gesundes Anwachsen und eine langanhaltende Präsenz im Beet zu ermöglichen. Darüber hinaus bieten verschiedene Vermehrungsmethoden die Möglichkeit, den Bestand dieser edlen Pflanze zu erweitern und ihre Schönheit im Garten zu vervielfachen. Die genaue Befolgung der nachfolgenden Anleitungen sichert nicht nur das Überleben der Zwiebel, sondern legt den Grundstein für viele Jahre voller Freude an ihren strahlend weißen, duftenden Blüten.

Der ideale pflanzzeitpunkt

Der richtige Zeitpunkt für die Pflanzung der Madonnenlilie ist von entscheidender Bedeutung und weicht von den üblichen Pflanzzeiten für die meisten anderen Zwiebelblumen ab. Die optimale Pflanzzeit liegt im Spätsommer, typischerweise von Mitte August bis spätestens Ende September. In dieser Phase befindet sich die Pflanze in einer kurzen natürlichen Ruheperiode nach der Blüte und vor der Bildung der wintergrünen Blattrosette. Eine Pflanzung zu diesem Zeitpunkt gibt der Zwiebel genügend Zeit, vor dem Einsetzen des Winters fest im Boden einzuwurzeln und sich zu etablieren.

Eine Pflanzung im Frühjahr, wie sie bei vielen anderen Lilien praktiziert wird, ist für die Madonnenlilie absolut nicht zu empfehlen und führt in den meisten Fällen nicht zum Erfolg. Die Zwiebel benötigt die kalte Periode des Winters, um ihren Blühzyklus zu durchlaufen, und eine Frühjahrspflanzung stört diesen Rhythmus empfindlich. Zudem würde die bereits im Herbst angelegte Blattrosette fehlen, die für die frühe Energieversorgung im Frühling unerlässlich ist. Daher sollte man stets Zwiebeln aus vertrauenswürdigen Quellen beziehen, die diese zum korrekten Zeitpunkt im Spätsommer anbieten.

Die Wahl des Pflanztages sollte ebenfalls mit Bedacht erfolgen. Es ist ratsam, einen trockenen, bewölkten Tag für die Pflanzung zu wählen, um die empfindlichen Zwiebeln vor starker Sonneneinstrahlung und Austrocknung zu schützen. Da die Zwiebeln der Madonnenlilie keine schützende Außenschale besitzen, sind sie besonders anfällig. Sie sollten nach dem Kauf umgehend gepflanzt werden; eine längere Lagerung an der Luft kann zu irreparablen Schäden führen und die Anwachsrate erheblich reduzieren.

Sollte eine Umpflanzung oder Teilung einer bestehenden Pflanze notwendig sein, weil sie zu dicht gewachsen ist oder die Blühleistung nachlässt, gilt ebenfalls der Spätsommer als einzig richtiger Zeitpunkt. Die Pflanze wird vorsichtig ausgegraben, die Tochterzwiebeln werden behutsam abgetrennt und alle Zwiebeln werden sofort an ihrem neuen, gut vorbereiteten Standort wieder eingepflanzt. Dies minimiert den Stress für die Pflanze und maximiert die Chancen auf eine erfolgreiche Etablierung und eine Blüte im folgenden Jahr.

Die richtige pflanztechnik

Die Pflanztechnik für die Madonnenlilie ist einzigartig und ein Schlüsselfaktor für ihr Gedeihen. Der wichtigste Aspekt ist die Pflanztiefe, die extrem flach sein muss. Anders als bei den meisten Lilien, die tief in die Erde gesetzt werden, wird die Zwiebel der Madonnenlilie so gepflanzt, dass ihre Spitze nur von einer etwa zwei bis drei Zentimeter dicken Erdschicht bedeckt ist. Diese oberflächennahe Pflanzung ist essenziell, da die Zwiebel die Wärme des Sommers benötigt, um die Blüten für das nächste Jahr zu induzieren.

Vor dem Einsetzen der Zwiebel muss der Boden sorgfältig vorbereitet werden, um optimale Bedingungen zu schaffen. Der Standort sollte sonnig sein und der Boden exzellent durchlässig, humusreich und leicht alkalisch. Es empfiehlt sich, das Pflanzloch großzügig auszuheben und den Boden mit reifem Kompost und grobem Sand zu verbessern, um die Struktur zu lockern. Am Boden des Pflanzlochs sollte eine Drainageschicht aus Kies oder Schotter eingebracht werden, um jegliche Form von Staunässe an der Zwiebelbasis zu verhindern.

Beim Einsetzen der Zwiebel in das vorbereitete Pflanzloch ist es eine bewährte Methode, sie auf ein kleines Bett aus grobem Sand zu setzen. Dies schafft eine zusätzliche Schutzschicht gegen Fäulnis, da Wasser direkt von der empfindlichen Zwiebelbasis abgeleitet wird. Nachdem die Zwiebel platziert wurde, wird das Loch vorsichtig mit der vorbereiteten Erde aufgefüllt, sodass die Zwiebelspitze wie erwähnt nur knapp bedeckt ist. Die Erde wird anschließend leicht angedrückt, um einen guten Bodenkontakt herzustellen.

Nach der Pflanzung ist eine einmalige, aber durchdringende Wässerung erforderlich, um die Erde um die Zwiebel herum zu setzen und die Wurzelbildung anzuregen. Danach sollte nur noch sparsam gegossen werden, bis die Blattrosette im Herbst erscheint. Ein Pflanzabstand von etwa 20 bis 30 Zentimetern zwischen den einzelnen Zwiebeln ist ideal. Dieser Abstand gewährleistet eine ausreichende Luftzirkulation zwischen den späteren Pflanzen und gibt ihnen genügend Raum, um sich über mehrere Jahre hinweg ungestört zu entwickeln.

Vermehrung durch zwiebelschuppen

Eine sehr effektive und professionelle Methode zur Vermehrung der Madonnenlilie ist die Vermehrung durch Zwiebelschuppen. Diese Technik ermöglicht es, aus einer einzigen Mutterzwiebel eine große Anzahl neuer Pflanzen zu gewinnen. Der beste Zeitpunkt für die Entnahme der Schuppen ist ebenfalls der Spätsommer, direkt nach der Blütezeit, wenn die Zwiebel ihre meiste Energie gespeichert hat. Zu diesem Zweck wird eine gesunde, große Mutterzwiebel vorsichtig ausgegraben und von anhaftender Erde gereinigt.

Für die Vermehrung werden die äußeren, fleischigen Schuppen vorsichtig von der Zwiebelbasis abgebrochen. Es ist wichtig, dies behutsam zu tun, um die Schuppen nicht zu verletzen und ein Stück des Zwiebelbodens an jeder Schuppe zu erhalten, da sich hier die neuen Zwiebeln bilden. Man sollte nur etwa ein Drittel der äußeren Schuppen entfernen, damit die Mutterzwiebel genügend Kraft behält, um selbst wieder anzuwachsen. Die Mutterzwiebel kann danach sofort wieder an ihren alten Platz gepflanzt werden, wo sie sich in der Regel problemlos erholt.

Die abgetrennten Zwiebelschuppen werden anschließend vorbereitet, um die Bildung von kleinen Tochterzwiebeln, den sogenannten Bulbillen, zu fördern. Sie werden zunächst mit einem Fungizid behandelt, um Fäulnis vorzubeugen. Danach werden die Schuppen in einen Plastikbeutel mit einem leicht feuchten Substrat, wie einer Mischung aus Vermiculit und Perlit, gegeben. Der Beutel wird verschlossen und für etwa sechs bis acht Wochen an einem warmen, dunklen Ort bei etwa 20-23 Grad Celsius gelagert.

Während dieser Zeit bilden sich an der Basis jeder Schuppe eine oder mehrere winzige neue Zwiebeln. Sobald diese kleinen Zwiebeln Wurzeln gebildet haben, können sie vorsichtig von der Schuppe getrennt und in Töpfe mit Anzuchterde gepflanzt werden. Die Töpfe sollten an einem geschützten, hellen Ort überwintern, beispielsweise in einem Kalthaus oder Frühbeet. Im nächsten Frühjahr entwickeln sich die ersten Blätter, und nach etwa zwei bis drei Jahren Pflege sind die jungen Pflanzen kräftig genug, um in den Garten ausgepflanzt zu werden und schließlich selbst zu blühen.

Vermehrung durch brutzwiebeln

Die Vermehrung durch Brutzwiebeln ist eine weitere, sehr natürliche Methode, um den Bestand an Madonnenlilien im Garten zu vergrößern. Brutzwiebeln sind kleine Tochterzwiebeln, die sich im Laufe der Zeit direkt an der Seite der Haupt- oder Mutterzwiebel bilden. Wenn eine etablierte Madonnenlilie nach einigen Jahren beginnt, in ihrer Blühleistung nachzulassen, ist dies oft ein Indikator dafür, dass der Horst zu dicht geworden ist und eine Teilung ansteht. Diese Teilung ist die perfekte Gelegenheit, um die Brutzwiebeln für die Vermehrung zu gewinnen.

Der optimale Zeitpunkt für diese Arbeit ist, wie bei der Pflanzung, die Ruhephase im Spätsommer, von August bis September. Der gesamte Horst wird mit einer Grabegabel vorsichtig aus dem Boden gehoben, wobei darauf geachtet werden muss, die Zwiebeln und Wurzeln so wenig wie möglich zu beschädigen. Nachdem der Erdballen vorsichtig abgeschüttelt wurde, werden die Brutzwiebeln sichtbar, die sich um die Mutterzwiebel gruppiert haben. Diese können nun behutsam von Hand abgetrennt werden.

Bei der Auswahl der Brutzwiebeln für die Weiterkultivierung sollte man darauf achten, nur gesunde und feste Exemplare zu verwenden. Sehr kleine oder beschädigte Zwiebeln haben eine geringere Chance, erfolgreich anzuwachsen. Die abgetrennten Brutzwiebeln sollten so schnell wie möglich wieder gepflanzt werden, um ein Austrocknen zu verhindern. Sie können entweder direkt an einen neuen, gut vorbereiteten Standort im Garten oder zur weiteren Aufzucht in Töpfe gepflanzt werden.

Die Pflanztiefe für die Brutzwiebeln richtet sich nach ihrer Größe, wobei auch hier die Regel der flachen Pflanzung gilt: Sie sollten nur leicht mit Erde bedeckt sein. An ihrem neuen Standort benötigen die jungen Zwiebeln in der Regel zwei bis drei Jahre, bis sie eine blühfähige Größe erreicht haben. Diese Methode ist zwar etwas langsamer als die Vermehrung durch Schuppen, aber sie ist sehr einfach durchzuführen und eine hervorragende Möglichkeit, die Vitalität älterer Pflanzenbestände zu erneuern und gleichzeitig neue zu schaffen.

Aussaat von samen

Die Vermehrung der Madonnenlilie aus Samen ist die anspruchsvollste und langwierigste Methode, die jedoch für Züchter oder ambitionierte Gärtner von großem Interesse sein kann. Sie ermöglicht die Erzeugung einer großen Anzahl von Pflanzen und bietet die Möglichkeit genetischer Vielfalt, was zur Selektion besonders kräftiger oder schöner Exemplare führen kann. Die Samen werden nach der Blüte aus den reifen Samenkapseln geerntet, sobald diese beginnen, sich braun zu färben und aufzuplatzen. Es ist wichtig, die Kapseln rechtzeitig zu ernten, bevor die Samen vom Wind verstreut werden.

Die Aussaat der Madonnenlilie erfolgt typischerweise im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr in Saatkisten oder Töpfen mit einer gut durchlässigen Aussaaterde. Die Samen der Madonnenlilie sind sogenannte hypogäische Kaltkeimer, was bedeutet, dass sie einen speziellen Keimprozess durchlaufen. Nach der Aussaat bilden sie bei moderaten Temperaturen zunächst eine kleine Zwiebel unter der Erde, ohne dass ein Keimblatt an der Oberfläche erscheint. Erst nach einer anschließenden Kälteperiode von mehreren Wochen treibt das erste richtige Blatt aus.

Um diesen Prozess zu simulieren, werden die Aussaatgefäße nach der Aussaat für einige Wochen warm (ca. 18-20°C) und leicht feucht gehalten, damit sich die unterirdische Zwiebel bilden kann. Anschließend benötigen sie eine Kaltphase (Stratifikation) bei Temperaturen um 2-5°C für etwa sechs bis acht Wochen, beispielsweise im Kühlschrank oder in einem kalten Frühbeet. Nach dieser Kältebehandlung werden die Gefäße wieder wärmer und hell aufgestellt, woraufhin die oberirdische Keimung mit dem Erscheinen des ersten Blattes beginnt.

Von der Aussaat bis zur ersten Blüte ist Geduld gefragt, denn es dauert in der Regel vier bis sechs Jahre, bis die aus Samen gezogenen Pflanzen eine blühfähige Größe erreicht haben. Während dieser Zeit müssen die jungen Zwiebeln sorgfältig pikiert, umgetopft und gepflegt werden, bis sie kräftig genug für die Auspflanzung ins Freiland sind. Trotz des hohen Aufwands ist die generative Vermehrung eine faszinierende Möglichkeit, die genetische Basis zu erweitern und die wunderbare Madonnenlilie in ihrer ganzen Vielfalt zu erleben.

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