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Die Überwinterung der Schlehe

Linden · 19.04.2025.

Die Schlehe ist als heimisches Gehölz, das seit Jahrtausenden in Mitteleuropa beheimatet ist, von Natur aus perfekt an unser Klima und insbesondere an kalte Winter angepasst. Ihre außergewöhnliche Winterhärte ist eine ihrer herausragendsten Eigenschaften, die sie zu einer äußerst pflegeleichten und zuverlässigen Pflanze für jeden Garten macht. Ein etablierter Schlehdorn benötigt in der Regel keinerlei speziellen Winterschutz, um die kalte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen. Er hat im Laufe der Evolution Mechanismen entwickelt, die es ihm ermöglichen, auch tiefen Frösten von bis zu -30 Grad Celsius und mehr zu trotzen.

Das Verständnis dieser angeborenen Robustheit ist entscheidend, um unnötige Pflegemaßnahmen zu vermeiden. Die Pflanze tritt im Herbst in eine natürliche Winterruhe ein, bei der sie ihren Stoffwechsel herunterfährt, das Laub abwirft und wertvolle Zuckerstoffe in ihre Zellen einlagert. Diese Zuckerstoffe wirken wie ein natürliches Frostschutzmittel und verhindern, dass die Zellen bei Minusgraden aufplatzen. Dieser Prozess, das sogenannte Abhärten, ist ein aktiver Vorgang, der durch die kürzer werdenden Tage und die sinkenden Temperaturen ausgelöst wird und die Pflanze optimal auf den Winter vorbereitet.

Trotz dieser beeindruckenden Widerstandsfähigkeit gibt es bestimmte Situationen, in denen ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und Schutz sinnvoll sein kann. Dies betrifft vor allem sehr junge, frisch gepflanzte Schlehen, deren Wurzelsystem noch nicht vollständig entwickelt ist, sowie Pflanzen, die in Kübeln kultiviert werden. In diesen Fällen ist die Pflanze anfälliger für die Einwirkungen von Frost und austrocknenden Winterwinden. Die Maßnahmen konzentrieren sich hierbei weniger auf den Schutz vor reiner Kälte als vielmehr auf den Schutz vor Frosttrocknis und starken Temperaturschwankungen.

Die Überwinterung der Schlehe ist also weniger eine Frage aufwendiger Schutzmaßnahmen als vielmehr eine des richtigen Managements im Herbst und im Frühjahr. Es geht darum, der Pflanze zu helfen, gut abgehärtet in den Winter zu gehen und im Frühling einen guten Start in die neue Vegetationsperiode zu haben. Dieser Artikel beleuchtet die natürliche Winterhärte der Schlehe, erklärt die wenigen notwendigen Vorbereitungen im Herbst und zeigt auf, in welchen Ausnahmefällen ein Winterschutz sinnvoll ist und wie die Pflanze nach dem Winter wieder zu Kräften kommt.

Die natürliche Winterhärte der Schlehe

Die hohe Winterhärte der Schlehe ist das Ergebnis einer langen evolutionären Anpassung an kontinentales Klima mit kalten Wintern. Die Pflanze hat eine genetische Veranlagung, die es ihr erlaubt, auf die sich ändernden Umweltbedingungen im Jahresverlauf zu reagieren. Der entscheidende Auslöser für die Vorbereitung auf den Winter ist die abnehmende Tageslänge im Spätsommer und Herbst. Dieses Signal veranlasst die Pflanze, ihr Wachstum einzustellen und mit der Verlagerung von Nährstoffen aus den Blättern in die Wurzeln und Triebe zu beginnen. Dieser Prozess ist auch für die herbstliche Laubfärbung verantwortlich.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Abhärtung ist die Reaktion auf sinkende Temperaturen. Allmählich fallende Temperaturen im Herbst trainieren die Pflanze gewissermaßen für den Winter. Während dieses Prozesses verändert sich die chemische Zusammensetzung des Zellsaftes. Der Wassergehalt in den Zellen wird reduziert und die Konzentration von Zuckern und Proteinen erhöht. Diese Stoffe wirken wie ein Frostschutzmittel, indem sie den Gefrierpunkt des Zellsaftes herabsetzen und die Bildung von schädlichen Eiskristallen in den Zellen verhindern. Aus diesem Grund ist ein plötzlicher, starker Frosteinbruch im Frühherbst gefährlicher als lang anhaltender, tiefer Frost im Hochwinter, wenn die Pflanze vollständig abgehärtet ist.

Das Wurzelsystem einer im Freiland etablierten Schlehe ist durch die darüber liegende Erdschicht und eine eventuelle Schnee- oder Laubdecke gut vor extremen Frösten geschützt. Der Boden gefriert nur in den oberen Schichten, während die tieferen Wurzeln in einem relativ konstanten Temperaturbereich bleiben. Dies gewährleistet das Überleben der Pflanze selbst dann, wenn oberirdische Teile durch extremen Frost oder Wildverbiss Schaden nehmen sollten. Im Frühjahr kann die Schlehe dank ihrer starken Regenerationsfähigkeit wieder kräftig aus der Basis oder den unbeschädigten Trieben austreiben.

Aufgrund dieser natürlichen Anpassungsfähigkeit ist es für den Gärtner in der Regel nicht notwendig, eine etablierte Schlehe im Garten mit Vlies, Jutesäcken oder anderen Winterschutzmaterialien einzupacken. Solche Maßnahmen sind nicht nur überflüssig, sondern können sogar schädlich sein. Unter der Abdeckung kann sich Feuchtigkeit stauen, was die Ausbreitung von Pilzkrankheiten fördert. Zudem kann die fehlende Luftzirkulation die natürliche Abhärtung der Pflanze stören. Das Vertrauen in die Natur ist hier der beste Ratgeber.

Vorbereitung auf den Winter im Herbst

Obwohl die Schlehe winterhart ist, können einige einfache Maßnahmen im Herbst dazu beitragen, sie optimal auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten und potenzielle Probleme zu minimieren. Eine der wichtigsten Regeln lautet, ab dem Spätsommer, etwa ab August, keine stickstoffbetonten Düngemittel mehr zu verabreichen. Stickstoff regt das Wachstum neuer, weicher Triebe an, die bis zum Wintereinbruch nicht mehr ausreichend verholzen können. Solche Triebe sind besonders frostempfindlich und würden im Winter zurückfrieren, was die Pflanze unnötig schwächt.

Eine weitere wichtige Vorbereitungsmaßnahme ist die Sicherstellung einer ausreichenden Wasserversorgung vor dem ersten Bodenfrost, insbesondere an trockenen Standorten. Wenn der Herbst sehr trocken war, sollte die Schlehe noch einmal durchdringend gewässert werden, solange der Boden frostfrei ist. Dies füllt die Wasserspeicher im Boden und in der Pflanze auf und hilft, Schäden durch Frosttrocknis zu vermeiden. Frosttrocknis entsteht, wenn die Pflanze an sonnigen, frostigen Wintertagen über ihre Rinde Wasser verdunstet, aber aus dem gefrorenen Boden kein neues Wasser aufnehmen kann.

Das Entfernen von Falllaub unter dem Strauch ist eine zweischneidige Angelegenheit. Einerseits kann das Laub Überwinterungsquartiere für Pilzsporen und Schädlingseier bieten. Andererseits bildet es eine natürliche Mulchschicht, die den Boden vor tiefem Frost schützt, die Feuchtigkeit bewahrt und durch seine Zersetzung den Boden mit Humus anreichert. Bei einer gesunden Pflanze überwiegen die Vorteile des Belassens des Laubes. Nur wenn im Vorjahr ein starker Befall mit Pilzkrankheiten wie der Schrotschusskrankheit aufgetreten ist, sollte das Laub vorsorglich entfernt und entsorgt werden.

Größere Schnittmaßnahmen sollten im Herbst vermieden werden. Der richtige Zeitpunkt für den Hauptschnitt ist der späte Winter oder das zeitige Frühjahr. Ein Schnitt im Herbst erzeugt frische Wunden, die schlecht verheilen und als Eintrittspforten für Krankheitserreger dienen können. Lediglich offensichtlich kranke oder abgebrochene Äste können vorsichtig entfernt werden. Die wichtigste Vorbereitung ist also, das Wachstum der Pflanze rechtzeitig zur Ruhe kommen zu lassen und für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt zu sorgen.

Winterschutz für junge und empfindliche Pflanzen

Die einzige Gruppe von Schlehen, die von einem leichten Winterschutz profitieren kann, sind frisch gepflanzte Exemplare im ersten Winter. Ihr Wurzelsystem ist noch nicht tief genug und weit genug verzweigt, um sie vollständig autark zu versorgen und vor den Unbilden des Winters zu schützen. Der Schutz zielt hierbei vor allem auf den Wurzelbereich und weniger auf die oberirdischen Triebe ab. Eine dicke Schicht aus Laub, Reisig oder Rindenmulch, die im Spätherbst großzügig um den Stamm herum aufgetragen wird, isoliert den Boden und schützt die jungen Wurzeln vor starkem Durchfrieren.

Diese Mulchschicht wirkt wie eine isolierende Decke. Sie verlangsamt das Eindringen des Frostes in den Boden und reduziert die Gefahr von Frostaufbrüchen, die die feinen Wurzeln zerreißen können. Gleichzeitig schützt sie den Boden vor dem Austrocknen durch kalte Winterwinde. Im Frühjahr sollte diese Schicht nach den stärksten Frösten wieder etwas zur Seite geräumt werden, damit sich der Boden schneller erwärmen kann, was den Neuaustrieb der Pflanze anregt.

Eine besondere Situation stellt die Haltung von Schlehen im Kübel dar. Hier ist der gesamte Wurzelballen den Umgebungstemperaturen direkt ausgesetzt und kann bei starkem Frost vollständig durchfrieren. Dies ist für die Pflanze weitaus gefährlicher als im Freiland. Der Kübel sollte daher unbedingt geschützt werden. Man kann ihn mit Jute, Vlies oder Luftpolsterfolie umwickeln und auf eine isolierende Unterlage aus Styropor oder Holz stellen, um den Kontakt mit dem kalten Boden zu vermeiden. Ein geschützter Standort an einer Hauswand, wo die Pflanze vor eisigen Winden und der stärksten Wintersonne geschützt ist, ist ideal.

Auch bei Kübelpflanzen ist das Gießen im Winter wichtig. An frostfreien Tagen muss der Wurzelballen regelmäßig auf seine Feuchtigkeit kontrolliert und bei Bedarf mäßig gegossen werden, um ein vollständiges Austrocknen zu verhindern. Die Gefahr der Frosttrocknis ist bei Kübelpflanzen besonders hoch. Ein Schutz der oberirdischen Teile mit Vlies ist in der Regel nicht notwendig, kann aber in extrem kalten Regionen oder bei sehr exponierten Standorten zusätzlichen Schutz vor der austrocknenden Wirkung von Wintersonne und Wind bieten.

Maßnahmen nach dem Winter und Frühlingsbeginn

Mit dem Ende des Winters und dem Ansteigen der Temperaturen beginnt für die Schlehe die Vorbereitung auf die neue Wachstumsperiode. Dies ist der richtige Zeitpunkt, um die Winterschutzmaßnahmen, falls welche getroffen wurden, wieder zu entfernen. Die dicke Mulchschicht um den Stamm junger Pflanzen wird beiseite geräumt, um dem Boden die Möglichkeit zu geben, sich durch die Frühlingssonne zu erwärmen. Bei Kübelpflanzen werden die isolierenden Hüllen entfernt, sobald keine langanhaltenden, strengen Fröste mehr zu erwarten sind.

Der späte Winter oder das zeitige Frühjahr, noch bevor die Knospen anschwellen, ist der ideale Zeitpunkt für den jährlichen Pflege- und Auslichtungsschnitt. Nun lassen sich die Triebe und die Struktur des Strauches am besten beurteilen. Eventuelle Frostschäden, die sich durch braune, vertrocknete Triebspitzen zeigen, werden bis ins gesunde, grüne Holz zurückgeschnitten. Ebenso werden abgestorbene, beschädigte oder sich kreuzende Äste entfernt, um Licht und Luft ins Innere des Strauches zu bringen und die Pflanze zu einem kräftigen Neuaustrieb anzuregen.

Nach dem Winter kann der Boden um die Schlehe herum eine kleine Stärkung gut gebrauchen. Eine dünne Schicht reifen Komposts, die flach in die oberste Bodenschicht eingearbeitet wird, liefert langsam fließende Nährstoffe für den bevorstehenden Austrieb und fördert das Bodenleben. Dies ist besonders bei jungen Pflanzen oder auf ärmeren Böden eine sinnvolle Maßnahme. Wie bereits erwähnt, sollte man jedoch sehr zurückhaltend sein, da die Schlehe sehr genügsam ist und eine Überdüngung vermieden werden muss.

Sobald der Neuaustrieb beginnt, sollte man die Pflanze genau beobachten. Der Übergang vom Winter zum Frühling ist eine kritische Phase. Spätfröste können die jungen, zarten Blätter und vor allem die empfindlichen Blüten schädigen, was zu einem Ernteausfall führen kann. An Standorten, die für Spätfröste bekannt sind, kann in kalten Nächten während der Blütezeit das Abdecken des Strauches mit einem Vlies helfen, die Blüten zu schützen. Mit diesen Maßnahmen wird der Schlehe ein optimaler Start in die neue Gartensaison ermöglicht.

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