Die japanische Zierkirsche ist in unseren Breiten grundsätzlich gut winterhart und übersteht die kalte Jahreszeit ohne aufwändige Schutzmaßnahmen, sofern sie an einem geeigneten Standort gepflanzt wurde. Dennoch gibt es Situationen, insbesondere bei jungen Bäumen, Kübelpflanzen oder in extrem rauen Lagen, in denen ein gewisser Winterschutz sinnvoll und notwendig ist, um Schäden zu vermeiden. Das Verständnis für die potenziellen Gefahren des Winters wie Frost, Wintersonne und Trockenheit hilft dir dabei, deine Zierkirsche sicher durch die kalten Monate zu bringen. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über die fachgerechte Überwinterung und welche Maßnahmen du ergreifen kannst, um deinen Baum optimal zu schützen.
Die Winterhärte einer Pflanze ist ihre angeborene Fähigkeit, niedrige Temperaturen zu überleben. Die meisten Sorten der japanischen Zierkirsche sind bis zu Temperaturen von -20 °C bis -25 °C winterhart, sobald sie gut etabliert sind. Dies bedeutet, dass das Holz und die ruhenden Knospen diese Temperaturen unbeschadet überstehen können. Die größte Gefahr im Winter geht oft nicht von der reinen Kälte aus, sondern von der Kombination aus Frost und intensiver Wintersonne oder von langanhaltender Trockenheit, der sogenannten Frosttrocknis.
Junge Bäume in den ersten zwei bis drei Jahren nach der Pflanzung sind deutlich empfindlicher als ausgewachsene Exemplare. Ihr Wurzelsystem ist noch nicht tief genug im Boden verankert, und ihre Rinde ist noch dünn und anfällig für Frostrisse. Daher sollten Jungbäume in den ersten Wintern einen leichten Schutz erhalten, um ihnen einen sicheren Start zu ermöglichen. Dieser Schutz konzentriert sich vor allem auf den Wurzelbereich und den empfindlichen Stamm.
Zierkirschen, die in Kübeln kultiviert werden, sind dem Frost wesentlich stärker ausgesetzt als ihre Artgenossen im Freiland. Der Wurzelballen im Topf kann vollständig durchfrieren, was für die Pflanze tödlich sein kann. Daher benötigen Kübelpflanzen einen umfassenden Winterschutz oder müssen an einem geschützten, kühlen Ort überwintert werden. Eine Kultivierung im Kübel erfordert ein deutlich höheres Maß an Aufmerksamkeit während des Winters.
Die Vorbereitung auf den Winter beginnt bereits im Spätsommer. Stelle ab August die Düngung ein, insbesondere stickstoffreiche Dünger. Dies ermöglicht es den neuen Trieben, bis zum Winter vollständig auszureifen und zu verholzen, was ihre Frostresistenz erheblich steigert. Weiche, nicht ausgereifte Triebe sind extrem frostempfindlich und würden im Winter zurückfrieren. Eine kaliumbetonte Düngung im Spätsommer kann die Winterhärte zusätzlich verbessern.
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Schutz für junge bäume im freiland
Junge japanische Zierkirschen benötigen in den ersten Wintern nach der Pflanzung besonderen Schutz, um unbeschadet durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Der empfindlichste Teil ist der Wurzelbereich, da die Wurzeln weniger frosttolerant sind als die oberirdischen Teile des Baumes. Eine dicke Mulchschicht, die im Spätherbst auf der Baumscheibe ausgebracht wird, ist die wichtigste Schutzmaßnahme. Verwende dafür Laub, Reisig oder groben Kompost in einer Höhe von etwa 10-15 cm. Diese Schicht isoliert den Boden, verlangsamt das Durchfrieren und schützt die oberflächennahen Wurzeln.
Eine weitere große Gefahr für junge Bäume sind Frostrisse am Stamm. Diese entstehen, wenn an einem sonnigen Wintertag die tiefstehende Sonne die dunkle Rinde auf der Südseite des Stammes erwärmt. Die Rinde dehnt sich aus, während der Rest des Stammes gefroren bleibt. Wenn die Sonne untergeht, kühlt die Rinde schlagartig ab und zieht sich zusammen. Diese starken Spannungen können dazu führen, dass die Rinde senkrecht aufreißt. Diese Wunden heilen schlecht und sind Eintrittspforten für Krankheitserreger.
Um Frostrisse zu verhindern, kannst du den Stamm des jungen Baumes mit einem Weißanstrich versehen. Die weiße Farbe reflektiert das Sonnenlicht und verhindert so eine zu starke Erwärmung der Rinde. Alternativ kannst du den Stamm auch mit Jutesäcken, Schilfmatten oder speziellen Winterschutzvliesen umwickeln. Diese Materialien bieten ebenfalls eine gute Isolierung und Schattierung. Bringe diesen Schutz im Spätherbst an und entferne ihn im Frühjahr nach den letzten starken Frösten wieder.
Achte auch im Winter auf eine ausreichende Wasserversorgung. An frostfreien, trockenen Tagen, besonders wenn die Sonne scheint und Wind weht, verdunsten immergrüne Pflanzen, aber auch laubabwerfende Gehölze Wasser über ihre Rinde. Wenn der Boden gefroren ist, können die Wurzeln kein Wasser nachliefern, was zur sogenannten Frosttrocknis führt. Gieße deinen jungen Baum daher an milden Wintertagen ohne Frost durchdringend, um den Wasserspeicher im Boden aufzufüllen.
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Überwinterung von zierkirschen im kübel
Die Haltung einer japanischen Zierkirsche im Kübel stellt besondere Anforderungen an die Überwinterung, da der Wurzelballen dem Frost schutzlos ausgeliefert ist. Der erste Schritt ist die Wahl eines ausreichend großen und winterfesten Kübels. Ein größeres Erdvolumen friert langsamer durch und bietet den Wurzeln mehr Schutz. Dennoch ist ein zusätzlicher Schutz des Kübels unerlässlich. Stelle den Topf an einen geschützten Ort, beispielsweise an eine Hauswand, wo er vor eiskaltem Wind und der stärksten Wintersonne geschützt ist.
Um den Wurzelballen vor dem Durchfrieren zu schützen, muss der Kübel gut isoliert werden. Stelle den Topf auf eine dicke Styroporplatte oder Holzlatten, um die Kälte vom Boden her abzuhalten. Umwickle den gesamten Kübel mehrfach mit Jute, Noppenfolie oder speziellem Winterschutzvlies. Die Zwischenräume zwischen Topf und Umwicklung kannst du zusätzlich mit trockenem Laub, Stroh oder Holzwolle ausstopfen, um die Isolierwirkung zu erhöhen.
Auch die Krone der Kübelpflanze kann Schutz benötigen, insbesondere bei Sorten mit geringerer Winterhärte oder in sehr kalten Regionen. Eine lockere Umhüllung mit einem licht- und luftdurchlässigen Wintervlies schützt die Triebe vor eisigem Wind und der austrocknenden Wintersonne. Verwende keine undurchsichtige Plastikfolie, da sich darunter Feuchtigkeit stauen kann, was zu Fäulnis und Pilzbefall führt. Das Vlies sollte erst bei dauerhaftem Frost angebracht werden.
Das Gießen darf auch bei Kübelpflanzen im Winter nicht vergessen werden. Der Wurzelballen darf niemals vollständig austrocknen. Kontrolliere die Feuchtigkeit regelmäßig an frostfreien Tagen und gieße bei Bedarf mäßig. Das Ziel ist, das Substrat leicht feucht zu halten, aber Staunässe unbedingt zu vermeiden, da dies in Kombination mit Frost die Wurzeln sofort schädigen würde. Eine Überwinterung in einer kühlen, hellen Garage oder einem unbeheizten Gewächshaus ist eine sichere Alternative, wenn die Möglichkeit dazu besteht.
Spätfröste: eine gefahr für die blüte
Eine der größten Enttäuschungen für jeden Zierkirschen-Besitzer ist es, wenn die bereits prall gefüllten Blütenknospen oder die frisch geöffneten Blüten einer späten Frostnacht zum Opfer fallen. Dieses Phänomen tritt leider häufiger auf, da die Zierkirsche relativ früh im Jahr blüht, zu einer Zeit, in der nächtliche Fröste noch möglich sind. Die Blüten und jungen Blätter sind extrem frostempfindlich und können schon bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt erfrieren. Sie werden dann braun, matschig und fallen ab.
Die Wahl des richtigen Standortes kann das Risiko von Spätfrostschäden erheblich reduzieren. Pflanze deine Zierkirsche nicht in Senken oder Kaltluftmulden, da sich dort in klaren Nächten die kalte Luft sammelt. Ein leicht erhöhter Standort oder die Nähe zu einer wärmespeichernden Hauswand ist vorteilhafter. Ein windgeschützter Platz verhindert zusätzlich, dass die gefühlte Temperatur durch den Wind-Chill-Effekt weiter absinkt.
Wenn für die Nacht Spätfröste angekündigt sind und dein Baum bereits kurz vor der Blüte steht oder schon blüht, kannst du versuchen, die Krone zu schützen. Bei kleineren, jungen Bäumen kann eine Abdeckung mit einem großen Vlies oder alten Bettlaken über Nacht helfen, einige Grade an Wärme zu bewahren. Das Schutzmaterial sollte die Zweige nicht direkt berühren und am Morgen wieder entfernt werden, um Licht und Luft an die Pflanze zu lassen und Bestäuber nicht zu behindern.
Bei größeren Bäumen ist eine vollständige Abdeckung kaum praktikabel. In der kommerziellen Obstproduktion wird teilweise eine Frostschutzberegnung eingesetzt, bei der die Blüten permanent mit Wasser besprüht werden. Beim Gefrieren des Wassers wird Erstarrungswärme freigesetzt, die die Blütentemperatur bei 0 °C hält. Für den Hausgarten ist diese Methode jedoch kaum umsetzbar. Letztendlich ist die Gefahr von Spätfrösten ein natürliches Risiko, mit dem man als Gärtner leben muss und das die Vorfreude auf eine unbeschadete Blüte jedes Jahr aufs Neue spannend macht.
Maßnahmen nach dem winter
Sobald die Gefahr starker Fröste im Frühjahr vorüber ist, in der Regel ab Ende März oder Anfang April, ist es Zeit, den Winterschutz zu entfernen. Entferne die Vliese, Jutesäcke und die Mulchschicht auf der Baumscheibe. Ein zu langes Belassen des Schutzes kann die Rinde aufweichen und Pilzinfektionen begünstigen. Lockere den Boden unter der entfernten Mulchschicht leicht auf, um ihn zu belüften und das Erwärmen durch die Frühlingssonne zu beschleunigen.
Nach dem Entfernen des Winterschutzes ist der ideale Zeitpunkt für eine genaue Inspektion deines Baumes. Untersuche den Stamm und die Äste auf eventuelle Winterschäden wie Frostrisse oder zurückgefrorene Triebspitzen. Kleine, oberflächliche Risse in der Rinde verheilen oft von selbst. Größere Risse sollten mit einem scharfen Messer sauber ausgeschnitten und die Ränder geglättet werden, um die Wundheilung zu fördern. Ein Verschließen mit Wundverschlussmittel ist nur bei sehr großen Wunden sinnvoll.
Alle Triebe, die den Winter nicht überlebt haben, erkennbar an ihrer braunen Farbe und dem trockenen, brüchigen Holz, sollten bis ins gesunde, lebende Gewebe zurückgeschnitten werden. Dieser sogenannte Reinigungsschnitt fördert den Neuaustrieb und verhindert, dass von den toten Trieben Krankheiten ausgehen. Dieser Schnitt kann gut mit den ersten Pflegemaßnahmen des Jahres kombiniert werden.
Mit dem Beginn der Wachstumsphase im Frühjahr kannst du auch die erste Düngergabe ausbringen. Eine Schicht reifer Kompost oder eine Handvoll organischer Langzeitdünger, auf der Baumscheibe verteilt, gibt dem Baum die nötige Energie für einen kräftigen Austrieb und eine reiche Blüte. Die richtige Pflege nach dem Winter ist genauso wichtig wie der Schutz davor und stellt die Weichen für eine erfolgreiche Gartensaison.