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Der Schnitt und Rückschnitt des Blasenbaums

Daria · 15.04.2025.

Der Blasenbaum ist von Natur aus ein malerisch wachsendes Gehölz mit einer charakteristischen, breiten und schirmförmigen Krone, das in der Regel nur wenig Schnittmaßnahmen benötigt, um seine schöne Form zu erhalten. Dennoch kann ein gezielter und fachgerechter Schnitt zu verschiedenen Zeitpunkten seines Lebens notwendig und sinnvoll sein, um seine Entwicklung zu lenken, seine Gesundheit zu erhalten und seine Vitalität zu fördern. Das Wissen um die richtigen Schnitttechniken und den optimalen Zeitpunkt ist dabei entscheidend, um den Baum nicht zu schädigen, sondern seine positiven Eigenschaften zu unterstreichen. Ein falscher oder zu starker Rückschnitt kann hingegen zu unerwünschten Reaktionen und einer Beeinträchtigung der Blüte führen.

Im Gegensatz zu vielen Obstgehölzen oder formell geschnittenen Heckenpflanzen erfordert der Blasenbaum keinen jährlichen, regelmäßigen Rückschnitt zur Förderung des Fruchtertrags oder zur Einhaltung einer strengen Form. Sein natürlicher Wuchs ist oft das größte Zierelement. Die meisten Schnittmaßnahmen beschränken sich daher auf korrigierende Eingriffe, wie das Entfernen von totem oder krankem Holz, die Korrektur von Fehlentwicklungen in der Krone oder die Anpassung an räumliche Gegebenheiten. Das Hauptziel des Schnitts ist es, eine gesunde, stabile und ästhetisch ansprechende Kronenstruktur zu schaffen und zu erhalten.

Die Notwendigkeit und Art des Schnitts ändern sich im Laufe des Baumlebens. Bei jungen Bäumen steht der sogenannte Erziehungsschnitt im Vordergrund, der darauf abzielt, ein stabiles Kronengerüst mit einem durchgehenden Leittrieb und gut angeordneten Seitenästen aufzubauen. Bei älteren, etablierten Bäumen geht es hingegen primär um den Erhaltungsschnitt, der die Krone auslichtet, um Licht und Luft ins Innere zu lassen, und die Vitalität des Baumes bewahrt. Jeder Schnitt ist ein Eingriff in den Organismus des Baumes und sollte daher mit Bedacht und dem richtigen Werkzeug durchgeführt werden.

Dieser Fachartikel bietet eine umfassende Anleitung zum Schnitt des Blasenbaums. Er behandelt die grundlegenden Prinzipien des Baumschnitts, erläutert den besten Zeitpunkt für Schnittmaßnahmen und beschreibt detailliert die verschiedenen Schnittarten, vom Erziehungsschnitt junger Bäume bis zum Erhaltungsschnitt älterer Exemplare. Zudem werden spezielle Schnittmaßnahmen und die Auswahl des richtigen Werkzeugs thematisiert. Mit diesen professionellen Tipps kannst du sicherstellen, dass jeder Schnitt deinem Blasenbaum zugutekomt und seine natürliche Schönheit unterstreicht.

Grundlagen des Baumschnitts

Bevor man zur Schere greift, ist es wichtig, einige grundlegende Prinzipien des Baumschnitts zu verstehen, die für den Blasenbaum ebenso gelten wie für die meisten anderen Laubbäume. Jeder Schnitt sollte mit einem klaren Ziel erfolgen, sei es die Entfernung von totem Holz, die Verbesserung der Kronenstruktur oder die Beseitigung eines störenden Astes. Ein unüberlegter Schnitt ohne klares Ziel kann dem Baum mehr schaden als nutzen. Weniger ist oft mehr, insbesondere bei einem Baum mit einem so schönen natürlichen Wuchs wie dem Blasenbaum.

Die Schnittführung ist entscheidend für eine schnelle Wundheilung. Ein Ast sollte immer direkt außerhalb des Astrings geschnitten werden. Der Astring ist die wulstige Verdickung am Übergang vom Ast zum Stamm oder zu einem stärkeren Ast. In diesem Bereich befinden sich teilungsfähige Zellen, die für die Wundüberwallung zuständig sind. Ein Schnitt, der zu weit vom Stamm entfernt ist und einen Stummel hinterlässt, verhindert eine gute Heilung und schafft Eintrittspforten für Fäulnis. Ein zu naher Schnitt, der den Astring verletzt, schädigt den Stamm und vergrößert die Wunde unnötig.

Die Verwendung von scharfem und sauberem Werkzeug ist eine absolute Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Schnitt. Stumpfe Werkzeuge quetschen das Holz und hinterlassen ausgefranste Wunden, die schlecht heilen und anfällig für Krankheiten sind. Für dünnere Äste eignet sich eine Bypass-Gartenschere, für stärkere Äste eine Astschere oder eine Handsäge. Das Werkzeug sollte vor dem Gebrauch und insbesondere beim Wechsel zwischen verschiedenen Bäumen desinfiziert werden, um die Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden.

Ein weiterer wichtiger Grundsatz ist die Beachtung der natürlichen Wuchsform des Baumes. Der Schnitt sollte die schirmförmige Krone des Blasenbaums unterstützen und nicht versuchen, ihm eine unnatürliche Form aufzuzwingen. Starke Eingriffe in die Kronenstruktur, wie das Kappen des Leittriebs oder ein radikaler Rückschnitt, sollten vermieden werden. Solche Maßnahmen führen oft zu einem unkontrollierten Austrieb von sogenannten Wasserschossen, die die Kronenstruktur stören und die Ästhetik des Baumes beeinträchtigen.

Der richtige Zeitpunkt für den Schnitt

Die Wahl des richtigen Zeitpunkts für Schnittmaßnahmen ist von großer Bedeutung für die Reaktion und die Wundheilung des Baumes. Für die meisten Schnittarbeiten am Blasenbaum ist der späte Winter oder das sehr zeitige Frühjahr, etwa von Januar bis Anfang März, der ideale Zeitraum. In dieser Phase befindet sich der Baum in der Winterruhe, der Saftfluss hat noch nicht oder kaum begonnen, und das Fehlen der Blätter gibt einen freien Blick auf die Kronenstruktur, was die Beurteilung und Durchführung des Schnitts erheblich erleichtert.

Ein Schnitt in der Ruhephase hat den Vorteil, dass der Baum seine Energiereserven noch nicht für den Austrieb mobilisiert hat und die Wunden bis zum Beginn der Vegetationsperiode bereits abtrocknen können. Mit dem einsetzenden Saftfluss im Frühjahr beginnt dann sofort die Wundheilung und die Überwallung der Schnittstellen. Größere Schnittmaßnahmen, wie die Entfernung dickerer Äste, sollten ausschließlich in diesem Zeitraum durchgeführt werden.

Kleinere Korrekturschnitte, wie das Entfernen dünner, abgestorbener Zweige oder sich kreuzender Triebe, können auch während der Vegetationsperiode im Sommer vorgenommen werden. Ein Sommerschnitt hat den Vorteil, dass die Wundheilung bei voller Aktivität des Baumes sehr schnell erfolgt. Allerdings sollte man im Sommer nur kleine Eingriffe vornehmen, da das Entfernen von zu viel Blattmasse den Baum schwächen und seine Photosyntheseleistung reduzieren würde.

Der Herbst ist der ungünstigste Zeitpunkt für einen Rückschnitt. Ein Schnitt im Herbst kann den Baum zu einem späten Neuaustrieb anregen, der vor dem Winter nicht mehr ausreifen kann und erfriert. Zudem ist die Anfälligkeit für Pilzinfektionen in der feuchten Herbstwitterung erhöht, da die Wunden nur langsam heilen. Daher sollte nach Ende August auf jegliche Schnittmaßnahmen am Blasenbaum verzichtet werden, um ihn optimal auf den Winter vorzubereiten.

Erziehungsschnitt bei jungen Bäumen

In den ersten Jahren nach der Pflanzung ist ein Erziehungsschnitt entscheidend, um die Grundlage für eine stabile und gut strukturierte Krone zu legen. Das Ziel dieses Schnitts ist nicht, das Wachstum zu bremsen, sondern es in die richtigen Bahnen zu lenken. Im Mittelpunkt steht die Förderung eines durchgehenden, kräftigen Leittriebs, der das Zentrum der Krone bildet, und die Auswahl von drei bis fünf gut verteilten, starken Seitenästen, die das primäre Kronengerüst formen.

Konkurrenztriebe, die in spitzem Winkel zum Leittrieb wachsen und mit ihm um die Führungsposition konkurrieren, sollten frühzeitig entfernt werden. Solche spitzen Astgabeln, sogenannte Zwiesel, sind statisch instabil und neigen bei Sturm oder Schneelast zum Ausbrechen, was zu großen Wunden am Stamm führen kann. Auch zu tief am Stamm ansetzende Äste, die später den Durchgang behindern könnten, werden in jungen Jahren entfernt, um eine ausreichende Stammhöhe zu erzielen.

Die ausgewählten Gerüstäste sollten idealerweise in einem Winkel von 45 bis 60 Grad vom Stamm abgehen und gleichmäßig um den Stamm herum verteilt sein, um eine ausgewogene Krone zu gewährleisten. Äste, die zu dicht beieinander stehen oder sich überkreuzen und aneinander reiben, sollten ebenfalls korrigiert werden, indem der schwächere oder ungünstiger positionierte Ast entfernt wird. Dieser strukturierende Schnitt wird in den ersten drei bis fünf Jahren jährlich im späten Winter wiederholt, bis das gewünschte Kronengerüst etabliert ist.

Während dieser Erziehungsphase wird der Leittrieb in der Regel nicht eingekürzt, es sei denn, er ist beschädigt. Auch die Seitenäste werden nur bei Bedarf leicht eingekürzt, um die Verzweigung zu fördern oder ihre Position zu korrigieren. Der Erziehungsschnitt ist eine vorausschauende Maßnahme, die spätere, wesentlich drastischere Eingriffe an einem alten Baum überflüssig macht und von Anfang an für eine gesunde und langlebige Kronenarchitektur sorgt.

Erhaltungsschnitt bei älteren Exemplaren

Sobald der Blasenbaum seine endgültige Größe und eine stabile Kronenstruktur erreicht hat, sind nur noch selten Schnittmaßnahmen erforderlich. Der Erhaltungsschnitt bei älteren Bäumen beschränkt sich in der Regel darauf, die Gesundheit und Vitalität der Krone zu bewahren. Alle paar Jahre sollte der Baum im späten Winter auf totes, krankes oder beschädigtes Holz untersucht und dieses sorgfältig entfernt werden. Abgestorbene Äste sind nicht nur unschön, sondern können auch eine Infektionsquelle für Krankheiten sein und eine Gefahr darstellen, wenn sie herabfallen.

Ein weiteres Ziel des Erhaltungsschnitts ist das Auslichten einer zu dichten Krone. Wenn die Krone im Inneren zu dicht wird, können Licht und Luft nicht mehr ausreichend zirkulieren. Dies führt zum Absterben innerer Zweige und kann die Anfälligkeit für Pilzkrankheiten erhöhen. Durch die gezielte Entnahme einzelner, nach innen wachsender oder sich kreuzender Äste wird die Krone wieder luftiger und besser durchlichtet, was die Vitalität des gesamten Baumes fördert.

Auch bei älteren Bäumen können sich gelegentlich Wasserschosse bilden, insbesondere nach Stresssituationen wie Trockenheit oder früheren Schnittverletzungen. Diese steil nach oben wachsenden, kräftigen Triebe haben eine schlechte Anbindung an das Leitgewebe und stören die harmonische Kronenform. Solche Triebe sollten regelmäßig an ihrer Basis entfernt werden, um die Energie des Baumes wieder in die etablierten Kronenteile zu lenken.

Ein radikaler Rückschnitt oder das Kappen der Krone sollte bei einem ausgewachsenen Blasenbaum unbedingt vermieden werden. Solche drastischen Eingriffe zerstören die natürliche Wuchsform unwiederbringlich und führen zu einem massiven Austrieb von Wasserschossen, was die Krone langfristig instabil und pflegeintensiv macht. Sollte eine größere Reduzierung der Krone aus Platzgründen unumgänglich sein, muss dies über mehrere Jahre verteilt und durch das Ableiten auf tiefere, günstig stehende Seitenäste fachgerecht erfolgen.

Spezielle Schnittmaßnahmen und Werkzeuge

Neben den regulären Erziehungs- und Erhaltungsschnitten können in bestimmten Situationen auch spezielle Schnittmaßnahmen erforderlich sein. Dazu gehört beispielsweise das Aufasten des Stammes, wenn eine höhere Durchgangshöhe unter dem Baum gewünscht wird. Dabei werden die untersten Äste schrittweise über mehrere Jahre hinweg entfernt, bis die gewünschte Stammhöhe erreicht ist. Dies sollte bereits in der Jugendphase des Baumes beginnen, um die Schnittwunden klein zu halten.

Die Behandlung von Schnittwunden ist ein oft diskutiertes Thema. Früher war es üblich, größere Schnittwunden mit Wundverschlussmitteln zu bestreichen. Die moderne Baumpflege rät davon jedoch meist ab, da diese Mittel die natürliche Wundabschottung des Baumes behindern und unter der Versiegelung ein feuchtes Klima schaffen können, das Pilzinfektionen sogar fördert. Bei einem sauberen Schnitt am Astring und zur richtigen Jahreszeit ist der Baum in der Lage, die Wunde selbstständig zu verschließen. Eine Ausnahme können sehr große Schnittflächen bei alten Bäumen sein.

Die Auswahl des richtigen Werkzeugs ist für die Qualität des Schnitts unerlässlich. Eine scharfe Bypass-Schere eignet sich für Äste bis zu einem Durchmesser von etwa zwei Zentimetern. Für stärkere Äste bis zu vier Zentimetern ist eine Getriebe-Astschere mit langen Hebelarmen die richtige Wahl. Bei noch dickeren Ästen kommt eine gebogene Baumsäge zum Einsatz, die auf Zug schneidet und saubere Schnittflächen hinterlässt. Bei hohen Ästen kann eine Teleskopschere oder -säge die Arbeit vom Boden aus erleichtern und sicherer machen.

Bei der Entfernung größerer Äste muss die richtige Schnitttechnik angewendet werden, um ein Ausreißen der Rinde am Stamm zu verhindern. Dazu wird der Ast zunächst von unten etwa 20-30 cm vom Stamm entfernt angesägt, aber nur etwa zu einem Drittel durchtrennt. Anschließend wird der Ast von oben, einige Zentimeter weiter außen, komplett durchgesägt. Der verbleibende Stummel kann dann zum Schluss sauber am Astring abgeschnitten werden, ohne dass das Gewicht des Astes die Rinde beschädigen kann.

📷 Flickr / Szerző: Plant Image Library / Licence: CC BY-SA 2.0

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