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Der schnitt und rückschnitt des zitronenbaums

Daria · 26.05.2025.

Der schnitt ist eine der wichtigsten und gleichzeitig oft gefürchtetsten pflegemaßnahmen am zitronenbaum. Viele gärtner sind unsicher, wann, wie und wie viel sie schneiden sollen. Dabei ist ein gezielter und regelmäßiger schnitt unerlässlich, um den baum gesund, formschön und ertragreich zu halten. Er dient nicht nur der ästhetik, sondern verbessert auch die luftzirkulation und den lichteinfall in der krone, was krankheiten vorbeugt und die qualität der früchte verbessert. Mit dem richtigen wissen und ein wenig mut wird der schnitt zu einem kreativen dialog mit deiner pflanze, bei dem du ihr wachstum lenkst und ihre vitalität förderst. Ein gut geschnittener zitronenbaum ist nicht nur schöner anzusehen, sondern auch widerstandsfähiger und produktiver.

Die ziele des schnitts sind vielfältig. Bei jungen bäumen steht der aufbauschnitt im vordergrund, mit dem eine stabile und gut strukturierte krone geformt wird. Bei älteren exemplaren dient der erhaltungsschnitt dazu, die krone licht und luftig zu halten, die fruchtbarkeit zu fördern und die pflanze zu verjüngen. Unabhängig vom alter des baumes ist der pflegeschnitt jederzeit notwendig, um tote, kranke oder sich kreuzende äste zu entfernen. Der schnitt regt zudem das wachstum an und fördert die verzweigung, was zu einer dichteren krone und mehr fruchttragendem holz führt.

Der beste zeitpunkt für den hauptschnitt ist das ende der winterruhe, also im späten winter oder frühen frühjahr (februar/märz), kurz bevor der neue austrieb beginnt. Zu diesem zeitpunkt hat die pflanze genügend energiereserven im stamm und in den wurzeln gespeichert, um den schnitt gut zu verkraften und kräftig neu auszutreiben. Kleinere korrekturschnitte, wie das entfernen von wasserschossen oder das einkürzen zu langer triebe, können das ganze jahr über vorgenommen werden. Ein radikaler rückschnitt während der wachstumsperiode sollte jedoch vermieden werden, da dies die pflanze stark schwächen würde.

Für den schnitt ist die verwendung von geeignetem werkzeug entscheidend. Eine scharfe und saubere bypass-gartenschere ist für dünnere äste unerlässlich. Sie erzeugt glatte schnittwunden, die schnell verheilen. Für dickere äste kann eine kleine Astsäge notwendig sein. Desinfiziere dein werkzeug vor dem gebrauch, beispielsweise mit spiritus, um die übertragung von krankheiten von einer pflanze zur anderen zu verhindern. Ein sauberer schnitt minimiert das risiko von infektionen und fördert eine schnelle wundheilung.

Grundsätzlich gilt beim schnitt die regel: weniger ist oft mehr. Ein jährlicher, moderater schnitt ist besser als ein seltener, aber radikaler eingriff. Beobachte deine pflanze und überlege dir vor jedem schnitt, welches ziel du damit verfolgst. Jeder schnitt ist ein eingriff in den organismus der pflanze und sollte mit bedacht erfolgen. Ein gut geplanter schnitt ist jedoch eine der lohnendsten maßnahmen, um die gesundheit und den ertrag deines zitronenbaums langfristig zu sichern.

Der aufbauschnitt bei jungen pflanzen

Bei einer jungen zitronenpflanze ist der aufbauschnitt entscheidend für die zukünftige form und stabilität der krone. Ziel ist es, ein starkes gerüst aus einem mitteltrieb und mehreren seitlichen leitästen zu schaffen. Oftmals kommen junge pflanzen als unverzweigter steckling oder als kleiner, dichter busch aus der gärtnerei. In beiden fällen ist ein eingriff sinnvoll, um die gewünschte kronenform zu etablieren, sei es als busch oder als hochstamm.

Um einen hochstamm zu erziehen, wählst du den kräftigsten, senkrechten trieb als zukünftigen stamm aus. Entferne alle seitentriebe am unteren teil dieses stammes bis zur gewünschten höhe, an der die krone beginnen soll. Kappe dann die spitze des stammes, um die verzweigung an der spitze anzuregen. Aus den obersten knospen werden sich neue triebe entwickeln, von denen du drei bis fünf gut verteilte als zukünftige leitäste auswählst. Alle anderen werden entfernt.

Für eine buschige wuchsform kürzt du bereits bei der jungen pflanze den haupttrieb ein, um die verzweigung von unten her zu fördern. Wähle drei bis vier kräftige grundtriebe aus, die die basis des busches bilden, und entferne schwächere, konkurrierende triebe. In den folgenden jahren werden die leitäste (sowohl beim hochstamm als auch beim busch) regelmäßig um etwa ein drittel eingekürzt, um eine weitere verzweigung zu fördern und eine dichte, kompakte krone aufzubauen.

Schneide immer kurz über einer nach außen weisenden knospe oder einem blatt. Dies lenkt das neue wachstum nach außen und verhindert, dass die krone zu dicht wird und die triebe nach innen wachsen. Der aufbauschnitt ist ein prozess, der sich über mehrere jahre erstreckt. Mit geduld und regelmäßigen kleinen eingriffen formst du eine krone, die nicht nur schön aussieht, sondern auch stabil genug ist, um später das gewicht einer reichen ernte zu tragen.

Der erhaltungs- und auslichtungsschnitt

Bei einem ausgewachsenen zitronenbaum dient der jährliche erhaltungsschnitt dazu, die vitalität der pflanze und die qualität des fruchtansatzes zu erhalten. Das hauptziel ist es, licht und luft ins innere der krone zu bringen. Eine gut belüftete krone trocknet nach regen schneller ab, was das risiko von pilzkrankheiten erheblich reduziert. Zudem benötigen die früchte licht, um gut auszureifen und ihr volles aroma zu entwickeln.

Beginne den schnitt, indem du dir einen überblick über die gesamte krone verschaffst. Entferne zunächst alles tote, beschädigte oder kranke holz. Schneide dabei bis ins gesunde, grüne gewebe zurück. Als nächstes identifizierst du äste, die sich kreuzen oder aneinander reiben. Entferne einen der beiden, in der regel den schwächeren oder denjenigen, der ungünstiger positioniert ist. Reibungspunkte sind eintrittspforten für krankheitserreger.

Der wichtigste schritt des auslichtungsschnitts ist die entfernung von nach innen wachsenden trieben. Alle äste, die von außen in richtung stammesmitte wachsen, nehmen licht weg und verdichten die krone unnötig. Entferne diese triebe direkt an ihrer basis. Auch sehr steil nach oben wachsende triebe, die sogenannten wasserschosse, sollten entfernt werden, da sie selten früchte tragen und der pflanze nur kraft rauben.

Nachdem du die krone ausgelichtet hast, kannst du zu lang gewordene triebe einkürzen, um die kompakte form zu erhalten. Kürze diese triebe um maximal ein drittel ihrer länge ein. Achte darauf, nicht alle blütentragenden triebe zu entfernen. Zitronenbäume tragen früchte am mehrjährigen, aber auch am diesjährigen holz. Ein moderater schnitt sorgt dafür, dass immer genügend fruchtäste vorhanden sind.

Der verjüngungsschnitt bei alten bäumen

Ältere zitronenbäume können mit der zeit von innen verkahlen, blühfaul werden und nur noch an den äußeren triebspitzen wachsen. In einem solchen fall kann ein gezielter verjüngungsschnitt helfen, die pflanze zu neuem leben zu erwecken. Ein solcher schnitt ist ein stärkerer eingriff und sollte gut überlegt sein. Er wird am besten über zwei bis drei jahre verteilt durchgeführt, um die pflanze nicht zu überfordern.

Das ziel des verjüngungsschnitts ist es, altes, unproduktives holz zu entfernen und das wachstum neuer, fruchtbarer triebe aus dem inneren der krone anzuregen. Schneide im ersten jahr ein bis zwei der ältesten und dicksten hauptäste stark zurück. Schneide sie auf einen jüngeren, vitalen seitentrieb oder bis auf einen kurzen stumpf zurück, aus dem sich neue triebe entwickeln können. Dieser starke rückschnitt regt den austrieb sogenannter „schlafender augen“ an.

Im folgenden jahr wählst du aus den neu ausgetriebenen trieben die kräftigsten und am besten positionierten aus, um die krone neu aufzubauen. Entferne die restlichen, schwächeren neutriebe. Gleichzeitig kannst du die nächsten alten äste stark zurückschneiden. So erneuerst du die krone schrittweise über mehrere jahre. Nach einem solchen schnitt ist es wichtig, die pflanze gut mit wasser und nährstoffen zu versorgen, um das kräftige wachstum zu unterstützen.

Ein radikaler rückschnitt, bei dem die gesamte krone auf einmal stark eingekürzt wird, sollte nur im äußersten notfall bei stark geschädigten oder vernachlässigten pflanzen erfolgen. Ein solcher eingriff ist ein massiver schock für die pflanze und kann zum verlust der ernte für ein bis zwei jahre führen. Die schrittweise verjüngung ist die schonendere und in der regel erfolgreichere methode, um einem alten zitronenbaum neue vitalität zu verleihen.

Spezielle schnittmaßnahmen

Neben den grundlegenden schnitttechniken gibt es einige spezielle maßnahmen, die für den zitronenbaum relevant sind. Dazu gehört das regelmäßige entfernen von wasserschossen. Dies sind schnell wachsende, senkrechte triebe, die oft direkt aus dem stamm oder den hauptästen sprießen. Sie sind meist unfruchtbar und verbrauchen wertvolle energie. Schneide diese triebe so früh wie möglich direkt an ihrer basis ab.

Eine weitere wichtige maßnahme ist das entfernen von wildtrieben, die unterhalb der veredelungsstelle wachsen. Bei veredelten zitronenbäumen kann es vorkommen, dass die unterlage, also die wurzelbildende pflanze, eigene triebe bildet. Diese „wildlinge“ sind oft starkwüchsig und können die edelsorte, also den fruchttragenden teil der pflanze, überwuchern und verdrängen. Du erkennst sie daran, dass sie unterhalb der verdickten veredelungsstelle am stamm austreiben und oft andere blätter haben (z.b. dreigeteilte blätter bei der poncirus-unterlage). Entferne diese wildtriebe umgehend und gründlich direkt am stamm.

Der fruchtschnitt ist eine weitere überlegung. Obwohl zitronenbäume ihre früchte meist von selbst ausdünnen, kann es bei einem extrem reichen fruchtansatz sinnvoll sein, einige junge früchte manuell zu entfernen. Dies führt dazu, dass die verbleibenden früchte größer und aromatischer werden, da die pflanze ihre energie auf weniger früchte konzentrieren kann. Es verhindert auch, dass sich äste unter dem gewicht der früchte zu stark biegen oder brechen.

Nach dem schnitt ist keine spezielle wundbehandlung bei dünneren ästen notwendig. Die pflanze ist in der lage, diese wunden selbst zu verschließen. Bei sehr großen schnittflächen von über zwei zentimetern durchmesser kann das auftragen eines wundverschlussmittels sinnvoll sein, um das eindringen von krankheitserregern zu verhindern, obwohl dies in der praxis selten notwendig ist. Ein sauberer, glatter schnitt mit scharfem werkzeug ist die beste wundversorgung.

📷 Pixabay

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