Die korrekte Überwinterung ist ein entscheidender Faktor für die langfristige Gesundheit und das Wohlbefinden der Aloe Vera. Als Pflanze, die aus subtropischen und tropischen Regionen stammt, ist sie nicht winterhart und würde die kalten Temperaturen und den Frost in unseren Breitengraden im Freien nicht überleben. Während des Winters, wenn die Tage kürzer und das Lichtangebot geringer ist, tritt die Aloe Vera in eine natürliche Ruhephase, eine sogenannte Dormanz, ein. In dieser Zeit verlangsamt sie ihr Wachstum erheblich, um Energie zu sparen. Die Anpassung der Pflege an diesen veränderten Rhythmus ist unerlässlich, um die Pflanze gesund durch die dunkle Jahreszeit zu bringen und sie optimal auf die neue Wachstumsperiode im Frühling vorzubereiten.
Der wichtigste Aspekt der Überwinterung ist die Reduzierung der Wassergaben. Da die Pflanze ihr Wachstum fast vollständig einstellt und die Verdunstung aufgrund der kühleren Temperaturen und des geringeren Lichts stark reduziert ist, sinkt ihr Wasserbedarf dramatisch. Das Substrat muss zwischen den Gießvorgängen nun noch länger und gründlicher austrocknen als im Sommer. Ein zu häufiges Gießen während des Winters ist der häufigste Fehler und führt fast unweigerlich zu Wurzelfäule, von der sich die geschwächte Pflanze nur schwer erholt. Je kühler der Überwinterungsstandort, desto seltener muss gegossen werden.
Parallel zur Reduzierung des Wassers muss die Düngung vollständig eingestellt werden. Während der Ruhephase kann die Aloe Vera die Nährstoffe nicht verwerten. Eine fortgesetzte Düngung würde dazu führen, dass sich die Düngesalze im Substrat anreichern, was die empfindlichen Wurzeln schädigen und verbrennen kann. Die Düngungspause sollte bereits im Herbst beginnen, etwa ab September, und bis zum Beginn des neuen Austriebs im Frühling, meist im März oder April, andauern. Erst wenn die Pflanze deutliche Zeichen neuen Wachstums zeigt, ist es Zeit, wieder mit einer sehr milden Düngung zu beginnen.
Der ideale Standort für die Überwinterung ist ein Ort, der sowohl kühl als auch hell ist. Optimale Temperaturen liegen zwischen 10 und 15 Grad Celsius. Ein helles, unbeheiztes Treppenhaus, ein kühles Schlafzimmerfenster oder ein frostfreier Wintergarten sind perfekte Quartiere. Ein zu warmer Standort, insbesondere in Kombination mit dem geringen Lichtangebot des Winters, kann zu einem unerwünschten, schwachen und vergeilten Wachstum führen. Die Pflanze streckt sich dann unnatürlich dem Licht entgegen, bildet dünne, blasse Blätter und verliert ihre kompakte Form.
Der ideale standort im winter
Die Wahl des richtigen Winterquartiers ist von zentraler Bedeutung für eine erfolgreiche Überwinterung. Der Standort sollte den beiden Grundbedürfnissen der Aloe Vera während ihrer Ruhephase gerecht werden: so viel Licht wie möglich bei gleichzeitig kühlen Temperaturen. Ein Südfenster in einem Raum, der nur wenig oder gar nicht beheizt wird, ist eine ausgezeichnete Wahl. Auch West- oder Ostfenster in kühlen Räumen können genügend Licht bieten, um die Pflanze gesund zu erhalten, ohne sie zum Wachsen anzuregen.
Vermeide unbedingt Standorte, die warm und dunkel sind. Ein Platz weit entfernt vom Fenster in einem normal beheizten Wohnzimmer ist denkbar ungeeignet. Die Kombination aus Wärme und Lichtmangel würde die Pflanze zu einem sogenannten Geilwuchs zwingen. Dabei entstehen lange, dünne und kraftlose Triebe, da die Pflanze verzweifelt versucht, eine bessere Lichtquelle zu erreichen. Diese Triebe sind extrem anfällig für Krankheiten und Schädlinge und schwächen die gesamte Pflanze erheblich.
Ein weiterer wichtiger Faktor am Winterstandort ist der Schutz vor kalter Zugluft und extremen Temperaturschwankungen. Ein Platz direkt neben einer häufig geöffneten Außentür oder einem undichten, zugigen Fenster sollte vermieden werden. Ebenso ungeeignet ist ein Standort direkt über einer aktiven Heizung. Die aufsteigende trockene, warme Luft stresst die Pflanze, trocknet sie aus und schafft ideale Bedingungen für Schädlinge wie Spinnmilben. Eine konstante, kühle Umgebung ist für die Ruhephase am förderlichsten.
Wenn du nicht die Möglichkeit hast, einen kühlen und gleichzeitig hellen Standort zu bieten, ist es besser, den helleren Standort zu priorisieren, auch wenn dieser etwas wärmer ist. In diesem Fall muss die Pflege, insbesondere das Gießen, sorgfältig an die wärmeren Bedingungen angepasst werden. Die Erde wird schneller trocknen als an einem kühlen Ort, aber der Wasserbedarf der Pflanze ist aufgrund des Lichtmangels dennoch sehr gering. Hier ist eine besonders genaue Kontrolle der Substratfeuchtigkeit erforderlich, um Fäulnis zu vermeiden.
Anpassung der bewässerung
Die Anpassung des Gießverhaltens ist der kritischste Teil der Winterpflege. Die Regel „weniger ist mehr“ gilt im Winter in noch stärkerem Maße als im Sommer. Während der Ruhephase benötigt die Aloe Vera extrem wenig Wasser. Die Gießintervalle müssen daher deutlich verlängert werden. Statt alle paar Wochen kann es nun notwendig sein, die Pflanze nur noch alle sechs bis acht Wochen oder sogar noch seltener zu wässern. Ein fester Zeitplan ist hier absolut fehl am Platze; die Entscheidung zum Gießen darf ausschließlich vom Zustand des Substrats abhängen.
Führe vor jedem Gießen den Fingertest durch und stelle sicher, dass das Substrat nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in tieferen Schichten vollständig ausgetrocknet ist. Ein Holzesstäbchen, das tief in die Erde gesteckt wird, kann hier ebenfalls helfen: Bleibt keine feuchte Erde daran haften, ist es Zeit zu gießen. Im Zweifelsfall ist es immer besser, mit dem Gießen noch eine weitere Woche zu warten. Die Aloe Vera übersteht eine längere Trockenperiode im Winter problemlos, aber schon eine einzige übermäßige Wassergabe kann zu Wurzelfäule führen.
Wenn gegossen wird, sollte dies am besten an einem milden, sonnigen Vormittag geschehen. Dadurch hat die Pflanze den Tag über Zeit, etwas von der Feuchtigkeit zu verarbeiten und die Erdoberfläche kann schneller abtrocknen. Verwende zimmerwarmes Wasser, um einen Kälteschock an den ruhenden Wurzeln zu vermeiden. Gieße wie gewohnt durchdringend, bis Wasser aus den Drainagelöchern austritt, aber achte peinlich genau darauf, dass kein Wasser im Untersetzer stehen bleibt.
Die Menge des benötigten Wassers hängt stark von der Temperatur am Überwinterungsstandort ab. Je kühler der Raum, desto langsamer trocknet das Substrat und desto seltener muss gegossen werden. In einem sehr kühlen Quartier um die 10 Grad Celsius kann es sein, dass die Pflanze den ganzen Winter über nur ein- oder zweimal eine kleine Menge Wasser benötigt. Beobachte deine Pflanze genau: Solange die Blätter prall und fest sind, hat sie noch genügend Wasserreserven und benötigt keine zusätzliche Gabe.
Schädlingskontrolle im winter
Die Wintermonate sind eine kritische Zeit für den Befall mit bestimmten Schädlingen, insbesondere wenn die Aloe Vera an einem zu warmen und trockenen Standort überwintert wird. Die trockene Heizungsluft in Wohnräumen schafft ideale Bedingungen für die Vermehrung von saugenden Insekten wie Spinnmilben, Woll- und Schildläusen. Eine geschwächte Pflanze, die unter dem Lichtmangel leidet, ist für diese Schädlinge ein besonders leichtes Opfer. Daher ist eine regelmäßige und gründliche Kontrolle während des Winters unerlässlich.
Untersuche deine Pflanze mindestens einmal pro Woche sorgfältig auf Anzeichen eines Befalls. Achte dabei besonders auf die Blattunterseiten, die Blattachseln und das Herz der Rosette, da sich die Schädlinge hier gerne verstecken. Feine Gespinste können auf Spinnmilben hindeuten, kleine weiße Wattebäusche auf Wollläuse und kleine braune „Hubbel“ auf Schildläuse. Je früher ein Befall entdeckt wird, desto einfacher und schonender lässt er sich bekämpfen.
Solltest du Schädlinge finden, isoliere die betroffene Pflanze sofort von allen anderen Pflanzen, um eine Ausbreitung zu verhindern. Bei einem leichten Befall reicht es oft aus, die Schädlinge manuell mit einem in Spiritus oder Seifenlösung getränkten Wattestäbchen zu entfernen. Diese Prozedur sollte alle paar Tage wiederholt werden, um sicherzustellen, dass alle Schädlinge und ihre Nachkommen erwischt werden. Diese Methode ist sehr effektiv und schont die Pflanze.
Bei einem stärkeren Befall können Spritzmittel auf Basis von Neemöl oder Kaliseife eingesetzt werden. Wende diese Mittel jedoch mit Bedacht an und sorge für eine gute Belüftung, da der Geruch in geschlossenen Räumen intensiv sein kann. Da die Pflanze in der Ruhephase ist, reagiert sie empfindlicher. Teste das Mittel daher zuerst an einem kleinen Bereich. Die beste Prävention gegen Schädlinge im Winter bleibt jedoch ein möglichst kühler und heller Standort, der die Pflanze stark und widerstandsfähig hält.