Die erfolgreiche Etablierung einer Schlehe im eigenen Garten beginnt mit der sorgfältigen Pflanzung, die den Grundstein für ein langes und gesundes Pflanzenleben legt. Als heimisches und äußerst robustes Gehölz stellt der Schlehdorn zwar keine hohen Ansprüche, doch die Beachtung einiger grundlegender Prinzipien bei der Standortwahl, Bodenvorbereitung und dem Pflanzvorgang selbst kann das Anwachsen erheblich erleichtern und beschleunigen. Ebenso faszinierend wie die Pflanzung ist die Vermehrung der Schlehe, die auf verschiedene Weisen erfolgen kann und es dem Gärtner ermöglicht, diese wertvolle Pflanze weiterzugeben oder den eigenen Bestand zu vergrößern. Die Kenntnis der richtigen Techniken ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.
Die Pflanzung ist mehr als nur das Einsetzen einer Pflanze in die Erde; es ist der Beginn einer langfristigen Beziehung zwischen dem Gärtner und dem Gehölz. Bei der Schlehe bedeutet dies, ihre natürlichen Bedürfnisse zu verstehen und ihr einen Platz zu geben, an dem sie ihre Stärken voll ausspielen kann. Dazu gehört ein sonniger Standort, der ihr die nötige Energie für eine reiche Blüte und Fruchtbildung liefert, sowie ein gut durchlässiger Boden, der Staunässe verhindert. Eine vorausschauende Planung, die den zukünftigen Platzbedarf und den starken Ausbreitungsdrang der Pflanze berücksichtigt, ist dabei von entscheidender Bedeutung, um spätere Konflikte im Garten zu vermeiden.
Die Vermehrung der Schlehe ist ein spannendes Kapitel für jeden Pflanzenliebhaber und bietet verschiedene Möglichkeiten, von denen jede ihre eigenen Reize und Herausforderungen hat. Die einfachste und natürlichste Methode ist die Nutzung der Wurzelausläufer, die die Pflanze von sich aus in großer Zahl bildet. Doch auch die generative Vermehrung durch Aussaat der Samen aus den Früchten ist möglich, erfordert jedoch Geduld und spezifisches Wissen über die Behandlung des Saatguts. Für den erfahreneren Gärtner bietet sich zudem die vegetative Vermehrung durch Stecklinge an, die eine exakte genetische Kopie der Mutterpflanze erzeugt.
Sowohl bei der Pflanzung als auch bei der Vermehrung spielt der richtige Zeitpunkt eine wesentliche Rolle. Die kühleren und feuchteren Monate des Herbstes sind in der Regel ideal, da sie der Pflanze genügend Zeit geben, vor dem Winter anzuwachsen und im Frühjahr kräftig durchzustarten. Ein Verständnis für den Lebenszyklus der Schlehe, von der Keimung über das Wachstum bis hin zur Etablierung, ermöglicht es, die verschiedenen Maßnahmen optimal zu timen und so die Erfolgschancen zu maximieren. Dieser Artikel wird die verschiedenen Aspekte von Pflanzung und Vermehrung detailliert beleuchten und praxisnahe Anleitungen für den eigenen Garten bieten.
Der ideale Zeitpunkt und die Vorbereitung
Die Wahl des richtigen Pflanzzeitpunkts ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Für wurzelnackte Schlehen, also Pflanzen ohne Erdballen, ist der Herbst nach dem Laubfall, von Oktober bis November, die beste Zeit. Der Boden ist noch warm genug, um das Wurzelwachstum anzuregen, und die winterliche Feuchtigkeit hilft der Pflanze, sich gut zu etablieren, ohne unter Trockenstress zu leiden. Alternativ ist auch eine Pflanzung im zeitigen Frühjahr vor dem Austrieb möglich. Containerware, also Pflanzen, die im Topf verkauft werden, kann theoretisch das ganze Jahr über gepflanzt werden, solange der Boden nicht gefroren ist, wobei auch hier der Herbst als ideal gilt.
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Eine sorgfältige Vorbereitung des Pflanzortes ist ebenso wichtig wie der Zeitpunkt. Zuerst sollte der ausgewählte Bereich gründlich von Unkraut und großen Steinen befreit werden. Anschließend wird ein Pflanzloch ausgehoben, das mindestens doppelt so breit und tief wie der Wurzelballen der Pflanze sein sollte. Diese großzügige Dimensionierung sorgt dafür, dass die Wurzeln in lockeres Erdreich vordringen können, was ein schnelles und kräftiges Anwachsen fördert. Bei schweren, lehmigen Böden ist es ratsam, den Boden des Pflanzlochs zusätzlich mit einer Gabel aufzulockern, um die Drainage zu verbessern.
Die Bodenverbesserung ist ein weiterer wichtiger Schritt der Vorbereitung. Obwohl die Schlehe anspruchslos ist, dankt sie eine Starthilfe in Form von reifem Kompost oder einer Handvoll Hornspänen, die mit dem Aushub vermischt werden. Dies verbessert nicht nur die Nährstoffverfügbarkeit, sondern auch die Bodenstruktur und das Wasserhaltevermögen. Auf die Gabe von frischem Mist oder stark konzentrierten mineralischen Düngern sollte man verzichten, da diese die empfindlichen jungen Wurzeln schädigen können. Bei sehr sauren Böden kann eine moderate Beimischung von Gartenkalk sinnvoll sein, um den pH-Wert in den von der Schlehe bevorzugten neutralen bis alkalischen Bereich anzuheben.
Ein oft übersehener, aber entscheidender Vorbereitungsschritt ist die Berücksichtigung einer Wurzelsperre. Da die Schlehe bekannt für ihre intensive Ausläuferbildung ist, empfiehlt es sich dringend, bei der Pflanzung eine Rhizomsperre aus stabilem Kunststoff (HDPE) um das Pflanzloch herum zu installieren. Diese sollte etwa 60-80 cm tief in den Boden reichen und einige Zentimeter über die Erdoberfläche hinausragen. Diese einmalige Investition an Zeit und Material erspart in den folgenden Jahren erheblichen Pflegeaufwand durch das ständige Entfernen unerwünschter Ausläufer und hält den Strauch an seinem zugewiesenen Platz.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Pflanzung
Vor dem eigentlichen Einsetzen der Pflanze muss der Wurzelballen vorbereitet werden. Bei Containerpflanzen wird der Topf vorsichtig entfernt und der Wurzelballen an den Seiten leicht aufgerissen, besonders wenn die Wurzeln bereits kreisförmig am Topfrand wachsen. Dies regt die Wurzeln an, in das umliegende Erdreich zu wachsen. Wurzelnackte Ware sollte vor der Pflanzung für einige Stunden in einen Eimer mit Wasser gestellt werden, damit sich die Wurzeln vollsaugen können. Beschädigte oder überlange Wurzeln werden mit einer scharfen Gartenschere sauber eingekürzt, um die Bildung neuer Faserwurzeln zu fördern.
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Nun wird die vorbereitete Pflanze in das Pflanzloch gesetzt. Es ist äußerst wichtig, auf die richtige Pflanztiefe zu achten. Die Schlehe sollte genau so tief in der Erde stehen, wie sie zuvor im Topf oder in der Baumschule stand. Dies erkennt man an der Verfärbung am Stammgrund. Eine zu tiefe Pflanzung kann zu Fäulnis am Wurzelhals führen, während eine zu hohe Pflanzung die Wurzeln austrocknen lässt. Richte die Pflanze im Loch aus und beginne dann, es mit der vorbereiteten Aushuberde aufzufüllen.
Während des Auffüllens sollte die Pflanze leicht gerüttelt werden, damit die Erde alle Hohlräume zwischen den Wurzeln ausfüllt und ein guter Bodenschluss entsteht. Sobald das Pflanzloch halb gefüllt ist, kann man die Erde leicht antreten und die Pflanze einmal kräftig wässern. Nachdem das Wasser versickert ist, wird das Loch vollständig mit der restlichen Erde aufgefüllt. Anschließend wird die Erde um die Pflanze herum vorsichtig, aber fest angetreten, um ihr einen stabilen Stand zu geben und letzte Lufteinschlüsse zu beseitigen.
Nach der Pflanzung ist das Anlegen eines Gießrandes eine sehr empfehlenswerte Maßnahme. Dazu wird aus der überschüssigen Erde ein kleiner Wall ringförmig um die Pflanze geformt. Dieser sorgt dafür, dass das Gießwasser direkt in den Wurzelbereich sickert und nicht ungenutzt an der Oberfläche abläuft. Zum Abschluss wird die Pflanze nochmals durchdringend gewässert, auch wenn der Boden bereits feucht erscheint. Eine Mulchschicht aus Rindenmulch oder Laub, die um die Pflanze herum verteilt wird, hilft, die Feuchtigkeit im Boden zu halten und das Aufkommen von Unkraut zu unterdrücken.
Vermehrung durch Wurzelausläufer
Die Vermehrung durch Wurzelausläufer ist die einfachste, schnellste und natürlichste Methode, um neue Schlehenpflanzen zu gewinnen. Die Schlehe bildet von Natur aus zahlreiche unterirdische Triebe, aus denen in einiger Entfernung zur Mutterpflanze neue, eigenständige Pflanzen entstehen. Diese Methode garantiert, dass die Nachkommen genetisch identisch mit der Mutterpflanze sind, also dieselben Eigenschaften in Bezug auf Wuchs, Blüte und Fruchtqualität aufweisen. Der beste Zeitpunkt für diese Art der Vermehrung ist der Herbst oder das zeitige Frühjahr, wenn die Pflanze in der Vegetationsruhe ist.
Um einen Ausläufer zu gewinnen, sucht man sich einen gesunden und kräftigen Jungtrieb aus, der bereits eine gewisse Größe erreicht hat. Mit einem scharfen Spaten sticht man nun in einem großzügigen Radius um den Ausläufer herum die Erde ein, um die Verbindungswurzel zur Mutterpflanze sauber zu durchtrennen. Es ist wichtig, dabei möglichst viele der feinen Faserwurzeln des Ausläufers zu erhalten, da diese für die Wasser- und Nährstoffaufnahme der jungen Pflanze entscheidend sind. Anschließend wird der Ausläufer vorsichtig aus dem Boden gehebelt.
Nachdem der Ausläufer erfolgreich von der Mutterpflanze getrennt wurde, sollte er so schnell wie möglich an seinem neuen Standort eingepflanzt werden. Die Triebe der jungen Pflanze werden um etwa ein Drittel bis zur Hälfte zurückgeschnitten. Dieser Pflanzschnitt reduziert die Verdunstungsfläche der Blätter und sorgt für ein besseres Gleichgewicht zwischen Wurzelmasse und oberirdischem Teil, was das Anwachsen erheblich erleichtert. Die weitere Pflanzung erfolgt dann genau wie bei einer gekauften Pflanze in ein vorbereitetes Pflanzloch mit anschließender gründlicher Wässerung.
Die Pflege der frisch verpflanzten Ausläufer in den ersten Wochen und Monaten ist entscheidend für ihren Erfolg. Der Boden sollte konstant leicht feucht gehalten werden, um Stress durch Trockenheit zu vermeiden. Eine Mulchschicht kann dabei helfen, die Bodenfeuchtigkeit zu bewahren. In der Regel wachsen auf diese Weise gewonnene Schlehen sehr zuverlässig an und entwickeln sich innerhalb weniger Jahre zu kräftigen, blühfähigen Sträuchern. Diese Methode ist nicht nur einfach, sondern auch eine kostengünstige Möglichkeit, eine dichte Schlehenhecke anzulegen oder die Pflanze im Freundes- und Bekanntenkreis weiterzugeben.
Vermehrung durch Aussaat
Die Vermehrung der Schlehe durch Aussaat ist ein längerer und etwas aufwendigerer Prozess, der jedoch sehr lohnend sein kann, insbesondere wenn man an der genetischen Vielfalt interessiert ist. Die aus Samen gezogenen Pflanzen können in ihren Eigenschaften leicht von der Mutterpflanze abweichen. Zuerst müssen im Spätherbst, idealerweise nach den ersten Frösten, die vollreifen, weichen Früchte geerntet werden. Der Frost ist wichtig, da er den Abbau der keimhemmenden Stoffe in Fruchtfleisch und Samen einleitet. Das Fruchtfleisch wird anschließend von den Steinkernen entfernt, was am besten durch Zerdrücken und Abwaschen in einem Sieb geschieht.
Die frisch gereinigten Steinkerne benötigen eine Kältebehandlung, eine sogenannte Stratifikation, um ihre Keimruhe zu durchbrechen. Sie sind Kaltkeimer, was bedeutet, dass sie eine längere Periode mit kalten Temperaturen durchlaufen müssen, um im Frühjahr keimen zu können. Man kann dies auf natürliche Weise tun, indem man die Samen direkt im Herbst in eine Saatschale oder an einen geschützten Ort im Freiland aussät. Die Samen werden etwa ein bis zwei Zentimeter tief in ein lockeres Substrat aus Sand und Gartenerde gesteckt und über den Winter der Witterung ausgesetzt.
Alternativ kann die Stratifikation auch kontrolliert im Kühlschrank erfolgen. Dazu werden die Samen in ein mit feuchtem Sand gefülltes Gefäß oder einen Plastikbeutel gegeben und für etwa drei bis vier Monate bei Temperaturen um die 4-5 Grad Celsius im Gemüsefach des Kühlschranks gelagert. Der Sand muss während dieser Zeit immer leicht feucht, aber nicht nass gehalten werden, um Schimmelbildung zu vermeiden. Nach Ablauf der Kälteperiode werden die Samen im Frühjahr in Anzuchterde ausgesät und an einen warmen, hellen Ort gestellt.
Die Keimung kann unregelmäßig sein und sich über mehrere Wochen oder sogar Monate hinziehen, daher ist Geduld gefragt. Sobald die jungen Sämlinge eine handhabbare Größe erreicht haben und die ersten richtigen Blätter zeigen, können sie pikiert, also in einzelne Töpfe umgesetzt werden. Im ersten Jahr sollten die jungen Pflanzen an einem geschützten Ort weiterkultiviert werden, bevor sie im darauffolgenden Herbst an ihren endgültigen Standort im Garten gepflanzt werden. Es dauert mehrere Jahre, bis aus Samen gezogene Schlehen das erste Mal blühen und Früchte tragen.