Die richtige Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit ist entscheidend dafür, dass deine Glockenblumen den Winter unbeschadet überstehen und im nächsten Frühjahr wieder kraftvoll austreiben. Die erforderlichen Maßnahmen hängen stark von der jeweiligen Glockenblumenart und der Art ihrer Kultivierung ab – ob sie im Gartenbeet ausgepflanzt ist oder in einem Topf auf Balkon oder Terrasse steht. Während viele der beliebten Staudenarten in unseren Breiten vollkommen winterhart sind, benötigen empfindlichere Sorten und insbesondere Kübelpflanzen einen durchdachten Winterschutz. Eine sorgfältige Überwinterung ist somit eine Investition in die Blütenpracht der kommenden Saison.
Für die meisten im Freiland wachsenden, mehrjährigen Glockenblumen ist die Überwinterung unkompliziert. Arten wie die Karpaten- oder die Pfirsichblättrige Glockenblume sind an kalte Winter angepasst und benötigen in der Regel keinen speziellen Schutz. Ihre oberirdischen Teile sterben im Herbst ab, und die Pflanze überdauert die Kälte im Wurzelstock, geschützt durch die Erde. Die wichtigste Pflegemaßnahme hier ist der Rückschnitt der verwelkten Triebe im Spätherbst, um Krankheiten vorzubeugen und für ein sauberes Erscheinungsbild zu sorgen.
Ein leichter Winterschutz kann jedoch auch für winterharte Arten von Vorteil sein, besonders in rauen Lagen, bei frisch gepflanzten Exemplaren oder bei erwarteten Kahlfrösten, also tiefen Temperaturen ohne schützende Schneedecke. Eine Abdeckung aus Laub, Tannenreisig oder Stroh isoliert den Wurzelbereich und schützt ihn vor dem Austrocknen durch eisige Winde. Diese Schicht ahmt die natürliche Laubdecke im Wald nach und bietet einen effektiven und zugleich umweltfreundlichen Schutz.
Glockenblumen in Töpfen und Kübeln sind dem Frost weitaus stärker ausgesetzt als ihre Artgenossen im Beet. Der gesamte Wurzelballen kann durchfrieren, was die Pflanze nachhaltig schädigen oder sogar zum Absterben bringen kann. Daher ist ein adäquater Winterschutz für Kübelpflanzen unerlässlich. Die Maßnahmen reichen vom Einpacken der Gefäße bis hin zur Überwinterung in einem frostfreien, kühlen Raum, je nach Winterhärte der jeweiligen Sorte.
Vorbereitungen im herbst
Die Vorbereitung auf den Winter beginnt bereits im Spätsommer und Herbst. Ein entscheidender Schritt ist die Einstellung jeglicher Düngergaben ab Ende August. Eine späte Düngung, insbesondere mit Stickstoff, würde die Pflanze zu neuem Wachstum anregen. Diese jungen Triebe wären zu weich und würden nicht mehr rechtzeitig vor dem ersten Frost ausreifen, was sie extrem frostempfindlich macht. Die Pflanze muss die Möglichkeit haben, ihr Wachstum zu verlangsamen und sich auf die bevorstehende Ruhephase einzustellen.
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Im Laufe des Herbstes werden die oberirdischen Teile der meisten Stauden-Glockenblumen welk und ziehen sich langsam zurück. Es ist ratsam, diese abgestorbenen Blätter und Stängel bis etwa eine Handbreit über dem Boden zurückzuschneiden. Dieser Rückschnitt dient nicht nur der Ästhetik, sondern hat auch wichtige phytosanitäre Gründe. Altes Pflanzenmaterial kann als Überwinterungsquartier für Schädlingseier oder Pilzsporen dienen. Ein sauberer Bestand reduziert das Risiko eines Krankheits- oder Schädlingsbefalls im nächsten Frühjahr erheblich.
Bevor du den Winterschutz anbringst, solltest du den Bereich um die Pflanzen herum von gefallenem Laub und Unkraut befreien. Dies verhindert Fäulnis und bietet Mäusen oder anderen Nagetieren weniger Versteckmöglichkeiten, die sich sonst im Winter an den Wurzeln zu schaffen machen könnten. Eine letzte, moderate Wassergabe an einem frostfreien Tag kann sinnvoll sein, um sicherzustellen, dass die Pflanze nicht ausgetrocknet in den Winter geht, besonders nach einem trockenen Herbst.
Überprüfe auch deine Kübelpflanzen ein letztes Mal gründlich auf Schädlinge, bevor du sie in ihr Winterquartier bringst oder einpackst. Blattläuse oder Spinnmilben können sich in der geschützten Umgebung eines Winterquartiers stark vermehren und die Pflanze schwächen. Eine vorbeugende Behandlung oder das sorgfältige Abbrausen der Pflanze kann hier viele Probleme ersparen. Nur gesunde und kräftige Pflanzen sollten in die Winterruhe geschickt werden.
Winterschutz für freilandpflanzen
Obwohl viele Glockenblumenarten als winterhart gelten, kann ein zusätzlicher Schutz in bestimmten Situationen sehr nützlich sein. Dies gilt insbesondere für junge, frisch im Herbst gepflanzte Stauden, deren Wurzelsystem noch nicht vollständig etabliert ist. Ein leichter Winterschutz hilft ihnen, den ersten Winter besser zu überstehen und im Frühjahr kräftig durchzustarten. Auch in Regionen mit sehr kalten Wintern und wenig Schneefall ist eine Schutzschicht empfehlenswert.
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Als Winterschutzmaterial eignen sich natürliche, luftdurchlässige Materialien am besten. Eine Schicht aus trockenem Herbstlaub, das mit einigen Tannen- oder Fichtenzweigen beschwert wird, ist ideal. Das Reisig verhindert, dass das Laub vom Wind weggeweht wird und sorgt gleichzeitig für eine gute Belüftung, was Fäulnis unter der Abdeckung vorbeugt. Alternativ können auch Stroh oder Rindenmulch verwendet werden. Die Schutzschicht sollte etwa 10 bis 15 Zentimeter hoch sein und den gesamten Wurzelbereich der Pflanze bedecken.
Vermeide es, undurchlässige Materialien wie Plastikfolien als Winterschutz zu verwenden. Darunter staut sich Feuchtigkeit, was zu Fäulnis und Pilzbefall führen kann. Die Pflanzen können unter der Folie regelrecht ersticken. Der Winterschutz soll die Pflanze vor den schärfsten Frösten und vor allem vor dem austrocknenden Effekt der Wintersonne in Kombination mit Wind schützen, aber nicht luftdicht abschließen.
Der Winterschutz sollte erst angebracht werden, wenn die Temperaturen dauerhaft unter den Gefrierpunkt gefallen sind. Ein zu frühes Abdecken bei mildem Wetter kann die Pflanzen verweichlichen und sie anfälliger für Frostschäden machen. Im Frühjahr ist es wichtig, den Schutz rechtzeitig wieder zu entfernen, sobald keine starken Fröste mehr zu erwarten sind. Dies geschieht am besten an einem bewölkten Tag, um den frischen Austrieb nicht sofort der prallen Sonne auszusetzen.
Überwinterung von topf- und kübelpflanzen
Glockenblumen in Töpfen sind Frost weitaus stärker ausgesetzt als Pflanzen im Gartenboden. Der Frost kann von allen Seiten in den kleinen Erdballen eindringen und die Wurzeln schädigen. Daher benötigen sie einen wesentlich sorgfältierteren Winterschutz. Die einfachste Methode für winterharte Sorten ist, die Töpfe an einen geschützten Ort zu rücken, beispielsweise an eine Hauswand oder unter einen Dachvorsprung, wo sie vor Wind und Niederschlag geschützt sind.
Um den Wurzelballen vor dem Durchfrieren zu schützen, sollte das Pflanzgefäß gut isoliert werden. Umwickle den Topf mit mehreren Lagen Jute, Gartenvlies, Noppenfolie oder alten Decken. Stelle den Topf zusätzlich auf eine isolierende Unterlage aus Styropor, Holz oder einer dicken Zeitungsschicht, um die Kälte vom Boden her abzuhalten. Die Erdoberfläche kann ebenfalls mit einer Schicht Laub oder Reisig abgedeckt werden.
Das Gießen darf im Winter nicht komplett eingestellt werden, muss aber stark reduziert werden. Der Wurzelballen darf niemals vollständig austrocknen, da die Pflanze sonst vertrocknen kann – dies ist eine häufigere Todesursache im Winter als der Frost selbst. Kontrolliere die Feuchtigkeit an frostfreien Tagen und gieße bei Bedarf nur mäßig, am besten in den Morgenstunden. Staunässe ist im Winter noch gefährlicher als im Sommer und muss unbedingt vermieden werden.
Eine weitere Möglichkeit ist, die Töpfe im Gartenboden zu versenken. Grabe ein Loch, das groß genug ist, um den Topf aufzunehmen, und stelle ihn hinein. Der Topfrand sollte mit der Erdoberfläche abschließen. Fülle die Hohlräume mit Erde auf. So wird der Wurzelballen durch das umgebende Erdreich isoliert, ähnlich wie bei einer ausgepflanzten Staude. Die Oberfläche kann zusätzlich mit Laub oder Reisig abgedeckt werden.
Das richtige winterquartier für empfindliche arten
Einige Glockenblumenarten, insbesondere solche aus mediterranen Regionen oder spezielle Züchtungen, sind in unseren Breiten nicht winterhart und müssen frostfrei überwintert werden. Diese Pflanzen müssen vor dem ersten Frost ins Haus geholt werden. Das ideale Winterquartier ist ein heller und kühler Raum. Die Temperaturen sollten optimalerweise zwischen 5 und 10 Grad Celsius liegen. Ein unbeheizter Wintergarten, ein helles Treppenhaus oder ein Keller mit Fenster sind oft gut geeignet.
Je kühler der Standort, desto weniger Licht benötigt die Pflanze, da ihr Stoffwechsel heruntergefahren ist. Ein zu warmer und dunkler Standort, wie ein typisches Wohnzimmer, ist für die Überwinterung ungeeignet. Die Pflanze würde dort lange, schwache „Geiltriebe“ bilden und wäre sehr anfällig für Schädlinge. Sorge auch im Winterquartier für eine gewisse Luftzirkulation, um Pilzkrankheiten vorzubeugen.
Die Bewässerung im Winterquartier muss an die kühlen Temperaturen angepasst werden. Der Wasserbedarf ist in dieser Ruhephase sehr gering. Gieße nur so viel, dass der Wurzelballen nicht komplett austrocknet. Meist reicht eine kleine Wassergabe alle paar Wochen aus. Die Erde sollte sich zwischen den Wassergaben deutlich trocken anfühlen. Gedüngt wird während der Überwinterung überhaupt nicht.
Im Frühjahr, etwa ab März, wenn die Tage wieder länger werden, kann die Pflanze langsam aus der Winterruhe geweckt werden. Stelle sie an einen etwas wärmeren und helleren Platz und beginne, die Wassergaben allmählich zu steigern. Bevor die Glockenblume wieder dauerhaft ins Freie darf, muss sie langsam an die Außenbedingungen gewöhnt werden (abgehärtet). Stelle sie anfangs nur stundenweise an einen schattigen, geschützten Platz und hole sie nachts wieder herein, bis die Gefahr der Spätfröste vorüber ist.