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Die überwinterung der madonnenlilie

Linden · 29.09.2025.

Die erfolgreiche Überwinterung der Madonnenlilie ist ein entscheidender Aspekt ihrer Pflege, der oft Fragen aufwirft, insbesondere bei Gärtnern in kälteren Klimazonen. Im Gegensatz zu vielen anderen Lilienarten weist sie einen besonderen Wachstumszyklus auf, der im Herbst nicht mit dem vollständigen Einziehen der Pflanze endet. Stattdessen bildet sie eine wintergrüne Blattrosette, die eine spezielle Aufmerksamkeit erfordert. Ein grundlegendes Verständnis ihrer natürlichen Winterhärte und der notwendigen Vorbereitungen im Herbst ist der Schlüssel, um die Pflanze sicher durch die kalte Jahreszeit zu bringen. Mit den richtigen, oft einfachen Maßnahmen kann die Madonnenlilie auch strengere Winter unbeschadet überstehen und im folgenden Frühjahr wieder kraftvoll austreiben.

Die natürliche winterhärte

Die Madonnenlilie stammt ursprünglich aus dem Balkan und dem östlichen Mittelmeerraum, Regionen mit heißen, trockenen Sommern und milden, feuchten Wintern. Trotz dieser Herkunft hat sie sich als erstaunlich anpassungsfähig erwiesen und besitzt eine gute natürliche Winterhärte. In den meisten gemäßigten Klimazonen, etwa bis zur Winterhärtezone 6 (ca. -23°C), kann sie ohne spezielle Schutzmaßnahmen im Freiland überwintern, vorausgesetzt, der Standort ist geeignet. Die wichtigste Bedingung hierfür ist ein exzellent durchlässiger Boden, der auch im Winter keine Staunässe zulässt.

Die bereits im Herbst erscheinende grundständige Blattrosette ist ein charakteristisches Merkmal der Madonnenlilie und ein wichtiger Teil ihrer Überwinterungsstrategie. Diese Blätter sind an kühle Temperaturen angepasst und betreiben an milden, sonnigen Wintertagen weiterhin Photosynthese. Sie versorgen die Zwiebel mit zusätzlicher Energie und ermöglichen einen schnellen Start in die neue Wachstumsperiode im Frühling. Die Rosette ist erstaunlich frosttolerant und übersteht normale Winterfröste ohne Probleme.

Die größte Gefahr für die Madonnenlilie im Winter ist nicht die Kälte an sich, sondern die Kombination aus Nässe und Frost. Ein dauerhaft nasser oder gefrorener Boden, der nicht abtrocknen kann, führt zu Sauerstoffmangel im Wurzelbereich und fördert die Fäulnis der Zwiebel. Aus diesem Grund ist die Wahl eines Standorts mit perfekter Drainage die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Überwinterung. Standorte, an denen sich im Winter Schmelzwasser sammelt oder die zu Staunässe neigen, sind für die Kultur dieser Lilie ungeeignet.

Ein weiterer Faktor, der die Winterhärte beeinflusst, ist die allgemeine Gesundheit und Kondition der Pflanze. Eine gut ernährte, gesunde Pflanze, die im Sommer und Herbst ihre Zwiebel gut ausreifen lassen konnte, ist wesentlich widerstandsfähiger gegen Winterstress als eine geschwächte. Eine kaliumbetonte Düngung im Spätsommer kann die Zellstruktur festigen und die Frosttoleranz zusätzlich erhöhen, indem sie als eine Art natürliches Frostschutzmittel in den Pflanzenzellen wirkt.

Vorbereitungen im herbst

Die Vorbereitungen für den Winter beginnen bereits im Spätsommer, direkt nach der Blütezeit. Der verblühte Stängel sollte erst dann bodennah abgeschnitten werden, wenn er vollständig vergilbt und eingetrocknet ist. Ein zu früher Rückschnitt würde die Pflanze daran hindern, alle wertvollen Nährstoffe aus dem Stängel und den Blättern in die Zwiebel zurückzuziehen, was diese für den Winter schwächen würde. Das Entfernen des abgestorbenen Materials reduziert zudem die Möglichkeit für Krankheitserreger, darauf zu überwintern.

Sobald die neue Blattrosette im Herbst erscheint, ist es wichtig, den Bereich um die Pflanze herum sauber und frei von Unkraut und herabgefallenem Laub zu halten. Eine dicke Schicht feuchten Laubes direkt auf der Rosette kann die Luftzirkulation behindern und Fäulnis fördern. Ein leichter Schutz ist zwar in sehr kalten Regionen sinnvoll, aber die Rosette selbst sollte nicht mit schwerem, nassem Material erstickt werden. Sie benötigt Licht und Luft, um gesund durch den Winter zu kommen.

Eine leichte Lockerung des Bodens um die Pflanze herum kann im Herbst ebenfalls vorteilhaft sein, um die Drainage zu verbessern. Dabei muss jedoch äußerst vorsichtig vorgegangen werden, um die flach liegende Zwiebel und die Wurzeln der Blattrosette nicht zu beschädigen. Diese Maßnahme sollte nur in Betracht gezogen werden, wenn der Boden zur Verdichtung neigt. Generell ist es besser, den Boden so wenig wie möglich zu stören.

Von einer starken Düngung im Herbst ist abzusehen, insbesondere von stickstoffreichen Düngern, da diese einen späten Neuaustrieb fördern könnten, der vor dem ersten Frost nicht mehr ausreifen kann. Eine solche späte Düngung würde die Pflanze frostempfindlicher machen. Lediglich eine sehr leichte Gabe eines kaliumbetonten Herbstdüngers kann, wie bereits erwähnt, die Winterhärte unterstützen, sollte aber spätestens im frühen Herbst erfolgen.

Winterschutz in rauen klimazonen

In Regionen mit sehr strengen Wintern, starken Frösten ohne schützende Schneedecke (Kahlfröste) oder starker Wintersonne können zusätzliche Schutzmaßnahmen für die Madonnenlilie sinnvoll sein. Eine leichte, aber luftdurchlässige Abdeckung kann die wintergrüne Blattrosette vor den schärfsten Winden und extremen Temperaturschwankungen schützen. Hierfür eignen sich am besten natürliche Materialien wie Tannen- oder Fichtenreisig. Das Reisig wird locker über die Pflanzen gelegt, nachdem der Boden leicht angefroren ist.

Diese Art von Abdeckung hat mehrere Vorteile: Sie isoliert gegen starke Fröste, ohne die Pflanze zu ersticken, da die Luft weiterhin zirkulieren kann. Gleichzeitig schützt sie die Blätter vor der austrocknenden Wirkung von Wintersonne und Wind, die besonders an sonnigen, aber frostigen Tagen schädlich sein kann. Die Schneedecke, die sich auf dem Reisig sammelt, bietet eine zusätzliche, exzellente Isolationsschicht. Eine dicke Laubschicht ist als Abdeckung weniger geeignet, da sie sich mit Nässe vollsaugt, gefriert und Fäulnis an der Rosette verursachen kann.

Der Winterschutz sollte nicht zu früh im Herbst angebracht werden. Es ist am besten zu warten, bis der Boden bereits leicht gefroren ist, um zu verhindern, dass sich unter der Abdeckung Nagetiere wie Mäuse einnisten, die an den Zwiebeln fressen könnten. Ein zu frühes Abdecken kann auch zu einem verfrühten Austrieb an milden Wintertagen führen, der dann durch späte Fröste gefährdet wäre.

Im Frühjahr ist es ebenso wichtig, den Winterschutz rechtzeitig wieder zu entfernen. Sobald die stärksten Fröste vorüber sind und die Bodentemperatur langsam ansteigt, sollte das Reisig schrittweise entfernt werden. Dies geschieht am besten an einem bewölkten Tag, um die überwinterten Blätter langsam wieder an das volle Sonnenlicht zu gewöhnen. Ein zu langes Belassen der Abdeckung kann den Austrieb behindern und die Gefahr von Fäulnis erhöhen, wenn sich darunter Feuchtigkeit staut.

Überwinterung im topf

Die Kultur der Madonnenlilie in einem Topf ist anspruchsvoller als im Freiland, insbesondere was die Überwinterung betrifft. Der Wurzelballen in einem Topf ist den Temperaturschwankungen viel stärker ausgesetzt als im Gartenboden und kann bei starkem Frost vollständig durchfrieren, was die Zwiebel schädigen kann. Daher benötigen Topfpflanzen in jedem Fall einen Winterschutz. Eine Möglichkeit ist, den Topf an einen geschützten Ort zu stellen, beispielsweise an eine Hauswand, wo er vor Wind und starken Niederschlägen geschützt ist.

Um den Wurzelballen vor dem Durchfrieren zu schützen, sollte der Topf gut isoliert werden. Man kann ihn in Jutesäcke, Luftpolsterfolie oder Vlies einwickeln. Zusätzlich ist es sehr wichtig, den Topf auf eine isolierende Unterlage zu stellen, zum Beispiel eine Styroporplatte oder Holzklötze, um ihn vor der Kälte des Bodens zu schützen. Die Oberfläche des Topfes kann mit einer Schicht Reisig oder Stroh abgedeckt werden.

Die Bewässerung muss während des Winters stark reduziert werden. Der Topfballen sollte nicht vollständig austrocknen, aber er darf auf keinen Fall nass sein, da die gefrierende Nässe die Wurzeln sprengen und die Zwiebel zum Faulen bringen würde. An frostfreien Tagen sollte der Feuchtigkeitsgehalt kontrolliert und bei Bedarf nur sehr sparsam gegossen werden, gerade genug, um ein komplettes Austrocknen zu verhindern.

Eine alternative und sichere Methode ist die Überwinterung des Topfes an einem kühlen, aber frostfreien Ort, wie zum Beispiel in einer unbeheizten Garage, einem Keller oder einem Kalthaus. Der Ort sollte hell sein, damit die wintergrüne Blattrosette nicht abstirbt. Auch hier ist auf eine sehr sparsame Wasserversorgung zu achten. Sobald im Frühjahr keine starken Fröste mehr zu erwarten sind, kann der Topf wieder ins Freie gestellt werden, um die Pflanze langsam an die Außentemperaturen zu gewöhnen.

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