Die erfolgreiche Überwinterung des Englischen Lavendels ist ein entscheidender Aspekt seiner Pflege, der oft über die Langlebigkeit und die Blütenpracht im folgenden Jahr entscheidet. Obwohl Lavandula x intermedia als relativ robust und winterhart gilt, stammt er aus mediterranen Regionen und ist daher nicht an die extremen Bedingungen mancher mitteleuropäischer Winter angepasst. Besonders die Kombination aus starkem Frost, eisigen Winden und Winternässe kann den Pflanzen zusetzen. Mit der richtigen Vorbereitung und gezielten Schutzmaßnahmen kannst du deinem Lavendel jedoch helfen, die kalte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen und im Frühling wieder kraftvoll auszutreiben. In diesem Artikel erfährst du alles, was du für eine erfolgreiche Überwinterung wissen musst.
Die Winterhärte des Englischen Lavendels kann je nach Sorte variieren, liegt aber im Allgemeinen in einem Bereich, der für die meisten Regionen Mitteleuropas ausreichend ist. Etablierte, gut eingewurzelte Pflanzen können Temperaturen von bis zu -15 °C oder sogar kurzzeitig darunter überstehen, vorausgesetzt, die weiteren Bedingungen sind günstig. Junge, erst im selben Jahr gepflanzte Exemplare sind deutlich empfindlicher, da ihr Wurzelsystem noch nicht so tief und weit entwickelt ist. Für sie ist ein Winterschutz in den ersten ein bis zwei Jahren besonders wichtig.
Die größte Gefahr im Winter ist nicht allein die Kälte, sondern die sogenannte Frosttrocknis. An sonnigen, frostigen Wintertagen erwärmt die Sonne die immergrünen Blätter des Lavendels, was die Verdunstung von Wasser anregt. Gleichzeitig ist der Boden gefroren, sodass die Wurzeln kein Wasser nachliefern können. Die Pflanze vertrocknet also buchstäblich, obwohl genügend Feuchtigkeit im Boden vorhanden wäre. Ein Schutz vor der Wintersonne und austrocknenden Winden ist daher oft wichtiger als ein reiner Kälteschutz.
Ein weiterer kritischer Faktor ist die Winternässe. Dauerhaft nasser Boden in Kombination mit Frost ist für die Wurzeln des Lavendels tödlich. Die Wurzeln faulen, und die Pflanze hat keine Chance, den Winter zu überleben. Aus diesem Grund ist ein exzellent drainierender Boden die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Überwinterung im Freiland. Schwere, zu Staunässe neigende Böden sollten unbedingt vor der Pflanzung verbessert werden, da sich dieses Problem im Winter potenziert.
Der richtige Zeitpunkt für das Anbringen des Winterschutzes ist nach den ersten leichten Frösten, aber bevor die starken Dauerfröste einsetzen. Dies härtet die Pflanze auf natürliche Weise ab. Ein zu früh angebrachter Schutz kann die Pflanze „verweichlichen“ und sogar zu Fäulnis führen, wenn sich darunter Wärme und Feuchtigkeit stauen. Entfernt wird der Schutz im Frühjahr, wenn keine starken Fröste mehr zu erwarten sind, idealerweise an einem bewölkten Tag, um die Pflanze langsam wieder an die volle Sonne zu gewöhnen.
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Vorbereitung im herbst
Die Vorbereitung auf den Winter beginnt bereits im Spätsommer und Herbst. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist der Verzicht auf einen späten Rückschnitt. Der letzte größere Schnitt sollte nach der Blüte im Spätsommer erfolgen, sodass die Pflanze genügend Zeit hat, auszureifen. Ein Schnitt im Spätherbst würde die Pflanze zu neuem Wachstum anregen. Diese jungen Triebe wären zu weich, um den Winter zu überstehen, und würden zurückfrieren, was die gesamte Pflanze schwächen kann. Das belassene Laub und die Triebe dienen zudem als natürlicher Winterschutz für die Pflanze.
Ebenso wichtig ist es, die Düngung rechtzeitig einzustellen. Die letzte Düngergabe sollte spätestens im Juli erfolgen. Eine späte Düngung, insbesondere mit Stickstoff, führt ebenfalls zu einem frostempfindlichen Austrieb. Eine kaliumbetonte Düngung im Frühjahr kann hingegen die Winterhärte fördern, da Kalium die Zellwände stärkt und die Frosttoleranz der Pflanze erhöht. Im Herbst sollte jedoch keinerlei Dünger mehr verabreicht werden.
Bevor der erste Schnee fällt oder starker Frost einsetzt, solltest du den Bereich um deine Lavendelpflanzen herum säubern. Entferne heruntergefallenes Laub von anderen Bäumen und Sträuchern, das sich in den Lavendelbüschen sammelt. Eine dicke, nasse Laubschicht verhindert die Luftzirkulation, fördert Fäulnis am Wurzelhals und kann ein Versteck für Schädlinge und Pilzkrankheiten sein. Ein sauberer Stand sorgt dafür, dass die Pflanze gut abtrocknen kann und reduziert das Krankheitsrisiko.
Überprüfe noch einmal die Drainage um die Pflanzen herum. Lockere den Boden bei Bedarf vorsichtig auf, ohne die Wurzeln zu beschädigen. Stelle sicher, dass Regen- und Schmelzwasser gut ablaufen können und sich keine Pfützen bilden. Bei Pflanzen an einem leichten Hang ist dies meist von Natur aus gegeben. In flachen Beeten kann das Anhäufeln von etwas Erde um die Basis helfen, das Wasser von der Pflanze wegzuleiten.
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Winterschutz für freilandpflanzen
Für im Freiland ausgepflanzten Englischen Lavendel ist in vielen Lagen ein leichter Winterschutz empfehlenswert, insbesondere in rauen Klimazonen mit Kahlfrösten (starker Frost ohne schützende Schneedecke). Eine natürliche Schneedecke ist der beste Winterschutz, da sie isoliert und die Pflanze vor den schärfsten Frösten und Winden schützt. Fehlt diese jedoch, ist ein künstlicher Schutz umso wichtiger.
Eine sehr gute und einfache Methode ist das Abdecken der Pflanzen mit Tannen- oder Fichtenreisig. Die Zweige werden locker über und um die Lavendelbüsche gesteckt. Sie bieten einen effektiven Schutz vor eisigem Wind und der Wintersonne, sind aber gleichzeitig luftdurchlässig, sodass sich keine Feuchtigkeit staut. Zudem halten sie das Gewicht von schwerem Schnee ab und verhindern so, dass die Lavendelzweige brechen oder auseinandergedrückt werden.
Eine Alternative zum Reisig sind spezielle Wintervliese oder Jutegewebe. Diese werden locker über die Pflanzen gelegt und am Boden befestigt, zum Beispiel mit Steinen oder Erdhaken. Es ist extrem wichtig, dass das Material atmungsaktiv ist. Verwende niemals Plastikfolien oder andere luftundurchlässige Materialien, da sich darunter Kondenswasser bildet, das zu Fäulnis und Pilzbefall führt. Der Schutz sollte die Pflanze nicht komplett abdichten, sondern eher wie ein leichter, luftiger Mantel wirken.
In besonders rauen Lagen oder bei sehr wertvollen Sorten kann auch eine Anhäufelung der Basis mit einer Mischung aus Kompost und Sand sinnvoll sein. Diese Schicht schützt den empfindlichen Wurzelhals und die Basis der Pflanze, aus der im Frühjahr der Neuaustrieb erfolgt. Diese Anhäufelung sollte im Frühjahr jedoch rechtzeitig wieder entfernt werden, um die Luftzirkulation zu gewährleisten und Fäulnis zu verhindern.
Überwinterung von kübelpflanzen
Lavendel in Töpfen und Kübeln ist dem Winterfrost wesentlich stärker ausgesetzt als Pflanzen im Freiland. Der Wurzelballen im Topf kann vollständig durchfrieren, was für die Pflanze in den meisten Fällen tödlich ist. Daher erfordert die Überwinterung von Kübelpflanzen besondere Aufmerksamkeit und Maßnahmen. Der ideale Weg ist die Überwinterung in einem kühlen, aber frostfreien und hellen Raum.
Ein unbeheizter Wintergarten, ein helles Treppenhaus, eine kühle Garage mit Fenster oder ein Gewächshaus mit Temperaturen zwischen 5 und 10 °C sind perfekte Winterquartiere. An einem solchen Ort tritt die Pflanze in eine Ruhephase ein, ohne dem schädlichen Dauerfrost ausgesetzt zu sein. Während der Überwinterung im Haus muss die Wasserversorgung drastisch reduziert werden. Gieße nur so viel, dass der Wurzelballen nicht komplett austrocknet. Eine Kontrolle alle paar Wochen ist ausreichend.
Wenn keine Möglichkeit zur frostfreien Überwinterung besteht, musst du den Topf im Freien so gut wie möglich schützen. Rücken den Kübel an eine geschützte Hauswand, idealerweise an der Süd- oder Westseite, wo er vor den kältesten Ostwinden geschützt ist. Stelle den Topf auf eine isolierende Unterlage aus Holz oder Styropor, um die Kälte vom Boden her zu blockieren. Umwickle den Topf selbst mit mehreren Lagen Jute, Luftpolsterfolie oder speziellen Winterschutzmatten, um das Durchfrieren des Wurzelballens zu verlangsamen.
Die Pflanze selbst sollte ebenfalls geschützt werden, ähnlich wie die Freilandexemplare. Decke die Krone mit Tannenreisig oder einem Wintervlies ab, um sie vor Frosttrocknis zu schützen. Auch im Winterquartier im Freien darf der Wurzelballen nicht vollständig austrocknen. Gieße an frostfreien Tagen sparsam, aber ausreichend, um die Grundfeuchtigkeit zu erhalten. Vergiss nicht, dass auch im Winter Wasser durch Verdunstung verloren geht.
