Die korrekte Überwinterung ist für die mehrjährige Kultur der Afrikanischen Schmucklilie in unseren Breitengraden von entscheidender Bedeutung. Da die meisten Sorten nicht oder nur bedingt winterhart sind, benötigen sie einen geschützten Platz, um die kalte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen. Eine sachgemäße Überwinterung sichert nicht nur das Überleben der Pflanze, sondern legt auch den Grundstein für eine reiche Blüte im darauffolgenden Sommer. Die Einhaltung einer kühlen Ruhephase ist ein unverzichtbarer Reiz für die Knospenbildung und somit der Schlüssel zum wiederkehrenden Blütenzauber.
Der richtige Zeitpunkt für den Umzug ins Winterquartier ist gekommen, wenn die ersten leichten Nachtfröste drohen, aber bevor starke Fröste auftreten. Ein leichter Frost schadet der robusten Pflanze in der Regel nicht, sondern signalisiert ihr den endgültigen Beginn der Ruhephase. In den meisten Regionen Mitteleuropas ist dies je nach Witterung zwischen Ende Oktober und Mitte November der Fall. Räume die Pflanze an einem trockenen Tag ein, um das Risiko von Fäulnis im Winterquartier zu minimieren.
Bevor die Schmucklilie ins Winterquartier kommt, sollte sie einer gründlichen Inspektion unterzogen werden. Entferne alle vertrockneten oder beschädigten Blätter sowie die alten, verblühten Blütenstiele, falls dies noch nicht geschehen ist. Kontrolliere die Pflanze sorgfältig auf einen eventuellen Schädlingsbefall, insbesondere auf Woll- oder Schildläuse, die sich im Winterquartier schnell ausbreiten könnten. Eine präventive Behandlung bei Verdacht kann viele Probleme ersparen.
Das ideale Winterquartier für Agapanthus ist kühl und hell. Die optimale Temperatur liegt zwischen 5 und 10 Grad Celsius und sollte möglichst konstant bleiben. Gut geeignete Räume sind unbeheizte Wintergärten, kühle Treppenhäuser, frostfreie Garagen mit Fenster oder helle Keller. Je kühler der Standort, desto geringer ist der Lichtbedarf, aber immergrüne Sorten benötigen grundsätzlich mehr Licht als laubabwerfende, um ihre Blätter zu erhalten.
Die Pflege während der Überwinterung ist auf ein absolutes Minimum reduziert. Das Wichtigste ist, die Bewässerung drastisch einzuschränken. Der Wurzelballen darf nicht komplett austrocknen, sollte aber größtenteils trocken gehalten werden. Eine kleine Wassergabe alle vier bis sechs Wochen ist meist völlig ausreichend. Das Düngen wird während der gesamten Winterperiode komplett eingestellt, da sich die Pflanze in einer Ruhephase befindet und keine Nährstoffe aufnehmen kann.
Unterschiede bei immergrünen und laubabwerfenden sorten
Bei der Überwinterung muss zwischen zwei Haupttypen von Agapanthus unterschieden werden: den immergrünen und den laubabwerfenden Sorten. Immergrüne Sorten, die oft aus den Küstenregionen Südafrikas stammen, behalten ihre Blätter auch im Winter. Für sie ist ein heller Standort im Winterquartier zwingend erforderlich, damit sie weiterhin Photosynthese betreiben können. Ein zu dunkler Standort würde zu einem Vergilben und Abfallen der Blätter und zu einer allgemeinen Schwächung der Pflanze führen.
Laubabwerfende Sorten hingegen stammen oft aus den Bergregionen, wo sie im Winter in eine tiefere Ruhephase eintreten. Im Herbst vergilben ihre Blätter und ziehen sich vollständig ein, was ein natürlicher Prozess ist. Da diese Pflanzen den Winter ohne Blätter verbringen, ist ihr Lichtbedarf minimal. Sie können daher auch in einem dunklen, aber kühlen und frostfreien Raum wie einem Keller überwintert werden. Dies macht ihre Überwinterung oft unkomplizierter.
Die Wasserversorgung während des Winters unterscheidet sich ebenfalls leicht. Immergrüne Sorten verdunsten über ihre Blätter weiterhin eine geringe Menge Wasser und benötigen daher tendenziell etwas häufigere, wenn auch immer noch sehr sparsame Wassergaben als die laubabwerfenden Arten. Bei den laubabwerfenden Sorten, deren oberirdische Teile komplett eingezogen sind, muss nur sichergestellt werden, dass das Rhizom im Topf nicht zu Staub vertrocknet. Hier sind die Gießintervalle noch länger.
Die Robustheit und Frosttoleranz ist bei laubabwerfenden Sorten im Allgemeinen höher als bei immergrünen. Einige laubabwerfende Züchtungen, wie die ‚Headbourne‘-Hybriden, können in sehr milden Regionen mit einem dicken Winterschutz aus Laub und Reisig sogar im Freiland überwintern. Für immergrüne Sorten ist eine Freilandüberwinterung in unseren Breiten jedoch in den allermeisten Fällen nicht möglich und führt unweigerlich zum Erfrieren der Pflanze.
Das ausräumen im frühjahr
Das Ende der Winterruhe und der Umzug zurück ins Freie sollte nicht überstürzt werden. Der richtige Zeitpunkt ist gekommen, wenn keine starken Spätfröste mehr zu erwarten sind, was in der Regel nach den Eisheiligen Mitte Mai der Fall ist. Ein zu frühes Ausräumen setzt die Pflanze der Gefahr von Frostschäden an den frischen, zarten Austrieben aus. Beobachte die Wettervorhersage genau, um den optimalen Zeitpunkt zu bestimmen.
Die Pflanze muss nach der langen Zeit im dunkleren Winterquartier langsam wieder an die intensive Sonneneinstrahlung gewöhnt werden. Stelle sie für die ersten ein bis zwei Wochen an einen halbschattigen, geschützten Platz. Eine direkte Platzierung in der prallen Mittagssonne würde unweigerlich zu Sonnenbrand auf den Blättern führen. Erhöhe die Dauer der Sonneneinstrahlung schrittweise, bis die Pflanze wieder an ihren vollsonnigen Sommerstandort gestellt werden kann.
Mit dem Ausräumen und dem Beginn des neuen Wachstums werden auch die Pflegemaßnahmen wieder intensiviert. Beginne, die Wassergaben langsam zu steigern, sobald die Temperaturen ansteigen und die Pflanze neue Blätter bildet. Mit dem ersten sichtbaren Austrieb kann auch die Düngung wieder aufgenommen werden, zunächst in halber Konzentration und dann langsam steigernd. Dies unterstützt die Pflanze dabei, schnell neue Kraft zu sammeln.
Das Frühjahr ist auch der ideale Zeitpunkt, um die Pflanze bei Bedarf umzutopfen oder zu teilen. Der Wurzelballen kann kontrolliert und die Pflanze in frisches Substrat gesetzt werden. Diese Maßnahme versorgt sie mit neuen Nährstoffen und gibt ihr, falls nötig, mehr Raum für das Wurzelwachstum. Eine Teilung verjüngt die Pflanze und ist gleichzeitig die einfachste Methode zur Vermehrung.
Mögliche probleme während der überwinterung
Das häufigste Problem während der Überwinterung ist Fäulnis durch zu viel Wasser. In der kühlen Umgebung kann überschüssige Feuchtigkeit nicht verdunsten und das Substrat bleibt lange nass, was ideale Bedingungen für Fäulniserreger schafft. Die Symptome, wie matschige Blattbasen, zeigen sich oft erst im Frühjahr beim Ausräumen. Daher ist die strikte Einhaltung der reduzierten Bewässerung die wichtigste Maßnahme, um dies zu verhindern.
Ein zu warmes Winterquartier ist ebenfalls problematisch. Bei Temperaturen über 12-15 Grad Celsius wird die Pflanze nicht in die notwendige Ruhephase versetzt. Sie versucht weiterzuwachsen, bildet aber aufgrund des Lichtmangels nur lange, dünne und schwache Triebe, den sogenannten Geilwuchs. Diese Triebe sind extrem anfällig für Schädlinge und Krankheiten, und die für die Blütenbildung wichtige Kälteperiode bleibt aus, was oft zu einer blütenlosen Saison führt.
Schädlingsbefall ist ein weiteres Risiko, insbesondere in zu warmen und trockenen Winterquartieren. Woll-, Schmier- und Schildläuse finden hier ideale Bedingungen, um sich ungestört zu vermehren. Eine regelmäßige Kontrolle, auch während des Winters, ist daher unerlässlich. Bei den ersten Anzeichen eines Befalls sollten die Schädlinge manuell entfernt oder mit einem geeigneten Mittel behandelt werden, bevor sie sich stark ausbreiten können.
Austrocknung ist das Gegenteil von zu viel Nässe, kann aber ebenfalls ein Problem sein, wenn die Pflanze komplett vergessen wird. Auch wenn der Wasserbedarf minimal ist, darf der Wurzelballen, insbesondere das fleischige Rhizom, nicht vollständig zu Staub vertrocknen. Dies würde die Pflanze irreparabel schädigen. Ein gelegentlicher Kontrollgriff in das Substrat hilft, den richtigen Zustand zu beurteilen und bei Bedarf eine kleine Menge Wasser zu geben.