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Die überwinterung des rosmarins

Linden · 16.06.2025.

Die erfolgreiche Überwinterung von Rosmarin stellt für viele Gärtner in kühleren Klimazonen eine besondere Herausforderung dar, denn die mediterrane Herkunft dieser Pflanze macht sie nur bedingt winterhart. Während einige moderne Züchtungen eine verbesserte Frosttoleranz aufweisen, benötigen die meisten Sorten einen gezielten Schutz, um die kalte und feuchte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen. Die richtige Vorbereitung im Herbst und die Wahl der passenden Überwinterungsmethode sind entscheidend dafür, ob du dich auch im nächsten Frühjahr wieder an deiner aromatischen Pflanze erfreuen kannst. Eine pauschale Antwort gibt es nicht; die Strategie hängt von der Sorte, dem Klima und der Haltungsform ab.

Die Winterhärte von Rosmarin ist stark sortenabhängig und wird oft in den Pflanzenbeschreibungen angegeben. Generell gilt, dass ältere, gut etablierte und verholzte Pflanzen deutlich mehr Frost vertragen als junge, frisch gepflanzte Exemplare. Die größte Gefahr im Winter geht jedoch oft nicht von der reinen Kälte aus, sondern von der Kombination aus Frost, Wintersonne und austrocknenden Winden. Gefrorener Boden verhindert die Wasseraufnahme durch die Wurzeln, während die immergrünen Nadeln bei Sonnenschein weiterhin Wasser verdunsten, was zur sogenannten Frosttrocknis führt.

Die Vorbereitung auf den Winter beginnt bereits im Spätsommer. Ab Ende August solltest du die Düngung vollständig einstellen, um die Pflanze nicht zur Bildung neuer, weicher Triebe anzuregen. Diese Triebe hätten keine Zeit mehr, bis zum Winter auszureifen und würden den ersten Frösten schutzlos zum Opfer fallen. Ein letzter, leichter Formschnitt kann ebenfalls im Spätsommer erfolgen, aber vermeide radikale Rückschnitte im Herbst, da diese die Pflanze schwächen.

Es ist entscheidend, zwischen Rosmarin, der im Freiland ausgepflanzt ist, und Rosmarin in Topf- oder Kübelkultur zu unterscheiden. Pflanzen im Topf sind dem Frost wesentlich stärker ausgesetzt, da der gesamte Wurzelballen durchfrieren kann, was meist tödlich für die Pflanze ist. Ausgepflanzter Rosmarin profitiert hingegen von der isolierenden Wirkung des umgebenden Erdreichs. Daher erfordern diese beiden Haltungsformen unterschiedliche Überwinterungsstrategien.

Die winterhärte von rosmarin verstehen: sortenunterschiede

Nicht jeder Rosmarin ist gleich, wenn es um die Toleranz gegenüber kalten Temperaturen geht. Die ursprünglichen mediterranen Formen sind oft sehr empfindlich und überstehen in unseren Breiten den Winter nur in sehr milden Regionen wie Weinbaugebieten ungeschützt. Viele im Handel erhältliche Pflanzen sind nicht ausreichend winterhart für eine dauerhafte Freilandkultur in kälteren Lagen und müssen daher als Kübelpflanzen gehalten und frostfrei überwintert werden.

In den letzten Jahren wurden jedoch gezielt winterhärtere Sorten gezüchtet, die auch in raueren Klimazonen eine gute Chance haben, im Freiland zu überleben. Zu den bekanntesten winterharten Sorten gehören ‚Arp‘, ‚Hill Hardy‘ und ‚Blue Winter‘. Diese Sorten können Temperaturen von bis zu -15°C oder sogar -20°C überstehen, vorausgesetzt, der Standort ist geschützt und der Boden perfekt drainiert. Beim Kauf solltest du dich also gezielt nach der Winterhärte der jeweiligen Sorte erkundigen.

Trotz der verbesserten genetischen Frosttoleranz dieser Sorten ist ein Winterschutz auch bei ihnen in den meisten Regionen ratsam. Die angegebene Winterhärte bezieht sich immer auf eine etablierte Pflanze unter optimalen Bedingungen. Junge Pflanzen, Kahlfröste ohne schützende Schneedecke oder ein nasser Standort können auch den härtesten Sorten zusetzen. Ein zusätzlicher Schutz bietet daher eine wichtige Versicherung für das Überleben der Pflanze.

Unabhängig von der Sorte ist ein gut drainierter Boden die absolute Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Überwinterung im Freien. Winternässe in Verbindung mit Frost ist für die Wurzeln weitaus gefährlicher als trockene Kälte. Schwere, lehmige Böden, die im Winter lange feucht bleiben, führen fast unweigerlich zum Absterben der Pflanze durch Wurzelfäule, selbst wenn die Temperaturen nur moderat sind.

Vorbereitung auf den winter im freiland

Für im Freiland ausgepflanzten Rosmarin, insbesondere für die als winterhart geltenden Sorten, beginnt die Vorbereitung im Herbst. Eine dicke Mulchschicht aus Laub, Stroh oder Reisig, die großzügig um den Wurzelbereich der Pflanze verteilt wird, isoliert den Boden und schützt die Wurzeln vor starkem Frost. Diese Schicht sollte etwa 15 bis 20 Zentimeter hoch sein und erst ausgebracht werden, wenn die ersten leichten Fröste angekündigt sind, um keine Mäuse anzulocken.

Der oberirdische Teil der Pflanze benötigt Schutz vor der Kombination aus Wintersonne und scharfem, austrocknendem Wind. Wenn die Sonne auf die gefrorenen Nadeln scheint, regen sie die Verdunstung an, während die gefrorenen Wurzeln kein Wasser nachliefern können. Um diese Frosttrocknis zu verhindern, sollte die Pflanze mit einem luftdurchlässigen Material wie Vlies, Jute oder Fichtenreisig umhüllt werden. Verwende niemals Plastikfolie, da sich darunter Kondenswasser bildet, das gefrieren und zu Fäulnis führen kann.

Der ideale Standort für einen im Freiland überwinternden Rosmarin ist ein geschützter Platz, beispielsweise an einer nach Süden ausgerichteten Hauswand. Hier profitiert die Pflanze von der abstrahlenden Wärme und ist vor kalten Nord- und Ostwinden geschützt. Ein Vordach kann die Pflanze zusätzlich vor übermäßiger Winternässe von oben bewahren.

An frostfreien, milden Tagen im Winter solltest du nicht vergessen, deine Pflanze sparsam zu gießen, wenn der Boden trocken ist. Dies ist besonders wichtig, um der bereits erwähnten Frosttrocknis vorzubeugen. Der Boden sollte jedoch nur leicht feucht gehalten werden und zwischen den Wassergaben immer wieder gut abtrocknen können. Sobald die Gefahr von starken Frösten im Frühjahr vorüber ist, wird der Winterschutz schrittweise entfernt.

Die richtige überwinterung von topfrosmarin

Rosmarin in Töpfen und Kübeln sollte grundsätzlich frostfrei überwintert werden, da der Wurzelballen im Gefäß dem Frost schutzlos ausgeliefert ist. Der ideale Zeitpunkt für das Einräumen ins Winterquartier ist kurz vor den ersten angekündigten Nachtfrösten, meist im Oktober oder November. Ein zu frühes Einräumen in warme Räume sollte vermieden werden, da dies die Pflanze unnötig stresst.

Das perfekte Winterquartier für Topfrosmarin ist hell und kühl. Optimale Temperaturen liegen zwischen 5 und 10 Grad Celsius. Geeignete Räume sind beispielsweise unbeheizte Wintergärten, kühle Treppenhäuser mit Fenster, helle Garagen oder kühle Schlafzimmer. Je kühler der Standort, desto weniger Licht wird benötigt, aber völlige Dunkelheit ist zu vermeiden. Ein zu warmer Standort, wie ein beheiztes Wohnzimmer, führt oft zu einem vergeilten Wuchs und einem starken Befall mit Schädlingen wie Spinnmilben.

Vor dem Einräumen solltest du die Pflanze gründlich auf Schädlinge und Krankheiten untersuchen, um keine Probleme mit ins Winterquartier zu schleppen. Entferne abgestorbene oder kranke Pflanzenteile. Ein leichter Rückschnitt kann helfen, die Pflanze kompakter zu machen und Platz zu sparen, sollte aber nicht zu radikal ausfallen.

In sehr milden Regionen kann man versuchen, Topfrosmarin auch draußen zu überwintern, was jedoch ein hohes Risiko birgt. Hierfür muss der Topf sehr gut isoliert werden. Stelle den Kübel auf eine Styroporplatte, um die Kälte von unten abzuhalten, und umwickle den Topf dick mit Jute, Vlies oder Luftpolsterfolie. Die Pflanze selbst wird wie eine Freilandpflanze mit Vlies geschützt. Der Topf sollte an eine geschützte Hauswand gerückt und vor Regen geschützt werden.

Pflege während der winterruhe und das auswintern im frühling

Während der Winterruhe im kühlen Quartier reduziert die Pflanze ihren Stoffwechsel auf ein Minimum und benötigt daher nur sehr wenig Pflege. Das Wichtigste ist, die Bewässerung drastisch zu reduzieren. Gieße nur so viel, dass der Wurzelballen nicht vollständig austrocknet. Je nach Größe des Topfes und der Raumtemperatur kann dies bedeuten, dass du nur alle paar Wochen eine kleine Menge Wasser geben musst. Staunässe ist in dieser Phase absolut tödlich.

Kontrolliere die Pflanze im Winterquartier regelmäßig, etwa alle zwei Wochen, auf einen möglichen Schädlingsbefall. Besonders Spinnmilben und Schildläuse können sich in der trockenen Raumluft schnell vermehren. Eine gute Luftzirkulation kann dem vorbeugen; lüfte den Raum an frostfreien Tagen regelmäßig. Bei einem Befall solltest du umgehend mit biologischen Mitteln entgegenwirken.

Das Auswintern im Frühling erfordert etwas Fingerspitzengefühl. Sobald keine starken Fröste mehr zu erwarten sind, in der Regel ab April, kann der Rosmarin wieder nach draußen. Gewöhne die Pflanze jedoch langsam wieder an die veränderten Bedingungen. Stelle sie für die erste Woche an einen halbschattigen, geschützten Platz, um einen Sonnenbrand an den empfindlichen, an das Winterlicht gewöhnten Nadeln zu vermeiden.

Nach dieser Eingewöhnungsphase kann der Rosmarin wieder an seinen endgültigen, vollsonnigen Standort. Dies ist auch der ideale Zeitpunkt für einen kräftigen Rückschnitt, um die Pflanze in Form zu bringen und einen buschigen Neuaustrieb anzuregen. Falls notwendig, kann die Pflanze nun auch in einen größeren Topf mit frischer Kräutererde umgetopft werden. Beginne erst wieder mit einer leichten Düngung, wenn die Pflanze deutlich neues Wachstum zeigt.

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