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Der Lichtbedarf der Passionsblume

Linden · 25.05.2025.

Das richtige Maß an Licht ist für die Passionsblume von existenzieller Bedeutung, denn es ist der treibende Motor für die Photosynthese, das Wachstum und vor allem für die Bildung ihrer spektakulären Blüten. Als Pflanze, die ursprünglich aus sonnenverwöhnten Regionen der Welt stammt, hat die Passiflora einen ausgesprochen hohen Lichtbedarf. Ein Mangel an ausreichendem Sonnenlicht ist die häufigste Ursache für eine spärliche oder gänzlich ausbleibende Blüte, selbst wenn alle anderen Pflegeaspekte optimal erfüllt sind. Um das volle Potenzial deiner Passionsblume auszuschöpfen, musst du ihren Hunger nach Licht verstehen und ihr den hellstmöglichen Standort bieten, den dein Zuhause oder Garten hergibt.

Passionsblumen sind wahre Sonnenanbeter. Für ein gesundes Wachstum und eine üppige Blütenpracht benötigen sie mindestens sechs Stunden direkte Sonneneinstrahlung pro Tag. Je mehr Sonne sie bekommen, desto mehr Energie können sie produzieren, was sich direkt in einer größeren Anzahl von Blütenknospen niederschlägt. Ein idealer Standort ist daher eine nach Süden oder Südwesten ausgerichtete Hauswand, ein Balkon oder eine Terrasse, wo die Pflanze von der Vormittags- bis zur späten Nachmittagssonne profitieren kann. Die intensive Strahlung fördert nicht nur die Blüte, sondern sorgt auch für kräftige Triebe und eine intensive Blattfarbe.

Obwohl Passionsblumen die volle Sonne lieben, gibt es Situationen, in denen ein Zuviel des Guten, insbesondere die pralle Mittagssonne, zu Problemen führen kann. Dies gilt vor allem für Pflanzen, die hinter einer Glasscheibe stehen, beispielsweise in einem Südfenster oder einem Wintergarten. Das Glas kann wie ein Brennglas wirken und die Temperatur auf den Blättern extrem ansteigen lassen, was zu unschönen Verbrennungen, sogenannten Nekrosen, führen kann. In solchen Fällen kann eine leichte Schattierung während der heißesten Mittagsstunden oder eine gute Belüftung helfen, Hitzestress zu vermeiden.

Auch frisch umgetopfte oder junge Pflanzen, die aus einem Gewächshaus kommen, sollten langsam an die direkte, intensive Sonne gewöhnt werden. Stelle sie zunächst für einige Tage in den Halbschatten oder an einen Ort mit milder Morgen- oder Abendsonne, bevor du sie an ihren endgültigen, sonnigen Platz stellst. Dieser Abhärtungsprozess verhindert einen Sonnenbrand auf den Blättern und ermöglicht es der Pflanze, sich stressfrei an die neuen Lichtverhältnisse anzupassen. Eine gut etablierte Pflanze im Freien kommt mit der vollen Sonne in der Regel jedoch problemlos zurecht.

Der hohe Lichtbedarf der Passionsblume erklärt auch, warum sie eine so exzellente Kletterpflanze ist. In ihrer natürlichen Umgebung im tropischen Wald nutzt sie ihre Ranken, um sich an anderen Pflanzen emporzuwinden und so schnell wie möglich das lichtdurchflutete Kronendach zu erreichen. Indem du ihr eine hohe Rankhilfe zur Verfügung stellst, ermöglichst du ihr, dieses natürliche Verhalten auszuleben und ihre Blätter optimal zur Sonne auszurichten, um ein Maximum an Licht für die Photosynthese einzufangen.

Anzeichen von Lichtmangel

Eine Passionsblume, die nicht genügend Licht erhält, wird dir dies durch verschiedene Symptome unmissverständlich mitteilen. Das offensichtlichste Anzeichen ist das Ausbleiben der Blüte. Steht die Pflanze zu schattig, investiert sie ihre gesamte Energie in das Längenwachstum, um eine bessere Lichtquelle zu erreichen, und hat keine Kraft mehr für die aufwendige Produktion von Blüten. Wenn deine Passionsblume also prächtig wächst und viele grüne Blätter hat, aber keine Knospen ansetzt, ist Lichtmangel die wahrscheinlichste Ursache.

Ein weiteres klares Indiz für einen zu dunklen Standort ist der sogenannte Geilwuchs oder die Vergeilung. Die Pflanze bildet übermäßig lange, dünne und schwache Triebe aus. Die Abstände zwischen den einzelnen Blättern (die Internodien) sind unnatürlich groß, da die Pflanze sich sprichwörtlich „streckt“, um dem Licht entgegenzuwachsen. Diese Triebe sind oft nicht sehr stabil und können leicht abknicken. Zudem sind solche geschwächten Pflanzen anfälliger für Krankheiten und Schädlingsbefall.

Auch die Blätter selbst verraten einen Lichtmangel. Sie sind oft kleiner als normal und haben eine blassgrüne oder sogar gelbliche Färbung, da die Pflanze nicht genügend Chlorophyll produzieren kann. Die gesamte Pflanze wirkt schütter und kraftlos. Im Extremfall kann die Passionsblume bei anhaltendem starkem Lichtmangel sogar beginnen, ihre unteren Blätter abzuwerfen, um Energie zu sparen und die verbleibenden Ressourcen auf die oberen, lichtnäheren Teile zu konzentrieren.

Wenn du eines oder mehrere dieser Symptome an deiner Pflanze beobachtest, solltest du umgehend handeln und ihr einen deutlich helleren Standort suchen. Oft genügt schon der Umzug von einer Ost- auf eine Südseite oder von einer schattigen Ecke auf einen sonnigeren Platz auf dem Balkon, um eine deutliche Verbesserung zu bewirken. Nach einigen Wochen am neuen Standort sollte die Pflanze beginnen, kräftigere Triebe und eine sattere Blattfarbe zu entwickeln, und mit etwas Glück wird sie dich bald darauf auch mit den ersten Blüten belohnen.

Lichtbedarf während der Überwinterung

Der Lichtbedarf der Passionsblume ändert sich drastisch während der Überwinterung, und das richtige Lichtmanagement in dieser Zeit ist entscheidend für das Überleben der Pflanze. Die ideale Überwinterung findet, wie bereits erwähnt, in einem kühlen Raum bei Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad Celsius statt. Bei diesen niedrigen Temperaturen reduziert die Pflanze ihren Stoffwechsel auf ein Minimum und geht in eine Ruhephase. In diesem Zustand ist auch der Lichtbedarf deutlich geringer. Ein heller Standort ist zwar immer noch vorteilhaft, aber nicht so entscheidend wie im Sommer.

Wenn du die Passionsblume kühl überwinterst, kann es sein, dass sie einen Großteil ihrer Blätter abwirft. Dies ist eine natürliche Reaktion auf die reduzierten Licht- und Temperaturbedingungen und kein Grund zur Sorge. Die Pflanze spart so Energie und reduziert die Verdunstung über die Blätter. Solange die Triebe grün und fest bleiben, ist die Pflanze gesund und wird im Frühjahr wieder neu austreiben. Ein heller Keller oder ein unbeheiztes Treppenhaus mit einem Nord- oder Ostfenster kann für eine kühle Überwinterung ausreichend sein.

Eine Überwinterung in einem warmen Wohnraum stellt hingegen eine große Herausforderung in Bezug auf die Lichtverhältnisse dar. Die Kombination aus warmen Temperaturen und den kurzen, lichtarmen Tagen im Winter ist für die Passionsblume sehr ungünstig. Die Wärme signalisiert der Pflanze, dass sie wachsen soll, aber das fehlende Licht reicht nicht für eine gesunde Photosynthese aus. Das Resultat ist der bereits beschriebene Geilwuchs und eine hohe Anfälligkeit für Schädlinge.

Wenn du gezwungen bist, deine Passionsblume warm zu überwintern, musst du ihr so viel Licht wie nur möglich zur Verfügung stellen. Der absolut beste Platz ist direkt an einem großen, unbeschatteten Südfenster. Zusätzlich kann der Einsatz einer Pflanzenlampe sehr hilfreich sein, um das fehlende Tageslicht zu kompensieren. Eine Beleuchtungsdauer von 10-12 Stunden pro Tag kann helfen, die Pflanze gesund durch den Winter zu bringen und Vergeilung zu minimieren. Halte die Pflanze in diesem Fall auch etwas feuchter als bei einer kühlen Überwinterung, da sie aktiver bleibt.

Der richtige Standort im Jahresverlauf

Der optimale Standort für deine Passionsblume kann sich im Laufe des Jahres ändern, um ihrem Lichtbedarf gerecht zu werden. Im Frühling, wenn die Sonne noch nicht ihre volle Kraft hat, ist ein vollsonniger Platz ideal, um die Pflanze aus der Winterruhe zu wecken und ein kräftiges Wachstum anzuregen. Nach dem Auswintern solltest du die Pflanze, wie beschrieben, langsam an die intensive UV-Strahlung gewöhnen, um Blattschäden zu vermeiden.

Im Hochsommer kann es an extrem heißen Standorten, wie einer ungeschützten Südterrasse in südlichen Regionen, sinnvoll sein, für eine leichte Mittagsbeschattung zu sorgen. Ein Sonnenschirm oder die Nähe zu einer höheren Pflanze, die lichten Schatten wirft, kann helfen, die Pflanze vor Hitzestress und Blattverbrennungen zu schützen. In den meisten gemäßigten Klimazonen Mitteleuropas ist dies jedoch nicht notwendig, und die Pflanze genießt die volle Sommersonne.

Im Herbst, wenn die Intensität der Sonne wieder nachlässt und die Tage kürzer werden, ist erneut ein maximal sonniger Standort von Vorteil. Die Pflanze kann so noch möglichst viel Energie für die Überwinterung tanken und ihre Triebe können besser ausreifen. Achte darauf, dass sie nicht durch andere, größer gewordene Pflanzen oder herabfallendes Laub beschattet wird. Jeder Sonnenstrahl ist in dieser Zeit wertvoll.

Für Passionsblumen, die ganzjährig im Haus kultiviert werden, ist der Standort an einem Südfenster die beste Wahl. Ein West- oder Ostfenster kann ebenfalls funktionieren, führt aber oft zu einer reduzierten Blütenbildung. Ein Nordfenster ist für diese lichthungrige Pflanze gänzlich ungeeignet. Drehe die Pflanze regelmäßig, damit alle Seiten gleichmäßig Licht erhalten und sie nicht einseitig wächst.

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