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Die überwinterung des wilden weins

Daria · 06.07.2025.

Der Wilde Wein ist für seine ausgezeichnete Winterhärte bekannt und gehört zu den robustesten Kletterpflanzen, die in unseren Breitengraden kultiviert werden. Eine ausgewachsene, gut etablierte Pflanze benötigt in der Regel keinerlei Winterschutz und übersteht selbst strenge Frostperioden unbeschadet. Ihre natürliche Anpassungsfähigkeit an kalte Temperaturen macht die Überwinterung im Freiland erfreulich unkompliziert. Dennoch gibt es Situationen, insbesondere bei jungen Pflanzen oder bei der Haltung im Kübel, in denen einige unterstützende Maßnahmen sinnvoll sind, um die Pflanze sicher durch die kalte Jahreszeit zu bringen und ihr einen optimalen Start ins nächste Frühjahr zu ermöglichen.

Die Vorbereitung auf den Winter beginnt für den Wilden Wein bereits im Spätsommer. Ab August verlangsamt die Pflanze ihr Wachstum und beginnt, ihre Triebe verholzen zu lassen. Dieser Prozess ist entscheidend für die Ausbildung der Winterhärte. Um die Pflanze dabei zu unterstützen, solltest du ab diesem Zeitpunkt auf jegliche Düngung, insbesondere mit Stickstoff, verzichten. Eine späte Düngung würde die Bildung neuer, weicher Triebe fördern, die nicht mehr rechtzeitig vor dem Winter ausreifen könnten und unweigerlich erfrieren würden, was die Pflanze unnötig Energie kostet.

Im Herbst entfaltet der Wilde Wein sein berühmtes Farbenspiel. Die Blätter verfärben sich von Grün zu leuchtenden Rot-, Orange- und Gelbtönen, bevor sie schließlich abfallen. Dieser Laubfall ist ein natürlicher Schutzmechanismus der Pflanze. Ohne Blätter wird die Verdunstungsoberfläche drastisch reduziert, wodurch die Gefahr des Austrocknens im Winter, insbesondere bei gefrorenem Boden, minimiert wird. Die Pflanze zieht alle wertvollen Nährstoffe aus den Blättern zurück in die Triebe und Wurzeln, um sie als Energiereserve für den Neuaustrieb im Frühjahr zu speichern.

Sobald das Laub abgefallen ist, präsentiert sich das eindrucksvolle Geflecht der verholzten Triebe an der Fassade. Dies ist ein guter Zeitpunkt für eine Inspektion. Du kannst nun abgestorbene oder beschädigte Triebe entfernen. Das herabgefallene Laub sollte vom Boden aufgesammelt werden, besonders wenn die Pflanze im Sommer Anzeichen von Pilzkrankheiten wie Mehltau gezeigt hat. Pilzsporen können auf dem alten Laub überwintern und im nächsten Frühjahr eine Neuinfektion verursachen. Die Entsorgung des Laubs ist somit eine wichtige Maßnahme der Pflanzenhygiene.

Für eine gesunde, im Gartenboden fest verwurzelte Pflanze sind dies bereits alle notwendigen Vorbereitungen. Sie tritt nun in ihre wohlverdiente Winterruhe ein und benötigt bis zum Frühling keine weitere Aufmerksamkeit. Ihr tief reichendes Wurzelsystem ist im Erdreich gut vor den stärksten Frösten geschützt, und die verholzten Triebe sind von Natur aus unempfindlich gegenüber kalten Temperaturen. Du kannst dich also entspannt zurücklehnen und dich auf den kräftigen Austrieb im nächsten Jahr freuen.

Winterschutz für junge pflanzen

Junge Pflanzen, die erst im laufenden Jahr oder im Vorjahr gepflanzt wurden, sind etwas frostempfindlicher als ihre älteren Artgenossen. Ihr Wurzelsystem ist noch nicht so tief und weit verzweigt, sodass die oberflächennahen Wurzeln bei starkem Frost ohne schützende Schneedecke (Kahlfrost) Schaden nehmen können. Ein einfacher Winterschutz im Wurzelbereich ist daher für junge Exemplare in den ersten ein bis zwei Standjahren eine sehr empfehlenswerte Vorsichtsmaßnahme.

Die effektivste Methode ist das Anhäufeln des Wurzelbereichs mit organischem Material. Nachdem das Laub gefallen ist, schichtest du eine etwa 15 bis 20 Zentimeter hohe Schicht aus Laub, Stroh, Tannenreisig oder grobem Kompost rund um den Stamm der Pflanze. Dieses Material wirkt wie eine isolierende Decke, die den Boden vor dem tiefen Durchfrieren schützt und extreme Temperaturschwankungen abpuffert. Diese Schutzschicht sollte im Frühjahr, nach den letzten starken Frösten, wieder vorsichtig entfernt werden, damit sich der Boden erwärmen kann.

Vermeide es, Plastikfolien oder andere luftundurchlässige Materialien als Winterschutz zu verwenden. Darunter kann sich Schwitzwasser bilden, was in Kombination mit Frost zu Schäden führen und Fäulnisprozesse begünstigen kann. Natürliche, atmungsaktive Materialien sind immer die bessere Wahl. Tannen- oder Fichtenreisig eignet sich besonders gut, da es nicht so schnell zusammensackt und eine gute Luftzirkulation gewährleistet.

Auch wenn die Triebe des Wilden Weins winterhart sind, können junge Pflanzen von einem sehr rauen, austrocknenden Winterwind betroffen sein. Steht eine junge Pflanze an einer sehr windexponierten Stelle, kann ein vorübergehend aufgestellter Windschutz aus Jute oder einem Schattiernetz helfen, die sogenannte Frosttrocknis zu reduzieren. Dies ist jedoch nur in extremen Lagen und bei sehr jungen Pflanzen wirklich notwendig.

Überwinterung von wildem wein im kübel

Die Überwinterung von Wildem Wein in Pflanzkübeln erfordert deutlich mehr Aufmerksamkeit als bei im Freiland ausgepflanzten Exemplaren. Im Kübel ist der gesamte Wurzelballen den kalten Temperaturen ausgesetzt und kann bei starkem Frost vollständig durchfrieren. Dies kann die Wurzeln nachhaltig schädigen und zum Absterben der Pflanze führen. Ein sorgfältiger Winterschutz für das Pflanzgefäß ist daher unerlässlich.

Rücke den Kübel im Spätherbst so nah wie möglich an eine schützende Hauswand. Die vom Haus abgestrahlte Wärme bietet bereits einen gewissen Schutz. Stelle das Gefäß zusätzlich auf eine isolierende Unterlage aus Holz, Styropor oder dicker Pappe, um die Kälteabstrahlung vom gefrorenen Boden zu unterbinden. Dies ist einer der wichtigsten Schritte, um den Wurzelballen vor den kältesten Temperaturen zu schützen.

Umwickle den Kübel anschließend dick mit isolierendem Material. Hierfür eignen sich Jutestoffe, alte Decken, Kokosmatten oder spezielle Vlieshauben für Kübelpflanzen. Auch Luftpolsterfolie kann verwendet werden, sollte aber nicht direkt am Topf anliegen, um eine ausreichende Belüftung zu gewährleisten. Fülle eventuelle Hohlräume zwischen Topf und Umwicklung mit trockenem Laub oder Stroh auf, um die isolierende Wirkung zu verstärken. Die Oberseite des Wurzelballens kann ebenfalls mit einer Schicht Reisig oder Laub abgedeckt werden.

Das größte Risiko für Kübelpflanzen im Winter ist nicht die Kälte allein, sondern das Austrocknen (Frosttrocknis). Auch im Winter verdunstet die Pflanze über ihre Rinde eine geringe Menge Wasser. Wenn der Wurzelballen komplett durchgefroren ist, kann sie kein Wasser nachziehen und vertrocknet langsam. Daher ist es wichtig, den Wilden Wein im Kübel an frostfreien Tagen mäßig zu gießen, gerade so viel, dass das Substrat nicht vollständig austrocknet. Überprüfe die Feuchtigkeit regelmäßig, aber vermeide Staunässe.

Pflegemaßnahmen nach dem winter

Nachdem die Gefahr von strengen Frösten im Frühjahr vorüber ist, ist es an der Zeit, den Winterschutz zu entfernen. Beseitige die Laub- oder Reisigschicht im Wurzelbereich, damit die Frühlingssonne den Boden erwärmen und die Pflanze zum Austrieb anregen kann. Bei Kübelpflanzen entfernst du ebenfalls die isolierende Umwicklung und die Unterlage. Dies ist auch der richtige Zeitpunkt, um zu überprüfen, ob die Pflanze Wasser benötigt.

Der späte Winter oder das zeitige Frühjahr, bevor die Knospen anschwellen, ist der ideale Zeitpunkt für den jährlichen Hauptschnitt. Nun ist das Astgerüst ohne Laub gut sichtbar, und du kannst die Pflanze in Form bringen und ihr Wachstum kontrollieren. Entferne alle im Winter abgestorbenen, beschädigten oder erfrorenen Triebspitzen. Kürze die Seitentriebe auf wenige Augen ein, um eine dichte Verzweigung zu fördern, und schneide alle Triebe zurück, die in unerwünschte Bereiche wachsen.

Sobald der Boden nicht mehr gefroren ist, kannst du die erste Düngergabe des Jahres ausbringen. Eine Schicht reifen Komposts oder einige Hornspäne, die flach in den Boden um die Pflanze eingearbeitet werden, geben dem Wilden Wein die nötige Energie für einen kräftigen Neuaustrieb. Dies versorgt die Pflanze mit wichtigen Nährstoffen und fördert ein gesundes und üppiges Wachstum während der kommenden Saison.

Beobachte den Austrieb deiner Pflanze genau. Der Wilde Wein treibt im Vergleich zu anderen Pflanzen oft etwas später aus, also sei nicht beunruhigt, wenn sich im April noch nicht viel tut. Sobald die Temperaturen steigen, wirst du sehen, wie die Knospen anschwellen und die ersten zarten Blätter erscheinen. Ein kräftiger Austrieb ist das beste Zeichen dafür, dass dein Wilder Wein den Winter gut überstanden hat und bereit für ein neues Jahr voller Wachstum und Farbenpracht ist.

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