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Die überwinterung des Cambridge-storchschnabels

Linden · 10.09.2025.

Die natürliche winterhärte und ihre grenzen

Der Cambridge-Storchschnabel ist für seine ausgezeichnete Winterhärte bekannt und übersteht in den meisten mitteleuropäischen Klimazonen die kalte Jahreszeit ohne Probleme. Er wird typischerweise in die Winterhärtezone 5 eingestuft, was bedeutet, dass er Temperaturen von bis zu -29 Grad Celsius standhalten kann. Diese bemerkenswerte Robustheit verdankt er seiner Herkunft und der genetischen Ausstattung seiner Elternarten. Diese natürliche Widerstandsfähigkeit macht ihn zu einer sehr verlässlichen und pflegeleichten Staude für Gärten in kühleren Regionen. Dennoch gibt es bestimmte Bedingungen, unter denen selbst diese harte Pflanze an ihre Grenzen stoßen kann.

Die Winterhärte einer Pflanze hängt nicht nur von der reinen Lufttemperatur ab, sondern von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Ein entscheidender Punkt ist die Dauer des Frostes. Kurze Perioden mit tiefen Temperaturen werden in der Regel besser vertragen als wochenlanger Dauerfrost. Besonders gefährlich sind sogenannte Kahlfröste, bei denen tiefe Temperaturen ohne eine schützende Schneedecke auftreten. Der Schnee wirkt wie eine isolierende Decke, die den Wurzelbereich vor dem Durchfrieren und vor Temperaturschwankungen schützt.

Ein weiterer kritischer Faktor ist die Kombination aus Frost und Wintersonne, besonders in Verbindung mit Wind. An sonnigen Wintertagen erwärmt sich das wintergrüne Laub, was die Verdunstung anregt. Wenn der Boden jedoch gefroren ist, können die Wurzeln kein Wasser nachliefern. Dies führt zur sogenannten Frosttrocknis, bei der die Pflanze quasi verdurstet, obwohl sie im gefrorenen Boden steht. Ein windgeschützter Standort kann dieses Risiko erheblich reduzieren.

Auch der Zustand der Pflanze vor dem Wintereinbruch spielt eine große Rolle. Eine gesunde, gut etablierte Pflanze, die nicht durch späte Düngung zu neuem Wachstum angeregt wurde, geht gestärkt in den Winter. Pflanzen, die geschwächt sind durch Krankheiten, Schädlingsbefall oder ungünstige Standortbedingungen wie Staunässe, sind deutlich anfälliger für Winterschäden. Die richtige Pflege während der gesamten Vegetationsperiode ist somit die beste Vorbereitung auf einen harten Winter.

Vorbereitungen im herbst

Um dem Cambridge-Storchschnabel eine optimale Überwinterung zu ermöglichen, sind einige wenige, aber sinnvolle Vorbereitungsmaßnahmen im Herbst zu treffen. Eine der wichtigsten Regeln ist, die Düngung rechtzeitig einzustellen. Ab Ende Juli, spätestens Anfang August, sollte nicht mehr gedüngt werden, insbesondere nicht mit stickstoffreichen Düngern. Dies gibt der Pflanze Zeit, ihre Triebe auszureifen und sich auf die bevorstehende Ruhephase einzustellen, was ihre Frostresistenz maßgeblich erhöht.

Der Rückschnitt im Herbst ist ein Thema, das oft diskutiert wird. Beim wintergrünen Cambridge-Storchschnabel ist ein kompletter Rückschnitt im Herbst nicht zu empfehlen. Das Laub dient als natürlicher Winterschutz für die Wurzelkrone der Pflanze und bietet zudem einen attraktiven Aspekt im winterlichen Garten, oft mit einer schönen rötlichen Herbstfärbung. Entferne lediglich unansehnliche oder kranke Blätter. Der eigentliche Rückschnitt des alten Laubes erfolgt erst im Frühjahr, kurz vor dem neuen Austrieb.

Eine wichtige Maßnahme im Herbst ist das Säubern des Beetes rund um die Pflanze. Entferne abgefallenes Laub von anderen Bäumen und Pflanzen, das sich auf dem Storchschnabel-Teppich sammelt. Eine dicke, nasse Laubschicht kann die Luftzirkulation behindern und Fäulnis an der Pflanzenbasis begünstigen. Eine dünne Schicht trockenen Herbstlaubs zwischen den Pflanzen kann jedoch als zusätzlicher, leichter Winterschutz dienen.

Überprüfe vor dem Winter noch einmal die Bodenverhältnisse. Sorge dafür, dass überschüssiges Wasser gut ablaufen kann und keine Staunässe entsteht. Ein winterlich nasser Standort ist für die Wurzeln weitaus gefährlicher als starker Frost. Bei schweren Böden kann eine leichte Lockerung der Erdoberfläche helfen, die Drainage zu verbessern. Diese einfachen Handgriffe helfen der Pflanze, sicher und gesund durch die kalte Jahreszeit zu kommen.

Winterschutz für besondere situationen

Obwohl der etablierte Cambridge-Storchschnabel im Freiland in der Regel keinen Winterschutz benötigt, gibt es Situationen, in denen zusätzliche Schutzmaßnahmen sinnvoll oder sogar notwendig sind. Dies betrifft vor allem frisch gepflanzte Exemplare. Pflanzen, die erst im Herbst in den Boden gekommen sind, hatten noch nicht genügend Zeit, ein tiefes und kräftiges Wurzelsystem zu entwickeln. Sie sind daher anfälliger für das Hochfrieren bei Frost-Tau-Wechseln und für Frosttrocknis.

Für diese jungen Pflanzen empfiehlt sich ein leichter Winterschutz. Eine Abdeckung mit Tannen- oder Fichtenreisig ist ideal. Das Reisig beschattet die Pflanzen vor der Wintersonne, bricht den Wind und hält eine dünne Schneeschicht fest, ohne die Luftzirkulation komplett zu unterbinden. Eine dicke Schicht Laub ist weniger geeignet, da sie sich mit Feuchtigkeit vollsaugt, verdichtet und Fäulnis fördern kann. Der Schutz sollte erst nach den ersten leichten Frösten aufgebracht und im Frühjahr rechtzeitig wieder entfernt werden, sobald keine starken Fröste mehr zu erwarten sind.

Auch Pflanzen an extremen Standorten, wie in windexponierten Lagen, auf Hügeln oder in sehr kalten Regionen (sogenannten Kaltluftseen), können von einem Winterschutz profitieren. Hier sind die Pflanzen den Witterungseinflüssen stärker ausgesetzt, was das Risiko von Frosttrocknis erhöht. Eine Abdeckung mit Reisig oder einem Winterschutzvlies kann hier entscheidend sein, um Schäden am wintergrünen Laub zu vermeiden.

Eine besondere Situation stellt die Überwinterung des Cambridge-Storchschnabels im Topf oder Kübel dar. In einem Pflanzgefäß ist der Wurzelballen dem Frost von allen Seiten ausgesetzt und friert wesentlich schneller und stärker durch als im Gartenboden. Kübelpflanzen benötigen daher zwingend einen Winterschutz. Rücke den Topf an eine geschützte Hauswand, am besten auf eine isolierende Unterlage aus Holz oder Styropor. Umwickle das Gefäß mit Jute, Vlies oder Luftpolsterfolie, um die Wurzeln vor dem Durchfrieren zu schützen.

Pflege nach dem winter

Nachdem der Winter überstanden ist, sind einige Pflegemaßnahmen erforderlich, um dem Cambridge-Storchschnabel einen guten Start in die neue Saison zu ermöglichen. Der erste Schritt ist das Entfernen des Winterschutzes, falls einer angebracht wurde. Dieser Zeitpunkt ist entscheidend: Entferne den Schutz nicht zu früh, um die Pflanze vor späten Frösten zu bewahren, aber auch nicht zu spät, um einen vorzeitigen Austrieb unter der Abdeckung und die Bildung von Fäulnis zu verhindern. Ein bewölkter Tag ist ideal, um die Pflanze langsam wieder an die volle Sonne zu gewöhnen.

Nun ist der richtige Zeitpunkt für den „Frühjahrsputz“. Schneide alle alten, unansehnlich gewordenen und vom Winter beschädigten Blätter bodennah ab. Verwende hierfür eine scharfe und saubere Gartenschere. Dieser Schnitt schafft nicht nur ein ordentliches Erscheinungsbild, sondern macht auch Platz für die neuen, frischen Triebe, die aus der Basis der Pflanze sprießen. Zudem verbessert er die Luftzirkulation und reduziert das Risiko von Pilzkrankheiten im Frühjahr.

Nach dem Rückschnitt kannst du den Boden um die Pflanze herum vorsichtig lockern und von eventuellem Unkraut befreien. Dies ist auch der ideale Moment für die jährliche Nährstoffgabe. Eine dünne Schicht reifen Komposts, die leicht in die oberste Erdschicht eingearbeitet wird, versorgt die Pflanze mit allen notwendigen Nährstoffen für ein kräftiges Wachstum und eine reiche Blüte.

Kontrolliere die Pflanze nach dem Winter auf eventuelle Schäden. Bei Pflanzen in Kübeln ist es wichtig, die Feuchtigkeit zu überprüfen. Auch wenn es noch kühl ist, kann der Ballen bereits austrocknen, besonders an sonnigen Frühlingstagen. Beginne langsam wieder mit dem Gießen, sobald die Erde angetrocknet ist. Mit diesen Maßnahmen hilfst du deinem Cambridge-Storchschnabel, sich schnell von den Strapazen des Winters zu erholen und sich auf eine neue, prächtige Gartensaison vorzubereiten.

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