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Der Wasserbedarf und die Bewässerung der Amaryllis

Daria · 16.07.2025.

Die richtige Bewässerung ist einer der entscheidendsten Faktoren für eine erfolgreiche Kultur der Amaryllis und wird von vielen Gärtnern unterschätzt. Eine falsche Wasserzufuhr, sei es zu viel oder zu wenig, ist die häufigste Ursache für Probleme wie Wurzelfäulnis, mangelnde Blütenbildung oder ein allgemeines Kümmern der Pflanze. Der Wasserbedarf der Amaryllis ist nicht konstant, sondern verändert sich dynamisch mit den Jahreszeiten und den jeweiligen Entwicklungsphasen der Pflanze. Ein tiefes Verständnis für diesen Zyklus ist der Schlüssel, um die Pflanze optimal mit Feuchtigkeit zu versorgen, ohne ihre empfindlichen Wurzeln und die Zwiebel zu schädigen.

Unmittelbar nach dem Einpflanzen der Zwiebel beginnt eine Phase der Zurückhaltung. Die Zwiebel wird einmalig angegossen, um das Substrat zu durchfeuchten und den ersten Wurzelkontakt herzustellen. Danach wird die Wasserzufuhr jedoch drastisch reduziert und erst wieder aufgenommen, wenn sich die erste Triebspitze des Blütenschaftes oder der Blätter deutlich zeigt. Diese anfängliche Trockenheit stimuliert die Zwiebel zur Bildung eines starken Wurzelsystems, da die Pflanze aktiv nach Wasser suchen muss. Würde man in dieser Phase zu viel gießen, bestünde die Gefahr, dass die Zwiebel fault, bevor sie überhaupt richtig angewachsen ist.

Während der Hauptwachstums- und Blütephase steigt der Wasserbedarf erheblich an. Sobald der Blütenschaft an Höhe gewinnt und die Blätter sich entwickeln, benötigt die Pflanze regelmäßig Feuchtigkeit, um das Gewebe aufzubauen und die großen Blüten zu versorgen. Das Substrat sollte in dieser Zeit konstant leicht feucht gehalten werden, aber niemals nass sein. Die sogenannte Fingerprobe ist hier ein zuverlässiger Indikator: Erst wenn sich die oberste Erdschicht trocken anfühlt, ist es Zeit für die nächste Wassergabe.

Nach der Blüte, während die Pflanze den Sommer über ihre Blätter ausbildet und Nährstoffe in der Zwiebel einlagert, bleibt der Wasserbedarf relativ hoch. Die großen Blattflächen verdunsten viel Wasser, besonders an warmen Tagen oder wenn die Pflanze im Freien steht. Eine gleichmäßige Wasserversorgung ist in dieser Periode entscheidend, um die Photosynthese am Laufen zu halten und die Zwiebel optimal für die nächste Saison zu „mästen“. Staunässe muss jedoch auch jetzt unter allen Umständen vermieden werden, da die Wurzeln permanent empfindlich darauf reagieren.

Die richtige Gießtechnik

Die Technik des Gießens ist ebenso wichtig wie die Häufigkeit. Grundsätzlich sollte immer direkt auf das Substrat und niemals von oben über die Zwiebel oder in das Herz der Blätter gegossen werden. Wasser, das sich am Zwiebelhals oder zwischen den Blattschäften sammelt, kann leicht zu Fäulnis führen. Am besten gießt man langsam und gleichmäßig rund um die Zwiebel, bis das Wasser beginnt, aus dem Abflussloch am Topfboden zu laufen. Dies stellt sicher, dass der gesamte Wurzelballen durchfeuchtet wird.

Eine alternative und sehr empfehlenswerte Methode ist die Bewässerung von unten über den Untersetzer. Dabei wird der Untersetzer mit Wasser gefüllt und die Pflanze kann sich über die Kapillarwirkung des Substrats die benötigte Menge selbst ziehen. Nach etwa 20 bis 30 Minuten sollte das überschüssige Wasser, das nicht aufgesaugt wurde, aus dem Untersetzer entfernt werden. Diese Methode hat den großen Vorteil, dass die obere Erdschicht trockener bleibt, was die Ansiedlung von Trauermücken erschwert und das Fäulnisrisiko am Zwiebelhals minimiert.

Die Qualität des Gießwassers spielt ebenfalls eine Rolle für die Gesundheit der Pflanze. Amaryllis bevorzugen weiches, zimmerwarmes Wasser. Hartes, kalkhaltiges Leitungswasser kann langfristig zu einer Anreicherung von Mineralsalzen im Substrat führen, was den pH-Wert verändert und die Nährstoffaufnahme der Wurzeln beeinträchtigen kann. Idealerweise verwendet man Regenwasser oder abgestandenes, gefiltertes Leitungswasser. Das Temperieren des Wassers auf Zimmertemperatur verhindert einen Kälteschock an den empfindlichen Wurzeln.

Egal welche Gießmethode bevorzugt wird, das oberste Gebot lautet immer: Staunässe vermeiden. Nach jedem Gießvorgang muss sichergestellt werden, dass kein Wasser im Übertopf oder Untersetzer stehen bleibt. Staunässe führt zu Sauerstoffmangel im Wurzelbereich, was die Wurzeln absterben lässt und unweigerlich zu Fäulnis der Zwiebel führt. Eine gute Drainage im Topf und ein wachsames Auge nach dem Gießen sind die besten Versicherungen gegen dieses häufige Problem.

Wasserbedarf in der Wachstums- und Blütephase

Sobald die Amaryllis aus ihrer anfänglichen Ruhe nach dem Pflanzen erwacht und der Trieb etwa 10-15 cm hoch ist, beginnt die Phase des regelmäßigen Gießens. In dieser Zeit ist der Stoffwechsel der Pflanze hochaktiv, und sie benötigt ausreichend Wasser für das Längenwachstum des Schaftes und die Entwicklung der massiven Blütenknospen. Das Substrat sollte nun konstant leicht feucht gehalten werden. Ein vollständiges Austrocknen des Wurzelballens würde das Wachstum stoppen und kann zu einem Vertrocknen der Blütenknospen führen.

Die Gießfrequenz hängt von verschiedenen Faktoren wie der Raumtemperatur, der Luftfeuchtigkeit, der Topfgröße und der Lichtintensität ab. In einem warmen, hellen Raum muss naturgemäß häufiger gegossen werden als an einem kühleren, dunkleren Standort. Anstatt sich an einen starren Zeitplan zu halten, sollte man sich immer auf den Zustand des Substrats verlassen. Die bereits erwähnte Fingerprobe, bei der man den Finger etwa zwei Zentimeter tief in die Erde steckt, ist die zuverlässigste Methode zur Bedarfsermittlung.

Während der Blüte selbst bleibt der Wasserbedarf hoch, da die großen Blüten viel Wasser verdunsten. Eine gleichmäßige Feuchtigkeit sorgt dafür, dass die Blüten ihre Form und Farbe lange behalten. Es ist ratsam, die Pflanze während der Blüte an einen etwas kühleren Ort zu stellen, da dies nicht nur die Blühdauer verlängert, sondern auch den Wasserverbrauch etwas reduziert. Achte weiterhin darauf, überschüssiges Wasser im Untersetzer zu vermeiden, um die Gesundheit der Wurzeln nicht zu gefährden.

Nachdem die Blüte verwelkt ist und der Schaft entfernt wurde, fokussiert sich die Pflanze auf das Blattwachstum. Die nun erscheinenden langen Blätter sind für die Nährstoffproduktion zuständig und benötigen ebenfalls eine konstante Wasserversorgung. In dieser Phase, die den ganzen Sommer über andauert, wird die Pflanze wie eine normale grüne Zimmerpflanze behandelt. Regelmäßiges Gießen, sobald die Erdoberfläche abgetrocknet ist, stellt sicher, dass die Zwiebel genügend Energie für die nächste Blütensaison speichern kann.

Wasserbedarf während der Ruhephase

Die Einleitung der Ruhephase ist ein entscheidender Schritt im Jahreszyklus der Amaryllis, und die Anpassung der Bewässerung spielt dabei die zentrale Rolle. Ab etwa Ende August oder Anfang September wird die Wasserzufuhr schrittweise und bewusst reduziert. Dies signalisiert der Pflanze, dass die Wachstumsperiode zu Ende geht und sie sich auf eine Trockenzeit vorbereiten muss. Anstatt wöchentlich zu gießen, vergrößert man die Abstände langsam auf zwei, dann drei Wochen und gibt dabei auch immer weniger Wasser.

Durch die Reduzierung der Wassergaben stellt die Pflanze ihr Wachstum ein und beginnt, die in den Blättern gespeicherten Nährstoffe und das Wasser in die Zwiebel zurückzuziehen. Dieser Prozess wird durch das allmähliche Vergilben und Welken der Blätter sichtbar. Es ist wichtig, diesen natürlichen Vorgang nicht zu stören, indem man die Blätter vorzeitig abschneidet. Nur die vollständig eingetrockneten, braunen Blätter haben alle ihre wertvollen Inhaltsstoffe an die Zwiebel abgegeben.

Sobald alle Blätter eingetrocknet sind und entfernt wurden, wird das Gießen vollständig eingestellt. Die Zwiebel im Topf wird nun an einen kühlen, trockenen und dunklen Ort gestellt, beispielsweise in einen Keller oder eine Garage mit Temperaturen um die 10-15°C. Während dieser mindestens acht- bis zwölfwöchigen Ruhephase darf die Zwiebel keinerlei Wasser erhalten. Das trockene Substrat schützt die ruhende Zwiebel vor Fäulnis und sorgt dafür, dass sie ihren Schlafzyklus ungestört vollenden kann.

Das Ende der Ruhephase und der Beginn eines neuen Zyklus werden durch das erneute Angießen der Zwiebel markiert. Nach der langen Trockenperiode wird die Zwiebel aus ihrem kühlen Lager geholt, bei Bedarf umgetopft und wieder an einen warmen, hellen Platz gestellt. Mit der ersten, einmaligen Wassergabe wird der Pflanze das Signal zum Austreiben gegeben. Der Zyklus der Wasserregulierung beginnt von neuem, mit der anfänglichen Trockenheit zur Förderung des Wurzelwachstums.

Erkennen von Gießfehlern

Das Erkennen von Gießfehlern ist entscheidend, um rechtzeitig korrigierend eingreifen zu können, bevor irreversible Schäden an der Amaryllis entstehen. Eines der häufigsten Probleme ist die Überwässerung, die zu Staunässe führt. Anzeichen dafür sind gelb werdende, schlaffe Blätter, obwohl das Substrat feucht ist. Ein modriger Geruch aus dem Topf ist ein alarmierendes Zeichen für Wurzelfäulnis. Im fortgeschrittenen Stadium wird der Zwiebelhals weich und matschig, was oft das Ende für die Pflanze bedeutet.

Um eine übernässte Pflanze zu retten, muss sie sofort aus dem Topf genommen werden. Das nasse Substrat wird vorsichtig von den Wurzeln entfernt. Faule, matschige oder braune Wurzeln werden mit einem sauberen, scharfen Messer bis ins gesunde, weiße Gewebe zurückgeschnitten. Auch befallene Stellen an der Zwiebel selbst müssen großzügig entfernt werden. Nach dem Abtrocknen der Schnittstellen wird die Zwiebel in frisches, trockenes und gut durchlässiges Substrat neu eingetopft und die Bewässerung für die nächste Zeit sehr sparsam gehandhabt.

Zu wenig Wasser ist ebenfalls schädlich, auch wenn es seltener zum Totalverlust der Pflanze führt. Anzeichen für Trockenstress sind schlaff herabhängende Blätter, die sich jedoch bei erneuter Wasserzufuhr meist wieder aufrichten. Ein weiteres Symptom können braune, trockene Blattspitzen sein. Während der Knospenbildung kann ein starker Wassermangel dazu führen, dass die Knospen eintrocknen und abfallen, bevor sie sich öffnen. Ein vollständig ausgetrockneter Wurzelballen kann zudem hart und wasserabweisend werden, was das Gießen erschwert.

Um einen ausgetrockneten Wurzelballen zu rehydrieren, ist die Tauchmethode effektiv. Der gesamte Topf wird in einen Eimer mit zimmerwarmem Wasser gestellt, bis keine Luftblasen mehr aus dem Substrat aufsteigen. Dies kann einige Minuten dauern. Danach lässt man den Topf gründlich abtropfen, um sicherzustellen, dass keine Staunässe zurückbleibt. Eine regelmäßige Kontrolle des Substrats hilft, solche extremen Trockenheitszustände von vornherein zu vermeiden und eine gleichmäßige Feuchtigkeitsversorgung zu gewährleisten.

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