Die Engelstrompete ist eine ausgesprochen lichthungrige Pflanze, deren Vitalität und Blütenreichtum maßgeblich von der Intensität und Dauer der Sonneneinstrahlung abhängen. Als Gewächs, das in den sonnenverwöhnten Regionen Südamerikas beheimatet ist, hat sie sich an ein hohes Lichtangebot angepasst. Licht ist der entscheidende Motor für die Photosynthese, den Prozess, bei dem die Pflanze mit Hilfe von Sonnenenergie aus Kohlendioxid und Wasser Zucker als Energieträger produziert. Ein Mangel an Licht führt unweigerlich zu einem geschwächten Wachstum, blassen Blättern und vor allem zu einer enttäuschenden oder gänzlich ausbleibenden Blüte. Um das volle Potenzial dieser majestätischen Pflanze auszuschöpfen, ist es daher unerlässlich, ihren hohen Lichtbedarf zu verstehen und den Standort entsprechend zu wählen.
Für ein optimales Gedeihen benötigt die Engelstrompete während der Wachstumsperiode im Sommer mindestens sechs Stunden direkte Sonneneinstrahlung pro Tag. Ein vollsonniger Standort ist daher grundsätzlich die beste Wahl. An einem solchen Platz entwickelt die Pflanze kräftige Triebe, eine dichte Belaubung von satter, dunkelgrüner Farbe und setzt eine überwältigende Fülle an Blütenknospen an. Die intensive Sonneneinstrahlung fördert nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Blüten, die sich in leuchtenden Farben und oft einem intensiveren Duft präsentieren.
Ein vollsonniger Standort stellt jedoch auch hohe Anforderungen an die Wasserversorgung. Die große Blattoberfläche der Engelstrompete führt bei starker Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen zu einer enormen Verdunstung. Dies bedeutet, dass an einem sonnigen Platz sehr regelmäßig und reichlich gegossen werden muss, an heißen Tagen oft sogar zweimal täglich. Wer diesen erhöhten Gießaufwand scheut oder nicht leisten kann, sollte einen Standort wählen, der einen leichten Kompromiss darstellt.
Ein idealer Kompromiss ist ein Standort, der vor der intensiven Mittagssonne geschützt ist, aber dennoch ausreichend Licht am Morgen und am späten Nachmittag erhält. Ein Platz, der beispielsweise von etwa 12 bis 15 Uhr durch einen Baum, ein Gebäude oder ein Sonnensegel leicht beschattet wird, kann perfekt sein. Dies reduziert den Hitzestress und den Wasserverbrauch der Pflanze, ohne die für die Blütenbildung notwendige Lichtmenge zu stark einzuschränken. Solche Bedingungen finden sich oft auf nach Osten oder Westen ausgerichteten Terrassen und Balkonen.
Auswirkungen von lichtmangel
Ein Mangel an ausreichendem Sonnenlicht hat für die Engelstrompete weitreichende negative Folgen, die sich in verschiedenen Symptomen äußern. Das offensichtlichste Anzeichen ist eine spärliche oder komplett ausbleibende Blüte. Die Pflanze investiert ihre begrenzte, durch die geringe Photosyntheseleistung gewonnene Energie primär in das vegetative Wachstum, um auf der Suche nach Licht längere und dünnere Triebe zu bilden. Für die energieaufwändige Produktion von Blüten bleibt dann keine Kraft mehr übrig.
Ein weiteres typisches Symptom für Lichtmangel ist die sogenannte Vergeilung. Die Triebe wachsen unnatürlich in die Länge, sind dabei aber schwach und dünn. Die Abstände zwischen den einzelnen Blättern (Internodien) sind vergrößert, was der Pflanze ein schlaffes und instabiles Aussehen verleiht. Solche vergeilten Triebe sind anfälliger für Windbruch und können das Gewicht der schweren Blüten, falls sich doch welche bilden, oft nicht tragen.
Auch die Blätter leiden unter Lichtmangel. Sie bleiben kleiner als normal und nehmen eine hellgrüne bis gelbliche Färbung an. Dies ist ein direktes Zeichen für eine reduzierte Chlorophyllproduktion, da die Pflanze bei schwachem Licht weniger von dem grünen Blattfarbstoff benötigt. Eine solche Pflanze wirkt insgesamt kraftlos und ist zudem anfälliger für Krankheiten und Schädlinge, da ihr Immunsystem geschwächt ist.
Wenn du feststellst, dass deine Engelstrompete die genannten Symptome zeigt, ist die erste und wichtigste Maßnahme die Überprüfung des Standortes. Oft genügt es schon, die Pflanze an einen sonnigeren Platz im Garten oder auf der Terrasse zu rücken. Die Verbesserung der Lichtverhältnisse wird sich in der Regel schnell in einem kräftigeren Wuchs und einer gesünderen Blattfarbe niederschlagen. Mit etwas Geduld wird die Pflanze dann auch wieder ihre Blütenpracht entfalten.
Lichtbedarf im jahresverlauf
Der Lichtbedarf der Engelstrompete ist nicht das ganze Jahr über konstant, sondern passt sich ihrem Wachstumszyklus an. Im Frühjahr, wenn die Pflanze aus dem Winterquartier geholt wird, muss sie langsam wieder an das intensive Sonnenlicht gewöhnt werden. Die jungen, zarten Blätter, die sich im Haus oder im schattigen Quartier gebildet haben, sind sehr empfindlich gegenüber UV-Strahlung. Ein sofortiges Platzieren in der prallen Sonne würde unweigerlich zu schweren Sonnenbrandschäden führen.
Stelle die Pflanze daher für die ersten ein bis zwei Wochen an einen halbschattigen, geschützten Ort. Erhöhe die Dauer der direkten Sonneneinstrahlung schrittweise, indem du sie jeden Tag für ein paar Stunden länger in die Sonne rückst. Dieser Prozess des Abhärtens ermöglicht es den Blättern, eine schützende Wachsschicht (Cuticula) und ausreichend Pigmente zu bilden, um der vollen Sonneneinstrahlung standzuhalten. Nach dieser Eingewöhnungsphase kann die Engelstrompete an ihren endgültigen, sonnigen Sommerstandort umziehen.
Während des Hochsommers ist der Lichtbedarf am größten. Die langen Tage und der hohe Sonnenstand bieten der Pflanze die Energie, die sie für ihr enormes Wachstum und die kontinuierliche Produktion neuer Blüten benötigt. Wie bereits erwähnt, ist in dieser Zeit ein Standort mit mindestens sechs Stunden direkter Sonne ideal. Je mehr Sonne die Pflanze erhält, desto üppiger wird die Blüte ausfallen, vorausgesetzt, die Wasser- und Nährstoffversorgung ist ebenfalls optimal.
Im Herbst, wenn die Tage kürzer werden und die Intensität der Sonne nachlässt, verlangsamt die Engelstrompete ihr Wachstum und bereitet sich auf die Winterruhe vor. Der Lichtbedarf sinkt entsprechend. Die Pflanze benötigt nun weniger Energie und stellt die Blütenproduktion allmählich ein. Vor dem Einräumen ins Winterquartier ist die Lichtmenge nicht mehr von entscheidender Bedeutung, wichtiger ist es, die Pflanze rechtzeitig vor dem ersten Frost zu schützen.
Lichtverhältnisse im winterquartier
Die Lichtverhältnisse im Winterquartier haben einen großen Einfluss darauf, wie die Engelstrompete überwintert wird. Wie bereits im Kapitel zur Überwinterung beschrieben, gibt es die Möglichkeit der hellen oder dunklen Überwinterung. Die Wahl hängt von den verfügbaren Räumlichkeiten ab. Beide Methoden können erfolgreich sein, wenn die Temperatur entsprechend angepasst wird.
Bei einer hellen Überwinterung, beispielsweise in einem kühlen Wintergarten, benötigt die Pflanze ausreichend Licht, um einen Teil ihrer Blätter zu behalten und eine minimale Photosynthese zu betreiben. Ein Südfenster in einem kühlen, unbeheizten Raum ist hierfür gut geeignet. Das Licht verhindert, dass die Pflanze in eine zu tiefe Ruhephase fällt, und ermöglicht einen früheren Start in die neue Saison. Wichtig ist, dass der Raum kühl bleibt (5-10 °C), da eine Kombination aus viel Licht und Wärme die Pflanze zu einem unerwünschten, starken Wachstum anregen würde.
Bei einer dunklen Überwinterung in einem kühlen Keller oder einer Garage ist das Fehlen von Licht der entscheidende Faktor. In der Dunkelheit stellt die Pflanze jegliche Photosynthese ein und wirft all ihre Blätter ab. Sie geht in eine tiefe Dormanz über. Dies ist eine sehr energiesparende Methode der Überwinterung. Entscheidend ist hierbei die Temperatur: Es muss kühl genug sein, damit die Pflanze nicht versucht, im Dunkeln auszutreiben. Solche „Geiltriebe“ wären lang, dünn, blass und extrem schwach.
Nach der Überwinterung, egal ob hell oder dunkel, ist der Übergang ins Licht im Frühjahr wieder ein kritischer Moment. Eine Pflanze, die aus einem dunklen Keller kommt, ist extrem lichtempfindlich. Sie muss noch behutsamer an die Sonne gewöhnt werden als eine Pflanze aus einem hellen Winterquartier. Beginne mit einem sehr schattigen Platz im Freien und erhöhe die Lichtintensität nur sehr langsam über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen.