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Der Schnitt und Rückschnitt der Bartblume

Daria · 19.03.2025.

Der jährliche Rückschnitt ist die mit Abstand wichtigste und entscheidendste Pflegemaßnahme für die Bartblume. Ohne diesen gezielten Eingriff würde der Halbstrauch seine Attraktivität schnell verlieren, von unten verkahlen und nur noch spärlich blühen. Der Grund dafür liegt in der Biologie der Pflanze: Die Bartblume bildet ihre Blüten ausschließlich am sogenannten diesjährigen Holz, also an den Trieben, die im selben Jahr neu gewachsen sind. Ein kräftiger Rückschnitt im Frühjahr stimuliert die Pflanze dazu, eine Vielzahl neuer, kräftiger und blühfähiger Triebe aus ihrer verholzten Basis zu entwickeln. Diese Maßnahme sorgt nicht nur für eine überwältigende Blütenfülle im Spätsommer, sondern fördert auch einen dichten, kompakten und buschigen Wuchs und verjüngt die Pflanze jedes Jahr aufs Neue.

Viele Gärtner zögern, einen so radikal erscheinenden Schnitt durchzuführen, aus Angst, der Pflanze zu schaden. Bei der Bartblume ist diese Sorge jedoch unbegründet – im Gegenteil, der starke Rückschnitt ist eine wahre Lebenselixier. Lässt man den Schnitt aus, verholzen die alten Triebe immer mehr, treiben nur noch an den Spitzen spärlich aus und die Blüte konzentriert sich auf die äußeren Enden des Strauches. Die Basis der Pflanze wird kahl und unansehnlich. Der jährliche Schnitt bis kurz über den Boden zwingt die Pflanze, ihre gesamte Energie aus dem Wurzelstock in frisches Wachstum zu investieren, was zu einer vollständigen Erneuerung des oberirdischen Teils der Pflanze führt.

Das Verständnis für den richtigen Zeitpunkt des Schnitts ist ebenso wichtig wie die Technik selbst. Ein Schnitt zur falschen Zeit kann der Pflanze schaden oder die Blüte für die Saison zunichtemachen. Der Schnitt darf niemals im Herbst erfolgen, da die alten Triebe als natürlicher Winterschutz für die empfindliche Basis dienen. Ein zu früher Schnitt im Winter kann dazu führen, dass die frisch geschnittenen Triebe bei starken Spätfrösten zurückfrieren und die Pflanze geschädigt wird. Geduld ist hier eine Tugend; das Warten auf den richtigen Moment im Frühjahr wird mit einer gesunden und vitalen Pflanze belohnt.

Für den Schnitt benötigt man lediglich eine scharfe und saubere Gartenschere. Eine scharfe Klinge sorgt für glatte Schnittwunden, die schnell heilen und das Eindringen von Krankheitserregern erschweren. Die Sauberkeit des Werkzeugs ist ebenfalls wichtig, um die Übertragung von Pilzsporen oder Bakterien von einer Pflanze zur nächsten zu vermeiden. Nach dem Schnitt ist es ratsam, die Pflanze mit einer Gabe Kompost und bei Bedarf mit Wasser zu versorgen, um ihr die nötige Energie für den bevorstehenden Wachstumsschub zu geben.

Der optimale Zeitpunkt für den Rückschnitt

Die Wahl des richtigen Zeitpunkts für den Rückschnitt ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg dieser Maßnahme. Der ideale Zeitraum liegt im zeitigen Frühjahr, wenn die Gefahr von strengen, langanhaltenden Frösten vorüber ist, die Pflanze sich aber noch in der Winterruhe befindet oder gerade erst beginnt, Lebenszeichen zu zeigen. In den meisten Regionen Mitteleuropas ist dies in der Regel zwischen Ende Februar und Mitte März der Fall. Man sollte den Wetterbericht im Auge behalten und einen milden, frostfreien Tag für den Schnitt wählen.

Ein guter Indikator aus der Natur, der den richtigen Zeitpunkt anzeigt, ist der Blühbeginn der Forsythie. Wenn die Forsythien ihre leuchtend gelben Blüten öffnen, ist dies ein zuverlässiges Zeichen dafür, dass der Winter seine größte Kraft verloren hat und die Vegetationsperiode beginnt. Dies ist der perfekte Moment, um zur Schere zu greifen und die Bartblume zurückzuschneiden. Zu diesem Zeitpunkt ist der Saftdruck in der Pflanze noch nicht zu stark, und die Schnittwunden können gut verheilen, bevor der kräftige Austrieb beginnt.

Ein zu später Schnitt, beispielsweise erst im April oder Mai, schadet der Pflanze zwar nicht grundsätzlich, verzögert aber den Austrieb und damit auch die Blütezeit. Die Pflanze hat bereits Energie in das Austreiben der oberen Knospen an den alten Trieben investiert, die durch den späten Schnitt dann entfernt werden. Sie muss dann erneut aus der Basis austreiben, was wertvolle Zeit kostet. Um eine möglichst frühe und lange Blüte zu genießen, ist der Schnitt vor dem eigentlichen Austriebsbeginn daher vorzuziehen.

Vermeiden sollte man den Schnitt an Tagen mit starkem Frost oder bei nasskalter Witterung. Frost kann das frisch geschnittene Gewebe schädigen, und Nässe begünstigt das Eindringen von Pilzerregern in die Schnittwunden. Ein trockener, milder Tag ist optimal. Nach dem Schnitt sind die verbleibenden Stummel kurzzeitig empfindlich gegenüber starken Frösten. Sollte also unerwartet eine starke Kältewelle angekündigt werden, kann man die Basis der Pflanze kurzzeitig mit etwas Reisig oder Vlies schützen.

Die richtige Schnitttechnik

Die Technik des Rückschnitts bei der Bartblume ist einfach und unkompliziert. Das Ziel ist es, alle Triebe des Vorjahres radikal zu kürzen, um Platz für den neuen Austrieb zu schaffen. Man schneidet sämtliche Triebe auf etwa eine Handbreit, also circa 10 bis 15 Zentimeter, über dem Boden zurück. Dabei ist es hilfreich, sich an der verholzten Basis der Pflanze zu orientieren. Man lässt von den alten Trieben nur kurze Stummel stehen, an denen idealerweise noch einige Knospenpaare erkennbar sind.

Beim Schneiden sollte man darauf achten, die Schere leicht schräg anzusetzen, damit Regenwasser von der Schnittfläche ablaufen kann und sich nicht sammelt, was Fäulnis begünstigen könnte. Der Schnitt erfolgt jeweils kurz über einem nach außen zeigenden Auge oder Knospenpaar. Dies fördert einen Wuchs, der sich nach außen entwickelt und dem Inneren des Strauches Licht und Luft verschafft. Alle Triebe werden auf eine einheitliche Höhe gekürzt, um eine harmonische, halbkugelige Wuchsform zu fördern.

Im Zuge des Hauptschnitts sollten auch alle schwachen, dünnen und nach innen wachsenden Triebe vollständig an der Basis entfernt werden. Ebenso werden abgestorbene oder beschädigte Triebe bodennah abgeschnitten. Dieser Auslichtungsschnitt sorgt für eine gute Luftzirkulation im Inneren des Strauches und reduziert das Risiko von Pilzkrankheiten. Übrig bleiben sollte ein Gerüst aus kurzen, kräftigen Triebstummeln, aus denen die Pflanze neu austreiben kann.

Nachdem der Schnitt abgeschlossen ist, wird das gesamte anfallende Schnittgut sorgfältig entfernt und entsorgt. Liegengebliebene Triebe können ein Überwinterungsort für Krankheitserreger sein. Anschließend ist der richtige Zeitpunkt, um den Boden um die Pflanze herum vorsichtig zu lockern und eine Gabe reifen Kompost oder einen organischen Langzeitdünger einzuarbeiten. Dies versorgt die Pflanze mit den notwendigen Nährstoffen für einen kräftigen Start in die neue Saison.

Schnitt von jungen und alten Pflanzen

Bei frisch gepflanzten Bartblumen ist der erste Schnitt im Frühjahr nach der Pflanzung besonders wichtig. Auch wenn die junge Pflanze noch klein ist, sollte sie genauso kräftig zurückgeschnitten werden wie ein etabliertes Exemplar. Dieser erste Schnitt, der sogenannte Erziehungsschnitt, ist entscheidend für den Aufbau einer gut verzweigten und stabilen Basis. Er regt die Pflanze an, mehrere kräftige Haupttriebe aus dem Wurzelstock zu bilden, anstatt nur einen oder zwei lange Triebe zu entwickeln. Dies legt den Grundstein für einen dichten und buschigen Wuchs in den Folgejahren.

Bei älteren Bartblumen, die möglicherweise über einige Jahre nicht oder nur unzureichend geschnitten wurden, kann ein radikaler Verjüngungsschnitt notwendig sein. Solche Pflanzen sind oft stark verholzt, kahl im Inneren und blühen nur noch spärlich an den Triebspitzen. Auch hier ist das Frühjahr der richtige Zeitpunkt für den Eingriff. Bei einem Verjüngungsschnitt werden alle Triebe noch stärker zurückgeschnitten, oft bis auf wenige Zentimeter über dem Boden. Man kann dabei auch alte, dicke und vergreiste Holzteile mit einer kleinen Säge vollständig entfernen, um Platz für jungen Austrieb zu schaffen.

Nach einem solch radikalen Schnitt benötigt die Pflanze etwas Zeit und Unterstützung, um sich zu regenerieren. Eine gute Versorgung mit Wasser und Nährstoffen, beispielsweise durch eine Kompostgabe, ist hier besonders wichtig. Obwohl es zunächst drastisch aussieht, wird eine ansonsten gesunde Bartblume auf diesen Verjüngungsschnitt in der Regel sehr positiv reagieren und mit einem kräftigen, frischen Austrieb und einer erneuerten Blütenpracht im selben Jahr danken.

Es ist wichtig zu verstehen, dass der jährliche, kräftige Rückschnitt bei der Bartblume keine optionale Pflegemaßnahme ist, sondern eine zwingende Notwendigkeit, um die Pflanze gesund, vital und blühfreudig zu halten. Es ist dieser Schnitt, der den Unterschied zwischen einem unansehnlichen, blühfaulen Strauch und einem prächtigen, blauen Blütenmeer im Garten ausmacht. Regelmäßigkeit und der richtige Zeitpunkt sind dabei die Schlüssel zum Erfolg.

Was passiert ohne einen Rückschnitt?

Verzichtet man auf den jährlichen Rückschnitt der Bartblume, werden die negativen Folgen bereits nach kurzer Zeit sichtbar. Im ersten Jahr ohne Schnitt treibt die Pflanze nur aus den oberen Knospen der letztjährigen Triebe aus. Die Blüte erscheint dann nur an den Enden dieser neuen, kurzen Seitentriebe. Die Basis der Pflanze bleibt kahl, da aus dem alten Holz kaum oder gar kein neuer Austrieb erfolgt. Der Strauch wird bereits im zweiten Jahr kopflastig und verliert seine kompakte Form.

In den folgenden Jahren setzt sich dieser Prozess fort. Die Triebe verholzen immer stärker, der Neuaustrieb wird von Jahr zu Jahr schwächer und die Blütengröße und -anzahl nimmt kontinuierlich ab. Die Pflanze investiert ihre Energie in die Erhaltung des alten Holzes anstatt in die Bildung neuer, blühfähiger Triebe. Nach einigen Jahren ohne Schnitt hat man einen sparrigen, unansehnlichen Strauch mit kahlen Partien im unteren Bereich und nur noch wenigen, kleinen Blüten an den äußeren Triebspitzen.

Zudem erhöht sich die Gefahr von Frostschäden und Astbruch. Das alte, mehrjährige Holz wird mit der Zeit spröde. Die Last von Schnee im Winter kann leicht dazu führen, dass einzelne Äste ausbrechen und die Pflanze dauerhaft geschädigt wird. Die Vitalität der gesamten Pflanze lässt nach, sie wird anfälliger für Krankheiten und altert vorzeitig. Ein regelmäßiger Schnitt hält die Pflanze hingegen dauerhaft jung und dynamisch.

Letztendlich verfehlt eine ungeschnittene Bartblume ihren Zweck als attraktiver Zierstrauch im Garten. Ihre größte Stärke, die überreiche Blüte im Spätsommer, geht verloren. Der jährliche radikale Rückschnitt ist also kein Akt der Zerstörung, sondern der wichtigste Impuls für die Regeneration und die Erhaltung der Schönheit dieser Pflanze. Er ahmt natürliche Prozesse wie den Verbiss durch Tiere oder das Abfrieren in sehr kalten Wintern nach, die ebenfalls zu einer Erneuerung aus der Basis führen würden.

📷Agnieszka Kwiecień, NovaCC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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