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Der Schnitt und Rückschnitt der Amaryllis

Daria · 25.02.2025.

Der Schnitt bei einer Amaryllis ist eine gezielte Pflegemaßnahme, die, korrekt und zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt, die Gesundheit, Ästhetik und vor allem die Blühfähigkeit der Pflanze für die nächste Saison maßgeblich fördert. Im Gegensatz zu vielen Sträuchern oder Stauden handelt es sich hierbei nicht um einen formgebenden oder wachstumsanregenden Rückschnitt, sondern vielmehr um das Entfernen von verbrauchten Pflanzenteilen. Das Wissen darüber, was, wann und wie geschnitten werden darf – und was keinesfalls entfernt werden sollte – ist entscheidend. Ein falscher Schnitt zur falschen Zeit, insbesondere das verfrühte Entfernen der Blätter, ist einer der häufigsten Pflegefehler und kann die Pflanze um ihre Blüte im Folgejahr bringen.

Der Schnittzyklus der Amaryllis konzentriert sich auf drei Hauptbereiche: die einzelnen verwelkten Blüten, den gesamten abgeblühten Blütenschaft und schließlich die Blätter am Ende der Vegetationsperiode. Jeder dieser Schnitte hat eine spezifische Funktion. Das Entfernen der Blüten verhindert die Samenbildung und lenkt die Energie der Pflanze zurück in die Zwiebel. Das Abschneiden des Blütenschaftes dient sowohl der Ästhetik als auch der Hygiene. Das Entfernen der eingetrockneten Blätter markiert den Beginn der wichtigen Ruhephase.

Die wichtigste Regel beim Schnitt der Amaryllis lautet: Niemals gesunde, grüne Blätter abschneiden. Die Blätter sind die lebenswichtigen Organe für die Photosynthese. Sie produzieren die Nährstoffe, die in der Zwiebel gespeichert werden und die Grundlage für die Blüte des nächsten Jahres bilden. Ein Entfernen der Blätter während der Wachstumsphase würde die Pflanze ihrer Energiequelle berauben und ihre Fähigkeit, eine neue Blüte zu bilden, massiv beeinträchtigen. Geduld ist hier eine Tugend, denn die Blätter dürfen erst entfernt werden, wenn sie von selbst vergilbt und vollständig eingetrocknet sind.

Für alle Schnittmaßnahmen sollte stets sauberes und scharfes Werkzeug verwendet werden, wie zum Beispiel eine Gartenschere oder ein scharfes Messer. Dies gewährleistet saubere Schnittflächen und minimiert das Risiko der Übertragung von Krankheiten. Quetschungen und ausgefranste Wunden an der Pflanze können Eintrittspforten für Pilze und Bakterien sein, was durch den Einsatz von geeignetem Werkzeug vermieden wird.

Das Entfernen verwelkter Blüten

Sobald eine einzelne Blüte an dem mehrblütigen Blütenstand der Amaryllis zu welken beginnt, sollte sie zeitnah entfernt werden. Die Blüte wird schlaff, die Farben verblassen und die Ränder trocknen ein. Dieser Schnitt ist wichtig, da er die Pflanze daran hindert, unnötig Energie in die Entwicklung von Samen zu investieren. Lässt man die verwelkte Blüte an der Pflanze, wird sie versuchen, eine Samenkapsel auszubilden, ein Prozess, der die Zwiebel erheblich schwächt und Energie kostet, die besser für das Zwiebelwachstum genutzt werden sollte.

Zum Entfernen wird die einzelne Blüte mitsamt ihrem kurzen Stiel, der sie mit dem Hauptschaft verbindet, abgeschnitten. Man kann sie entweder mit einer kleinen, sauberen Schere direkt am Ansatz abschneiden oder vorsichtig mit den Fingern abknipsen. Diese Maßnahme ist nicht nur aus energetischer Sicht sinnvoll, sondern verbessert auch das ästhetische Erscheinungsbild des gesamten Blütenstandes. Die noch frischen oder sich öffnenden Blüten kommen besser zur Geltung, wenn die welken Teile entfernt sind.

Dieser Vorgang wird für jede einzelne Blüte wiederholt, sobald sie verblüht ist. Ein Doldenblütenstand einer Amaryllis öffnet seine Blüten meist nacheinander über einen Zeitraum von mehreren Tagen oder sogar Wochen. Durch das kontinuierliche Entfernen der verblühten Teile bleibt der Blütenstand länger ansehnlich. Es ist eine einfache, aber effektive Pflegemaßnahme während der Blütezeit.

Die entfernten Blüten sollten im Hausmüll oder auf dem Kompost entsorgt werden, um zu verhindern, dass eventuelle Krankheitserreger auf dem welkenden Material im Umfeld der Pflanze verbleiben. Besonders bei Pflanzen, die Anzeichen von Krankheiten wie dem Roten Brenner zeigen, ist eine hygienische Entsorgung des Schnittguts wichtig, um eine weitere Verbreitung der Sporen zu vermeiden.

Das Abschneiden des Blütenschaftes

Wenn alle Blüten an einem Blütenschaft verwelkt und entfernt worden sind, bleibt der kahle, grüne Stiel zurück. Dieser wird nicht mehr benötigt und kann ebenfalls entfernt werden. Es gibt jedoch unterschiedliche Meinungen über den richtigen Zeitpunkt. Einige Gärtner schneiden den Schaft sofort ab, während andere warten, bis er beginnt, von selbst zu vergilben und einzutrocknen. Letzteres ermöglicht der Pflanze, die im Schaft enthaltenen Nährstoffe und das Wasser ebenfalls in die Zwiebel zurückzuziehen.

Für den Schnitt wird ein scharfes, sauberes Messer verwendet. Der Schaft wird etwa zwei bis drei Zentimeter über dem Zwiebelhals abgeschnitten. Man sollte nicht zu tief schneiden, um die Zwiebel selbst nicht zu verletzen. Nach dem Schnitt kann es vorkommen, dass aus der hohlen Schnittstelle etwas Pflanzensaft austritt. Dies ist ein normaler Vorgang und kein Grund zur Besorgnis; die Wunde wird nach kurzer Zeit von selbst trocknen und sich verschließen.

Das Entfernen des alten Blütenschaftes schafft Platz für das Wachstum der Blätter, die nun ihre Hauptwachstumsphase beginnen. Es verbessert die Belüftung im Herz der Pflanze und reduziert das Risiko, dass der hohle, absterbende Stängel zu einem Nistplatz für Fäulnis oder Schädlinge wird. Aus ästhetischer Sicht sieht die Pflanze ohne den kahlen Stiel ebenfalls gepflegter aus.

Manchmal entwickelt eine kräftige Zwiebel einen zweiten oder sogar dritten Blütenschaft. In diesem Fall wird der erste abgeblühte Schaft wie beschrieben entfernt, während der neue Schaft weiterwächst und zur Blüte kommt. Die Pflege, insbesondere die Wasserversorgung, muss in dieser Zeit weiterhin auf die blühenden Teile der Pflanze ausgerichtet sein.

Der richtige Zeitpunkt für den Blattschnitt

Dies ist der kritischste und am häufigsten missverstandene Teil des Schnitts bei der Amaryllis. Die langen, grünen Blätter, die sich nach der Blüte entwickeln, sind die Lebensgrundlage der Pflanze für die nächste Saison. Sie dürfen unter keinen Umständen abgeschnitten werden, solange sie grün und vital sind. Jeder Schnitt an einem gesunden Blatt reduziert die Fähigkeit der Pflanze zur Photosynthese und damit zur Energiespeicherung.

Die Blätter bleiben den ganzen Frühling und Sommer über an der Pflanze und sollten so viel Licht wie möglich erhalten. Erst am Ende der Vegetationsperiode, wenn die Ruhephase eingeleitet wird, ist der Zeitpunkt für ihre Entfernung gekommen. Dies geschieht jedoch nicht durch einen aktiven Schnitt, sondern als Reaktion auf einen natürlichen Prozess. Durch die Reduzierung der Wasser- und Düngergaben ab dem Spätsommer signalisiert man der Pflanze, sich zurückzuziehen.

Als Folge dieser veränderten Pflege beginnen die Blätter, langsam zu vergilben, von den Spitzen her einzutrocknen und schließlich zu welken. Dieser Prozess kann mehrere Wochen dauern. In dieser Zeit transportiert die Pflanze alle mobilen Nährstoffe und Kohlenhydrate aus den Blättern zurück in die Zwiebel, um sie dort zu speichern. Es ist von größter Wichtigkeit, diesen Prozess nicht zu stören und die Blätter an der Pflanze zu belassen, bis sie vollständig trocken und papierartig sind.

Erst wenn die Blätter vollständig abgestorben sind, können sie entfernt werden. Meist lassen sie sich ganz einfach mit einer leichten Drehung von der Zwiebel ablösen. Sitzen sie noch fest, kann man sie mit einer Schere direkt am Ansatz abschneiden. Die Zwiebel ist nun kahl und bereit für ihre kühle, trockene und dunkle Ruhephase. Der richtige „Blattschnitt“ ist also eher ein Aufräumen nach einem natürlichen Absterbeprozess.

Schnittmaßnahmen bei Krankheiten oder Schädlingen

In bestimmten Fällen kann ein Schnitt auch als phytosanitäre Maßnahme notwendig sein, um die Ausbreitung von Krankheiten oder Schädlingen zu kontrollieren. Wenn Blätter oder der Blütenschaft deutliche Anzeichen des Roten Brenners (rote, eingesunkene Flecken) zeigen, sollten die betroffenen Teile so schnell wie möglich entfernt werden. Der Schnitt sollte dabei bis ins gesunde, grüne Gewebe erfolgen, um sicherzustellen, dass das befallene Areal vollständig entfernt wird.

Das verwendete Schneidwerkzeug muss nach jedem Schnitt an einer kranken Pflanze gründlich desinfiziert werden, beispielsweise mit Alkohol oder Spiritus. Dies verhindert die Übertragung der Pilzsporen auf andere Pflanzenteile oder andere Pflanzen. Das infizierte Schnittgut gehört in den Hausmüll und nicht auf den Kompost, um eine weitere Verbreitung im Garten zu vermeiden.

Bei einem starken Befall mit saugenden Schädlingen wie Woll- oder Schmierläusen, der sich auf einzelne Blätter konzentriert, kann das Entfernen der am stärksten befallenen Blätter ebenfalls sinnvoll sein. Dies reduziert die Schädlingspopulation schlagartig und erleichtert die Bekämpfung der verbleibenden Schädlinge auf der Pflanze. Diese Maßnahme sollte jedoch nur in Betracht gezogen werden, wenn andere Bekämpfungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg bringen, da jeder Verlust von Blattmasse die Pflanze schwächt.

Auch mechanisch beschädigte Blätter, die beispielsweise geknickt oder eingerissen sind, können aus ästhetischen Gründen entfernt werden. Ein solcher Schnitt hat keine negativen Auswirkungen auf die Pflanze, solange genügend gesunde Blätter für die Photosynthese verbleiben. Der Schnitt sollte sauber am Blattansatz erfolgen, um eine glatte Wundfläche zu hinterlassen.

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