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Der wasserbedarf und die bewässerung des zitronenbaums

Daria · 13.06.2025.

Die richtige bewässerung ist eine kunst für sich und eine der fundamentalsten säulen für die gesundheit und produktivität eines zitronenbaums. Anders als viele heimische pflanzen hat die zitrone spezifische ansprüche an die wasserversorgung, die eng mit ihrer mediterranen herkunft verknüpft sind. Ein häufiger fehler ist die annahme, dass eine ständige feuchtigkeit ideal sei, doch das gegenteil ist oft der fall. Das ziel ist es, ein gleichgewicht zu finden, das den wurzeln genügend feuchtigkeit für wachstum und fruchtbildung zur verfügung stellt, ohne sie durch staunässe zu gefährden, was unweigerlich zu wurzelfäule führen würde. Das verständnis des zusammenspiels von substrat, temperatur und pflanzenzyklus ist der schlüssel zum erfolg.

Die grundregel der zitrusbewässerung lautet: lieber seltener, aber dafür durchdringend gießen. Das bedeutet, dass du dem baum eine größere menge wasser gibst, sodass der gesamte wurzelballen bis in die tiefe durchfeuchtet wird und überschüssiges wasser aus den drainagelöchern des topfes abläuft. Dies spült auch überschüssige salze aus dem substrat, die sich durch düngergaben ansammeln können. Nach diesem gründlichen gießvorgang lässt du die obersten zentimeter des substrats – etwa zwei bis vier zentimeter tief – vollständig abtrocknen, bevor du das nächste mal zur gießkanne greifst. Diese trockene phase ist entscheidend, da sie die wurzeln zur sauerstoffaufnahme anregt und fäulnis verhindert.

Die fingerprobe ist die zuverlässigste methode, um den wasserbedarf deines zitronenbaums zu ermitteln. Verlasse dich nicht auf einen starren gießplan, da der bedarf je nach jahreszeit, standort, luftfeuchtigkeit und wachstumsphase der pflanze stark variiert. Stecke deinen finger tief in die erde; fühlt sie sich trocken an, ist es zeit zu gießen. Fühlt sie sich noch kühl und feucht an, warte noch einige tage und teste erneut. Mit der zeit entwickelst du ein gutes gefühl dafür, wann deine pflanze durst hat.

Die wahl des gießwassers hat ebenfalls einen einfluss auf die pflanzengesundheit. Zitronenbäume bevorzugen weiches, kalkarmes wasser. Hartes leitungswasser kann den pH-wert des bodens langfristig in den alkalischen bereich verschieben, was die aufnahme wichtiger spurenelemente wie eisen blockiert und zu mangelerscheinungen wie chlorose (gelbe blätter mit grünen adern) führen kann. Idealerweise verwendest du gesammeltes regenwasser. Alternativ kannst du leitungswasser abkochen oder für mindestens 24 stunden stehen lassen, damit sich ein teil des kalks absetzt. Die verwendung von zimmertemperiertem wasser verhindert zudem einen kälteschock für die empfindlichen wurzeln.

Ein weiterer wichtiger aspekt ist die tageszeit, zu der du gießt. Es ist am besten, den zitronenbaum am frühen morgen zu wässern. Zu diesem zeitpunkt sind die temperaturen noch kühler, und die pflanze hat den ganzen tag zeit, das wasser aufzunehmen und zu verarbeiten, bevor die hitze des tages einsetzt. Das gießen in der prallen mittagssonne kann zu wasserverlust durch verdunstung führen und im schlimmsten fall, wenn wassertropfen auf den blättern verbleiben, zu verbrennungen führen. Abends zu gießen ist weniger ideal, da die blätter und die erdoberfläche über nacht feucht bleiben könnten, was die ausbreitung von pilzkrankheiten begünstigt.

Wasserbedarf im jahresverlauf

Der wasserbedarf eines zitronenbaums unterliegt starken saisonalen schwankungen. Während der hauptwachstumsphase im frühling und sommer, wenn der baum neue triebe, blätter, blüten und früchte bildet, ist der bedarf am höchsten. In dieser zeit, besonders an heißen und sonnigen tagen, kann es notwendig sein, alle paar tage kräftig zu gießen. Eine erhöhte verdunstung über die blätter und der hohe energiebedarf für das wachstum erfordern eine konstante und ausreichende wasserversorgung. Ein wassermangel in dieser phase kann zu welken blättern, zum abwurf von blüten und jungen früchten führen.

Im herbst beginnt sich das wachstum des zitronenbaums zu verlangsamen, und er bereitet sich auf die winterruhe vor. Entsprechend sinkt auch sein wasserbedarf. Reduziere die gießintervalle schrittweise und achte weiterhin darauf, dass der wurzelballen nicht vollständig austrocknet, aber die trocknungsphasen zwischen den gießvorgängen länger werden. Diese reduzierte wasserversorgung signalisiert der pflanze, in die ruhephase überzugehen, was für die blüteninduktion im nächsten frühjahr wichtig ist.

Während der überwinterung in einem kühlen quartier (ideal bei 5-10°C) ist der wasserbedarf minimal. Der stoffwechsel der pflanze ist stark heruntergefahren, und sie verdunstet nur noch sehr wenig wasser. In dieser phase ist zu viel wasser die größte gefahr und führt sehr schnell zu wurzelfäule. Gieße nur so viel, dass der wurzelballen nicht komplett austrocknet – oft reicht es, alle vier bis sechs wochen eine kleine menge wasser zu geben. Die erde sollte sich eher trocken als feucht anfühlen.

Wenn der zitronenbaum in einem warmen wohnraum überwintert wird, bleibt sein stoffwechsel aktiver, und er benötigt entsprechend mehr wasser als in einem kühlen winterquartier. Dennoch ist der bedarf geringer als im sommer, da die lichtintensität und -dauer im winter deutlich reduziert sind. Passe die bewässerung an die bedingungen an und kontrolliere die bodenfeuchtigkeit regelmäßig. Trockene heizungsluft kann die verdunstung erhöhen, weshalb ein gelegentliches besprühen der blätter mit kalkarmem wasser hilfreich sein kann, um die luftfeuchtigkeit zu erhöhen.

Anzeichen für falsche bewässerung erkennen

Dein zitronenbaum kommuniziert seine bedürfnisse deutlich durch das aussehen seiner blätter. Es ist wichtig, diese signale richtig zu deuten, um bewässerungsfehler schnell zu korrigieren. Ein häufiges anzeichen für wassermangel sind schlaff herunterhängende oder eingerollte blätter. Wenn du dies bemerkst, überprüfe die erde. Ist sie trocken, gib der pflanze umgehend und durchdringend wasser. In der regel erholen sich die blätter innerhalb weniger stunden wieder. Anhaltender wassermangel kann jedoch dazu führen, dass der baum blätter, blüten und früchte abwirft.

Paradoxerweise kann auch überwässerung zu welken blättern führen. Wenn die wurzeln durch ständige nässe geschädigt sind und zu faulen beginnen, können sie kein wasser mehr aufnehmen. Die blätter welken, obwohl die erde nass ist. Ein weiteres deutliches anzeichen für zu viel wasser ist das vergilben und abfallen von blättern, insbesondere von älteren, unteren blättern. Wenn du einen muffigen geruch aus dem topf wahrnimmst, ist dies ein alarmzeichen für wurzelfäule. In diesem fall muss der baum sofort ausgetopft, die faulen wurzeln entfernt und in frisches, trockenes substrat umgepflanzt werden.

Die qualität der blätter gibt ebenfalls hinweise. Stumpfe, glanzlose blätter können ein zeichen für beginnenden stress sein, der sowohl durch trockenheit als auch durch nässe verursacht werden kann. Braune, trockene blattspitzen deuten oft auf eine zu geringe luftfeuchtigkeit oder auf salzansammlungen im boden hin, die durch hartes gießwasser oder überdüngung entstehen können. Ein durchdringendes gießen, bei dem wasser unten aus dem topf läuft, hilft, diese salze auszuspülen.

Die beobachtung des gesamten erscheinungsbildes der pflanze ist entscheidend. Ein gesunder, gut bewässerter zitronenbaum hat feste, glänzende, sattgrüne blätter und zeigt ein stetiges wachstum während der vegetationsperiode. Lerne, die spezifischen signale deiner pflanze zu lesen und passe dein gießverhalten entsprechend an. Jede pflanze und jeder standort ist einzigartig, und eine pauschale anleitung kann die individuelle beobachtung nicht ersetzen.

Die bedeutung der luftfeuchtigkeit

Neben der bewässerung des wurzelballens spielt auch die umgebende luftfeuchtigkeit eine wichtige rolle für das wohlbefinden des zitronenbaums. Als pflanze aus subtropischen regionen bevorzugt sie eine höhere luftfeuchtigkeit, als sie in den meisten innenräumen, insbesondere im winter bei eingeschalteter heizung, vorherrscht. Zu trockene luft kann zu braunen blattspitzen, blattfall und einer erhöhten anfälligkeit für schädlinge wie spinnmilben führen. Daher sind maßnahmen zur erhöhung der luftfeuchtigkeit oft sinnvoll.

Eine einfache und effektive methode ist das regelmäßige besprühen der blätter mit kalkarmem, zimmertemperiertem wasser. Führe dies am besten morgens durch, damit die blätter über den tag abtrocknen können. Dies reinigt die blätter gleichzeitig von staub, was die photosyntheseleistung verbessert. Vermeide es, die pflanze am abend zu besprühen, da langanhaltende feuchtigkeit auf den blättern pilzkrankheiten fördern kann.

Eine weitere möglichkeit ist das aufstellen von mit wasser gefüllten schalen in der nähe der pflanze. Das verdunstende wasser erhöht die lokale luftfeuchtigkeit. Du kannst den topf auch auf einen größeren untersetzer stellen, der mit kieselsteinen oder blähton und wasser gefüllt ist. Der topf selbst sollte dabei auf den steinen stehen und nicht direkt im wasser, um staunässe an den wurzeln zu vermeiden. Das verdunstende wasser aus dem untersetzer schafft ein feuchteres mikroklima direkt um die pflanze.

Elektrische luftbefeuchter sind eine weitere, sehr effektive option, um die luftfeuchtigkeit in einem raum konstant auf einem für die pflanze angenehmen niveau zu halten. Dies ist besonders im winterquartier in beheizten räumen von vorteil. Eine luftfeuchtigkeit von etwa 40 bis 60 prozent ist für zitronenbäume ideal. Eine gute luftzirkulation ist ebenfalls wichtig, um die ausbreitung von pilzen zu verhindern, vermeide aber kalte zugluft.

Besondere situationen: vom urlaub bis zum standortwechsel

Besondere situationen erfordern eine anpassung der bewässerungsroutine. Wenn du in den urlaub fährst, musst du sicherstellen, dass dein zitronenbaum in deiner abwesenheit nicht austrocknet. Für eine kürzere abwesenheit von einigen tagen kann es ausreichen, den baum vor der abreise gründlich zu wässern und an einen schattigeren, kühleren ort zu stellen, um die verdunstung zu reduzieren. Bei längerer abwesenheit sind bewässerungssysteme eine gute lösung. Es gibt verschiedene systeme, von einfachen tonkegeln, die wasser aus einem vorratsbehälter ziehen, bis hin zu automatischen tropfbewässerungssystemen.

Ein standortwechsel, zum beispiel wenn die pflanze im frühjahr nach draußen oder im herbst ins winterquartier gebracht wird, bedeutet stress für den zitronenbaum. Die pflanze muss sich an die veränderten licht-, temperatur- und luftfeuchtigkeitsbedingungen anpassen. In dieser umgewöhnungsphase kann sich auch der wasserbedarf ändern. Kontrolliere die bodenfeuchtigkeit in den ersten wochen nach einem umzug besonders sorgfältig, um weder überwässerung noch austrocknung zu riskieren. Gib der pflanze zeit, sich zu akklimatisieren, bevor du zur gewohnten routine zurückkehrst.

Nach dem umtopfen hat die pflanze ebenfalls einen veränderten wasserbedarf. Unmittelbar nach dem einsetzen in frische erde ist ein durchdringendes angießen wichtig, um die erde an die wurzeln zu spülen. Danach solltest du jedoch vorsichtiger gießen, da die wurzeln erst in das neue substrat einwachsen müssen und ihre volle aufnahmekapazität noch nicht erreicht haben. Die frische erde speichert zudem wasser anders als das alte, durchwurzelte substrat. Auch hier ist die fingerprobe der beste ratgeber.

Bei krankheit oder schädlingsbefall kann eine anpassung der bewässerung teil der behandlung sein. Geschwächte pflanzen haben oft einen geringeren wasserbedarf. Achte besonders darauf, staunässe zu vermeiden, da dies die pflanze zusätzlich schwächen würde. Bei befall mit spinnmilben kann eine erhöhung der luftfeuchtigkeit durch besprühen helfen, während bei pilzkrankheiten eine trockenere oberfläche des substrats und eine gute belüftung vorteilhaft sind.

📷 Pixabay

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