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Der Wasserbedarf und die Bewässerung der Passionsblume

Linden · 18.06.2025.

Die richtige Bewässerung ist einer der wichtigsten Pfeiler für die erfolgreiche Pflege einer Passionsblume und beeinflusst maßgeblich ihre Gesundheit, ihr Wachstum und ihre Blütenfülle. Als Pflanze mit tropischen Wurzeln hat die Passiflora während der Wachstumsperiode einen relativ hohen Wasserbedarf, reagiert jedoch gleichzeitig äußerst empfindlich auf Staunässe. Das Geheimnis liegt darin, eine perfekte Balance zu finden: Der Wurzelballen sollte stets gleichmäßig feucht sein, ohne jemals vollständig auszutrocknen, aber auch niemals im Wasser stehen. Diese Balance zu halten, erfordert ein gewisses Fingerspitzengefühl und eine regelmäßige Kontrolle, da der Wasserbedarf von vielen Faktoren wie Standort, Wetter, Topfgröße und Wachstumsphase abhängt.

Die grundlegende Regel für das Gießen der Passionsblume lautet: Gieße immer dann, wenn die oberste Schicht des Substrats, etwa 2-3 cm tief, angetrocknet ist. Die einfachste Methode, dies zu überprüfen, ist die Fingerprobe. Stecke deinen Finger in die Erde; fühlt sie sich trocken und krümelig an, ist es Zeit zu gießen. Fühlt sie sich noch feucht an, warte lieber noch ein oder zwei Tage. Verlasse dich nicht auf einen starren Gießplan, sondern richte dich immer nach dem tatsächlichen Zustand der Erde und den Bedürfnissen deiner Pflanze.

Wenn du gießt, dann tue es durchdringend und kräftig. Wässere die Pflanze so lange, bis das Wasser unten aus den Drainagelöchern des Topfes wieder herausläuft. Dies stellt sicher, dass der gesamte Wurzelballen gleichmäßig durchfeuchtet wird und nicht nur die oberflächlichen Schichten. Nach etwa 15-20 Minuten solltest du das überschüssige Wasser, das sich im Untersetzer oder Übertopf gesammelt hat, unbedingt abgießen. Lässt du die Pflanze dauerhaft in diesem Wasser stehen, führt dies unweigerlich zu Staunässe, Sauerstoffmangel an den Wurzeln und schließlich zu Wurzelfäulnis.

Die beste Zeit zum Gießen ist am frühen Morgen. Zu dieser Tageszeit sind die Temperaturen noch kühler, was die Verdunstung reduziert und der Pflanze ermöglicht, das Wasser über den Tag hinweg optimal aufzunehmen und zu nutzen. Gießt du hingegen in der heißen Mittagssonne, verdunstet ein Großteil des Wassers ungenutzt, und Wassertropfen auf den Blättern können zu unschönen Verbrennungen führen. Ein Gießen am späten Abend ist möglich, birgt aber das Risiko, dass die Blätter über Nacht feucht bleiben, was die Ausbreitung von Pilzkrankheiten begünstigen kann.

Die Qualität des Gießwassers spielt ebenfalls eine Rolle für das Wohlbefinden deiner Passionsblume. Ideal ist die Verwendung von Regenwasser, da es von Natur aus weich und kalkarm ist. Wenn du nur hartes, kalkhaltiges Leitungswasser zur Verfügung hast, lasse es am besten einige Stunden in der Gießkanne stehen, damit sich ein Teil des Kalks absetzen kann und das Wasser Zimmertemperatur annimmt. Zu kaltes Wasser direkt aus der Leitung kann einen Schock für die warmen Wurzeln bedeuten und das Wachstum beeinträchtigen.

Wasserbedarf in verschiedenen Jahreszeiten

Der Wasserbedarf deiner Passionsblume unterliegt starken saisonalen Schwankungen, die du bei deiner Gießroutine unbedingt berücksichtigen musst. Während der Hauptwachstums- und Blütezeit im Frühling und Sommer ist der Bedarf am höchsten. An heißen, sonnigen und windigen Tagen kann es sogar notwendig sein, eine im Kübel gehaltene Pflanze täglich zu gießen, da über die großen Blätter viel Wasser verdunstet und das Substrat im Topf schnell austrocknet. Überprüfe in dieser Zeit die Bodenfeuchtigkeit besonders sorgfältig, denn schon ein kurzer Zeitraum der Trockenheit kann zum Abwerfen von Knospen und Blüten führen.

Im Herbst, wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, verlangsamt sich das Wachstum der Passionsblume allmählich, und sie bereitet sich auf die Winterruhe vor. In dieser Übergangsphase musst du die Wassergaben schrittweise reduzieren. Gieße nur noch so viel, dass der Wurzelballen nicht komplett austrocknet. Eine zu feuchte Haltung im Herbst in Kombination mit kühleren Temperaturen erhöht das Risiko von Wurzelfäulnis erheblich. Passe die Gießintervalle an die abnehmende Verdunstung an und lasse die Erde zwischen den Wassergaben nun deutlich stärker abtrocknen.

Während der Überwinterung, sei es im kühlen, hellen Winterquartier oder bei winterharten Sorten im Freiland, ist der Wasserbedarf auf ein Minimum reduziert. Eine im kühlen Quartier überwinternde Kübelpflanze benötigt nur sehr selten Wasser, oft reicht eine kleine Gabe alle paar Wochen aus, um den Ballen vor dem vollständigen Austrocknen zu bewahren. Bei im Freiland ausgepflanzten, winterharten Exemplaren ist in der Regel keine zusätzliche Bewässerung erforderlich, es sei denn, es herrscht eine lange, trockene Frostperiode. In diesem Fall solltest du an einem frostfreien Tag mäßig gießen, um Trockenschäden zu vermeiden.

Im Frühjahr, wenn die Pflanze aus der Winterruhe erwacht und die ersten neuen Triebe erscheinen, beginnst du langsam wieder damit, die Wassergaben zu steigern. Beginne mit mäßigen Gaben und erhöhe die Menge und Frequenz parallel zum zunehmenden Wachstum und den steigenden Temperaturen. Wecke die Pflanze nicht zu abrupt aus ihrem Winterschlaf, indem du sie plötzlich in nasser Erde stehen lässt, sondern begleite ihr Erwachen mit einer schrittweise angepassten Bewässerung. Dieser sanfte Übergang hilft der Pflanze, kräftig und gesund in die neue Saison zu starten.

Anzeichen für falsche Bewässerung

Deine Passionsblume kommuniziert sehr deutlich, wenn sie mit der Wasserversorgung unzufrieden ist, und es ist wichtig, diese Signale richtig zu deuten. Eines der häufigsten Anzeichen für Wassermangel sind schlaff herabhängende Blätter und Triebe. Wenn die Pflanze nicht genügend Wasser aufnehmen kann, um die Verdunstung auszugleichen, verliert sie an Zellspannung (Turgor). Oft erholt sich die Pflanze nach einer kräftigen Wassergabe schnell wieder. Anhaltender Trockenstress führt jedoch zu gelben, trockenen Blättern, die schließlich abfallen, und zum Abwerfen von Blütenknospen.

Paradoxerweise können sehr ähnliche Symptome auch auf ein Übermaß an Wasser und beginnende Wurzelfäule hindeuten. Wenn die Wurzeln durch ständige Nässe geschädigt sind, können sie kein Wasser mehr aufnehmen, und die Pflanze zeigt trotz feuchter Erde Welkeerscheinungen. Ein untrügliches Zeichen für zu viel Wasser sind gelb werdende Blätter, insbesondere die älteren, unteren Blätter, die oft weich und matschig werden. Riecht die Erde muffig oder faulig, ist dies ein klares Alarmsignal für Staunässe im Wurzelbereich.

Um zwischen Unter- und Überwässerung zu unterscheiden, musst du immer die Feuchtigkeit des Substrats prüfen. Hängen die Blätter schlaff und die Erde ist trocken, ist die Ursache Wassermangel. Hängen die Blätter schlaff, aber die Erde ist nass und schwer, leidet die Pflanze unter Staunässe. Im letzteren Fall musst du sofort handeln: Nimm die Pflanze aus dem Topf, entferne die nasse Erde, schneide faulige, braune und matschige Wurzeln ab und topfe sie in frisches, trockenes Substrat.

Blattfall kann ebenfalls ein Indikator für Gießfehler sein. Während Trockenheit eher zu vertrockneten, raschelnden Blättern führt, die abfallen, verursacht Staunässe oft das Abwerfen von ansonsten noch grün oder gelb aussehenden Blättern. Auch das plötzliche Abwerfen von gut entwickelten Blütenknospen ist häufig eine Stressreaktion auf unregelmäßige Wasserversorgung, sei es durch plötzliche Trockenheit oder durch zu langes Stehen in nasser Erde. Eine konstante und bedarfsgerechte Bewässerung ist daher der Schlüssel zum Erfolg.

Bewässerung im Kübel versus im Freiland

Die Bewässerung einer Passionsblume im Kübel unterscheidet sich grundlegend von der einer im Freiland ausgepflanzten Pflanze. Das begrenzte Erdvolumen im Topf kann nur eine geringe Menge Wasser speichern und trocknet daher, besonders an sonnigen und windigen Tagen, sehr schnell aus. Kübelpflanzen sind vollständig auf deine regelmäßige Wasserzufuhr angewiesen und benötigen während der Wachstumsperiode eine sehr aufmerksame Bewässerung. Die Gefahr des Austrocknens ist hier deutlich größer als im Freiland.

Das Material und die Farbe des Kübels beeinflussen ebenfalls den Wasserbedarf. Dunkle Kunststofftöpfe heizen sich in der Sonne stark auf, was die Verdunstung beschleunigt und die Wurzeln zusätzlich stresst. Unglasierte Tontöpfe sind porös und lassen Wasser durch ihre Wände verdunsten, was den Wurzelbereich kühlt, aber auch den Wasserbedarf erhöht. Um die Verdunstung an der Oberfläche zu reduzieren, kannst du die Erde im Topf mit einer Schicht Pinienrinde, Lavasplitt oder Blähton mulchen.

Eine im Gartenbeet ausgepflanzte Passionsblume, die bereits gut eingewachsen ist, kann sich mit ihren Wurzeln in tiefere, feuchtere Bodenschichten ausbreiten und ist daher wesentlich toleranter gegenüber kurzen Trockenperioden. Nach der Anwachsphase muss sie in der Regel nur während langanhaltender Hitze- und Dürreperioden zusätzlich gegossen werden. Der natürliche Boden hat eine viel größere Pufferkapazität für Wasser als ein Pflanzkübel.

Dennoch ist auch im Freiland die richtige Bodenvorbereitung entscheidend. Auf schweren, lehmigen Böden, die zu Staunässe neigen, muss vor der Pflanzung unbedingt eine Drainage in Form von Sand oder Kies in das Pflanzloch eingearbeitet werden. Auf sehr leichten, sandigen Böden, die Wasser kaum halten können, verbessert die Einarbeitung von Kompost oder hochwertiger Pflanzerde die Wasserspeicherkapazität und sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit länger an den Wurzeln verfügbar bleibt.

Praktische Tipps für die optimale Bewässerung

Um die Bewässerung deiner Passionsblume zu optimieren, gibt es einige praktische Hilfsmittel und Techniken, die dir das Leben erleichtern können. Ein Feuchtigkeitsmesser, den du einfach in die Erde steckst, kann dir eine objektive Einschätzung über den Wassergehalt im Wurzelbereich geben und hilft, Gießfehler zu vermeiden. Dies ist besonders für Anfänger ein nützliches Werkzeug, um ein Gefühl für den Wasserbedarf der Pflanze zu entwickeln.

Für die Urlaubsbewässerung oder für sehr durstige Pflanzen an heißen Standorten können Bewässerungssysteme eine große Hilfe sein. Einfache Tonkegel, die auf eine mit Wasser gefüllte Flasche geschraubt und in die Erde gesteckt werden, geben langsam und kontinuierlich Wasser an das Substrat ab. Aufwändigere automatische Tropfbewässerungssysteme können so programmiert werden, dass sie die Pflanze in regelmäßigen Abständen mit einer genau dosierten Wassermenge versorgen, was eine sehr gleichmäßige Feuchtigkeit gewährleistet.

Achte beim Gießen darauf, das Wasser direkt auf den Wurzelbereich zu geben und nicht über die Blätter und Blüten zu gießen. Nasse Blätter, die über einen längeren Zeitraum nicht abtrocknen können, sind eine ideale Angriffsfläche für Pilzkrankheiten wie Mehltau oder Grauschimmel. Das direkte Gießen an der Basis der Pflanze sorgt dafür, dass das Wasser dorthin gelangt, wo es gebraucht wird, und das Laub trocken bleibt.

Wenn deine Pflanze doch einmal stark ausgetrocknet ist und die Erde sich vom Topfrand gelöst hat, ist ein normales Gießen oft nicht mehr effektiv, da das Wasser einfach durch den Spalt am Rand hindurchläuft. In einem solchen Fall hilft ein Tauchbad. Stelle den gesamten Topf in einen mit Wasser gefüllten Eimer oder eine Wanne und lasse ihn dort so lange stehen, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen. Nimm ihn dann heraus, lasse ihn gut abtropfen und stelle ihn zurück an seinen Platz. So wird der Wurzelballen wieder vollständig und gleichmäßig durchfeuchtet.

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