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Der nährstoffbedarf und die düngung der weißbeerigen mistel

Linden · 30.04.2025.

Der Nährstoffbedarf der weißbeerigen Mistel ist, ähnlich wie ihr Wasserbedarf, untrennbar mit dem ihres Wirtsbaumes verbunden. Als Halbschmarotzer entzieht die Mistel dem Baum über spezielle Wurzeln, die sogenannten Haustorien, nicht nur Wasser, sondern auch die darin gelösten anorganischen Nährstoffe und Mineralsalze. Sie kann sich nicht selbst aus dem Boden ernähren, weshalb eine direkte Düngung der Mistel unmöglich und sinnlos ist. Alle Überlegungen zur Nährstoffversorgung müssen sich daher auf die Düngung und Bodengesundheit des Wirtsbaumes konzentrieren, denn nur ein gut ernährter Baum kann die zusätzlichen Nährstoffverluste durch die Mistel langfristig kompensieren.

Die Mistel betreibt zwar eigene Photosynthese und produziert so ihre eigenen Kohlenhydrate zur Energiegewinnung, ist aber für alle essenziellen Mineralstoffe wie Stickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium und Spurenelemente vollständig vom Wirt abhängig. Dieser kontinuierliche Nährstoffentzug stellt für den Baum eine zusätzliche Belastung dar. Ein gesunder Baum auf einem nährstoffreichen Standort kann dies oft über viele Jahre ausgleichen. Auf armen Böden oder bei bereits geschwächten Bäumen kann ein starker Mistelbefall jedoch zu sichtbaren Mangelsymptomen und einer weiteren Schwächung führen.

Die Düngung zur Unterstützung einer Mistel ist also immer eine Düngung des Wirtsbaumes. Das Ziel ist es, dem Boden die Nährstoffe zuzuführen, die der Baum benötigt, um kräftig zu wachsen, widerstandsfähig gegen Krankheiten zu bleiben und gleichzeitig den „Mitesser“ in seiner Krone zu versorgen. Eine Bodenanalyse kann Aufschluss über den Nährstoffgehalt des Bodens geben und helfen, eine gezielte Düngestrategie zu entwickeln. Oft ist jedoch eine allgemeine Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit durch organische Dünger der beste Weg.

Die Beobachtung des Wirtsbaumes liefert die besten Hinweise auf einen möglichen Nährstoffmangel. Anzeichen können hellgrüne oder gelbliche Blätter (Chlorose), ein verringertes jährliches Triebwachstum, kleine Blätter, vorzeitiger Blattfall oder eine geringe Blüten- und Fruchtbildung sein. Zeigt der Baum solche Symptome, ist es höchste Zeit, seine Nährstoffversorgung zu verbessern. Davon profitiert dann indirekt auch die Mistel, die an einem vitalen Wirt ebenfalls besser gedeiht.

Organische düngung als grundlage

Die beste und nachhaltigste Methode, den Wirtsbaum und damit die Mistel mit Nährstoffen zu versorgen, ist die Verwendung von organischen Düngemitteln. Langsam fließende Nährstoffquellen wie reifer Kompost, gut verrotteter Stallmist, Hornspäne oder andere organische Volldünger sind ideal. Diese Materialien liefern nicht nur Nährstoffe, sondern verbessern auch die Bodenstruktur, fördern das Bodenleben und erhöhen die Fähigkeit des Bodens, Wasser und Nährstoffe zu speichern. Im Gegensatz zu schnell wirkenden Mineraldüngern besteht bei organischer Düngung kaum die Gefahr einer Überdüngung oder der Auswaschung von Nährstoffen.

Die Ausbringung erfolgt am besten im Frühjahr, zu Beginn der Vegetationsperiode. Der organische Dünger wird breitflächig im Bereich der Kronentraufe des Baumes verteilt und, wenn möglich, leicht in die oberste Bodenschicht eingearbeitet. Eine Schicht reifen Komposts von zwei bis drei Zentimetern Höhe ist eine ausgezeichnete jährliche Pflegemaßnahme. Diese Nährstoffe werden von den Bodenorganismen langsam zersetzt und dem Baum über einen langen Zeitraum zur Verfügung gestellt.

Eine Mulchschicht aus organischem Material wie Rindenmulch, Laub oder Grasschnitt trägt ebenfalls zur Nährstoffversorgung bei. Während das Material langsam verrottet, gibt es kontinuierlich Nährstoffe an den Boden ab. Gleichzeitig unterdrückt Mulch den Wuchs von konkurrierendem Unkraut und Gräsern, die dem Baum ebenfalls Nährstoffe entziehen würden. Eine gemulchte Baumscheibe ist somit eine einfache, aber sehr effektive Methode, um die Nährstoffsituation für den Wirt zu verbessern.

Pflanzenjauchen, beispielsweise aus Brennnesseln oder Beinwell, können in der Wachstumsphase zusätzlich als Flüssigdünger eingesetzt werden. Sie liefern schnell verfügbare Nährstoffe und Spurenelemente und können helfen, akute Mangelerscheinungen zu beheben. Verdünnt mit Wasser werden sie im Wurzelbereich des Baumes ausgebracht und stärken seine Vitalität auf natürliche Weise.

Gezielte düngung bei mangelsymptomen

Wenn der Wirtsbaum trotz guter organischer Grundversorgung deutliche Anzeichen eines Nährstoffmangels zeigt, kann eine gezieltere Düngung erforderlich sein. Eine Bodenanalyse gibt hierbei die verlässlichsten Informationen, welche Nährstoffe im Mangel sind. Basierend auf den Ergebnissen kann dann ein passender Dünger ausgewählt werden, um den Mangel gezielt auszugleichen. Dies ist oft sinnvoller als die pauschale Gabe eines mineralischen Volldüngers.

Ein häufiger Mangel bei Bäumen ist Stickstoffmangel, der sich durch eine allgemeine Aufhellung der Blätter und schwaches Wachstum äußert. Hier können stickstoffbetonte organische Dünger wie Hornspäne oder Rizinusschrot Abhilfe schaffen. Diese werden im Frühjahr ausgebracht und geben den Stickstoff langsam und bedarfsgerecht an den Baum ab.

Ein Mangel an Kalium, der für die Widerstandsfähigkeit und den Wasserhaushalt des Baumes wichtig ist, äußert sich oft durch braune Blattränder. Holzasche aus unbehandeltem Holz ist eine gute organische Kaliumquelle, sollte aber aufgrund ihres hohen pH-Wertes nur sparsam und auf eher sauren Böden verwendet werden. Patentkali ist eine mineralische Alternative, die den pH-Wert nicht beeinflusst.

Eisenmangel, erkennbar an gelben Blättern mit grünen Blattadern (besonders an jungen Trieben), tritt häufig auf kalkreichen Böden mit hohem pH-Wert auf. Hier ist die Gabe von Eisendünger in Chelatform am effektivsten, da das Eisen so für die Pflanze verfügbar bleibt. Eine Senkung des Boden-pH-Wertes durch die Einarbeitung von saurem Material wie Nadelstreu oder Torf kann langfristig helfen.

Die bedeutung des boden-ph-wertes

Der pH-Wert des Bodens spielt eine entscheidende Rolle für die Nährstoffverfügbarkeit. Selbst wenn alle Nährstoffe in ausreichender Menge im Boden vorhanden sind, können sie von den Baumwurzeln nicht aufgenommen werden, wenn der pH-Wert zu hoch (alkalisch) oder zu niedrig (sauer) ist. Die meisten Baumarten bevorzugen einen leicht sauren bis neutralen pH-Wert im Bereich von 6,0 bis 7,0. In diesem Bereich sind die wichtigsten Nährstoffe am besten für die Pflanzen verfügbar.

Eine einfache Bodenprobe mit einem Test-Kit aus dem Gartenfachhandel kann schnell Aufschluss über den aktuellen pH-Wert geben. Ist der Boden zu sauer (pH-Wert unter 6,0), kann durch die Gabe von Gartenkalk der pH-Wert angehoben werden. Dies sollte jedoch langsam und über mehrere Jahre verteilt geschehen, um das Bodengleichgewicht nicht zu stören.

Ist der Boden hingegen zu alkalisch (pH-Wert über 7,5), was oft in kalkreichen Regionen der Fall ist, wird die Aufnahme von Spurenelementen wie Eisen und Mangan erschwert. Hier kann die Einarbeitung von sauren organischen Materialien wie Nadelkompost, Rindenmulch aus Nadelhölzern oder Torf helfen, den pH-Wert langfristig leicht zu senken. Die Verwendung von physiologisch sauer wirkenden Düngern wie Schwefelsaures Ammoniak ist ebenfalls eine Möglichkeit, sollte aber mit Bedacht erfolgen.

Eine ausgewogene Nährstoffversorgung durch Düngung ist also nur dann erfolgreich, wenn auch der pH-Wert des Bodens im optimalen Bereich liegt. Die regelmäßige Kontrolle und Anpassung des pH-Wertes ist daher ein fundamentaler Bestandteil der Pflege des Wirtsbaumes und somit der indirekten Ernährung der Mistel.

Langfristige perspektiven und grenzen der düngung

Die Düngung des Wirtsbaumes ist eine unterstützende Maßnahme, die die durch die Mistel verursachte zusätzliche Belastung ausgleichen soll. Sie ist jedoch kein Allheilmittel. Bei einem extrem starken Mistelbefall auf einem bereits alten oder geschwächten Baum kann auch die beste Düngung den fortschreitenden Verfall des Baumes oft nur verlangsamen, aber nicht aufhalten. In solchen Fällen muss die Düngung mit einer Reduktion des Mistelbestandes kombiniert werden.

Die Nährstoffdynamik zwischen Mistel und Wirt ist komplex. Die Mistel reichert in ihren Blättern und Trieben bestimmte Mineralstoffe, insbesondere Kalium, in hoher Konzentration an. Wenn die Mistel oder ihre Blätter auf den Boden fallen und verrotten, werden diese Nährstoffe wieder dem Boden zugeführt und stehen dem Baum potenziell wieder zur Verfügung. Es entsteht ein kleiner, lokaler Nährstoffkreislauf, der jedoch den kontinuierlichen Entzug aus dem lebenden Holz des Baumes nicht ausgleicht.

Es ist wichtig, bei der Düngung Maß zu halten. Eine Überdüngung, insbesondere mit schnell verfügbarem Stickstoff, kann dem Baum mehr schaden als nutzen. Sie kann zu einem übermäßigen, instabilen Wachstum (Geiltriebe), einer erhöhten Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten sowie zur Auswaschung von Nitrat ins Grundwasser führen. Eine langsame, stetige Nährstoffversorgung durch organische Substanz ist immer der bessere und sicherere Weg.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Nährstoffbedarf der Mistel vollständig von der Gesundheit und Versorgung ihres Wirtes abhängt. Eine direkte Düngung ist nicht möglich. Stattdessen sichert eine durchdachte, vorzugsweise organische Düngung des Wirtsbaumes dessen Vitalität und stellt sicher, dass er genügend Ressourcen hat, um sich selbst und seinen faszinierenden Untermieter zu ernähren. Die Beobachtung des Baumes und des Bodens ist der Schlüssel zu einer bedarfsgerechten und erfolgreichen Nährstoffstrategie.

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