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Krankheiten und Schädlinge der Elsbeere

Daria · 27.03.2025.

Die Elsbeere gilt als eine der robustesten und widerstandsfähigsten heimischen Baumarten, die im Vergleich zu vielen überzüchteten Kulturobstsorten eine bemerkenswerte Gesundheit aufweist. Dennoch ist auch sie nicht gänzlich immun gegen Krankheiten und Schädlingsbefall, insbesondere wenn die Standort- und Pflegebedingungen nicht optimal sind. Ein fundiertes Wissen über die potenziellen Bedrohungen, ihre Symptome und vor allem über vorbeugende Maßnahmen ist für jeden Gärtner unerlässlich. Ein integrierter Pflanzenschutz, der auf die Stärkung des Baumes und die Förderung von Nützlingen setzt, ist dabei weitaus nachhaltiger und effektiver als der reaktive Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Die Früherkennung von Problemen ermöglicht ein schnelles und gezieltes Eingreifen, um die Vitalität dieses wertvollen Gehölzes langfristig zu sichern.

Vorbeugende Maßnahmen zur Pflanzenstärkung

Die wirksamste Strategie gegen Krankheiten und Schädlinge ist die Prävention. Ein gesunder, vitaler Baum, der an einem optimalen Standort wächst, verfügt über starke Abwehrmechanismen und kann einen Befall oft ohne menschliches Eingreifen überwinden. Die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist daher die sorgfältige Auswahl eines sonnigen, luftigen Standortes mit einem tiefgründigen, kalkhaltigen und gut durchlässigen Boden. Staunässe, Lichtmangel und Bodenverdichtung sind die größten Stressfaktoren, die die Elsbeere schwächen und anfällig machen.

Eine ausgewogene Ernährung ohne Überdüngung, insbesondere mit Stickstoff, ist ebenfalls entscheidend. Weiches, mastiges Gewebe, das durch zu viel Stickstoff entsteht, ist ein leichtes Ziel für saugende Insekten und Pilzkrankheiten. Eine organische Düngung mit reifem Kompost im Frühjahr fördert ein stabiles Wachstum und ein gesundes Bodenleben, was die Widerstandsfähigkeit des Baumes von der Wurzel an stärkt. Regelmäßige Gaben von Pflanzenstärkungsmitteln wie Ackerschachtelhalm- oder Brennnesselbrühe können das pflanzeneigene Immunsystem zusätzlich unterstützen.

Ein fachgerechter Schnitt trägt maßgeblich zur Pflanzengesundheit bei. Durch das Entfernen von totem, krankem oder sich kreuzendem Holz wird die Krone ausgelichtet. Dies verbessert die Luftzirkulation, sodass die Blätter nach einem Regen schneller abtrocknen, was die Bedingungen für die Ausbreitung von Pilzkrankheiten erheblich verschlechtert. Sauberes und scharfes Werkzeug ist dabei unerlässlich, um glatte Wunden zu erzeugen, die schnell verheilen, und um die Übertragung von Krankheitserregern von einem Baum zum anderen zu vermeiden.

Die Förderung von Nützlingen im Garten ist ein weiterer Eckpfeiler des integrierten Pflanzenschutzes. Hecken aus heimischen Sträuchern, Blühstreifen, Steinhaufen oder Insektenhotels bieten Lebensraum und Nahrung für natürliche Gegenspieler von Schädlingen wie Marienkäfer, Florfliegen, Schlupfwespen und Vögel. Ein artenreicher Garten schafft ein ökologisches Gleichgewicht, in dem sich Schädlinge nur selten zu einer Plage entwickeln können. Der Verzicht auf breit wirkende chemische Insektizide ist dabei selbstverständlich, um diese wertvollen Helfer zu schützen.

Bakterielle Erkrankungen: Die Gefahr des Feuerbrands

Die wohl gefährlichste Krankheit, die die Elsbeere wie auch andere Kernobstarten befallen kann, ist der Feuerbrand, verursacht durch das Bakterium Erwinia amylovora. Obwohl die Elsbeere als weniger anfällig gilt als beispielsweise Birnen oder Weißdorn, ist eine Infektion möglich und führt zu schweren Schäden. Die Bakterien dringen meist über die Blüten oder kleine Verletzungen in die Pflanze ein und breiten sich im Inneren aus. Ein feucht-warmes Klima während der Blütezeit begünstigt die Infektion und schnelle Ausbreitung der Krankheit erheblich.

Die Symptome des Feuerbrands sind sehr charakteristisch und sollten jeden Gärtner alarmieren. Befallene Blüten, Blätter und Triebspitzen welken plötzlich, verfärben sich braun bis schwarz und krümmen sich hakenförmig nach unten. Sie sehen aus wie von Feuer versengt, bleiben aber oft lange am Baum hängen. Aus den befallenen Stellen kann bei feuchter Witterung ein klebriger, bernsteinfarbener Bakterienschleim austreten, der hochinfektiös ist und durch Insekten, Wind oder Regen weiterverbreitet wird.

Bei einem Verdacht auf Feuerbrand ist schnelles und konsequentes Handeln erforderlich, da die Krankheit meldepflichtig ist und sich rasch ausbreiten kann. Alle befallenen Äste und Triebe müssen umgehend und großzügig bis mindestens 50 cm ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden. Das Schnittwerkzeug muss nach jedem einzelnen Schnitt mit hochprozentigem Alkohol oder einer speziellen Desinfektionslösung desinfiziert werden, um eine Verschleppung der Bakterien auf gesunde Pflanzenteile zu verhindern.

Das abgeschnittene Material darf auf keinen Fall kompostiert werden, da die Bakterien dort überleben können. Es muss sicher entsorgt werden, idealerweise durch Verbrennen oder über den Restmüll in einem geschlossenen Sack. Eine chemische Bekämpfung des Feuerbrands ist im Haus- und Kleingarten nicht möglich und auch nicht zugelassen. Die einzige wirksame Methode ist die radikale Beseitigung der Infektionsherde durch den chirurgischen Schnitt.

Pilzliche Erkrankungen und ihre Kontrolle

Im Vergleich zum Feuerbrand sind pilzliche Erkrankungen an der Elsbeere weniger bedrohlich, können aber das Erscheinungsbild und die Vitalität des Baumes beeinträchtigen. Gelegentlich kann der Apfelschorf (Venturia inaequalis) oder verwandte Pilze auftreten, die zu olivgrünen bis schwärzlichen Flecken auf Blättern und Früchten führen. Bei starkem Befall können die Blätter vorzeitig vergilben und abfallen, was den Baum schwächt. Der Pilz überwintert auf dem Falllaub, weshalb dessen sorgfältige Entfernung im Herbst die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist.

Echter Mehltau ist ein weiterer Pilz, der bei trocken-warmer Witterung auftreten kann. Er bildet einen charakteristischen weißen, mehlartigen Belag auf der Oberseite der Blätter, an jungen Trieben und Blüten. Im Gegensatz zu vielen anderen Pilzen benötigt er keine Blattnässe zur Ausbreitung. Ein luftiger Standort und eine ausgewogene Kaliumversorgung stärken die Zellwände und machen die Blätter widerstandsfähiger. Bei beginnendem Befall können Spritzungen mit Netzschwefel oder Hausmitteln wie einer Milch-Wasser-Mischung (1:9) helfen, die Ausbreitung einzudämmen.

Blattfleckenkrankheiten, verursacht durch verschiedene Pilzarten, können ebenfalls vorkommen. Sie äußern sich durch runde bis eckige, oft von einem dunkleren Rand umgebene Flecken auf den Blättern. Meist handelt es sich um reine Schönheitsfehler, die den Baum nicht ernsthaft gefährden. Auch hier ist die Beseitigung des Falllaubs im Herbst die effektivste Methode, um den Infektionsdruck für das nächste Jahr zu reduzieren. Stärkende Brühen aus Ackerschachtelhalm, die Kieselsäure enthalten, festigen das Blattgewebe und erschweren das Eindringen der Pilze.

Wurzelfäule, verursacht durch Pilze wie Phytophthora, ist keine direkte Krankheit der oberirdischen Teile, aber eine tödliche Gefahr, die durch falsche Standortbedingungen entsteht. Auf schweren, verdichteten und staunassen Böden leiden die Wurzeln unter Sauerstoffmangel und werden anfällig für Fäulniserreger. Die Symptome sind unspezifisch und ähneln denen von Trockenstress: Welke, gelbe Blätter und Kümmerwuchs. Eine Heilung ist kaum möglich, weshalb die Prävention durch eine gute Bodenvorbereitung und die Vermeidung von Staunässe absolut entscheidend ist.

Tierische Schädlinge und Nützlinge

Die Elsbeere wird nur von wenigen tierischen Schädlingen ernsthaft bedroht. Am häufigsten treten Blattläuse an den jungen, saftigen Triebspitzen im Frühjahr auf. Sie saugen den Pflanzensaft, was zu leichten Kräuselungen und Verformungen der Blätter führen kann. In der Regel stellt ein Blattlausbefall aber kein großes Problem dar, da er schnell von einer Vielzahl natürlicher Fressfeinde wie Marienkäfern und deren Larven, Florfliegenlarven, Schwebfliegenlarven und Schlupfwespen entdeckt und reguliert wird. Der Einsatz von Insektiziden würde diese nützlichen Helfer ebenfalls vernichten und sollte daher unterbleiben.

Gelegentlich können die Raupen verschiedener Schmetterlingsarten, wie die des Obstbaumspinners, an den Blättern fressen. Auch hier sind die Schäden meist gering und werden von einem gesunden Baum gut toleriert. Das Absammeln der Raupen von Hand ist bei kleineren Bäumen eine effektive und umweltschonende Methode. Vögel sind ebenfalls wichtige Vertilger von Raupen, weshalb vogelfreundliche Strukturen im Garten, wie Nistkästen und dichte Hecken, indirekt zum Pflanzenschutz beitragen.

Ein potenziell gefährlicherer Schädling ist der Obstbaumsplintkäfer, der geschwächte und gestresste Bäume befällt. Die Käfer und ihre Larven bohren Gänge unter der Rinde und stören so den Saftfluss, was zum Absterben von Ästen oder ganzen Baumteilen führen kann. Erkennbar ist ein Befall an kleinen Bohrlöchern in der Rinde und feinem Bohrmehl. Da der Käfer primär geschwächte Bäume angreift, ist die beste Vorbeugung, den Baum durch optimale Pflege gesund und vital zu halten. Befallene Äste müssen umgehend entfernt und vernichtet werden.

Wühlmäuse können vor allem für junge Elsbeeren eine ernste Gefahr darstellen. Sie fressen die Wurzeln an und können einen jungen Baum innerhalb kurzer Zeit zum Absterben bringen. Ein engmaschiger Drahtkorb, der bei der Pflanzung um den Wurzelballen gelegt wird, bietet einen effektiven mechanischen Schutz. Auch das Aufstellen von Fallen oder der Einsatz von Vergrämungsmitteln kann helfen, die Nager vom Baum fernzuhalten. Regelmäßige Kontrollen der Baumscheibe auf Wühlmausgänge sind besonders in den ersten Jahren ratsam.

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