Wenn sich der Sommer dem Ende zuneigt und die ersten kühlen Nächte den Herbst ankündigen, stellt sich für viele Gärtner die Frage nach dem Schicksal ihrer geliebten Balkonpflanzen. Die Bacopa, die den ganzen Sommer über unermüdlich geblüht hat, wird in unseren Breitengraden oft als einjährige Pflanze behandelt und am Ende der Saison entsorgt. Doch das muss nicht sein. Als ursprünglich ausdauernde Pflanze aus Südafrika kann die Schneeflockenblume mit der richtigen Vorbereitung und Pflege erfolgreich überwintert werden. Die Überwinterung ist nicht nur nachhaltig, sondern ermöglicht es auch, besonders schöne oder seltene Sorten zu erhalten und im nächsten Frühjahr mit kräftigen, bereits etablierten Pflanzen in die neue Saison zu starten.
Warum sich die Überwinterung lohnt
Die Entscheidung, eine Bacopa zu überwintern, bringt mehrere Vorteile mit sich. Aus ökologischer Sicht ist es ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, da man nicht jedes Jahr neue Pflanzen kaufen muss. Dies schont nicht nur Ressourcen, sondern auch den eigenen Geldbeutel. Gerade wenn man mehrere Balkonkästen oder Ampeln bepflanzt hat, können die Kosten für die jährliche Neubepflanzung erheblich sein. Die erfolgreiche Überwinterung bestehender Pflanzen ist eine kostengünstige Alternative.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Erhalt besonderer Sorten. Vielleicht hast du eine Bacopa mit einer außergewöhnlichen Blütenfarbe oder einer besonders wüchsigen Form, die du liebgewonnen hast. Durch die Überwinterung kannst du sicherstellen, dass du genau diese Pflanze im nächsten Jahr wieder hast. Dies ist besonders wertvoll, da nicht immer alle Sorten in der folgenden Saison wieder im Handel erhältlich sind. So bewahrst du dir deine persönlichen Favoriten.
Zudem haben überwinterte Pflanzen oft einen Wachstumsvorsprung gegenüber neu gekauften Jungpflanzen. Sie verfügen bereits über ein etabliertes Wurzelsystem und treiben im Frühjahr meist kräftiger und schneller aus. Dies kann dazu führen, dass die Blüte früher einsetzt und die Pflanze insgesamt robuster und üppiger wächst. Die Mühe der Überwinterung wird also oft mit einer besonders prächtigen Pflanze im Folgejahr belohnt.
Nicht zuletzt kann die Pflege von Pflanzen über den Winter auch eine bereichernde gärtnerische Erfahrung sein. Es erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl und Beobachtungsgabe und vertieft das Verständnis für den Lebenszyklus der Pflanzen. Zu sehen, wie eine Pflanze nach der Winterruhe im Frühling wieder zu neuem Leben erwacht, ist für jeden Pflanzenfreund ein faszinierender und befriedigender Prozess.
Die richtige Vorbereitung für das Winterquartier
Die Vorbereitung auf die Überwinterung beginnt bereits im Spätsommer. Ab Ende August oder Anfang September sollte die Düngung langsam reduziert und schließlich ganz eingestellt werden. Dies signalisiert der Pflanze, dass die Wachstumsphase zu Ende geht und sie sich auf eine Ruheperiode einstellen kann. Eine weitere Nährstoffzufuhr würde das Wachstum neuer, weicher Triebe anregen, die im Winterquartier anfällig für Krankheiten und Schädlinge wären.
Der richtige Zeitpunkt für den Umzug ins Winterquartier ist entscheidend. Die Bacopa sollte unbedingt vor dem ersten starken Frost eingeräumt werden. Ein leichter Nachtfrost von bis zu -2 Grad Celsius wird oft noch toleriert, aber kältere Temperaturen führen zu irreparablen Schäden. Beobachte die Wettervorhersage genau und bringe die Pflanze rechtzeitig in Sicherheit, idealerweise an einem trockenen Tag.
Vor dem Einräumen steht ein kräftiger Rückschnitt an. Schneide alle Triebe der Bacopa mit einer sauberen, scharfen Schere auf eine Länge von etwa 10 bis 15 Zentimetern zurück. Dieser radikale Schnitt mag brutal erscheinen, ist aber für eine erfolgreiche Überwinterung essenziell. Er reduziert die Blattmasse und damit die Verdunstungsfläche, was den Wasserbedarf im Winter minimiert. Zudem wird die Pflanze angeregt, im Frühjahr buschig und kompakt neu auszutreiben.
Gleichzeitig ist dies der perfekte Zeitpunkt für eine gründliche Inspektion. Untersuche die Pflanze sorgfältig auf Schädlinge wie Blattläuse, Spinnmilben oder die Weiße Fliege. Entferne alle befallenen Triebe und behandle die Pflanze bei Bedarf mit einem biologischen Pflanzenschutzmittel. Es ist sehr wichtig, keine Schädlinge mit ins Winterquartier zu schleppen, da sie sich dort unter den oft günstigen Bedingungen schnell vermehren und großen Schaden anrichten können. Entferne auch alle abgestorbenen oder vergilbten Blätter.
Das ideale Winterquartier
Das perfekte Winterquartier für die Bacopa ist hell und kühl. Die optimale Temperatur liegt zwischen 5 und 10 Grad Celsius. Bei diesen Temperaturen stellt die Pflanze ihr Wachstum weitgehend ein und geht in eine echte Winterruhe über. Höhere Temperaturen, insbesondere in Kombination mit wenig Licht, führen zum sogenannten Vergeilen – die Pflanze bildet lange, dünne und schwache Triebe aus, die sehr anfällig für Krankheiten sind und die Pflanze unnötig Kraft kosten.
Geeignete Räume für die Überwinterung sind beispielsweise ein unbeheizter, aber frostfreier Wintergarten, ein helles und kühles Treppenhaus, ein frostfreies Gewächshaus oder ein Kellerraum mit einem Fenster, das ausreichend Licht spendet. Je heller der Standort ist, desto besser. Wenn nur ein dunklerer Keller zur Verfügung steht, sollte die Temperatur eher am unteren Ende der Skala, also bei etwa 5 Grad Celsius, liegen, um den Stoffwechsel der Pflanze so weit wie möglich zu reduzieren.
Die Luftfeuchtigkeit im Winterquartier sollte nicht zu hoch sein, um Pilzkrankheiten wie Grauschimmel vorzubeugen. Eine gute Belüftung ist daher wichtig. Lüfte den Raum an frostfreien Tagen regelmäßig, um für Frischluft zu sorgen und die Luftfeuchtigkeit zu senken. Stelle die Töpfe nicht zu dicht beieinander, damit die Luft gut zwischen den Pflanzen zirkulieren kann.
Während der Überwinterung ist die Pflege auf ein Minimum reduziert. Die wichtigste Regel lautet: sehr sparsam gießen. Der Wurzelballen darf nicht vollständig austrocknen, sollte aber auch niemals nass sein. Ein leichtes Gießen alle drei bis vier Wochen ist in der Regel völlig ausreichend. Kontrolliere die Bodenfeuchtigkeit regelmäßig mit dem Finger. Gedüngt wird während der gesamten Winterruhe überhaupt nicht. Überprüfe die Pflanzen zudem etwa alle zwei Wochen auf einen eventuellen Schädlingsbefall.
Der Start in die neue Saison
Gegen Ende des Winters, etwa im März, erwacht die Bacopa langsam aus ihrer Ruhephase. Dies ist der Zeitpunkt, sie auf die neue Saison vorzubereiten. Wenn die Tage wieder länger und wärmer werden, kann die Pflanze an einen etwas wärmeren und noch helleren Platz umgestellt werden. Dies regt den Neuaustrieb an. Die Wassergaben können nun langsam und schrittweise erhöht werden, sobald die Pflanze beginnt, neue Triebe zu bilden.
Wenn der Neuaustrieb bereits einige Zentimeter lang ist, kann die Pflanze bei Bedarf umgetopft werden. Entferne vorsichtig die alte Erde vom Wurzelballen und setze die Bacopa in frisches, nährstoffreiches Substrat. Ein leichtes Einkürzen der Wurzelspitzen kann das Wachstum neuer Feinwurzeln anregen. Nach dem Umtopfen kann auch wieder mit einer leichten, niedrig dosierten Düngung begonnen werden, um das neue Wachstum zu unterstützen.
Bevor die Bacopa wieder an ihren endgültigen Platz im Freien darf, muss sie langsam an die Außenbedingungen gewöhnt werden. Dieser Prozess der Abhärtung ist sehr wichtig, um einen Schock durch die plötzliche Veränderung von Temperatur und Lichtintensität zu vermeiden. Stelle die Pflanze ab Mitte April an milden, bewölkten Tagen stundenweise an einen geschützten, schattigen Platz im Freien. Verlängere die Zeit draußen allmählich und gewöhne sie langsam an mehr Sonne.
Nach den Eisheiligen Mitte Mai, wenn keine Spätfröste mehr zu erwarten sind, kann die überwinterte Bacopa endgültig nach draußen umziehen. Du wirst sehen, dass die gut überwinterte Pflanze oft einen deutlichen Vorsprung hat und dich schnell wieder mit ihrer üppigen Blütenpracht erfreuen wird. Die erfolgreiche Überwinterung ist eine lohnende Mühe, die die Verbindung zu deinen Pflanzen stärkt und den Kreislauf des Gärtnerns auf wunderbare Weise schließt.
📷: Deavmi, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons