Obwohl der Kirschlorbeer als eine äußerst robuste und widerstandsfähige Pflanze gilt, ist er nicht gänzlich immun gegen Krankheiten und Schädlingsbefall. Insbesondere geschwächte Pflanzen, die unter unpassenden Standortbedingungen, Nährstoffmangel oder Wasserstress leiden, werden anfälliger für diverse Probleme. Ein wachsames Auge und das frühzeitige Erkennen von Symptomen sind entscheidend, um größere Schäden zu verhindern und die Vitalität deiner Pflanzen zu erhalten. Dieser Fachartikel gibt dir einen umfassenden Überblick über die häufigsten Krankheiten und Schädlinge des Kirschlorbeers und erklärt, wie du sie effektiv und nachhaltig bekämpfen kannst.
Die Schrotschusskrankheit: Erkennung und Bekämpfung
Die Schrotschusskrankheit, verursacht durch den Pilz Wilsonomyces carpophilus, ist die wohl bekannteste und am weitesten verbreitete Krankheit am Kirschlorbeer. Das Schadbild ist sehr charakteristisch: Zunächst erscheinen auf den Blättern kleine, rötlich-braune, runde Flecken. Nach kurzer Zeit stirbt das Gewebe in der Mitte dieser Flecken ab und fällt heraus, wodurch die typischen, wie mit Schrot durchschossenen Löcher entstehen. Bei starkem Befall können die Blätter vorzeitig vergilben und abfallen, was die Pflanze erheblich schwächt.
Die Ausbreitung des Pilzes wird durch feuchte Witterung begünstigt. Die Sporen überwintern auf befallenen Blättern, am Falllaub und an den Trieben. Von dort aus infizieren sie im Frühjahr bei feuchter Witterung die jungen, austreibenden Blätter. Daher ist die wichtigste Maßnahme zur Bekämpfung und Vorbeugung die Hygiene. Entferne und entsorge alle befallenen Blätter sorgfältig im Hausmüll, nicht auf dem Kompost. Schneide stark befallene Triebe bis ins gesunde Holz zurück und sammle im Herbst das gesamte Falllaub unter der Hecke restlos ein.
Eine gute Belüftung des Pflanzenbestandes kann einem Befall vorbeugen. Pflanze Kirschlorbeerhecken nicht zu dicht und führe regelmäßig einen Auslichtungsschnitt durch, damit die Blätter nach einem Regen schnell abtrocknen können. Vermeide beim Gießen das Benetzen der Blätter und wässere stets direkt im Wurzelbereich. Diese kulturtechnischen Maßnahmen reduzieren die Infektionsgefahr erheblich.
Bei sehr starkem und wiederkehrendem Befall kann der Einsatz von Fungiziden notwendig werden. Spritzungen sollten präventiv im Frühjahr während des Blattaustriebs erfolgen, um eine Neuinfektion zu verhindern. Verwende zugelassene Pflanzenschutzmittel und wiederhole die Behandlung gemäß den Herstellerangaben, insbesondere bei anhaltend feuchtem Wetter. Eine Stärkung der Pflanze durch eine ausgewogene Kaliumdüngung im Herbst kann die Anfälligkeit ebenfalls reduzieren.
Echter und Falscher Mehltau an Kirschlorbeer
Der Echte Mehltau ist eine weitere Pilzkrankheit, die am Kirschlorbeer auftreten kann, wenn auch seltener als die Schrotschusskrankheit. Du erkennst ihn an einem weißen, mehlartigen, abwischbaren Belag, der sich vor allem auf der Blattoberseite und an jungen Triebspitzen bildet. Der Echte Mehltau ist ein sogenannter „Schönwetterpilz“, der sich bei warm-trockener Witterung mit hoher Luftfeuchtigkeit in der Nacht besonders gut ausbreitet. Bei starkem Befall können sich die Blätter kräuseln, braun werden und vertrocknen.
Im Gegensatz dazu tritt der Falsche Mehltau eher bei feucht-kühler Witterung auf. Hier bilden sich auf der Blattoberseite gelbliche bis bräunliche Flecken, während auf der Blattunterseite ein gräulich-violetter Pilzrasen sichtbar wird. Falscher Mehltau ist am Kirschlorbeer seltener, kann aber bei ungünstigen Bedingungen ebenfalls zu erheblichem Blattverlust führen. Die Unterscheidung zwischen den beiden Arten ist wichtig für die Wahl der richtigen Gegenmaßnahmen.
Zur Bekämpfung beider Mehltauarten gilt es, befallene Pflanzenteile umgehend zu entfernen und zu entsorgen, um die Sporenverbreitung einzudämmen. Eine gute Luftzirkulation durch einen lockeren Stand und regelmäßigen Schnitt ist die beste Vorbeugung. Vermeide eine stickstofflastige Düngung, da diese zu weichem, anfälligem Gewebe führt. Stärke die Pflanzen stattdessen mit kaliumbetonten Düngern.
Bei beginnendem Befall können Hausmittel wie eine Spritzung mit einer Milch-Wasser-Mischung (1:9) oder mit Backpulver-Lösungen helfen, die Ausbreitung des Echten Mehltaus einzudämmen. Bei starkem Befall sind spezielle Fungizide erforderlich. Achte darauf, ein für die jeweilige Mehltauart (Echter oder Falscher Mehltau) zugelassenes Mittel zu verwenden, da die Wirkstoffe oft unterschiedlich sind.
Häufige tierische Schädlinge: Der Dickmaulrüssler
Der Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus) ist einer der häufigsten und schädlichsten Schädlinge am Kirschlorbeer. Der Schaden wird gleich von zwei Generationen des Käfers verursacht. Der nachtaktive, flugunfähige Käfer selbst frisst von April bis Oktober charakteristische, halbmondförmige Buchten in die Blattränder. Dieser sogenannte Buchtenfraß ist zwar ein unschöner optischer Mangel, für die Pflanze aber in der Regel nicht lebensbedrohlich.
Viel gefährlicher ist der Schaden, den die im Boden lebenden Larven des Käfers anrichten. Die cremeweißen, gekrümmten Engerlinge fressen an den Feinwurzeln und später auch an der Hauptwurzel und dem Wurzelhals der Pflanze. Dieser Wurzelfraß unterbricht die Wasser- und Nährstoffaufnahme. Die befallene Pflanze kümmert, wächst schlecht, die Blätter werden gelb und welken, und bei starkem Befall kann die gesamte Pflanze absterben, obwohl sie ausreichend gegossen wird.
Die Bekämpfung des Dickmaulrüsslers sollte sich primär auf die schädlichen Larven im Boden konzentrieren. Die biologisch wirksamste und umweltfreundlichste Methode ist der Einsatz von nützlichen HM-Nematoden (Heterorhabditis bacteriophora). Diese mikroskopisch kleinen Fadenwürmer werden mit dem Gießwasser ausgebracht, suchen aktiv die Larven im Boden auf, dringen in sie ein und töten sie ab. Der optimale Anwendungszeitraum ist bei Bodentemperaturen über 12 °C von April bis Mai und von August bis September, wenn die Larvenstadien im Boden aktiv sind.
Den erwachsenen Käfer kannst du absammeln, was aufgrund seiner Nachtaktivität mühsam ist. Lege dazu Bretter oder Töpfe mit Holzwolle unter die Pflanzen, da sich die Käfer tagsüber gerne darunter verstecken. Eine Barriere aus klebrigem Raupenleim am Stamm kann bei solitären Hochstämmen das Hochkriechen der Käfer verhindern. Der gezielte Einsatz von Nematoden gegen die Larven bleibt jedoch die nachhaltigste Bekämpfungsmethode.
Präventive Maßnahmen zur Stärkung der Pflanzengesundheit
Die beste Strategie gegen Krankheiten und Schädlinge ist immer die Prävention. Eine gesunde, kräftige und gut gepflegte Pflanze ist deutlich weniger anfällig für Probleme als ein geschwächtes Exemplar. Die wichtigste präventive Maßnahme ist daher die Schaffung optimaler Standort- und Wachstumsbedingungen. Sorge für einen lockeren, durchlässigen und nährstoffreichen Boden und vermeide unbedingt Staunässe.
Eine ausgewogene Ernährung ist ebenfalls entscheidend für die Pflanzengesundheit. Vermeide eine übermäßige Stickstoffdüngung, die zu mastigem, weichem und anfälligem Pflanzengewebe führt. Eine ausreichende Versorgung mit Kalium hingegen stärkt die Zellwände und macht es Pilzen und saugenden Insekten schwerer, in die Pflanze einzudringen. Die bereits erwähnte Herbstdüngung mit einem kaliumbetonten Dünger ist daher eine wichtige Maßnahme zur Krankheitsvorsorge.
Achte auf eine gute Lufthygiene in deinem Kirschlorbeerbestand. Ein regelmäßiger, auslichtender Schnitt sorgt dafür, dass die Blätter nach Regen schneller abtrocknen, was die Lebensbedingungen für Pilzkrankheiten verschlechtert. Entferne abgestorbene oder beschädigte Äste umgehend. Halte den Boden unter den Pflanzen frei von Unkraut und sammle im Herbst das gesamte Falllaub sorgfältig ein, um potenziellen Krankheitserregern und überwinternden Schädlingen die Grundlage zu entziehen.
Fördere gezielt Nützlinge in deinem Garten. Vögel, Igel, Laufkäfer und viele andere Insekten sind natürliche Feinde von Schädlingen wie dem Dickmaulrüssler oder Blattläusen. Durch das Schaffen von Lebensräumen wie Nistkästen, Laubhaufen oder einer vielfältigen Bepflanzung kannst du diese nützlichen Helfer anlocken. Ein biologisch aktiver Garten reguliert viele Schädlingsprobleme auf natürliche Weise und reduziert die Notwendigkeit für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.