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Die überwinterung der waldföhre

Daria · 26.05.2025.

Die Waldföhre ist von Natur aus hervorragend an kalte Winter angepasst und in ihrer Heimatregionen oft extremen Frösten ausgesetzt. Ihre Winterhärte macht sie zu einem robusten und pflegeleichten Gehölz für die kalte Jahreszeit. Dennoch gibt es bestimmte Gefahren wie Frosttrocknis, Schneebruch und die besondere Situation von jungen oder in Kübeln gehaltenen Exemplaren, die gezielte Vorbereitungen und Schutzmaßnahmen erfordern. Ein grundlegendes Verständnis der physiologischen Prozesse während des Winters und der potenziellen Risiken hilft dabei, die Waldföhre sicher und gesund durch die kalte Jahreszeit zu bringen. Dieser Artikel beleuchtet alle relevanten Aspekte der Überwinterung, von den natürlichen Anpassungen bis hin zu konkreten Pflegemaßnahmen im Herbst und Winter.

Natürliche winterhärte und frosttoleranz

Die hohe Frosttoleranz der Waldföhre ist das Ergebnis einer Reihe von physiologischen Anpassungen, die der Baum im Herbst durchläuft. Mit abnehmenden Tageslängen und sinkenden Temperaturen stellt der Baum sein Wachstum ein und leitet den Prozess der Abhärtung ein. Dabei werden im Zellsaft Zucker und andere gelöste Stoffe angereichert, die wie ein natürliches Frostschutzmittel wirken. Sie senken den Gefrierpunkt des Zellsaftes und verhindern so die Bildung von schädlichen Eiskristallen innerhalb der Zellen, die diese zerstören würden.

Ein weiterer wichtiger Mechanismus ist die kontrollierte Verlagerung von Wasser aus den Zellen in die Zellzwischenräume (Interzellularen). Dort kann das Wasser gefrieren, ohne die lebenswichtigen Zellstrukturen zu beschädigen. Dieser Prozess der extrazellulären Eisbildung ermöglicht es dem Baum, Temperaturen von bis zu -40 Grad Celsius und sogar darunter zu überstehen. Die immergrünen Nadeln sind ebenfalls angepasst; ihre dicke Wachsschicht schützt sie nicht nur vor Verdunstung, sondern auch vor Kälteschäden.

Die Winterhärte ist jedoch keine konstante Eigenschaft, sondern wird jedes Jahr neu erworben. Ein abrupter, sehr früher Wintereinbruch nach einer langen, warmen Herbstperiode kann problematisch sein, da der Baum möglicherweise nicht genügend Zeit hatte, den Abhärtungsprozess vollständig abzuschließen. Umgekehrt kann eine zu frühe, warme Periode im späten Winter den Baum dazu verleiten, seine Winterruhe vorzeitig zu beenden, was ihn anfällig für Spätfröste macht.

Dank dieser ausgeklügelten natürlichen Mechanismen benötigen etablierte, gesunde Waldföhren im Freiland in der Regel keinen speziellen Winterschutz. Sie sind perfekt an die winterlichen Bedingungen in unseren Breitengraden angepasst. Die Pflegemaßnahmen konzentrieren sich daher weniger auf den Schutz vor Kälte selbst als vielmehr auf die Abmilderung anderer winterlicher Stressfaktoren wie Trockenheit und mechanische Belastungen.

Vorbereitungsmaßnahmen im herbst

Die wichtigste Vorbereitungsmaßnahme für den Winter ist die Sicherstellung eines ausgeglichenen Wasserhaushalts. Da immergrüne Gehölze auch im Winter Wasser über ihre Nadeln verdunsten, müssen sie mit ausreichenden Wasserreserven in die kalte Jahreszeit gehen. Daher ist es entscheidend, die Waldföhre im Herbst, besonders nach einem trockenen Sommer und Herbst, vor dem ersten Bodenfrost noch einmal durchdringend zu wässern. Dies füllt die Wasserspeicher im Baum und im umliegenden Boden auf und beugt der gefürchteten Frosttrocknis vor.

Das Ausbringen oder Erneuern einer dicken Mulchschicht auf der Baumscheibe im Herbst ist eine weitere sehr sinnvolle Maßnahme. Der Mulch wirkt wie eine Isolierschicht und schützt den Wurzelbereich vor extrem tiefen Bodentemperaturen und starken Temperaturschwankungen. Er verlangsamt das Durchfrieren des Bodens, sodass die Wurzeln länger aktiv bleiben und Wasser aufnehmen können. Zudem schützt der Mulch den Boden vor Erosion durch winterliche Niederschläge.

Auf eine Düngung im Herbst sollte unbedingt verzichtet werden. Insbesondere stickstoffbetonte Dünger würden das Wachstum neuer Triebe anregen, die vor dem Winter nicht mehr ausreifen könnten. Dieses weiche, unausgereifte Gewebe ist extrem frostempfindlich und würde im Winter unweigerlich zurückfrieren, was den Baum schwächt und Eintrittspforten für Krankheiten schafft. Die letzte Düngung sollte spätestens im Frühsommer erfolgen.

Eine letzte Inspektion des Baumes vor dem Wintereinbruch ist ebenfalls ratsam. Tote oder brüchige Äste sollten entfernt werden, da sie unter der Last von Schnee oder Eis leicht brechen und gesunde Teile des Baumes beschädigen könnten. Es ist auch eine gute Gelegenheit, den allgemeinen Gesundheitszustand zu überprüfen und sicherzustellen, dass der Baum kräftig und ohne Anzeichen von massivem Schädlingsbefall in die Winterruhe geht.

Schutz junger föhren und kübelpflanzen vor winterlichen gefahren

Junge Waldföhren, die erst ein oder zwei Jahre am Standort stehen, sind empfindlicher gegenüber winterlichen Stressfaktoren als etablierte Bäume. Ihr Wurzelsystem ist noch nicht so tief und weit entwickelt, was sie anfälliger für Frosttrocknis macht. Hier ist die bereits erwähnte gründliche Herbstwässerung besonders wichtig. Zusätzlich kann das Umwickeln des Stammes mit einem Juteband oder einer Schilfmatte helfen, Frostrisse in der noch dünnen Rinde zu vermeiden, die durch starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht bei Sonnenschein entstehen können.

Der Schutz vor Wildverbiss ist bei Jungpflanzen ein zentrales Thema. Ein einfacher Drahtzaun oder eine Kunststoffmanschette um den Stamm verhindert zuverlässig, dass Rehe die Terminaltriebe abfressen oder Kaninchen die Rinde benagen. Diese Schutzmaßnahmen sollten den ganzen Winter über an der Pflanze verbleiben und erst im Frühjahr wieder entfernt werden, wenn ausreichend anderes Futter für die Tiere verfügbar ist.

Waldföhren in Kübeln sind im Winter besonders gefährdet, da ihr Wurzelballen dem Frost von allen Seiten ausgesetzt ist und schnell durchfriert. Der Kübel sollte daher gut geschützt werden. Man kann ihn mit Jutesäcken, Luftpolsterfolie oder Vlies umwickeln und auf eine isolierende Unterlage aus Styropor oder Holz stellen, um den Kontakt mit dem kalten Boden zu vermeiden. Ein geschützter Standort nahe einer Hauswand, wo der Baum vor eisigen Winden und der stärksten Wintersonne geschützt ist, ist ideal.

Die Bewässerung von Kübelpflanzen darf auch im Winter nicht vergessen werden. An frostfreien Tagen muss der Wurzelballen regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf mäßig gegossen werden, um ein vollständiges Austrocknen zu verhindern. Staunässe ist jedoch auch im Winter unbedingt zu vermeiden, da dies in Verbindung mit Frost die Wurzeln schwer schädigen kann. Ein guter Wasserabzug im Kübel ist daher unerlässlich.

Umgang mit winterschäden wie frosttrocknis und schneebruch

Frosttrocknis ist eine der größten Gefahren für immergrüne Pflanzen im Winter. Sie entsteht, wenn die Wintersonne und der Wind die Nadeln erwärmen und zur Verdunstung von Wasser anregen, die Wurzeln aber aus dem gefrorenen Boden kein Wasser nachliefern können. Die Pflanze vertrocknet buchstäblich, was sich im späten Winter oder Frühjahr durch eine großflächige Braunfärbung der Nadeln zeigt. Die beste Vorbeugung ist die ausreichende Wässerung im Herbst und an frostfreien Wintertagen.

Bei starker Sonneneinstrahlung kann das Schattieren von jungen oder exponiert stehenden Föhren helfen, die Verdunstung zu reduzieren. Hierfür eignen sich Schattiernetze oder Vliese, die locker über die Pflanze gespannt werden. Diese Maßnahme ist besonders in Regionen mit kalten, aber sonnenreichen Wintern und geringer Schneedecke von Bedeutung, da Schnee als natürlicher Isolator und Verdunstungsschutz für den unteren Bereich des Baumes fehlt.

Schneebruch ist eine weitere winterliche Gefahr, insbesondere bei nassem, schwerem Schnee. Die Äste der Waldföhre sind zwar relativ flexibel, können aber unter einer zu hohen Schneelast brechen. Nach starken Schneefällen ist es daher ratsam, die Äste vorsichtig von der Schneelast zu befreien. Man sollte den Schnee sanft von den Ästen abschütteln oder abfegen, anstatt daran zu rütteln, um die gefrorenen Zweige nicht zu beschädigen.

Sollte es trotz aller Vorsicht zu Winterschäden kommen, werden die entsprechenden Maßnahmen im Frühjahr ergriffen. Geschädigte, braune Triebe werden bis ins gesunde, lebende Holz zurückgeschnitten, um den Neuaustrieb zu fördern. Abgebrochene Äste werden sauber am Stamm oder am nächstgrößeren Ast abgeschnitten. Ein gesunder Baum ist in der Regel in der Lage, leichtere Winterschäden gut zu kompensieren und im Laufe der nächsten Vegetationsperiode wieder auszugleichen.

📷  Arnstein RønningCC BY 3.0, via Wikimedia Commons

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