Der regelmäßige Schnitt und Rückschnitt ist eine der wichtigsten Pflegemaßnahmen für die Zitronenduft-Geranie, um sie gesund, kompakt und formschön zu halten. Ohne gezielte Schnittmaßnahmen neigt diese Pflanze dazu, lange, spärlich belaubte Triebe zu entwickeln und von unten zu verkahlen, was ihr ein unansehnliches Aussehen verleiht. Ein gekonnter Schnitt fördert nicht nur einen buschigen, dichten Wuchs, sondern regt auch die Bildung neuer, duftintensiver Blätter an und kann die Blühfreudigkeit steigern. Viele Gärtner scheuen sich vor dem Griff zur Schere, doch bei der robusten Pelargonium crispum ist diese Sorge unbegründet – sie ist äußerst schnittverträglich und belohnt einen mutigen Rückschnitt mit kräftigem Neuaustrieb.
Der grundlegende Zweck des Schnitts ist es, die sogenannte Apikaldominanz zu durchbrechen. Das bedeutet, dass die oberste Knospe eines Triebes (die Apikalknospe) das Wachstum der darunter liegenden Seitenknospen hemmt. Schneidet man diese Triebspitze ab, wird diese Hemmung aufgehoben und die seitlichen Knospen werden angeregt auszutreiben. Dies führt dazu, dass sich die Pflanze verzweigt und eine wesentlich vollere, buschigere Form annimmt, anstatt nur mit wenigen langen Trieben in die Höhe zu wachsen.
Es gibt verschiedene Arten des Schnitts, die zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlichen Zielen durchgeführt werden. Der Erziehungsschnitt bei jungen Pflanzen zielt darauf ab, von Anfang an eine gute Grundstruktur aufzubauen. Der Pflegeschnitt während der Wachstumsperiode dient dazu, die Form zu erhalten und die Pflanze vital zu halten. Der kräftige Rückschnitt im Frühjahr oder Herbst verjüngt die Pflanze und bereitet sie auf die neue Saison oder die Überwinterung vor. Jede dieser Maßnahmen trägt auf ihre Weise dazu bei, die Langlebigkeit und Attraktivität der Zitronenduft-Geranie zu sichern.
Für alle Schnittmaßnahmen ist die Verwendung des richtigen Werkzeugs entscheidend. Eine scharfe und saubere Gartenschere, eine Rosenschere oder sogar ein scharfes Messer sind unerlässlich. Stumpfes Werkzeug quetscht die Triebe, anstatt sie sauber zu schneiden, was die Wundheilung erschwert und Eintrittspforten für Krankheitserreger schaffen kann. Desinfiziere dein Schneidwerkzeug vor dem Gebrauch, beispielsweise mit Alkohol, um die Übertragung von Krankheiten von einer Pflanze zur anderen zu verhindern.
Der richtige zeitpunkt für den schnitt
Der Zeitpunkt des Schnitts hat einen großen Einfluss auf die Reaktion der Pflanze und sollte daher wohlüberlegt sein. Der wichtigste Schnitt des Jahres ist der kräftige Rückschnitt, der idealerweise im zeitigen Frühjahr, etwa im Februar oder März, durchgeführt wird. Zu diesem Zeitpunkt erwacht die Pflanze langsam aus ihrer Winterruhe und verfügt über genügend Kraftreserven, um kräftig und buschig neu auszutreiben. Dieser Frühjahrsschnitt bringt überwinterte Pflanzen wieder in Form und legt den Grundstein für ein gesundes Wachstum in der neuen Saison.
Weitere Artikel zu diesem Thema
Eine Alternative zum Frühjahrsschnitt ist ein Rückschnitt im Herbst, bevor die Pflanze ins Winterquartier geräumt wird. Ein Schnitt zu diesem Zeitpunkt hat den Vorteil, dass die Pflanze kompakter wird und weniger Platz im oft begrenzten Winterquartier beansprucht. Zudem wird die Blattmasse reduziert, was die Gefahr von Schädlingsbefall und Pilzkrankheiten während der Überwinterung verringert. Der Nachteil ist, dass die Pflanze ohne Blätter überwintert und der Neuaustrieb im Frühjahr eventuell etwas später einsetzt.
Während der gesamten Wachstumsperiode von Frühling bis Sommer kann und sollte ein kontinuierlicher leichter Formschnitt, das sogenannte Pinzieren oder Entspitzen, erfolgen. Dabei werden regelmäßig die Spitzen der jungen Triebe mit den Fingernägeln oder einer kleinen Schere abgeknipst. Diese Maßnahme fördert die Verzweigung und sorgt für einen dauerhaft dichten und kompakten Wuchs. Gleichzeitig können in diesem Zuge auch verblühte Blütenstände und gelbe Blätter entfernt werden.
Vermeiden sollte man einen starken Rückschnitt im Hochsommer, da die Pflanze bei großer Hitze unter Stress steht und sich von einem solchen Eingriff schlechter erholt. Ebenso sollte im späten Herbst nicht mehr geschnitten werden, wenn die Pflanze im Freien verbleibt, da die frischen Schnittwunden die Pflanze anfälliger für Frostschäden machen könnten. Der beste Rhythmus ist also ein kräftiger Hauptschnitt im Frühjahr und kontinuierliches, leichtes Ausputzen während des Sommers.
Die technik des rückschnitts
Die Technik des Rückschnitts ist einfach, aber einige Grundregeln sollten beachtet werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Bei dem kräftigen Frühjahrsschnitt kannst du ruhig mutig sein und alle Triebe der Pflanze um etwa die Hälfte bis zwei Drittel ihrer Länge einkürzen. Bei älteren, stark verholzten und kahlen Pflanzen kann der Schnitt sogar noch radikaler ausfallen, bis nur noch wenige Zentimeter der Haupttriebe stehen bleiben. Man spricht hierbei vom „auf den Stock setzen“, was die Pflanze zu einem kompletten Neuaufbau aus der Basis anregt.
Weitere Artikel zu diesem Thema
Der Schnitt sollte immer etwa fünf bis zehn Millimeter über einem nach außen weisenden Blattknoten oder einer Knospe (Auge) angesetzt werden. Ein Blattknoten ist die Stelle am Stängel, an der ein Blatt ansetzt oder angesetzt war. Aus den Knospen in den Blattachseln direkt über dieser Schnittstelle werden die neuen Triebe wachsen. Indem du über einer nach außen gerichteten Knospe schneidest, lenkst du das neue Wachstum nach außen und förderst eine offene, luftige Wuchsform, anstatt dass die neuen Triebe nach innen wachsen und sich gegenseitig beschatten.
Führe den Schnitt leicht schräg aus, sodass eventuelles Wasser von der Schnittfläche ablaufen kann. Dies reduziert die Gefahr von Fäulnis an der Schnittstelle. Entferne im Zuge des Rückschnitts auch alle dünnen, schwachen oder sich überkreuzenden Triebe vollständig. Ziel ist es, ein starkes, gut strukturiertes Gerüst aus gesunden Haupttrieben zu schaffen, aus dem sich die Pflanze neu aufbauen kann.
Nach dem kräftigen Rückschnitt ist es wichtig, die Pflege anzupassen. Die Pflanze benötigt vorübergehend deutlich weniger Wasser, da sie kaum noch Blattmasse hat, über die sie Wasser verdunsten kann. Halte die Erde also nur leicht feucht, bis der neue Austrieb deutlich sichtbar ist. Beginne auch erst dann wieder mit der Düngung, wenn sich die neuen Triebe gut entwickelt haben, um die jungen Wurzeln nicht zu schädigen.
Der formschnitt während des sommers
Der Formschnitt während der Vegetationsperiode ist eine kontinuierliche Aufgabe, die dazu dient, die Pflanze in Form zu halten und ein buschiges Wachstum zu fördern. Die einfachste und effektivste Methode ist das Pinzieren. Dabei werden die weichen Spitzen der neu wachsenden Triebe, meist die obersten ein bis zwei Zentimeter, einfach mit Daumen und Zeigefinger abgeknipst. Dies kann bei jedem Trieb durchgeführt werden, der zu lang wird oder aus der gewünschten Form herauswächst.
Diese kleine, aber wirkungsvolle Maßnahme bricht die Apikaldominanz und zwingt die Pflanze, schlafende Knospen weiter unten am Trieb zu aktivieren. Das Ergebnis ist eine prompte Verzweigung und ein deutlich dichteres Erscheinungsbild. Regelmäßiges Pinzieren über den Sommer hinweg verwandelt deine Zitronenduft-Geranie in einen kompakten, üppig belaubten Busch. Zudem hat es den positiven Nebeneffekt, dass du ständig mit den duftenden Blättern in Berührung kommst.
Neben dem Pinzieren gehört auch das Ausputzen zum sommerlichen Pflegeschnitt. Entferne regelmäßig alle verblühten Blütenstände, bevor sie Samen ansetzen. Die Samenbildung kostet die Pflanze viel Energie, die sie stattdessen in die Bildung neuer Blüten und Blätter investieren kann. Schneide den gesamten Blütenstiel bis zum Ansatz am Haupttrieb ab.
Entferne im gleichen Zuge auch alle Blätter, die gelb, trocken oder beschädigt sind. Dies dient nicht nur der Optik, sondern auch der Pflanzengesundheit. Absterbendes Pflanzenmaterial kann ein Nährboden für Pilzkrankheiten sein. Ein sauberes und gepflegtes Erscheinungsbild ist oft auch ein Zeichen für eine gesunde und vitale Pflanze.
Verwendung des schnittguts
Ein wunderbarer Nebeneffekt des regelmäßigen Schneidens der Zitronenduft-Geranie ist, dass dabei eine Menge duftendes Schnittgut anfällt, das viel zu schade zum Wegwerfen ist. Die abgeschnittenen Triebe, insbesondere die kräftigen, halbholzigen Stecklinge aus dem Frühjahrsschnitt, eignen sich hervorragend zur Vermehrung. So kannst du aus einer Pflanze leicht viele neue ziehen und sie an Freunde und Familie verschenken oder deinen eigenen Duftgarten erweitern.
Die abgeschnittenen Blätter und Triebspitzen können auf vielfältige Weise im Haushalt verwendet werden. Frisch gepflückt, verleihen sie einem Krug Wasser oder einer Kanne Tee ein erfrischendes Zitronenaroma. Sie können auch zum Aromatisieren von Zucker, zum Verfeinern von Kuchen, Desserts oder Salaten verwendet werden. Lege einfach ein paar Blätter in den Zuckerbehälter oder hacke sie fein und mische sie unter den Teig.
Getrocknet behalten die Blätter der Zitronenduft-Geranie lange ihren Duft. Lege das Schnittgut an einem luftigen, schattigen Ort zum Trocknen aus. Die getrockneten Blätter eignen sich perfekt für die Herstellung von Potpourris, Duftsäckchen für den Kleiderschrank oder als duftender Badezusatz. Ein kleines Säckchen mit getrockneten Blättern im Auto sorgt für einen natürlichen und angenehmen Lufterfrischer.
Du kannst die frischen Triebe auch einfach in einer kleinen Vase auf den Tisch stellen. Sie sehen nicht nur dekorativ aus, sondern beduften auch den gesamten Raum mit ihrem belebenden Zitrusaroma, besonders wenn man im Vorbeigehen leicht daran streift. Der Schnitt der Zitronenduft-Geranie ist also nicht nur eine notwendige Pflegemaßnahme, sondern auch eine Quelle für duftende und nützliche Nebenprodukte.