Die Pflanzung und Vermehrung der Passionsblume sind entscheidende Schritte, um diese exotische Schönheit erfolgreich im eigenen Garten oder auf dem Balkon zu kultivieren. Der richtige Start legt den Grundstein für eine kräftige und blühfreudige Pflanze, die dich über Jahre hinweg begleiten kann. Bei der Pflanzung kommt es auf den richtigen Zeitpunkt, das passende Substrat und die sorgfältige Vorbereitung des Wurzelballens an. Die Vermehrung hingegen bietet dir die faszinierende Möglichkeit, aus einer bestehenden Pflanze neue, identische Nachkommen zu ziehen und so deine Sammlung zu erweitern oder Freunde und Familie zu beschenken. Ob durch Stecklinge oder Samen, jede Methode hat ihre eigenen Reize und Anforderungen, die es zu meistern gilt.
Der ideale Zeitpunkt für die Pflanzung einer Passionsblume im Freien oder das Umtopfen in ein größeres Gefäß ist das Frühjahr, nachdem die letzten Fröste vorüber sind. In der Regel ist dies ab Mitte Mai nach den sogenannten Eisheiligen der Fall. Zu diesem Zeitpunkt hat sich der Boden bereits erwärmt, und die Pflanze kann ihre Energie voll in das Anwachsen und die Bildung neuer Wurzeln und Triebe stecken, ohne durch Kälteeinbrüche gestresst zu werden. Eine Pflanzung im späten Frühling gibt der Passiflora genügend Zeit, sich vor dem Sommer gut zu etablieren und eine üppige Blütenpracht zu entwickeln.
Vor der eigentlichen Pflanzung ist eine sorgfältige Vorbereitung des Pflanzlochs oder des Kübels unerlässlich. Das Pflanzloch im Beet sollte mindestens doppelt so groß sein wie der Wurzelballen der Pflanze. Lockere die Erde am Boden des Lochs gut auf und mische sie mit hochwertigem Kompost oder einer guten Pflanzerde, um die Nährstoffversorgung und die Bodenstruktur zu verbessern. Bei der Kübelpflanzung wählst du ein Gefäß, das im Durchmesser mindestens 5-10 cm größer ist als der bisherige Topf, und legst am Boden eine Drainageschicht aus Blähton oder Kies an, um Staunässe vorzubeugen.
Der Umgang mit dem Wurzelballen ist ein kritischer Moment bei der Pflanzung. Nimm die Pflanze vorsichtig aus ihrem alten Topf und inspiziere die Wurzeln. Sind die Wurzeln stark verfilzt und wachsen im Kreis am Topfrand entlang, spricht man von einer Ringwurzelbildung. Lockere diesen Wurzelballen vorsichtig mit den Fingern oder einem kleinen Haken auf, um die Wurzeln anzuregen, in die neue Erde hinauszuwachsen. Beschädigte oder vertrocknete Wurzelteile kannst du mit einer sauberen Schere entfernen. Tauche den gesamten Wurzelballen vor dem Einpflanzen kurz in einen Eimer mit Wasser, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen, um sicherzustellen, dass er vollständig durchfeuchtet ist.
Setze die Pflanze nun mittig in das vorbereitete Pflanzloch oder den Kübel, und zwar so tief, wie sie auch zuvor im Topf stand. Fülle die Hohlräume mit dem vorbereiteten Substrat auf und drücke die Erde leicht an, um Luftlöcher zu vermeiden. Nach dem Pflanzen ist ein kräftiges Angießen, auch Einschlämmen genannt, von entscheidender Bedeutung. Wässere die Pflanze durchdringend, damit sich die Erde gut um die Wurzeln legt und ein optimaler Bodenschluss entsteht. Bringe zum Schluss die Rankhilfe an und leite die ersten Triebe vorsichtig daran empor.
Die Wahl des richtigen Pflanzmaterials
Der Erfolg beginnt bereits bei der Auswahl einer gesunden und kräftigen Jungpflanze. Achte beim Kauf darauf, dass die Pflanze ein vitales Erscheinungsbild hat, mit sattgrünen Blättern ohne Flecken, Verfärbungen oder Anzeichen von Schädlingsbefall. Die Triebe sollten kräftig und nicht vergeilt sein, was auf einen guten Stand in der Gärtnerei hindeutet. Ein Blick auf den Topfboden kann ebenfalls aufschlussreich sein: Wenn bereits viele Wurzeln aus den Drainagelöchern wachsen, ist die Pflanze gut durchwurzelt, benötigt aber bald ein größeres Gefäß.
Es gibt unzählige Arten und Sorten von Passionsblumen, die sich in ihrer Winterhärte, Blütenfarbe und Wuchsstärke unterscheiden. Informiere dich vor dem Kauf genau, welche Sorte für deine spezifischen Bedingungen am besten geeignet ist. Wenn du die Pflanze dauerhaft im Garten auspflanzen möchtest, solltest du eine winterharte Sorte wie die Passiflora caerulea oder bestimmte Züchtungen wählen. Für die Kübelkultur eignen sich auch empfindlichere, aber oft spektakulärer blühende tropische Arten, die dann frostfrei überwintert werden müssen.
Neben dem Kauf von Jungpflanzen besteht auch die Möglichkeit, Passionsblumen aus Samen zu ziehen. Dies ist ein spannender, aber auch langwierigerer Prozess. Das Saatgut sollte möglichst frisch sein, da die Keimfähigkeit mit der Zeit abnimmt. Vor der Aussaat ist es oft hilfreich, die harten Samen leicht anzurauen (skarifizieren) und sie für 24 bis 48 Stunden in lauwarmem Wasser oder Kamillentee vorquellen zu lassen, um die Keimung zu beschleunigen. Die Aussaat erfolgt dann in einer nährstoffarmen Anzuchterde, die konstant feucht und warm gehalten werden muss.
Die Keimung von Passiflora-Samen kann unregelmäßig sein und von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten dauern, also ist hier Geduld gefragt. Sobald die Sämlinge ihre ersten echten Blattpaare entwickelt haben, können sie vorsichtig in einzelne Töpfe pikiert werden. Die Aufzucht aus Samen ist eine wunderbare Möglichkeit, seltene Arten zu kultivieren oder die genetische Vielfalt zu beobachten, erfordert aber mehr Geduld und gärtnerisches Fingerspitzengefühl als die Pflanzung einer bereits etablierten Jungpflanze.
Die Vermehrung durch Stecklinge
Die Vermehrung durch Stecklinge ist die beliebteste und einfachste Methode, um neue Passionsblumen zu ziehen, die genetisch identisch mit der Mutterpflanze sind. Der beste Zeitpunkt für die Stecklingsentnahme ist der späte Frühling oder der Frühsommer, wenn die Pflanze im vollen Wachstum ist und die Triebe weder zu weich noch zu stark verholzt sind. Wähle einen gesunden, kräftigen Trieb aus, der in diesem Jahr gewachsen ist und idealerweise keine Blütenknospen trägt, da diese unnötig Energie verbrauchen würden.
Schneide mit einem scharfen, sauberen Messer oder einer Gartenschere ein etwa 10-15 cm langes Triebstück ab. Der ideale Steckling sollte mindestens zwei bis drei Blattknoten (die Stellen, an denen Blätter aus dem Trieb wachsen) aufweisen. Entferne die unteren Blätter komplett, um die Verdunstungsfläche zu reduzieren und Fäulnis im Substrat zu vermeiden. Das oberste Blattpaar kannst du stehen lassen oder, wenn die Blätter sehr groß sind, um die Hälfte einkürzen, um die Verdunstung weiter zu minimieren.
Die Bewurzelung der Stecklinge kann entweder in einem Wasserglas oder direkt in Anzuchterde erfolgen. Für die Wasserglasmethode stellst du den Steckling einfach in ein mit Wasser gefülltes Glas an einen hellen, aber nicht sonnigen Platz und wechselst das Wasser alle paar Tage. Nach einigen Wochen sollten sich die ersten weißen Wurzeln zeigen. Bei der Methode mit Erde füllst du einen kleinen Topf mit einer Mischung aus Anzuchterde und Sand, machst ein kleines Loch vor und steckst den Steckling etwa 2-3 cm tief hinein. Drücke die Erde leicht an und gieße vorsichtig.
Um die für die Bewurzelung notwendige hohe Luftfeuchtigkeit zu schaffen, ist es entscheidend, den Topf mit dem Steckling mit einer transparenten Plastiktüte oder einer abgeschnittenen Plastikflasche abzudecken. Dieses Mini-Gewächshaus solltest du täglich kurz lüften, um Schimmelbildung zu vermeiden. Halte das Substrat konstant feucht, aber nicht nass. Nach etwa 4-8 Wochen sollte der Steckling Wurzeln gebildet haben, was du daran erkennst, dass er beginnt, neue Blätter oder Triebe zu bilden.
Die Vermehrung durch Ableger
Eine weitere vegetative Vermehrungsmethode, die besonders bei im Freiland ausgepflanzten Passionsblumen gut funktioniert, ist die Vermehrung durch Ableger. Diese Methode nutzt die natürliche Fähigkeit der Pflanze, an Trieben, die den Boden berühren, Wurzeln zu bilden. Der Vorteil dieser Technik ist, dass der Ableger während des gesamten Bewurzelungsprozesses mit der Mutterpflanze verbunden bleibt und von ihr mit Wasser und Nährstoffen versorgt wird, was die Erfolgsquote erheblich erhöht.
Suche dir einen langen, flexiblen und bodennahen Trieb der Mutterpflanze aus. An einer Stelle, die den Boden leicht erreicht, entfernst du vorsichtig die Blätter im Bereich eines Blattknotens. Um die Wurzelbildung zusätzlich anzuregen, kannst du die Rinde an der Unterseite des Triebes an dieser Stelle mit einem scharfen Messer leicht verwunden. Diese kleine Verletzung stimuliert die Pflanze zur Bildung von Kallusgewebe, aus dem sich später die Wurzeln entwickeln.
Grabe an der ausgewählten Stelle eine kleine, etwa 5-10 cm tiefe Rinne in den Boden. Biege den vorbereiteten Trieb vorsichtig in diese Rinne hinab und bedecke ihn mit lockerer, humusreicher Erde. Achte darauf, dass die Triebspitze mit einigen Blättern wieder aus der Erde herausschaut. Damit der Trieb sicher im Boden bleibt und nicht wieder nach oben schnellt, kannst du ihn mit einem gebogenen Draht oder einem Stein fixieren. Halte diesen Bereich in den folgenden Wochen und Monaten konstant feucht.
Nach einigen Monaten, in der Regel zum Ende der Vegetationsperiode oder im nächsten Frühjahr, sollte der Ableger ein eigenes, kräftiges Wurzelsystem entwickelt haben. Um dies zu überprüfen, kannst du vorsichtig an dem Trieb ziehen; wenn er Widerstand leistet, ist er bewurzelt. Nun kannst du den Ableger mit einer scharfen Gartenschere von der Mutterpflanze trennen und ihn vorsichtig ausgraben. Pflanze die neue, nun selbstständige Passionsblume an ihren endgültigen Standort oder in einen Topf.
Pflege der jungen Pflanzen
Egal ob du deine Passionsblume aus Samen gezogen, durch Stecklinge vermehrt oder als Jungpflanze gekauft hast, die Pflege in der Anfangsphase ist entscheidend für die weitere Entwicklung. Junge Pflanzen sind noch empfindlich und benötigen besondere Aufmerksamkeit. Schütze sie vor extremen Bedingungen wie praller Mittagssonne, starkem Wind oder Kälte. Ein langsames Abhärten, bei dem die Pflanze schrittweise an die Bedingungen im Freien gewöhnt wird, ist besonders bei im Haus vorgezogenen Exemplaren wichtig.
Die Wasserversorgung muss bei jungen Pflanzen sehr konstant sein. Der kleine Wurzelballen trocknet schnell aus, daher solltest du das Substrat regelmäßig kontrollieren und feucht, aber nicht nass halten. Gleichzeitig ist Staunässe unbedingt zu vermeiden, da die feinen, jungen Wurzeln besonders anfällig für Fäulnis sind. Eine gute Drainage im Topf und ein durchlässiges Substrat sind hier von größter Bedeutung.
Mit der Düngung solltest du bei frisch bewurzelten Stecklingen oder Sämlingen vorsichtig beginnen. In den ersten Wochen benötigen sie keine zusätzlichen Nährstoffe, da die Anzuchterde in der Regel ausreichend vorgedüngt ist. Sobald die Pflanze deutliches neues Wachstum zeigt, kannst du mit einer stark verdünnten Dosis eines flüssigen Kübelpflanzendüngers beginnen. Steigere die Konzentration und Häufigkeit der Düngung langsam, während die Pflanze wächst und kräftiger wird.
Kontrolliere deine jungen Passionsblumen regelmäßig auf Schädlinge wie Blattläuse oder Spinnmilben, die sich auf den zarten neuen Trieben besonders gerne ansiedeln. Ein frühzeitiges Erkennen und Entfernen der Schädlinge, beispielsweise durch Abspritzen mit einem sanften Wasserstrahl oder den Einsatz von Nützlingen, verhindert eine größere Plage. Eine gute Pflege und ein optimaler Standort stärken die Pflanze von Anfang an und machen sie widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlinge.