Der algerische Efeu ist eine von Natur aus stark wüchsige und ausbreitungsfreudige Kletterpflanze. Ohne regelmäßige Schnittmaßnahmen kann er schnell außer Kontrolle geraten, andere Pflanzen überwuchern oder an Fassaden in Bereiche vordringen, wo er nicht erwünscht ist, wie beispielsweise Dachrinnen oder Fensterläden. Ein gezielter Schnitt und Rückschnitt ist daher eine der wichtigsten Pflegemaßnahmen, um nicht nur die Form und Größe der Pflanze zu kontrollieren, sondern auch ihre Gesundheit und Vitalität zu fördern. Viele Gärtner scheuen sich vor einem kräftigen Rückschnitt, doch Hedera algeriensis ist außerordentlich schnittverträglich und verzeiht auch radikalere Eingriffe. Ein regelmäßiger Schnitt regt die Pflanze zu einer stärkeren Verzweigung an, was zu einem dichteren, buschigeren und attraktiveren Erscheinungsbild führt.
Die Gründe für einen Schnitt am algerischen Efeu sind vielfältig. An erster Stelle steht oft die Formgebung und die Kontrolle des Wachstums. Ob als Bodendecker, als Fassadenbegrünung oder als Hängepflanze im Topf – mit der Schere kannst du die Pflanze genau in der Form halten, die du dir wünschst. Zu lang gewordene Triebe werden eingekürzt, um ein harmonisches Gesamtbild zu wahren und zu verhindern, dass die Pflanze über ihre vorgesehenen Grenzen hinauswächst. Dies ist besonders wichtig bei der Begrünung von Hauswänden, um Schäden an Putz, Holz oder Dacheindeckungen zu vermeiden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung eines dichten Wuchses. Wenn man Efeu einfach wachsen lässt, neigt er dazu, lange, einzelne Ranken zu bilden und im unteren Bereich zu verkahlen. Jeder Schnitt an einem Trieb regt die Pflanze dazu an, unterhalb der Schnittstelle neue Seitentriebe zu bilden. Durch regelmäßiges Einkürzen der Triebspitzen, das sogenannte Pinzieren, wird die Pflanze angeregt, sich zu verzweigen. Das Ergebnis ist eine wesentlich vollere, kompaktere und blickdichtere Pflanze.
Darüber hinaus dient der Schnitt auch der Gesunderhaltung. Durch das Entfernen von abgestorbenen, beschädigten oder kranken Pflanzenteilen wird verhindert, dass sich Krankheiten ausbreiten können. Ein Auslichtungsschnitt, bei dem zu dicht stehende oder sich überkreuzende Triebe entfernt werden, verbessert die Luftzirkulation im Inneren der Pflanze. Dies sorgt dafür, dass die Blätter nach Regen schneller abtrocknen, was das Risiko von Pilzinfektionen wie Mehltau oder Blattfleckenkrankheiten erheblich reduziert.
Nicht zuletzt kann ein radikaler Verjüngungsschnitt notwendig werden, wenn eine Efeupflanze über Jahre vernachlässigt wurde und alt, spärlich und im unteren Bereich völlig kahl geworden ist. Ein solcher Schnitt kann die Pflanze dazu anregen, aus der Basis oder aus dem alten Holz wieder kräftig und buschig auszutreiben und ihr so ein zweites Leben schenken. Die Schnittverträglichkeit des algerischen Efeus macht solche Rettungsaktionen in den meisten Fällen sehr erfolgreich.
Der richtige zeitpunkt für den schnitt
Der Zeitpunkt für den Schnitt hängt von der Art und dem Umfang des Eingriffs ab. Der beste Zeitpunkt für einen kräftigen Rück- oder Verjüngungsschnitt ist das zeitige Frühjahr, etwa im späten Februar oder März, kurz bevor die neue Wachstumsperiode beginnt. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Pflanze noch in der Winterruhe, aber die stärksten Fröste sind bereits vorbei. Ein Schnitt zu diesem Zeitpunkt regt die schlafenden Knospen optimal an, und die Pflanze kann ihre gesamte Energie in den neuen Austrieb stecken. Zudem verheilen die Schnittwunden bei den beginnenden wärmeren Temperaturen schnell.
Kleinere Form- und Pflegeschnitte können hingegen während der gesamten Vegetationsperiode von Frühling bis in den Spätsommer durchgeführt werden. Wenn einzelne Triebe zu lang werden, die Pflanze aus der Form gerät oder du Ranken von Fenstern und Türen fernhalten musst, kannst du jederzeit zur Schere greifen. Regelmäßiges Schneiden kleinerer Triebe über die Saison verteilt ist oft schonender für die Pflanze und weniger arbeitsintensiv als ein einziger radikaler Schnitt pro Jahr.
Vermeiden solltest du einen größeren Rückschnitt im Spätherbst. Die Pflanze würde durch den Schnitt zu einem neuen Austrieb angeregt werden, doch diese jungen Triebe hätten nicht mehr genügend Zeit, um vor dem Wintereinbruch auszureifen. Sie wären daher sehr anfällig für Frostschäden. Zudem verheilen die Schnittwunden bei feuchter und kalter Witterung schlechter, was das Eindringen von Krankheitserregern begünstigt. Entferne im Herbst nur das Nötigste, wie zum Beispiel abgestorbene oder kranke Pflanzenteile.
Auch während starker Hitze- und Trockenperioden im Hochsommer solltest du auf umfangreiche Schnittmaßnahmen verzichten. Jeder Schnitt bedeutet Stress für die Pflanze, und dieser zusätzliche Stress kann sie bei ohnehin schon schwierigen Witterungsbedingungen unnötig schwächen. Beschränke dich in dieser Zeit auf leichte Korrekturen und verschiebe größere Eingriffe auf eine kühlere Witterungsphase oder auf das nächste Frühjahr.
Das richtige werkzeug und die schnitttechnik
Für einen sauberen und pflanzenschonenden Schnitt ist die Verwendung des richtigen Werkzeugs unerlässlich. Für dünnere, junge Triebe ist eine scharfe und saubere Gartenschere (Rosenschere) ideal. Bei älteren, dickeren und bereits verholzten Trieben kann eine Astschere oder eine kleine Handsäge notwendig sein. Für großflächige Schnitte an Efeuhecken oder Bodendeckern kann auch eine elektrische Heckenschere zum Einsatz kommen, wobei hierbei das Schnittbild oft weniger präzise ist.
Das Wichtigste ist, dass die Klingen deines Werkzeugs scharf und sauber sind. Stumpfe Klingen quetschen die Triebe, anstatt sie sauber zu durchtrennen. Die gequetschten Enden heilen schlecht und sind anfälliger für Krankheiten. Reinige deine Werkzeuge vor und nach dem Gebrauch, insbesondere wenn du kranke Pflanzenteile entfernt hast. Eine Desinfektion mit Spiritus oder einem speziellen Desinfektionsmittel für Gartenwerkzeuge verhindert die Übertragung von Krankheitserregern von einer Pflanze zur nächsten.
Die Schnitttechnik ist einfach. Setze den Schnitt immer leicht schräg und wenige Millimeter über einem nach außen weisenden Blatt oder einer Knospe an. Der schräge Schnitt sorgt dafür, dass Wasser besser ablaufen kann und sich nicht auf der Schnittfläche sammelt. Indem du über einer nach außen weisenden Knospe schneidest, lenkst du das neue Wachstum in die gewünschte Richtung, nämlich nach außen, was zu einer offeneren und luftigeren Pflanzenstruktur führt.
Wenn du einen Trieb vollständig entfernen möchtest, schneide ihn direkt an seinem Ursprung an einem Haupttrieb oder an der Basis der Pflanze ab. Lasse keine langen Stummel stehen, da diese oft absterben und ebenfalls zu Eintrittspforten für Krankheiten werden können. Arbeite dich beim Schneiden von außen nach innen und von oben nach unten vor, um einen guten Überblick zu behalten und die gewünschte Form zu modellieren.
Der formschnitt und erhaltungsschnitt
Der Formschnitt ist die häufigste Art des Schnitts und dient dazu, den algerischen Efeu in seiner gewünschten Größe und Form zu halten. Dieser Schnitt wird in der Regel ein- bis zweimal pro Jahr durchgeführt, oft einmal im Frühjahr und bei Bedarf ein weiteres Mal im Hochsommer. Dabei werden alle Triebe, die über die gewünschte Kontur hinauswachsen, einfach eingekürzt. Bei Efeu an Fassaden bedeutet dies, Ranken von Fenstern, Türen, Lüftungsschlitzen und dem Dachbereich fernzuhalten.
Bei Topf- oder Kübelpflanzen dient der Formschnitt dazu, eine kompakte und buschige Form zu erhalten. Kürze regelmäßig die längsten Triebe ein, um die Verzweigung zu fördern. Bei Hängeampeln sorgt dies für einen dichten „Vorhang“ aus Blättern. Bei Efeu, der an einem Spalier oder einer anderen Rankhilfe gezogen wird, werden die Triebe an der Rankhilfe befestigt und alle seitlich abstehenden Triebe eingekürzt.
Der Erhaltungsschnitt konzentriert sich auf die Gesundheit der Pflanze. Er kann jederzeit bei Bedarf durchgeführt werden. Gehe die Pflanze sorgfältig durch und entferne alles, was krank, tot oder beschädigt aussieht. Schneide kranke Triebe immer bis ins gesunde Holz zurück. Entferne auch dünne, schwache oder sich überkreuzende Triebe aus dem Inneren der Pflanze. Dies verbessert die Licht- und Luftzirkulation und stärkt die verbleibenden Triebe.
Nach dem Schnitt solltest du die Pflanze gut pflegen, um ihre Regeneration zu unterstützen. Eine moderate Bewässerung und, falls der Schnitt in der Wachstumsphase erfolgte, eine leichte Düngung helfen der Pflanze, schnell neue Triebe zu bilden. Das anfallende Schnittgut solltest du, insbesondere wenn es von kranken Pflanzen stammt, nicht auf dem Kompost entsorgen, sondern über den Hausmüll, um eine Verbreitung von Krankheiten zu vermeiden. Gesunde Schnittabfälle eignen sich hingegen hervorragend zur Vermehrung durch Stecklinge.
Der verjüngungsschnitt bei alten pflanzen
Manchmal ist eine Efeupflanze so alt und vernachlässigt, dass ein einfacher Formschnitt nicht mehr ausreicht. Sie ist im unteren Bereich kahl, hat viele verholzte, blattlose Triebe und nur an den Enden noch etwas grünes Laub. In einem solchen Fall kann ein radikaler Verjüngungsschnitt die Pflanze retten und zu neuem Leben erwecken. Der algerische Efeu ist robust genug, um selbst einen Rückschnitt bis ins alte Holz zu überstehen.
Der beste Zeitpunkt für diesen radikalen Eingriff ist, wie bereits erwähnt, das zeitige Frühjahr. Schneide alle Triebe der Pflanze kräftig zurück, je nach Zustand auf eine Höhe von 30 bis 50 Zentimetern über dem Boden. Auch wenn es zunächst brutal aussieht, regt dieser Schnitt die schlafenden Augen an der Basis und an den verbliebenen alten Trieben zu einem massiven Neuaustrieb an.
Nach dem Verjüngungsschnitt ist es wichtig, die Pflanze bei ihrer Erholung zu unterstützen. Lockere den Boden um die Pflanze herum auf und arbeite etwas reifen Kompost oder einen organischen Langzeitdünger ein. Dies liefert die notwendigen Nährstoffe für den bevorstehenden Wachstumsschub. Halte den Boden in den folgenden Wochen gleichmäßig feucht, aber vermeide Staunässe.
Schon nach wenigen Wochen wirst du sehen, wie aus den alten Stämmen und aus dem Wurzelstock unzählige neue, frische Triebe sprießen. Lasse diese Triebe zunächst wachsen. Sobald sie eine gewisse Länge erreicht haben, kannst du beginnen, sie durch gezieltes Einkürzen zu formen und zu einer neuen, dichten und buschigen Pflanzenstruktur zu erziehen. Innerhalb einer Vegetationsperiode kann sich aus einer alten, kahlen Pflanze wieder ein prächtiger, vitaler Efeu entwickeln.