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Der wasserbedarf und die bewässerung des rosmarins

Linden · 28.05.2025.

Das richtige Gießverhalten ist einer der entscheidendsten Faktoren für die erfolgreiche Kultivierung von Rosmarin, denn kaum eine andere Pflegemaßnahme hat einen so direkten und schnellen Einfluss auf die Gesundheit der Pflanze. Rosmarin stammt aus den trockenen, sonnigen Regionen des Mittelmeerraums und hat sich perfekt an ein Leben mit wenig Wasser angepasst. Ein tiefes Verständnis für diesen natürlichen Hintergrund ist der Schlüssel, um häufige Fehler wie Überwässerung zu vermeiden, die oft zum Absterben der Pflanze führen. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zu finden, das die Pflanze mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt, ohne ihre empfindlichen Wurzeln zu schädigen.

Die natürliche Anpassung des Rosmarins an Trockenheit zeigt sich in seinen nadelförmigen, ledrigen Blättern. Diese Struktur minimiert die Verdunstungsoberfläche und schützt die Pflanze vor dem Austrocknen in heißem, windigem Klima. Sein Wurzelsystem ist darauf ausgelegt, tief in den Boden einzudringen, um auch in trockeneren Perioden an Wasserreserven zu gelangen. Diese Eigenschaften machen ihn zu einer äußerst trockenheitstoleranten Pflanze, die kurze Dürrephasen deutlich besser übersteht als ständige Nässe im Wurzelbereich.

Der Wasserbedarf einer Rosmarinpflanze ist nicht konstant, sondern wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Dazu gehören die Jahreszeit, die aktuelle Wetterlage, die Größe und das Alter der Pflanze sowie die Art der Haltung, ob im Freiland oder im Topf. Eine junge, frisch gepflanzte Pflanze benötigt beispielsweise in der Anwachsphase mehr Wasser als ein etabliertes Exemplar im Garten. Ebenso ist der Bedarf an einem heißen Sommertag deutlich höher als an einem kühlen, bewölkten Tag im Herbst.

Ein grundlegendes Prinzip der Rosmarinbewässerung ist es, den Boden zwischen den Wassergaben gut abtrocknen zu lassen. Ständiges Gießen in kleinen Mengen, das nur die Oberfläche benetzt, ist kontraproduktiv, da es die Wurzeln dazu anregt, flach zu wachsen, und die Gefahr von Fäulnis erhöht. Stattdessen ist es besser, seltener, aber dafür durchdringend zu gießen, sodass das Wasser auch in tiefere Bodenschichten vordringen kann. Dies fördert ein tiefes, kräftiges Wurzelsystem.

Die kunst des richtigen gießens: wann und wie viel?

Der beste Indikator dafür, wann es Zeit zum Gießen ist, ist der Boden selbst. Führe den Fingertest durch, indem du deinen Finger einige Zentimeter tief in die Erde steckst. Fühlt sich die Erde in dieser Tiefe trocken an, ist es Zeit für die nächste Wassergabe. Fühlt sie sich noch feucht an, warte lieber noch einige Tage und teste erneut. Diese einfache Methode ist weitaus zuverlässiger als ein starrer Gießplan, da sie die tatsächlichen Bedingungen berücksichtigt.

Wenn du gießt, dann tue es gründlich und durchdringend. Bei Topfpflanzen sollte so lange gegossen werden, bis das Wasser aus den Abzugslöchern am Boden des Topfes wieder austritt. Dies stellt sicher, dass der gesamte Wurzelballen gleichmäßig durchfeuchtet wurde. Überschüssiges Wasser, das sich im Untersetzer sammelt, sollte nach etwa 15 bis 20 Minuten entfernt werden, um Staunässe zu vermeiden. Bei im Freiland ausgepflanztem Rosmarin sollte der Bereich um die Pflanze herum langsam und tief gewässert werden.

Die ideale Tageszeit für die Bewässerung ist der frühe Morgen. Zu dieser Zeit sind die Temperaturen noch kühl, was die Verdunstung minimiert und der Pflanze ermöglicht, das Wasser über den Tag hinweg effizient aufzunehmen. Eine Bewässerung in der Mittagshitze kann zu einem Temperaturschock für die Wurzeln führen und ein großer Teil des Wassers verdunstet ungenutzt. Abends zu gießen ist ebenfalls nicht optimal, da die Feuchtigkeit auf den Blättern und am Boden über Nacht die Entwicklung von Pilzkrankheiten fördern kann.

Vermeide es, das Laub der Pflanze zu benetzen, und gieße stattdessen immer direkt auf den Wurzelbereich. Nasse Blätter, besonders in Kombination mit mangelnder Luftzirkulation, schaffen ein ideales Klima für Pilzinfektionen wie den Echten Mehltau. Ein gezielter Wasserstrahl aus einer Gießkanne ist hier besser geeignet als ein breitflächiger Sprenger. Dies gilt insbesondere für dicht gewachsene Pflanzen, bei denen das Laub nur langsam abtrocknet.

Wasserqualität und ihr einfluss auf die pflanzengesundheit

Obwohl Rosmarin nicht übermäßig anspruchsvoll ist, was die Wasserqualität betrifft, gibt es dennoch einige Aspekte zu beachten. Idealerweise verwendest du gesammeltes Regenwasser, da dieses von Natur aus weich, kalkarm und leicht sauer ist, was von den meisten Pflanzen gut vertragen wird. Regenwasser ist zudem kostenlos und umweltfreundlich, was es zur besten Wahl für jeden Gärtner macht.

Leitungswasser kann in vielen Regionen sehr hart, also kalkhaltig, sein. Während Rosmarin kalkhaltige Böden toleriert, kann eine ständige Bewässerung mit sehr hartem Wasser den pH-Wert des Bodens im Topf langfristig erhöhen und zu einer Anreicherung von Mineralsalzen führen. Dies kann die Nährstoffaufnahme der Pflanze beeinträchtigen. Wenn du nur hartes Leitungswasser zur Verfügung hast, lasse es am besten einige Stunden in der Gießkanne stehen, damit sich ein Teil des Kalks absetzen kann und das Wasser Raumtemperatur annimmt.

Die Temperatur des Gießwassers spielt ebenfalls eine Rolle. Eiskaltes Wasser direkt aus der Leitung kann einen Schock für die Wurzeln bedeuten, besonders an heißen Tagen, wenn der Boden stark aufgewärmt ist. Dies kann das Wurzelwachstum vorübergehend hemmen und die Pflanze stressen. Lasse das Wasser daher immer auf eine moderate Temperatur kommen, bevor du deine Pflanzen damit gießt. Abgestandenes Wasser hat den zusätzlichen Vorteil, dass eventuell enthaltenes Chlor entweichen kann.

In seltenen Fällen kann auch gechlortes Wasser aus dem öffentlichen Netz Probleme bereiten, obwohl die Konzentrationen für Pflanzen in der Regel unbedenklich sind. Wenn du jedoch empfindliche Pflanzen hast oder auf Nummer sicher gehen möchtest, hilft auch hier das Abstehenlassen des Wassers für 24 Stunden, da das Chlor in dieser Zeit größtenteils ausgast. Letztendlich ist eine konstante und richtige Bewässerungstechnik wichtiger als die perfekte Wasserqualität.

Bewässerungsstrategien für topf- und freilandrosmarin

Die Bewässerung von Rosmarin im Topf unterscheidet sich grundlegend von der im Freiland. Das begrenzte Erdvolumen im Topf trocknet wesentlich schneller aus, besonders an sonnigen, windigen Tagen oder in porösen Terrakottatöpfen. Daher benötigen Topfpflanzen eine deutlich regelmäßigere Kontrolle und häufigere Wassergaben. Im Hochsommer kann es sogar notwendig sein, täglich zu überprüfen, ob der Boden bereits wieder trocken ist.

Bei der Topfkultur ist die Vermeidung von Staunässe von überragender Bedeutung. Stelle sicher, dass der Topf über ausreichend große Abzugslöcher verfügt und verwende eine Drainageschicht am Boden. Nach dem Gießen muss das überschüssige Wasser frei ablaufen können. Lasse den Topf niemals dauerhaft im Wasser stehen, da dies die Wurzeln buchstäblich ertrinken lässt und zu Fäulnis führt. Im Winter wird die Bewässerung von Topfrosmarin drastisch reduziert.

Im Freiland ausgepflanzter Rosmarin, der bereits gut etabliert ist, benötigt hingegen nur sehr wenig zusätzliche Bewässerung. Sein Wurzelsystem kann sich weit im Boden ausbreiten und ist in der Lage, sich selbst mit Wasser zu versorgen, außer bei extremen und langanhaltenden Dürreperioden. In den meisten gemäßigten Klimazonen reichen die natürlichen Niederschläge für eine etablierte Pflanze völlig aus. Nur im ersten Jahr nach der Pflanzung solltest du bei Trockenheit regelmäßig gießen, um das Anwachsen zu unterstützen.

Eine Mulchschicht aus Kies oder Splitt um den im Freiland gepflanzten Rosmarin kann dabei helfen, die Feuchtigkeit im Boden zu halten und gleichzeitig den Wurzelhals vor Fäulnis zu schützen, da die Oberfläche schneller abtrocknet. Organische Mulchmaterialien wie Rindenmulch sind weniger geeignet, da sie Feuchtigkeit speichern und ein für den Rosmarin ungeeignetes, feuchtes Mikroklima schaffen können. Der mineralische Mulch passt zudem optisch gut zum mediterranen Charakter der Pflanze.

Anzeichen von überwässerung und trockenstress erkennen und beheben

Das Erkennen der Anzeichen von Bewässerungsfehlern ist entscheidend, um rechtzeitig eingreifen zu können. Überwässerung ist das häufigste Problem und äußert sich oft paradoxerweise durch welkende Triebe, obwohl die Erde nass ist. Die Blätter, oder besser gesagt Nadeln, werden gelb oder braun, oft beginnend an den Triebspitzen, und die Wurzeln beginnen zu faulen, was einen modrigen Geruch verursachen kann. In diesem Stadium ist die Pflanze oft nur schwer zu retten.

Wenn du Anzeichen von Überwässerung feststellst, handle sofort. Nimm die Pflanze aus dem Topf und entferne die nasse Erde vom Wurzelballen. Schneide alle fauligen, matschigen und dunklen Wurzelteile mit einer sauberen Schere ab. Topfe die Pflanze in frische, trockene und gut drainierende Erde um und gieße sie in der folgenden Zeit nur sehr sparsam, bis du Anzeichen von neuem Wachstum siehst. Bei ausgepflanztem Rosmarin solltest du die Bewässerung sofort einstellen und versuchen, die Drainage im Boden zu verbessern.

Trockenstress ist bei Rosmarin seltener, kann aber ebenfalls vorkommen, insbesondere bei Topfpflanzen, die in der Sommerhitze vergessen wurden. Die Nadeln werden trocken, spröde und grau-grün, und die Triebspitzen können nach unten hängen. Im Gegensatz zur Überwässerung fühlt sich die Erde hierbei knochentrocken an. Die Pflanze kann sich jedoch von Trockenstress oft besser erholen als von Wurzelfäulnis.

Bei Anzeichen von Trockenstress solltest du die Pflanze umgehend, aber langsam wässern. Tauche den gesamten Topf in einen Eimer mit Wasser, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen, um sicherzustellen, dass der ausgetrocknete Wurzelballen wieder Wasser aufnehmen kann. Lasse den Topf anschließend gut abtropfen und stelle ihn vorübergehend an einen etwas schattigeren Ort, um die Verdunstung zu reduzieren. Sobald sich die Pflanze erholt hat, kannst du sie wieder an ihren sonnigen Standort stellen und zu einem normalen Gießrhythmus zurückkehren.

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