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Das schneiden und zurückschneiden des chinesischen kaiserbaums

Daria · 27.05.2025.

Der chinesische Kaiserbaum ist für seinen extrem schnellen und oft ungestümen Wuchs bekannt, was das Thema Schnitt zu einem wichtigen Aspekt seiner Pflege macht. Obwohl der Baum von Natur aus eine malerische Krone entwickelt und nicht zwingend einen regelmäßigen Schnitt benötigt, können gezielte Schnittmaßnahmen entscheidend sein, um seine Form zu lenken, die Stabilität zu erhöhen und die Gesundheit zu erhalten. Das Wissen um die richtigen Schnitttechniken und den optimalen Zeitpunkt ist unerlässlich, um das Wachstum des Baumes positiv zu beeinflussen, anstatt ihm durch unsachgemäße Eingriffe zu schaden. Jeder Schnitt ist eine bewusste Entscheidung, die das zukünftige Erscheinungsbild und die Vitalität deines Baumes maßgeblich prägt.

Die Gründe für einen Schnitt am Kaiserbaum können vielfältig sein. In den Jugendjahren dient ein Erziehungsschnitt dazu, eine stabile Grundstruktur mit einem durchgehenden Leittrieb und gut angesetzten Seitenästen aufzubauen. Bei älteren Bäumen steht der Erhaltungsschnitt im Vordergrund, bei dem totes oder krankes Holz entfernt wird, um die Sicherheit und Langlebigkeit zu gewährleisten. Eine besondere Schnittmethode, das radikale Zurückschneiden, wird angewendet, um das dekorative Laub zu fördern anstatt der Blüten.

In diesem Fachartikel werden wir die verschiedenen Aspekte des Schneidens von Paulownia tomentosa umfassend beleuchten. Du wirst die grundlegenden Prinzipien des Baumschnitts kennenlernen und erfahren, warum der Zeitpunkt des Schnitts für den Erfolg der Maßnahme so entscheidend ist. Wir geben dir eine detaillierte, praxisnahe Anleitung für den Erziehungsschnitt bei jungen Bäumen und den Erhaltungsschnitt bei etablierten Exemplaren.

Ein eigenes Kapitel widmet sich der speziellen Technik des radikalen Rückschnitts (Coppicing) und erklärt dessen Zweck und Durchführung. Abschließend gehen wir auf die Auswahl der richtigen Werkzeuge und die korrekte Schnittführung ein, um eine schnelle Wundheilung zu fördern und Krankheitsinfektionen zu vermeiden. Mit diesem Wissen wirst du in der Lage sein, deinen Kaiserbaum fachgerecht zu schneiden und ihn zu einem gesunden, stabilen und ästhetisch ansprechenden Blickfang in deinem Garten zu formen.

Grundlagen des schnittes bei Paulownia

Der Schnitt eines Baumes ist immer ein Eingriff in seinen natürlichen Wachstumsprozess, der wohlüberlegt sein sollte. Der Hauptgrund für einen Schnitt am Kaiserbaum ist in der Regel nicht die Ertragssteigerung wie bei Obstbäumen, sondern die Formgebung, die Erhaltung der Gesundheit und die Gewährleistung der Verkehrssicherheit. Ein Grundprinzip lautet: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig schneiden. Jeder Schnitt stellt eine Verletzung dar, die dem Baum Energie für die Wundheilung kostet und eine potenzielle Eintrittspforte für Krankheitserreger ist.

Der richtige Zeitpunkt für Schnittmaßnahmen ist entscheidend. Die beste Zeit für die meisten Schnittarbeiten am Kaiserbaum ist der späte Winter oder das sehr zeitige Frühjahr (Februar bis Anfang März), wenn sich der Baum noch in der Winterruhe befindet. Zu diesem Zeitpunkt ist der Saftfluss noch gering, und der Baum kann seine Energiereserven im Frühjahr direkt in die Wundheilung und den Neuaustrieb lenken. Zudem ist das Astwerk ohne Laub gut sichtbar, was die Beurteilung der Kronenstruktur erleichtert. Kleinere Korrekturschnitte oder das Entfernen dünner, toter Äste können jedoch das ganze Jahr über vorgenommen werden.

Es gibt drei Hauptarten von Schnitten, die beim Kaiserbaum zur Anwendung kommen: der Erziehungsschnitt, der Erhaltungsschnitt und der radikale Rückschnitt. Der Erziehungsschnitt in den ersten Lebensjahren formt die Grundstruktur des Baumes. Der Erhaltungsschnitt bei älteren Bäumen dient der Pflege und Gesunderhaltung der etablierten Krone. Der radikale Rückschnitt ist eine spezielle Kulturmethode, um einen buschigen Wuchs mit überdimensional großen Blättern zu erzielen, wobei auf die Blüte verzichtet wird.

Bevor du mit dem Schnitt beginnst, betrachte den Baum aus einiger Entfernung von allen Seiten, um dir ein Bild von seiner Gesamtstruktur zu machen und die Äste zu identifizieren, die entfernt werden sollen. Plane deine Schnitte im Voraus und schneide niemals ohne einen klaren Grund. Ein gut durchgeführter Schnitt respektiert die natürliche Wuchsform des Baumes und unterstützt sie, anstatt sie in ein unnatürliches Korsett zu zwingen. Das Ziel ist stets ein gesunder, stabiler und ästhetisch ansprechender Baum.

Der erziehungsschnitt bei jungen bäumen

Der Erziehungsschnitt in den ersten zwei bis vier Jahren nach der Pflanzung ist die wichtigste Schnittmaßnahme, um die zukünftige Stabilität und Form des Kaiserbaums zu bestimmen. Das Hauptziel ist es, einen geraden, durchgehenden Leittrieb zu etablieren, der das Rückgrat des Baumes bildet, und eine gut strukturierte Krone mit stabilen, seitlichen Leitästen aufzubauen. Ohne diesen Schnitt neigt der Kaiserbaum manchmal dazu, mehrere konkurrierende Haupttriebe zu bilden, was zu einer instabilen Gabelung führen kann, die später bei Sturm oder Schneelast auseinanderzubrechen droht.

Beginne mit dem Erziehungsschnitt im zweiten oder dritten Standjahr. Wähle den stärksten und am geradesten gewachsenen vertikalen Trieb als zukünftigen Leittrieb aus. Alle anderen, mit ihm konkurrierenden Triebe, die ebenfalls steil nach oben wachsen, werden direkt an ihrer Basis entfernt oder stark eingekürzt. Dies lenkt die gesamte Wachstumsenergie in den ausgewählten Leittrieb und fördert ein starkes Höhenwachstum.

Als Nächstes werden die seitlichen Äste begutachtet. Entferne Äste, die in einem sehr spitzen Winkel zum Stamm stehen, da diese Verbindungen oft schwach sind und später leicht ausbrechen. Ideal sind Äste, die in einem Winkel von 45 bis 60 Grad vom Stamm abgehen. Entferne auch alle sich kreuzenden oder aneinander reibenden Äste sowie Äste, die nach innen in die Krone wachsen. Lasse eine Auswahl von drei bis fünf gut verteilten, starken Seitenästen pro „Etage“ stehen, die spiralförmig um den Stamm angeordnet sind.

In den folgenden Jahren wird dieser Prozess fortgesetzt. Der Leittrieb wird weiter gefördert, und die Krone wird schrittweise nach oben aufgebaut. Du kannst die seitlichen Leitäste bei Bedarf leicht einkürzen, um die Verzweigung anzuregen und eine kompaktere Krone zu erzielen. Entferne regelmäßig neue Wasserschosse (steil nach oben wachsende Triebe am Stamm oder an den Leitästen) und alle Triebe, die im unteren Stammbereich wachsen, um einen astfreien Stamm bis zur gewünschten Kronenansatzhöhe zu erhalten.

Der erhaltungsschnitt bei etablierten bäumen

Sobald der Kaiserbaum seine endgültige Grundstruktur erreicht hat und etabliert ist, sind in der Regel nur noch minimale Schnittmaßnahmen erforderlich. Der Erhaltungsschnitt beschränkt sich auf das Entfernen von totem, krankem oder beschädigtem Holz. Diese Maßnahme dient der Gesunderhaltung des Baumes und der Sicherheit, da tote Äste unkontrolliert herabfallen können. Kontrolliere deinen Baum daher einmal jährlich, am besten im Winter, auf solche Problemäste.

Totes Holz erkennst du daran, dass es keine Knospen hat, trocken und brüchig ist und oft eine andere Farbe als das lebende Holz aufweist. Schneide diese Äste bis zum gesunden Holz zurück. Der Schnitt sollte direkt am Astring erfolgen, das ist die wulstige Verdickung am Übergang vom Ast zum Stamm oder zu einem stärkeren Ast. Verletze diesen Astring nicht, da er das für die Wundheilung wichtige Kambiumgewebe enthält. Ein sauberer Schnitt am Astring ermöglicht es dem Baum, die Wunde schnell zu überwallen und zu verschließen.

Neben totem Holz sollten auch sich kreuzende oder reibende Äste entfernt werden. Die ständige Bewegung durch Wind verursacht an den Reibungsstellen Wunden in der Rinde, die als Eintrittspforten für Pilze und andere Krankheitserreger dienen. Entscheide dich für einen der beiden Äste und entferne ihn. In der Regel wird der schwächere oder ungünstiger positionierte Ast entfernt, um dem anderen mehr Platz zur Entwicklung zu geben.

Ein Auslichtungsschnitt kann bei sehr dichten Kronen sinnvoll sein, um die Luftzirkulation zu verbessern und mehr Licht ins Kroneninnere zu lassen. Dies kann helfen, Pilzkrankheiten vorzubeugen. Entferne hierfür einige nach innen wachsende oder zu dicht stehende Triebe. Gehe dabei jedoch sehr zurückhaltend vor, um die natürliche Form der Krone nicht zu zerstören. Bei einem großen, ausgewachsenen Kaiserbaum sollten umfangreiche Schnittmaßnahmen in der Krone nur von einem professionellen Baumpfleger durchgeführt werden, der über die entsprechende Ausrüstung und Expertise verfügt.

Der radikale rückschnitt (coppicing)

Eine besondere und faszinierende Schnitttechnik beim Kaiserbaum ist das „Coppicing“, das radikale Zurückschneiden auf den Stock. Diese Methode wird angewendet, wenn der Baum nicht wegen seiner Blüten, sondern wegen seines extremen, architektonischen Blattwerks kultiviert werden soll. Durch den starken Rückschnitt wird die apikale Dominanz (die wachstumshemmende Wirkung der Triebspitze auf die seitlichen Knospen) gebrochen, und der Baum reagiert mit der Bildung mehrerer, extrem stark wachsender neuer Triebe direkt aus der Basis.

Das bemerkenswerte Ergebnis dieses Schnitts sind riesige, tropisch anmutende Blätter, die einen Durchmesser von 60 cm oder mehr erreichen können – deutlich größer als bei einem ungeschnittenen Baum. Dies liegt daran, dass die gesamte Kraft des etablierten Wurzelsystems in nur wenige neue Triebe konzentriert wird. Der Baum entwickelt sich so zu einem mehrstämmigen, großen Strauch oder einer Blattschmuckstaude, die ein exotisches Flair in den Garten bringt. Bedenke jedoch, dass ein derart behandelter Baum keine Blüten ansetzen wird, da die Blütenknospen am zweijährigen Holz gebildet werden, das durch den jährlichen Schnitt entfernt wird.

Der beste Zeitpunkt für den radikalen Rückschnitt ist das zeitige Frühjahr, kurz vor dem Austrieb. Schneide den Stamm des jungen Baumes mit einer scharfen Säge in einer Höhe von etwa 5 bis 10 cm über dem Boden ab. Aus der Schnittstelle oder knapp darunter werden im Frühling mehrere neue Triebe erscheinen. Wähle die drei bis fünf stärksten Triebe aus und entferne die restlichen. Diese verbleibenden Triebe werden im Laufe des Sommers zu beeindruckender Höhe und Blattgröße heranwachsen.

Dieser Rückschnitt kann jährlich wiederholt werden, um den strauchartigen Wuchs und die riesigen Blätter zu erhalten. Diese Kulturform eignet sich hervorragend für kleinere Gärten, in denen ein ausgewachsener Baum zu groß werden würde, oder um besondere gestalterische Akzente zu setzen. Du kannst diese Technik in den ersten Jahren anwenden und den Baum später, wenn du dich für einen Baum mit Blüten entscheidest, einfach wachsen lassen, indem du nur noch einen einzigen Trieb als neuen Stamm weiterkultivierst.

Werkzeuge und schnitttechniken

Die Verwendung von qualitativ hochwertigem, scharfem und sauberem Werkzeug ist für einen erfolgreichen Baumschnitt unerlässlich. Stumpfe Werkzeuge quetschen das Holz und hinterlassen ausgefranste Wunden, die schlecht heilen und anfällig für Krankheiten sind. Für dünnere Äste bis zu einem Durchmesser von etwa 2 cm ist eine Bypass-Gartenschere ideal, bei der zwei Klingen aneinander vorbeigleiten und einen sauberen, präzisen Schnitt ermöglichen. Für dickere Äste bis ca. 4 cm Durchmesser eignet sich eine Astschere mit langen Hebelarmen, und für noch stärkere Äste ist eine scharfe Baumsäge das richtige Werkzeug.

Vor und nach dem Gebrauch, und insbesondere beim Wechsel von einem Baum zum nächsten, solltest du deine Werkzeuge desinfizieren, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern. Hierfür eignet sich Reinigungsalkohol oder eine 10%ige Bleichlösung. Dies ist besonders wichtig, wenn du krankes Holz entfernst, um eine Verschleppung der Erreger auf gesunde Pflanzenteile zu vermeiden. Sicherheit ist ebenfalls oberstes Gebot: Trage bei der Arbeit Handschuhe und eine Schutzbrille und arbeite bei größeren Ästen niemals direkt unter dem Schnitt.

Die richtige Schnittführung ist entscheidend für eine gute Wundheilung. Schneide Äste immer direkt am Astring ab, ohne diesen zu verletzen. Lasse keine langen Stummel (sogenannte „Kleiderhaken“) stehen, da diese nicht überwallt werden können und langsam absterben, was Fäulnis im Hauptstamm verursachen kann. Der Schnitt sollte leicht schräg nach außen gerichtet sein, damit Wasser ablaufen kann. Bei größeren, schweren Ästen wende die Drei-Schnitt-Technik an: Setze zuerst einen Entlastungsschnitt an der Unterseite des Astes, etwa 30 cm vom Stamm entfernt. Säge dann den Ast von oben, etwas weiter außen, komplett ab. Zum Schluss entfernst du den verbliebenen Stummel sauber am Astring. Dies verhindert ein unkontrolliertes Abreißen des Astes und das Einreißen der Rinde am Stamm.

Die Verwendung von Wundverschlussmitteln wird nach heutigem wissenschaftlichen Stand nicht mehr generell empfohlen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Bäume ihre Wunden am besten selbst verschließen können und dass solche Mittel die Heilung sogar behindern können, indem sie Feuchtigkeit einschließen und ein ideales Klima für Pilze schaffen. Ein sauberer, fachgerechter Schnitt an der richtigen Stelle ist der beste Wundverschluss und fördert die natürlichen Heilungsprozesse des Baumes am effektivsten.

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