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Der schnitt und der rückschnitt der steinsame

Linden · 06.08.2025.

Ein gezielter schnitt ist eine der wichtigsten pflegemaßnahmen, um die steinsame dauerhaft vital, kompakt und blühfreudig zu erhalten. Obwohl die pflanze auch ohne regelmäßigen rückschnitt überleben würde, neigt sie dazu, mit der zeit von innen her zu verkahlen und eine unschöne, offene mitte zu bilden. Durch einen sachkundigen schnitt zur richtigen zeit kann man diesem prozess entgegenwirken, die pflanze zu neuer verzweigung anregen und so ihre lebensdauer und ihren zierwert erheblich steigern. Es handelt sich hierbei nicht um eine komplizierte wissenschaft, sondern um einige einfache handgriffe, die eine große wirkung zeigen.

Der ideale zeitpunkt für den hauptschnitt ist unmittelbar nach der hauptblüte im späten frühling oder frühsommer, etwa im juni. Zu diesem zeitpunkt hat die pflanze ihre hauptleistung erbracht und beginnt, neue triebe für das kommende jahr zu bilden. Ein schnitt zu diesem zeitpunkt stört die pflanze am wenigsten und nutzt ihre natürliche wachstumsenergie optimal aus. Schneidet man zu spät im jahr, besteht die gefahr, dass die neuen triebe vor dem winter nicht mehr ausreichend ausreifen. Ein schnitt im frühjahr vor der blüte ist ebenfalls nicht ratsam, da man dabei die bereits angelegten blütenknospen entfernen und sich so um die schönste phase der pflanze bringen würde.

Das ziel des schnittes nach der blüte ist es, die pflanze in form zu bringen und die verzweigung zu fördern. Schneide alle abgeblühten triebe um etwa ein drittel bis maximal die hälfte ihrer länge zurück. Es ist wichtig, nicht zu tief ins alte, verholzte gewebe zu schneiden, da die steinsame aus diesem nur sehr schlecht oder gar nicht mehr austreibt. Achte darauf, dass unterhalb der schnittstelle noch einige blätter oder blattansätze am trieb verbleiben, aus denen die pflanze neu austreiben kann.

Für den schnitt sollte immer eine scharfe und saubere gartenschere oder eine heckenschere für größere flächen verwendet werden. Eine scharfe klinge sorgt für glatte schnittwunden, die schnell verheilen und das eindringen von krankheitserregern erschweren. Eine reinigung der klingen vor dem gebrauch, beispielsweise mit spiritus, ist eine gute vorsichtsmaßnahme, um die übertragung von krankheiten von einer pflanze zur anderen zu verhindern. Der schnitt regt die bildung neuer seitentriebe an, was zu einem dichteren, buschigeren wuchs und einer noch reicheren blüte im folgenden jahr führt.

Nach dem rückschnitt ist es ratsam, die pflanze mit einer leichten düngergabe und ausreichend wasser zu versorgen. Dies gibt ihr die nötige kraft, um schnell neue, gesunde triebe zu bilden. Eine dünne schicht kompost oder eine kleine gabe eines organischen moorbeetdüngers, leicht in den boden eingearbeitet, ist hierfür ideal. Halte den boden in den wochen nach dem schnitt gleichmäßig feucht, um den neuaustrieb zu unterstützen.

Der formschnitt und die erhaltungspflege

Neben dem jährlichen rückschnitt nach der blüte gibt es weitere schnittmaßnahmen, die zur pflege der steinsame beitragen. Ein leichter formschnitt kann jederzeit während der vegetationsperiode durchgeführt werden, um die ausbreitung der polster zu kontrollieren oder unschön wachsende triebe zu korrigieren. Wenn die pflanze beginnt, über beetränder hinauszuwachsen oder nachbarpflanzen zu bedrängen, können die betreffenden triebe einfach eingekürzt werden. Dies hält das beet ordentlich und sorgt für ein harmonisches gesamtbild.

Die laufende erhaltungspflege beinhaltet das regelmäßige entfernen von abgestorbenen, beschädigten oder kranken pflanzenteilen. Dies ist nicht nur eine kosmetische maßnahme, sondern dient auch der pflanzengesundheit. Abgestorbenes material kann ein einfallstor für pilze und schädlinge sein. Durch das ausputzen wird die luftzirkulation innerhalb des pflanzenpolsters verbessert, was das risiko von fäulnis und krankheiten reduziert. Diese arbeit kann das ganze jahr über bei bedarf erledigt werden.

Im frühjahr, vor dem beginn des neuen wachstums, ist eine gründliche inspektion der pflanze sinnvoll. Entferne alle im winter entstandenen frostschäden. Abgestorbene, braune triebspitzen sollten bis ins gesunde, grüne gewebe zurückgeschnitten werden. Dieser reinigungsschnitt, auch putzschnitt genannt, schafft platz für den neuaustrieb und sorgt dafür, dass die pflanze ihre energie nicht in die versorgung von geschädigtem gewebe investieren muss.

Bei sehr alten, stark verkahlten pflanzen kann man einen radikaleren verjüngungsschnitt wagen, dieser ist jedoch mit einem gewissen risiko verbunden. Dabei wird die pflanze im frühjahr stärker zurückgeschnitten, wobei man darauf achten muss, dass noch grüne triebteile oder blätter an den stängeln verbleiben. Eine gute alternative ist die teilung der pflanze oder die vermehrung durch stecklinge, um alte, unansehnlich gewordene exemplare durch junge, vitale pflanzen zu ersetzen.

Der richtige umgang mit verkahlten pflanzen

Mit den jahren ist es ein natürlicher prozess, dass die steinsame in der mitte kahl und holzig wird, während nur die äußeren triebe noch grün sind und blühen. Dies ist oft ein zeichen dafür, dass die pflanze ihre vitalste phase überschritten hat. Ein normaler rückschnitt kann diesen prozess verlangsamen, aber nicht immer vollständig aufhalten. Wenn eine pflanze stark verkahlt ist, gibt es verschiedene strategien, um das beet wieder ansehnlich zu machen.

Eine methode ist, die kahle stelle mit erde oder kompost aufzufüllen. Manchmal regt dies die bildung neuer wurzeln und triebe aus der basis an. Eine andere möglichkeit ist, einige der langen äußeren triebe vorsichtig über die kahle mitte zu biegen und sie dort mit einem steckdraht oder einem kleinen stein am boden zu fixieren (absenker-methode). Mit etwas glück bewurzeln sich diese triebe und decken die lücke mit neuem wachstum ab.

Die zuverlässigste methode, um eine alte, verkahlte pflanze zu erneuern, ist jedoch die vermehrung. Nimm im frühsommer nach der blüte stecklinge von den gesunden, jungen triebspitzen des äußeren randes. Diese bewurzeln in der regel leicht und wachsen zu kräftigen neuen pflanzen heran. Während die stecklinge heranwachsen, kann die alte pflanze aus dem beet entfernt und der boden gründlich vorbereitet werden. Im herbst oder im nächsten frühjahr können dann die jungen, vitalen pflanzen an ihre stelle gesetzt werden.

Eine weitere option bei großen polstern ist die teilung, obwohl dies bei der steinsame aufgrund ihres holzigen wurzelstocks nicht immer einfach ist. Der beste zeitpunkt dafür ist das frühjahr. Grabe die gesamte pflanze aus und versuche, sie mit einem scharfen spaten oder messer in mehrere teilstücke zu zerlegen. Jedes teilstück sollte über ausreichend wurzeln und gesunde triebe verfügen. Pflanze die teilstücke anschließend an neuer stelle wieder ein und halte sie gut feucht, bis sie angewachsen sind.

Werkzeug und technik für den perfekten schnitt

Die wahl des richtigen werkzeugs ist entscheidend für einen sauberen und pflanzenschonenden schnitt. Für den gezielten rückschnitt einzelner triebe ist eine handliche, scharfe bypass-gartenschere die beste wahl. Bypass-scheren haben zwei klingen, die aneinander vorbeigleiten und einen sauberen, präzisen schnitt ermöglichen, ohne das pflanzengewebe zu quetschen. Amboss-scheren, bei denen eine klinge auf eine feste unterlage trifft, sind für den schnitt an der steinsame weniger geeignet, da sie die weicheren triebe eher zerdrücken.

Für größere, flächige bestände, wie zum beispiel bei einer beetumrandung oder einer hangbepflanzung, kann eine manuelle oder elektrische heckenschere die arbeit erheblich erleichtern. Auch hier gilt: die klingen müssen scharf und sauber sein. Führe die heckenschere in einer gleichmäßigen, sichelförmigen bewegung über die polster und kürze die triebe auf die gewünschte länge ein. Arbeite dabei von außen nach innen und versuche, eine leicht gewölbte, kissenartige form zu erhalten, die dem natürlichen wuchs der pflanze entspricht.

Die schnitttechnik selbst ist unkompliziert. Setze den schnitt immer leicht schräg an, damit regenwasser gut ablaufen kann und sich keine feuchtigkeit auf der schnittfläche sammelt, was fäulnis begünstigen könnte. Der schnitt sollte idealerweise kurz über einem nach außen weisenden blatt oder einer knospe erfolgen. Dies lenkt den neuaustrieb nach außen und fördert einen offenen, luftigen wuchs.

Nach getaner arbeit ist das aufräumen des schnittguts wichtig. Entferne alle abgeschnittenen triebe und blätter sorgfältig aus dem beet und aus dem inneren der pflanzenpolster. Liegengebliebenes schnittgut kann die luftzirkulation behindern und bietet einen idealen nährboden für pilzkrankheiten. Das saubere arbeiten ist ein oft unterschätzter, aber wichtiger teil des pflanzenschnitts und trägt maßgeblich zur gesundheit des bestandes bei.

Schnittfehler und wie man sie vermeidet

Der häufigste fehler beim schnitt der steinsame ist ein zu radikaler rückschnitt ins alte, blattlose holz. Wie bereits mehrfach erwähnt, treibt die pflanze aus diesen bereichen nur sehr widerwillig oder gar nicht mehr aus. Ein solcher schnitt kann zum verlust der gesamten pflanze führen. Taste dich daher langsam heran und schneide immer nur im belaubten bereich der triebe. Im zweifel gilt: lieber etwas weniger abschneiden und den schnitt im nächsten jahr wiederholen.

Ein weiterer fehler ist der schnitt zum falschen zeitpunkt. Ein schnitt im herbst kann die winterhärte beeinträchtigen, ein schnitt im frühjahr kostet die blüte. Halte dich an den empfohlenen zeitpunkt direkt nach der blüte, um die pflanze in ihrem natürlichen rhythmus zu unterstützen. Dieser zeitpunkt gibt ihr genügend zeit, um sich zu regenerieren und neue blütenknospen für die nächste saison anzulegen.

Die verwendung von stumpfem oder schmutzigem werkzeug ist ebenfalls ein vermeidbarer fehler. Gefranste, gequetschte schnittwunden sind eintrittspforten für krankheitserreger und heilen schlecht. Investiere in eine gute gartenschere und halte sie durch regelmäßiges schärfen und reinigen in einem guten zustand. Deine pflanzen werden es dir mit gesundem wachstum danken.

Schließlich sollte man nicht aus angst vor dem schnitt ganz darauf verzichten. Ein fehlender schnitt führt zwar nicht unmittelbar zum absterben der pflanze, aber langfristig zu einem unansehnlichen, verkahlten wuchs und nachlassender blühfreude. Der jährliche leichte rückschnitt ist eine kleine mühe, die mit einer reichen blüte und einer kompakten, gesunden pflanze über viele jahre belohnt wird. Traue dich also, zur schere zu greifen – es ist einfacher, als es scheint, und der erfolg wird dich überzeugen.

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