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Der nährstoffbedarf und die düngung des rosmarins

Linden · 17.05.2025.

Ein weit verbreiteter Irrglaube in der Pflanzenpflege ist, dass viel Dünger auch viel hilft. Beim Rosmarin ist jedoch das genaue Gegenteil der Fall, denn diese mediterrane Pflanze ist ein wahrer Überlebenskünstler, der an die kargen, nährstoffarmen Böden seiner Heimat angepasst ist. Eine übermäßige Nährstoffzufuhr schadet dem Rosmarin mehr, als sie nützt, und kann zu einem unnatürlich schnellen, weichen Wachstum führen, das ihn anfällig für Krankheiten und Schädlinge macht. Die Kunst der richtigen Düngung liegt daher in der Zurückhaltung und dem Verständnis für die bescheidenen Bedürfnisse dieser aromatischen Pflanze.

Der natürliche Lebensraum des Rosmarins, die felsigen Hänge und Küstenregionen des Mittelmeers, bietet Böden, die arm an Humus und organischem Material sind. Die Pflanzen, die dort wachsen, haben Strategien entwickelt, um mit einem Minimum an Nährstoffen auszukommen. Ein zu reichhaltiges Nährstoffangebot, insbesondere ein hoher Stickstoffanteil, führt beim Rosmarin zu einem mastigen Wuchs. Die Triebe werden lang und weich, die Abstände zwischen den Nadeln vergrößern sich, und die Pflanze verliert ihre kompakte, robuste Struktur.

Darüber hinaus hat eine Überdüngung einen direkten negativen Einfluss auf die Qualität des Krautes. Die Konzentration der wertvollen ätherischen Öle, die für das intensive Aroma und den Geschmack verantwortlich sind, nimmt bei einem Überangebot an Nährstoffen ab. Die Pflanze investiert ihre Energie in das schnelle Wachstum von Blattmasse statt in die Produktion dieser sekundären Pflanzenstoffe. Ein sparsam gedüngter Rosmarin ist daher oft aromatischer und widerstandsfähiger als ein überversorgtes Exemplar.

Das Ziel der Düngung sollte es sein, ein langsames, stabiles und gesundes Wachstum zu unterstützen, nicht, es zu maximieren. In den meisten Fällen reicht die Nährstoffversorgung in einem normalen Gartenboden oder einer hochwertigen Kräutererde für eine lange Zeit aus. Nur bei sehr ausgelaugten Böden oder bei langjähriger Topfkultur, bei der das Nährstoffreservoir begrenzt ist, kann eine gezielte, aber moderate Düngung sinnvoll sein, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Grundlegender nährstoffbedarf von rosmarin

Rosmarin benötigt, wie alle Pflanzen, die drei Hauptnährstoffe Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K), jedoch in einem ausgewogenen und nicht stickstoffbetonten Verhältnis. Stickstoff ist für das Blatt- und Triebwachstum zuständig, ein Zuviel führt aber, wie bereits erwähnt, zu Problemen. Phosphor ist entscheidend für die Wurzelbildung und die Blütenentwicklung, während Kalium die allgemeine Widerstandsfähigkeit der Pflanze, ihre Frosthärte und die Ausreifung der Triebe stärkt.

Neben den Hauptnährstoffen spielen auch Spurenelemente wie Magnesium, Kalzium und Eisen eine wichtige Rolle für die Pflanzengesundheit. Magnesium ist ein zentraler Baustein des Chlorophylls und somit essenziell für die Photosynthese. Kalzium, das in kalkhaltigen Böden reichlich vorhanden ist, stärkt die Zellwände und trägt zur Stabilität der Pflanze bei. Ein Mangel an diesen Spurenelementen kann sich beispielsweise durch eine Aufhellung oder Gelbfärbung der Nadeln äußern.

Die beste Nährstoffquelle für einen im Freiland ausgepflanzten Rosmarin ist eine einmalige Gabe von reifem Kompost im Frühjahr. Kompost liefert nicht nur eine breite Palette an Haupt- und Spurennährstoffen in langsam fließender Form, sondern verbessert auch nachhaltig die Bodenstruktur und das Bodenleben. Eine dünne Schicht Kompost, die oberflächlich um die Pflanze herum eingearbeitet wird, ist für die gesamte Saison in der Regel völlig ausreichend und beugt einer Überdüngung effektiv vor.

Für Rosmarin in Topfkultur ist die Situation anders, da das Substrat mit der Zeit auslaugt. Hier kann eine gezielte Düngung notwendig werden, um die Pflanze gesund zu erhalten. Ein spezieller Kräuterdünger ist eine gute Wahl, da dieser in seiner Zusammensetzung auf die Bedürfnisse von Schwachzehrern wie Rosmarin abgestimmt ist. Achte auf ein ausgewogenes N-P-K-Verhältnis und vermeide stickstofflastige Universaldünger.

Organische düngemittel als nachhaltige wahl

Organische Dünger sind für Rosmarin oft die bessere und sicherere Wahl im Vergleich zu mineralischen Düngemitteln. Sie wirken langsam und schonend, da die Nährstoffe erst durch Mikroorganismen im Boden aufgeschlossen und für die Pflanze verfügbar gemacht werden müssen. Dies verhindert eine schockartige Überdüngung und sorgt für eine gleichmäßige, bedarfsgerechte Nährstoffversorgung über einen längeren Zeitraum. Zu den bewährten organischen Düngern zählen Kompost, Hornspäne oder organische Flüssigdünger auf pflanzlicher Basis.

Kompost ist der Alleskönner im biologischen Garten und die ideale Grundversorgung für Rosmarin. Er liefert eine ausgewogene Mischung aller notwendigen Nährstoffe und fördert gleichzeitig die Humusbildung und die Aktivität der Bodenorganismen. Eine kleine Menge, die im Frühjahr um die Pflanze verteilt wird, deckt den Bedarf für das ganze Jahr. Selbstgemachter Kompost aus Garten- und Küchenabfällen ist dabei die nachhaltigste und kostengünstigste Variante.

Hornspäne sind ein weiterer ausgezeichneter organischer Langzeitdünger, der hauptsächlich Stickstoff in langsam fließender Form liefert. Da die Freisetzung über Monate hinweg erfolgt, besteht kaum eine Gefahr der Überdüngung. Eine kleine Handvoll Hornspäne, die im Frühjahr in die oberste Erdschicht eingearbeitet wird, kann das Wachstum von jungen oder frisch gepflanzten Rosmarinpflanzen unterstützen. Bei etablierten Pflanzen ist dies jedoch oft nicht mehr notwendig.

Für Topfpflanzen eignen sich organische Flüssigdünger, die dem Gießwasser beigemischt werden. Wähle ein Produkt, das speziell für Kräuter oder mediterrane Pflanzen entwickelt wurde, und dosiere es immer eher sparsamer als vom Hersteller angegeben. Eine Anwendung alle vier bis sechs Wochen während der Hauptwachstumsphase von April bis August ist völlig ausreichend. Die flüssige Form ermöglicht eine schnelle, aber dennoch schonende Nährstoffaufnahme über die Wurzeln.

Mineralische dünger: wann und wie sie einzusetzen sind

Mineralische Dünger, auch Kunstdünger genannt, enthalten Nährstoffe in Form von Salzen, die sofort wasserlöslich und für die Pflanze direkt verfügbar sind. Dies kann bei einem akuten, festgestellten Nährstoffmangel von Vorteil sein, birgt aber bei Rosmarin ein hohes Risiko der Überdüngung und Versalzung des Bodens. Ihr Einsatz sollte daher mit größter Vorsicht und nur im Ausnahmefall erfolgen, wenn organische Alternativen nicht greifen.

Ein möglicher Anwendungsfall könnte eine langjährige Kübelkultur sein, bei der das Substrat stark ausgelaugt ist und die Pflanze deutliche Mangelsymptome zeigt. In einem solchen Fall kann ein mineralischer Flüssigdünger in stark verdünnter Form eine schnelle Abhilfe schaffen. Es ist jedoch entscheidend, die Dosierungsempfehlung des Herstellers deutlich zu unterschreiten, um Wurzelschäden durch eine zu hohe Salzkonzentration zu vermeiden.

Blaukorn und andere feste mineralische Volldünger sind für Rosmarin gänzlich ungeeignet. Die unkontrollierte Freisetzung der Nährstoffe führt fast zwangsläufig zu einer Überversorgung, die das empfindliche Gleichgewicht der Pflanze stört. Die Folgen sind nicht nur ein ungesundes Wachstum, sondern auch eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten und ein vermindertes Aroma. Bleibe daher bei den bewährten organischen Düngemitteln.

Grundsätzlich gilt: Beobachte deine Pflanze genau. Ein gesunder Rosmarin mit sattgrünen Nadeln und kompaktem Wuchs benötigt in der Regel keine zusätzliche Düngung. Nur wenn die Pflanze trotz optimaler Standort- und Wasserbedingungen über längere Zeit kümmert und Anzeichen eines Mangels zeigt, sollte über eine gezielte Düngung nachgedacht werden. Oftmals liegen die Ursachen für Kümmerwuchs jedoch nicht im Nährstoffmangel, sondern in Pflegefehlern wie Staunässe.

Düngeplan für das gartenjahr: vom frühling bis zum herbst

Ein einfacher Düngeplan hilft dir, den Überblick zu behalten und deine Rosmarinpflanze optimal zu versorgen. Die Hauptdüngezeit beschränkt sich auf die Wachstumsperiode im Frühling und Sommer. Außerhalb dieser Zeit, insbesondere im Herbst und Winter, wird die Düngung vollständig eingestellt, um die Pflanze nicht zu neuem Wachstum anzuregen, das den Winter nicht überstehen würde.

Im Frühjahr, etwa im März oder April, ist der richtige Zeitpunkt für die Grunddüngung. Bei im Freiland ausgepflanztem Rosmarin arbeitest du eine dünne Schicht reifen Kompost oder eine kleine Menge eines organischen Langzeitdüngers oberflächlich in den Boden um die Pflanze ein. Bei Topfpflanzen ist dies der ideale Zeitpunkt zum Umtopfen in frische, hochwertige Kräutererde, die für die nächsten Monate ausreichend Nährstoffe liefert.

Während des Sommers, von Mai bis spätestens Mitte August, kannst du deinen Rosmarin im Topf zusätzlich unterstützen. Verabreiche alle vier bis sechs Wochen einen stark verdünnten organischen Kräuter-Flüssigdünger mit dem Gießwasser. Achte darauf, niemals auf trockene Erde zu düngen, sondern gieße immer zuerst mit klarem Wasser, um die Wurzeln zu schützen. Freilandpflanzen benötigen in dieser Zeit in der Regel keine weitere Düngung.

Ab Ende August wird die Düngung sowohl im Freiland als auch im Topf komplett eingestellt. Die Pflanze beginnt nun, sich auf die Winterruhe vorzubereiten und ihre Triebe auszureifen, um frostresistent zu werden. Eine späte Düngergabe würde diesen Prozess stören und die Bildung von weichen, frostempfindlichen Trieben fördern, was die Winterhärte der gesamten Pflanze gefährden würde. Im Winter selbst wird unter keinen Umständen gedüngt.

Mangelsymptome und überdüngung erkennen

Obwohl Nährstoffmangel bei Rosmarin selten ist, ist es nützlich, die Anzeichen zu kennen. Eine allgemeine Aufhellung der Nadeln oder eine Gelbfärbung (Chlorose), die oft bei den älteren, unteren Nadeln beginnt, kann auf einen Stickstoffmangel hindeuten. Ein Eisenmangel zeigt sich hingegen typischerweise durch gelbe Nadeln an den jungen Triebspitzen, während die Blattadern zunächst grün bleiben. Diese Symptome treten jedoch meist nur bei sehr vernachlässigten Topfpflanzen in altem Substrat auf.

Bevor du bei solchen Symptomen sofort zum Dünger greifst, überprüfe unbedingt die anderen Standortfaktoren. Sehr oft sind gelbe Nadeln beim Rosmarin kein Zeichen von Nährstoffmangel, sondern ein Symptom für Wurzelfäule durch zu viel Wasser. Überprüfe die Feuchtigkeit des Bodens und die Drainage. Auch ein stark verdichteter Wurzelballen im Topf kann die Nährstoffaufnahme blockieren, sodass ein Umtopfen die eigentliche Lösung ist.

Die Anzeichen einer Überdüngung sind oft weniger eindeutig, aber nicht weniger schädlich. Ein übermäßig schneller, weicher und gestreckter Wuchs ist ein klares Indiz. Die Pflanze wirkt instabil und die Triebe hängen möglicherweise schlaff herab. Ein weiteres Anzeichen können braune, verbrannt aussehende Blattspitzen sein, die durch eine zu hohe Salzkonzentration im Boden verursacht werden.

Wenn du eine Überdüngung vermutest, stelle die Düngung sofort ein. Bei Topfpflanzen kann ein gründliches Durchspülen des Substrats mit reichlich klarem Wasser helfen, überschüssige Salze auszuschwemmen. Im schlimmsten Fall ist ein Umtopfen in frische, ungedüngte Erde notwendig. Bei Freilandpflanzen ist die Behebung schwieriger; hier hilft nur, die Düngung in Zukunft komplett zu unterlassen und auf die Regenerationsfähigkeit der Pflanze zu hoffen.

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