Licht ist einer der fundamentalsten Faktoren für das Wachstum und die Blütenbildung der Amaryllis, dessen Bedeutung oft im Schatten der Themen Bewässerung und Düngung steht. Als Pflanze, die aus sonnenreichen Regionen stammt, hat der Ritterstern einen ausgeprägten Bedarf an Helligkeit, der sich jedoch je nach Lebensphase stark unterscheidet. Ein Mangel an Licht kann zu unschönem, geilem Wuchs, blassen Farben und einer reduzierten Blütenpracht führen, während ein Zuviel an direkter Sonneneinstrahlung Verbrennungen verursachen kann. Die Kunst liegt darin, das richtige Maß an Licht für jede Phase des Zyklus bereitzustellen, um eine gesunde, kompakte und blühfreudige Pflanze zu kultivieren.
Während der entscheidenden Phase des Austriebs und des Wachstums des Blütenschaftes ist ein Maximum an hellem, indirektem Licht erforderlich. Ausreichend Licht sorgt dafür, dass der Blütenschaft kurz, kräftig und stabil wächst. Steht die Pflanze in dieser Zeit zu dunkel, wird sie versuchen, sich zum Licht zu strecken, was zu einem langen, dünnen und oft instabilen Schaft führt, der die schweren Blüten kaum tragen kann und leicht umknickt. Dieses Phänomen wird als Geilwuchs oder Etiolement bezeichnet und ist ein klares Zeichen für Lichtmangel.
Sobald die Blütenknospen beginnen, sich zu öffnen und ihre Farbe zu zeigen, ändern sich die Anforderungen leicht. Um die Blütezeit zu verlängern und die leuchtenden Farben vor dem Verblassen zu schützen, ist es ratsam, die Pflanze vor direkter, praller Mittagssonne zu schützen. Ein sehr heller Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung ist nun ideal. Die Kombination aus etwas kühleren Temperaturen und weniger intensivem Licht kann die Haltbarkeit der opulenten Blüten um viele Tage oder sogar Wochen verlängern.
Nach der Blüte, in der Phase des Blattwachstums, ist der Lichtbedarf wieder maximal. Die Blätter übernehmen die wichtige Aufgabe der Photosynthese, um die Zwiebel mit Energie für die nächste Saison zu versorgen. Je mehr Licht die Blätter in dieser Zeit erhalten, desto effizienter können sie arbeiten und desto kräftiger wird die Zwiebel. Ein heller Standort während des gesamten Sommers ist daher die Grundlage für den Blüherfolg im kommenden Winter. Die Qualität des Lichts in dieser Phase bestimmt maßgeblich die Quantität und Qualität der nächsten Blüte.
Licht während des Austriebs und der Blüte
Unmittelbar nach dem Ende der Ruhephase, wenn die Amaryllis aus dem Keller geholt und angegossen wird, sollte sie an einen hellen und warmen Ort gestellt werden. Ein Fensterplatz mit Ausrichtung nach Süden, Südwesten oder Südosten ist ideal, um den Austrieb zu stimulieren. In dieser Anfangsphase ist vor allem Wärme entscheidend, aber sobald sich die erste grüne Spitze zeigt, wird das Licht zum wichtigsten Wachstumsfaktor. Ausreichend Licht von Anfang an verhindert, dass der Trieb lang und schwach wird.
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Während der Blütenschaft wächst, ist es empfehlenswert, den Topf regelmäßig zu drehen, etwa eine Vierteldrehung alle paar Tage. Da sich die Pflanze immer zum Licht neigt, sorgt das Drehen für einen geraden und aufrechten Wuchs des Schaftes. Ohne diese Maßnahme würde der Schaft schief in Richtung des Fensters wachsen. Die Intensität des Lichts beeinflusst in dieser Phase direkt die Länge des Stiels: Je heller der Standort, desto kürzer und kompakter bleibt der Blütenschaft.
Wenn die dicken Blütenknospen gut entwickelt sind und kurz vor dem Öffnen stehen, kann die Pflanze an einen etwas weniger sonnigen und kühleren Platz umziehen. Dies hat den positiven Effekt, dass die Blüten länger halten. Intensive, direkte Sonneneinstrahlung würde das Verblühen beschleunigen und kann bei manchen Sorten sogar die Farben verblassen lassen. Ein heller Platz ohne direkte Mittagssonne bei Temperaturen um 18-20°C ist optimal, um die Blütenpracht über einen möglichst langen Zeitraum zu genießen.
Auch während der Blüte benötigt die Pflanze weiterhin ausreichend Helligkeit, um ihren Stoffwechsel aufrechtzuerhalten. Ein zu dunkler Standort während der Blüte kann dazu führen, dass die Blüten schlaff werden oder die Pflanze beginnt, Blätter auf Kosten der Blütensubstanz zu entwickeln. Die richtige Balance zwischen ausreichend Licht für die Vitalität und dem Schutz vor zu intensiver Strahlung zur Verlängerung der Blühdauer ist der Schlüssel für maximalen Genuss.
Lichtbedarf in der Wachstumsphase nach der Blüte
Nachdem die prächtigen Blüten verwelkt und der Schaft abgeschnitten wurde, tritt die Amaryllis in ihre wichtigste Phase zur Energiegewinnung ein. Nun wachsen die langen, riemenförmigen Blätter, die als die „Kraftwerke“ der Pflanze fungieren. Für eine maximale Photosyntheseleistung benötigen diese Blätter so viel Licht wie möglich. Ein sonniger Fensterplatz ist während des gesamten Frühlings und Sommers der richtige Ort für die Pflanze. Ein Mangel an Licht in dieser Periode führt zu einer schwachen Zwiebel und damit unweigerlich zum Ausbleiben der Blüte im nächsten Jahr.
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Viele Gärtner übersommern ihre Amaryllis im Freien, was eine ausgezeichnete Methode ist, um den hohen Lichtbedarf zu decken. Ab Ende Mai, wenn keine Fröste mehr zu erwarten sind, kann der Topf an einen geschützten Platz auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten gestellt werden. Ein heller, halbschattiger Standort ist ideal. Die Pflanze sollte langsam an die direktere Sonneneinstrahlung im Freien gewöhnt werden, um Blattverbrennungen zu vermeiden. Beginne mit einem schattigen Platz und rücke die Pflanze über mehrere Tage hinweg an einen sonnigeren Ort.
Die Kombination aus hellem Licht, frischer Luft und natürlichen Temperaturschwankungen im Freien fördert ein besonders kräftiges und gesundes Wachstum. Die Blätter werden dunkelgrün und stark, und die Zwiebel nimmt sichtbar an Umfang zu. Während des Sommers im Freien muss auf eine ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung geachtet werden, da die Pflanze unter diesen optimalen Bedingungen einen hohen Verbrauch hat.
Gegen Ende des Sommers, wenn die Tage kürzer werden und die Lichtintensität abnimmt, ist dies ein natürliches Signal für die Pflanze, ihr Wachstum zu verlangsamen und sich auf die Ruhephase vorzubereiten. Die Pflege wird entsprechend angepasst, indem die Wasser- und Düngergaben reduziert werden. Die Pflanze verbleibt an ihrem hellen Standort, bis die Blätter beginnen, von selbst zu vergilben und einzuziehen.
Anzeichen von Lichtmangel
Das deutlichste Anzeichen für Lichtmangel bei einer Amaryllis ist der sogenannte Geilwuchs (Etiolement). Dies tritt vor allem in der Phase des Austriebs auf. Der Blütenschaft wächst übermäßig lang, dünn und oft blassgrün, weil die Pflanze verzweifelt versucht, eine bessere Lichtquelle zu erreichen. Ein solcher Schaft ist instabil und kann das Gewicht der schweren Blüten nicht tragen, sodass er oft abknickt oder gestützt werden muss.
Auch die Blätter reagieren empfindlich auf zu wenig Licht. Sie werden länger und schmaler als üblich und nehmen eine hellgrüne bis gelbgrüne Färbung an. Anstatt aufrecht und kräftig zu stehen, hängen sie oft schlaff und kraftlos herab. Dieses Erscheinungsbild zeigt, dass die Photosynthese nicht effizient ablaufen kann, was direkt die Energiegewinnung und die Einlagerung von Reservestoffen in der Zwiebel beeinträchtigt.
Ein weiteres Symptom von Lichtmangel ist die reduzierte oder ausbleibende Blütenbildung. Wenn eine Amaryllis nach der Blüte über den Sommer zu dunkel gehalten wurde, konnte die Zwiebel nicht genügend Energie speichern, um im nächsten Zyklus einen Blütenschaft anzusetzen. Die Pflanze treibt dann nach der Ruhephase zwar neue Blätter, aber die ersehnte Blüte bleibt aus. Dies ist einer der häufigsten Gründe für das Ausbleiben der Blüte bei mehrjährig kultivierten Pflanzen.
Die Farbe der Blüten kann ebenfalls durch Lichtmangel beeinträchtigt werden. Obwohl zu viel direkte Sonne die Farben verblassen lassen kann, führt zu wenig Licht während der Knospenentwicklung zu blassen, weniger intensiv gefärbten Blüten. Die Pflanze benötigt eine gewisse Lichtmenge, um die Farbpigmente vollständig auszubilden. Ein heller Standort während des Knospenwachstums ist daher entscheidend für eine leuchtende und sortentypische Blütenfarbe.
Umgang mit zu viel Licht und Blattverbrennungen
Obwohl die Amaryllis eine lichtliebende Pflanze ist, kann zu viel direkte und ungeschützte Sonneneinstrahlung, insbesondere im Sommer, zu Schäden führen. Das häufigste Problem ist die Blattverbrennung. Diese zeigt sich in Form von trockenen, papierartigen, weißlichen oder bräunlichen Flecken auf den Blättern, vor allem an den Stellen, die der intensivsten Mittagssonne ausgesetzt sind. Solche Schäden sind irreversibel, das betroffene Gewebe ist abgestorben.
Um Blattverbrennungen zu vermeiden, sollte die Pflanze langsam an direkte Sonne gewöhnt werden, besonders wenn sie aus einem dunkleren Winterquartier ins Freie gestellt wird. Ein Platz, der morgens und am späten Nachmittag Sonne erhält, aber über die Mittagsstunden leicht beschattet ist, ist ideal. Ein Schattiernetz oder der lichte Schatten größerer Pflanzen können ebenfalls Schutz bieten. Auch hinter einer Fensterscheibe kann es im Hochsommer zu Verbrennungen kommen, weshalb ein leichter Vorhang oder eine Jalousie zur Mittagszeit hilfreich sein kann.
Neben den Blättern können auch die Blüten durch zu intensive Sonneneinstrahlung Schaden nehmen. Die zarten Blütenblätter können an den Rändern welken und die Farben können schnell verblassen. Wie bereits erwähnt, ist es daher ratsam, eine blühende Amaryllis vor der direkten Mittagssonne zu schützen, um die Lebensdauer und Schönheit der Blüten zu maximieren.
Sollte es dennoch zu Blattverbrennungen gekommen sein, ist dies in der Regel kein Grund zur Panik. Solange nur Teile der Blätter betroffen sind, kann die Pflanze den Schaden kompensieren. Die verbrannten Stellen sind zwar unschön, aber die unbeschädigten Teile des Blattes können weiterhin Photosynthese betreiben. Nur vollständig abgestorbene Blätter sollten entfernt werden. Die Erfahrung lehrt, den Standort für die Zukunft anzupassen, um solche Schäden zu vermeiden.