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Die Krankheiten und Schädlinge der Schlehe

Linden · 16.09.2025.

Die Schlehe ist als heimisches Wildgehölz von Natur aus äußerst robust und widerstandsfähig und wird im Vergleich zu vielen überzüchteten Kulturpflanzen nur selten von Krankheiten und Schädlingen befallen. Ihr fester, dornenbewehrter Wuchs und ihre genetische Vielfalt bieten einen guten natürlichen Schutz. Dennoch ist auch sie nicht gänzlich immun gegen gelegentliche Probleme, insbesondere wenn die Standortbedingungen nicht optimal sind oder die Witterung die Ausbreitung bestimmter Erreger begünstigt. Ein wachsames Auge und das Wissen um die häufigsten potenziellen Probleme ermöglichen es dem Gärtner, frühzeitig und gezielt einzugreifen, oft schon mit einfachen, vorbeugenden Maßnahmen.

Der beste Schutz vor Krankheiten und Schädlingen ist immer die Prävention. Eine gesunde, vitale Pflanze, die an einem für sie idealen Standort wächst, kann sich gegen viele Angriffe selbst zur Wehr setzen. Dazu gehören ein sonniger, luftiger Platz, der das schnelle Abtrocknen der Blätter fördert und Pilzkrankheiten erschwert, sowie ein gut durchlässsiger Boden, der Wurzelfäule durch Staunässe verhindert. Eine übermäßige Düngung, insbesondere mit Stickstoff, sollte vermieden werden, da sie zu weichem, anfälligem Pflanzengewebe führt. Ein regelmäßiger, auslichtender Schnitt sorgt zudem für eine gute Durchlüftung im Inneren des Strauches.

Trotz aller vorbeugenden Maßnahmen kann es dennoch zu einem Befall kommen. Bei der Schlehe sind es vor allem einige spezifische Pilzkrankheiten, die gelegentlich auftreten können, wie beispielsweise die Schrotschusskrankheit oder die Monilia-Spitzendürre, die auch von anderen Steinobstgewächsen bekannt sind. Auf der tierischen Seite können Blattläuse, Gespinstmotten oder Gallmilben in manchen Jahren zu einem stärkeren Auftreten neigen. In einem naturnahen Garten reguliert sich ein solcher Befall jedoch oft von selbst durch das Eingreifen von Nützlingen wie Marienkäfern, Schlupfwespen oder Vögeln.

Der Ansatz zur Bekämpfung sollte stets dem Prinzip des integrierten Pflanzenschutzes folgen. Dies bedeutet, dass chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel nur als letztes Mittel und mit großer Zurückhaltung eingesetzt werden sollten. Stattdessen stehen biologische und biotechnische Verfahren im Vordergrund, wie der Einsatz von Nützlingen, das Anbringen von Leimringen oder die Verwendung von pflanzenstärkenden Brühen aus Brennnessel oder Ackerschachtelhalm. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die häufigsten Krankheiten und Schädlinge der Schlehe und zeigt auf, wie man ihnen auf eine naturschonende Weise begegnen kann.

Vorbeugende Maßnahmen und Pflanzenstärkung

Die wirksamste Strategie gegen Pflanzenkrankheiten ist, deren Entstehung von vornherein zu verhindern. Die Wahl des richtigen Standortes ist dabei der erste und wichtigste Schritt. Ein vollsonniger und luftiger Platz sorgt dafür, dass die Blätter nach einem Regen schnell abtrocknen können, was die Keimungsbedingungen für Pilzsporen erheblich verschlechtert. Ein zu dichter Stand, beispielsweise in einer überfüllten Ecke oder im Schatten großer Bäume, fördert hingegen ein feuchtes Mikroklima und macht die Schlehe anfälliger für Pilzinfektionen aller Art.

Die Bodengesundheit spielt eine ebenso entscheidende Rolle. Ein lockerer, gut durchlässiger und humusreicher Boden fördert ein kräftiges Wurzelwachstum und eine optimale Nährstoffaufnahme, was die allgemeine Widerstandsfähigkeit der Pflanze stärkt. Staunässe muss unbedingt vermieden werden, da sie die Wurzeln schädigt und die Pflanze schwächt, was sie zu einem leichten Ziel für Schaderreger macht. Eine moderate Versorgung mit organischem Material wie Kompost unterstützt das Bodenleben und damit die Pflanzengesundheit, während eine Überdüngung mit mineralischen Düngemitteln zu vermeiden ist.

Regelmäßige Schnittmaßnahmen tragen maßgeblich zur Gesunderhaltung bei. Durch das jährliche Auslichten des Strauches, bei dem alte, kranke und sich kreuzende Triebe entfernt werden, wird die Luftzirkulation im Inneren der Krone verbessert. Dies reduziert die Feuchtigkeit und beugt Pilzkrankheiten vor. Zudem sollte befallenes oder abgestorbenes Holz immer umgehend bis ins gesunde Gewebe zurückgeschnitten und aus dem Garten entfernt werden, um die Infektionsquelle zu beseitigen. Schnittwerkzeuge sollten dabei stets sauber und scharf sein, um glatte Wunden zu erzeugen und die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden.

Eine weitere wichtige vorbeugende Maßnahme ist die Stärkung der Pflanze von innen heraus. Regelmäßige Spritzungen mit Pflanzenjauchen oder -tees, beispielsweise aus Ackerschachtelhalm, können die Zellwände der Blätter stärken und sie widerstandsfähiger gegen Pilzinfektionen machen. Ackerschachtelhalm enthält viel Kieselsäure, die wie eine Schutzschicht wirkt. Brennnesseljauche wiederum stärkt die Pflanze allgemein und wirkt abschreckend auf einige saugende Insekten. Diese natürlichen Pflanzenstärkungsmittel unterstützen die Abwehrkräfte der Schlehe und fördern ihre Vitalität auf biologische Weise.

Häufige Pilzkrankheiten und ihre Bekämpfung

Eine der häufigsten Pilzkrankheiten, die an der Schlehe auftreten kann, ist die Schrotschusskrankheit (Stigmina carpophila). Sie äußert sich durch kleine, rötlich-braune Flecken auf den Blättern. Das abgestorbene Gewebe in der Mitte der Flecken fällt nach einiger Zeit heraus und hinterlässt charakteristische, wie mit Schrot durchschossene Löcher in den Blättern. Bei starkem Befall kann es zu einem vorzeitigen Blattfall kommen. Zur Bekämpfung sollten alle befallenen Blätter und Triebe umgehend entfernt und entsorgt werden, um die Ausbreitung der Sporen zu verhindern. Ein luftiger Standort und das Stärken der Pflanze mit Ackerschachtelhalmbrühe wirken vorbeugend.

Eine weitere gefürchtete Krankheit, die vor allem bei feucht-kühler Witterung während der Blüte auftritt, ist die Monilia-Spitzendürre (Monilinia laxa). Hierbei dringen die Pilzsporen über die Blüte in den Trieb ein und lassen die gesamten Triebspitzen innerhalb kurzer Zeit welken und absterben, als wären sie verdorrt. Ein Befall ist an den wie verbrannt aussehenden Blüten und Blättern zu erkennen, die am Trieb haften bleiben. Die einzige wirksame Bekämpfung ist ein sofortiger und großzügiger Rückschnitt der befallenen Triebe bis tief ins gesunde Holz, oft 15-20 cm unterhalb der sichtbaren Symptome. Das Schnittgut muss unbedingt aus dem Garten entfernt werden.

Gelegentlich kann an der Schlehe auch Echter Mehltau auftreten, erkennbar an einem weißen, abwischbaren Belag auf den Blättern und Triebspitzen. Dieser Pilz gedeiht besonders gut bei warm-trockener Witterung mit nächtlicher Taubildung („Schönwetterpilz“). Ein starker Befall kann das Wachstum hemmen und die Blätter verkrüppeln lassen. Zur Bekämpfung eignen sich Spritzungen mit einer Mischung aus Milch und Wasser (im Verhältnis 1:9) oder mit Netzschwefel-Präparaten aus dem biologischen Landbau. Auch hier sind ein luftiger Stand und das Entfernen der erstbefallenen Blätter die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen.

Weniger häufig, aber dennoch möglich ist ein Befall durch Rostpilze, die sich durch orange-rote bis braune Pusteln auf den Blattunterseiten bemerkbar machen. Ein starker Befall schwächt die Pflanze und führt zu vorzeitigem Blattfall. Da Rostpilze oft komplexe Entwicklungszyklen mit Wirtswechsel haben, kann das Entfernen potenzieller Zwischenwirte in der Umgebung helfen. Generell gilt für alle Pilzkrankheiten: Das Entfernen und Vernichten von befallenem Pflanzenmaterial und Falllaub im Herbst reduziert den Infektionsdruck für das kommende Jahr erheblich.

Bakterielle Erkrankungen im Fokus

Bakterielle Erkrankungen sind bei der robusten Schlehe seltener als Pilzinfektionen, können aber dennoch vorkommen und sind oft schwieriger zu bekämpfen. Eine der bekanntesten bakteriellen Krankheiten, die auch Steinobst befallen kann, ist der Bakterienbrand (Pseudomonas syringae). Die Symptome können vielfältig sein und reichen von dunklen, wässrigen Flecken auf Blättern und Blüten bis hin zum plötzlichen Absterben ganzer Äste. Oft tritt an den befallenen Stellen ein gummiartiger Saftfluss (Gummosis) aus. Die Infektion erfolgt meist über Wunden, beispielsweise durch Schnittmaßnahmen oder Frostschäden, bei feuchter Witterung.

Die Bekämpfung des Bakterienbrandes ist schwierig, da es keine direkten kurativen Mittel gibt. Die wichtigste Maßnahme ist die Vorbeugung. Schnittmaßnahmen sollten nur bei trockener Witterung durchgeführt werden, um den Bakterien keine Eintrittspforten zu bieten. Größere Schnittwunden können mit einem Wundverschlussmittel geschützt werden. Stark befallene Äste müssen großzügig bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden. Das Schnittwerkzeug sollte nach jedem Schnitt desinfiziert werden (z.B. mit hochprozentigem Alkohol), um eine Verschleppung der Bakterien auf gesunde Pflanzenteile zu verhindern.

Eine weitere bakterielle Problematik kann der Wurzelkropf (Agrobacterium tumefaciens) sein. Hierbei bilden sich an den Wurzeln oder am Wurzelhals wuchernde, tumorartige Gallen. Diese Wucherungen beeinträchtigen die Wasser- und Nährstoffaufnahme und können die Pflanze nachhaltig schwächen. Die Infektion erfolgt über Verletzungen im Wurzelbereich. Befallene Pflanzen sind kaum zu heilen. Beim Kauf neuer Pflanzen sollte man daher den Wurzelbereich genau inspizieren und auf solche Gallen achten. Sollte man eine befallene Pflanze im Garten entdecken, muss sie entfernt und der Boden an dieser Stelle für einige Jahre nicht mehr mit anfälligen Gehölzen bepflanzt werden.

Generell gilt, dass bakterielle Infektionen oft eine Folge von Vorschädigungen oder Stress sind. Eine Pflanze, die durch einen ungeeigneten Standort, Staunässe oder mechanische Verletzungen geschwächt ist, ist deutlich anfälliger. Daher sind alle Maßnahmen, die die allgemeine Vitalität der Schlehe fördern, auch der beste Schutz vor bakteriellen Erkrankungen. Eine ausgewogene, nicht übermäßige Düngung und die Vermeidung von Verletzungen am Stamm und an den Wurzeln sind hierbei von zentraler Bedeutung.

Tierische Schädlinge am Schlehdorn

Obwohl die dornige Schlehe für viele größere Tiere eine gute Verteidigung darstellt, gibt es eine Reihe kleinerer Schädlinge, die sich auf sie spezialisiert haben oder sie als Nahrungsquelle nutzen. Zu den häufigsten gehören Blattläuse, die im Frühjahr oft in großen Kolonien an den jungen, weichen Triebspitzen und Blütenknospen saugen. Ein leichter Befall ist in einem naturnahen Garten unbedenklich und dient als wichtige Nahrungsquelle für Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen und Schwebfliegen. Nur bei einem sehr starken Befall, der zu verkrüppelten Trieben führt, kann ein Abspritzen mit einem scharfen Wasserstrahl oder eine Behandlung mit einer Seifen-Spiritus-Lösung sinnvoll sein.

In manchen Jahren kann es zu einem Massenauftreten der Schlehen-Gespinstmotte (Yponomeuta padella) kommen. Die kleinen Raupen fressen die Blätter und überziehen ganze Äste oder sogar den gesamten Strauch mit einem dichten, weißen Gespinst, in dem sie geschützt fressen. Obwohl der Anblick dramatisch ist und der Strauch komplett kahl gefressen werden kann, erholt sich eine gesunde Schlehe in der Regel gut von einem solchen Befall und treibt im selben Jahr noch einmal aus. Eine Bekämpfung ist meist nicht notwendig. Im Anfangsstadium können die Gespinste mit den Raupen darin herausgeschnitten und entfernt werden.

Ein weiterer Schädling, dessen Wirken oft auffällt, ist die Schlehen-Gallmilbe. Sie verursacht pocken- oder beutelartige Gallen an den Blättern. Diese Wucherungen sind zwar optisch auffällig, schädigen die Pflanze aber in der Regel nicht nachhaltig. Eine Bekämpfung ist nicht erforderlich und auch kaum möglich, da die Milben gut geschützt in den Gallen leben. Das Entfernen der befallenen Blätter ist eine rein kosmetische Maßnahme.

Gelegentlich können auch die Raupen verschiedener Schmetterlingsarten an den Blättern der Schlehe fressen. Dies sollte jedoch nicht als Schädlingsbefall, sondern als positiver Beitrag zur Biodiversität gesehen werden. Die Schlehe ist eine wichtige Futterpflanze für die Raupen von über 70 Schmetterlingsarten, darunter gefährdete Arten wie der Segelfalter oder der Nierenfleck-Zipfelfalter. Ein naturnaher Gärtner toleriert einen gewissen Fraßschaden und freut sich über die Vielfalt, die die Schlehe in den Garten bringt.

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