Der Wilde Wein ist für seine außergewöhnliche Robustheit und Widerstandsfähigkeit bekannt, was ihn zu einer der pflegeleichtesten Kletterpflanzen überhaupt macht. Er wird nur sehr selten von Krankheiten heimgesucht oder von Schädlingen befallen. Dennoch ist keine Pflanze völlig immun, und unter bestimmten Bedingungen können auch am Wilden Wein Probleme auftreten. Ein wachsames Auge und das Wissen um die potenziellen Gefahren ermöglichen es dir, frühzeitig einzugreifen und größere Schäden zu vermeiden. In den meisten Fällen lassen sich Probleme durch die Wahl des richtigen Standortes und eine gute Pflege von vornherein verhindern.
Die mit Abstand häufigste Krankheit, die den Wilden Wein befallen kann, ist der Echte Mehltau. Hierbei handelt es sich um eine Pilzerkrankung, die sich durch einen abwischbaren, mehlartigen weißen Belag auf der Oberseite der Blätter bemerkbar macht. Bei starkem Befall können sich die Blätter kräuseln, braun werden und vorzeitig abfallen. Der Echte Mehltau ist ein sogenannter „Schönwetterpilz“, der sich besonders bei warm-trockener Witterung mit nächtlicher Taubildung gut ausbreitet. Er überwintert auf befallenen Pflanzenteilen und kann im nächsten Frühjahr erneut ausbrechen.
Ein weiterer Pilz, der Falsche Mehltau, tritt deutlich seltener auf. Im Gegensatz zum Echten Mehltau bevorzugt er feucht-kühle Witterungsbedingungen. Die Symptome unterscheiden sich ebenfalls: Auf der Blattoberseite zeigen sich gelbliche, ölige Flecken, während sich auf der Blattunterseite ein grau-violetter Pilzrasen bildet. Ein Befall mit Falschem Mehltau kann ebenfalls zu einem vorzeitigen Blattfall führen und die Pflanze schwächen.
Andere Pilzkrankheiten, wie zum Beispiel Blattfleckenkrankheiten, sind am Wilden Wein extrem selten und in der Regel nicht bedrohlich für die Gesamtgesundheit der Pflanze. Sie äußern sich durch runde oder unregelmäßige braune Flecken auf den Blättern, oft mit einem dunkleren Rand. Solche Erkrankungen treten meist nur bei geschwächten Pflanzen oder an sehr ungünstigen, dauerhaft feuchten und schlecht belüfteten Standorten auf. In der Regel reicht es aus, die befallenen Blätter zu entfernen.
Wurzelfäule ist keine klassische Krankheit, sondern die Folge von Pflegefehlern, insbesondere von Staunässe. Wenn die Wurzeln permanent in zu nassem, sauerstoffarmem Boden stehen, beginnen sie zu faulen. Die Pflanze kann kein Wasser und keine Nährstoffe mehr aufnehmen, wirkt welk, obwohl der Boden feucht ist, und stirbt im schlimmsten Fall ab. Dies ist die größte Gefahr für den ansonsten so zähen Wilden Wein, weshalb ein gut durchlässiger Boden von entscheidender Bedeutung ist.
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Vorbeugende maßnahmen für eine gesunde pflanze
Die beste Strategie im Kampf gegen Krankheiten ist eine konsequente Vorbeugung. Ein gesunder und vitaler Wilder Wein, der an einem geeigneten Standort wächst, ist deutlich weniger anfällig für Pilzinfektionen. Wähle daher einen luftigen Standort, an dem die Blätter nach einem Regenschauer schnell abtrocknen können. Vermeide enge, windstille Ecken, in denen sich Feuchtigkeit lange hält, da dies die Ausbreitung von Pilzen begünstigt.
Ein regelmäßiger und sachgerechter Schnitt ist eine der wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen. Durch das Auslichten zu dichter Triebe verbesserst du die Luftzirkulation im Inneren der Pflanze. Dies sorgt dafür, dass das Laub schneller trocknet und Pilzsporen schlechtere Keimbedingungen vorfinden. Entferne beim Schnitt auch stets alle abgestorbenen oder beschädigten Pflanzenteile, da diese eine Eintrittspforte für Krankheitserreger sein können.
Eine ausgewogene Ernährung und eine bedarfsgerechte Bewässerung stärken die Pflanze von innen heraus. Vermeide eine übermäßige Stickstoffdüngung, da diese zu weichem, anfälligem Gewebe führt. Eine kaliumbetonte Ernährung hingegen festigt die Zellwände und erhöht die natürliche Widerstandskraft der Pflanze. Gieße außerdem immer direkt an der Wurzel und nicht über das Laub, um die Blätter so trocken wie möglich zu halten.
Eine gute Gartenhygiene trägt ebenfalls zur Gesunderhaltung bei. Entferne im Herbst das Falllaub des Wilden Weins, insbesondere wenn im Vorjahr ein Mehltaubefall aufgetreten ist. Viele Pilzsporen überwintern auf dem alten Laub am Boden und können von dort im Frühjahr die jungen Blätter neu infizieren. Indem du das Laub entsorgst, unterbrichst du diesen Infektionszyklus effektiv.
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Bekämpfung von pilzkrankheiten
Solltest du einen beginnenden Befall mit Echtem Mehltau feststellen, ist schnelles Handeln gefragt. Entferne bei leichtem Befall sofort alle betroffenen Blätter und Triebe und entsorge sie über den Hausmüll, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Achte darauf, die Sporen nicht auf gesunde Pflanzenteile zu schütteln. Bei einem fortgeschrittenen Befall ist ein großzügiger Rückschnitt der befallenen Bereiche oft die beste Lösung. Der Wilde Wein ist extrem schnittverträglich und treibt schnell wieder gesund durch.
Zur direkten Bekämpfung gibt es sowohl Hausmittel als auch chemische Präparate. Eine bewährte Methode bei beginnendem Befall ist das Spritzen mit einer Mischung aus Frischmilch und Wasser im Verhältnis 1:9. Die in der Milch enthaltenen Mikroorganismen bekämpfen den Pilz und stärken die Blattoberfläche. Diese Behandlung sollte mehrmals im Abstand von einigen Tagen wiederholt werden. Auch Präparate auf Basis von Backpulver oder Ackerschachtelhalm-Sud können eine fungizide Wirkung haben.
Wenn Hausmittel nicht mehr ausreichen, kannst du auf im Fachhandel erhältliche Fungizide zurückgreifen. Gegen Echten Mehltau sind Mittel auf Basis von Schwefel oder Netzschwefel sehr wirksam. Gegen Falschen Mehltau werden meist kupferhaltige Präparate eingesetzt. Beachte bei der Anwendung dieser Mittel immer genau die Anweisungen des Herstellers bezüglich Dosierung, Anwendungszeitpunkt und Sicherheitsvorkehrungen. Spritze die Pflanze an einem trockenen, bedeckten Tag, um Blattverbrennungen zu vermeiden.
Die wichtigste Erkenntnis im Umgang mit Pilzkrankheiten ist, dass eine einmal befallene Pflanze oft eine gewisse Anfälligkeit behält. Daher sind die vorbeugenden Maßnahmen wie ein luftiger Schnitt und eine gute Pflege im Folgejahr umso wichtiger. Eine Stärkung der Pflanze mit Pflanzenjauchen, zum Beispiel aus Brennnesseln oder Ackerschachtelhalm, kann die Abwehrkräfte zusätzlich mobilisieren und einem erneuten Befall vorbeugen.
Tierische schädlinge am wilden wein
Gute Nachrichten für alle Gärtner: Tierische Schädlinge sind am Wilden Wein eine absolute Seltenheit. Die Blätter und Triebe enthalten Substanzen, die für die meisten saugenden oder fressenden Insekten unattraktiv oder sogar leicht giftig sind. Blattläuse, Spinnmilben, Weiße Fliegen oder der gefürchtete Buchsbaumzünsler machen um den Wilden Wein in der Regel einen großen Bogen. Du musst dir also keine Sorgen um einen nennenswerten Schädlingsbefall machen.
In sehr seltenen Fällen, meist an jungen, zarten Triebspitzen im Frühjahr, können sich einige wenige Blattläuse ansiedeln. Dies geschieht oft nur, wenn die Pflanze durch andere Faktoren, wie zum Beispiel einen ungünstigen Standort oder eine übermäßige Stickstoffdüngung, geschwächt ist. Ein solcher Befall ist aber fast nie bedrohlich für die Pflanze und lässt sich meist sehr einfach und ohne den Einsatz von Chemie beheben.
Solltest du eine kleine Blattlauskolonie an deinem Wilden Wein entdecken, reicht es in der Regel aus, diese mit einem scharfen Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch abzuspritzen. Wiederhole diesen Vorgang an einigen aufeinanderfolgenden Tagen, um auch die nachkommenden Tiere zu entfernen. Alternativ kannst du die befallenen Triebspitzen einfach abwischen oder eine milde Seifenlösung zur Bekämpfung einsetzen.
Die beste Vorbeugung gegen die ohnehin seltenen Schädlinge ist die Förderung von Nützlingen in deinem Garten. Marienkäfer und ihre Larven, Florfliegen und Schwebfliegen sind die natürlichen Feinde von Blattläusen und halten deren Populationen auf natürliche Weise in Schach. Ein naturnaher Garten mit einer Vielfalt an blühenden Pflanzen bietet diesen nützlichen Helfern Nahrung und Lebensraum und sorgt für ein biologisches Gleichgewicht, von dem auch dein Wilder Wein profitiert.
Abiotische schäden und physiologische störungen
Neben Krankheiten und Schädlingen können auch abiotische, also nicht-lebende Faktoren, zu Schäden am Wilden Wein führen. Dazu gehört beispielsweise Sonnenbrand, der an extrem heißen und sonnigen Standorten auftreten kann, insbesondere wenn die Pflanze zuvor unter Trockenstress litt. Die Blätter zeigen dann unregelmäßige, bräunliche bis papierartige Flecken an den Stellen, die der intensivsten Strahlung ausgesetzt waren. Eine ausreichende Wasserversorgung an Hitzetagen ist die beste Vorbeugung.
Frostschäden können vor allem an jungen, noch nicht vollständig verholzten Trieben im Spätwinter oder bei Spätfrösten im Frühjahr auftreten. Die betroffenen Triebe werden braun, welken und sterben ab. Dies ist in der Regel nur ein optisches Problem, da der robuste Wilde Wein aus dem älteren Holz problemlos wieder austreibt. Um Frostschäden zu minimieren, solltest du, wie bereits erwähnt, ab dem Spätsommer nicht mehr düngen, damit alle Triebe bis zum Winter gut ausreifen können.
Schäden durch die Haftscheiben der Pflanze sind ein häufiges Anliegen. An einer intakten, massiven Wand richten die Haftscheiben keinen Schaden an. Problematisch wird es bei rissigem Putz, Fugen oder Holzverkleidungen. Hier können die Ranken in Spalten eindringen und diese durch ihr Dickenwachstum sprengen. Auch beim Entfernen eines alten Wilden Weins bleiben die Haftscheiben oft hartnäckig an der Wand zurück. Diese lassen sich am besten mit einer harten Bürste und viel Wasser oder einem Hochdruckreiniger entfernen.
Ein kümmerlicher Wuchs oder blasse Blätter müssen nicht immer auf eine Krankheit oder einen Nährstoffmangel zurückzuführen sein. Oft sind die Ursachen in den Standortbedingungen zu finden. Ein zu schattiger Platz führt zu langen, dünnen Trieben und einer spärlichen Belaubung. Ein stark verdichteter oder dauerhaft nasser Boden hemmt das Wurzelwachstum und damit die gesamte Entwicklung der Pflanze. Eine sorgfältige Analyse des Standortes ist daher immer der erste Schritt bei der Ursachenforschung.