Der regelmäßige Schnitt ist eine der wichtigsten Pflegemaßnahmen bei der Kultivierung von Pfefferminze und dient weitaus mehr Zwecken als nur der Ernte. Ein fachgerechter Rückschnitt fördert einen kompakten, buschigen Wuchs, verhindert das Verkahlen der Pflanze von unten und regt die Bildung neuer, aromatischer Blätter an. Darüber hinaus hilft er, die Pflanze gesund zu halten, ihre Ausbreitung zu kontrollieren und sie optimal auf den Winter vorzubereiten. Wer die verschiedenen Schnitttechniken und die richtigen Zeitpunkte kennt, kann die Vitalität seiner Pfefferminze nachhaltig steigern und den Ernteertrag maximieren.
Der Ernteschnitt während der Saison
Der häufigste Schnitt bei der Pfefferminze ist der Ernteschnitt, der während der gesamten Wachstumsperiode von Frühling bis Herbst durchgeführt wird. Anstatt nur einzelne Blätter abzuzupfen, ist es für die Pflanze wesentlich vorteilhafter, ganze Triebspitzen zu schneiden. Man schneidet dabei immer oberhalb eines Blattpaares. An dieser Stelle wird sich die Pflanze verzweigen und zwei neue Triebe bilden, was zu einem buschigeren und dichteren Wuchs führt.
Der beste Zeitpunkt für die Ernte ist kurz bevor die Pflanze zu blühen beginnt, da zu diesem Zeitpunkt der Gehalt an ätherischen Ölen in den Blättern am höchsten ist. Dies ist in der Regel im Hochsommer, von Juni bis August, der Fall. Man kann jedoch kontinuierlich ernten, sobald die Pflanze eine Höhe von etwa 20 Zentimetern erreicht hat. Ein regelmäßiger Schnitt verhindert nicht nur die Blütenbildung, sondern sorgt auch für eine ständige Verjüngung der Pflanze.
Für eine größere Ernte, beispielsweise zum Trocknen, kann man die Pflanze bis auf etwa eine Handbreit über dem Boden zurückschneiden. Dies sollte idealerweise vor der Hauptblüte geschehen. Nach einem solch radikalen Schnitt treibt die Pfefferminze kräftig wieder aus und ermöglicht oft noch eine zweite, kleinere Ernte im Spätsommer. Es ist wichtig, der Pflanze nach einem starken Rückschnitt ausreichend Wasser und eventuell eine leichte Düngergabe zu geben, um den Neuaustrieb zu unterstützen.
Das verwendete Werkzeug, sei es eine Schere, ein Messer oder eine Sichel, sollte stets scharf und sauber sein. Ein glatter Schnitt verheilt schneller und bietet Krankheitserregern weniger Angriffsfläche als eine gequetschte oder gerissene Wundstelle. Die Ernte sollte am besten an einem trockenen Vormittag erfolgen, nachdem der Tau getrocknet ist, aber bevor die Mittagshitze die ätherischen Öle verflüchtigt.
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Der Formschnitt für einen kompakten Wuchs
Neben dem Ernteschnitt dient der Formschnitt dazu, die Pflanze ästhetisch ansprechend und kompakt zu halten. Ohne regelmäßigen Schnitt neigt die Pfefferminze dazu, lange, sparrige Triebe zu bilden und von der Basis her zu verholzen und zu verkahlen. Ein gezielter Formschnitt beugt dem vor und sorgt für eine dichte, buschige Pflanze mit vielen Blättern auch im unteren Bereich.
Der Formschnitt ist im Grunde identisch mit dem Schnitt zur Ernte von Triebspitzen. Durch das konsequente Entfernen der Spitzen wird die sogenannte Apikaldominanz gebrochen. Das bedeutet, die Energie der Pflanze wird nicht nur in das Längenwachstum des Haupttriebes gelenkt, sondern verteilt sich auf die darunterliegenden Seitentriebe, die dadurch zum Austrieb angeregt werden. Dieser Prozess führt zu einer starken Verzweigung.
Besonders bei jungen Pflanzen ist ein früher erster Schnitt wichtig, um von Anfang an eine gute Verzweigung anzulegen. Sobald die Jungpflanze eine Höhe von etwa 15-20 Zentimetern erreicht hat, sollten die Haupttriebe zum ersten Mal eingekürzt werden. Diese Maßnahme legt den Grundstein für eine kräftige, gut strukturierte Pflanze.
Bei in Töpfen kultivierter Pfefferminze ist der Formschnitt besonders wichtig, um eine ansprechende Optik zu erhalten und zu verhindern, dass die Triebe über den Topfrand hängen und abknicken. Ein regelmäßiges Stutzen der Triebe sorgt hier für eine schöne, kugelige oder polsterartige Wuchsform und maximiert die Erntemenge auf begrenztem Raum.
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Der Rückschnitt vor dem Winter
Ein kräftiger Rückschnitt im Herbst ist eine entscheidende Maßnahme zur Vorbereitung der Pfefferminze auf die Winterruhe. Dieser Schnitt sollte nach der letzten Ernte erfolgen, aber bevor die ersten starken Fröste einsetzen, also typischerweise im Oktober oder Anfang November. Dabei werden alle oberirdischen Pflanzenteile auf eine Höhe von etwa 5 bis 10 Zentimetern über dem Boden zurückgeschnitten.
Dieser radikale Herbstschnitt hat mehrere phytosanitäre Vorteile. Er entfernt alte Blätter und Stängel, an denen Pilzsporen, wie die des Minzrostes, oder die Eier von Schädlingen überwintern könnten. Dadurch wird der Krankheits- und Schädlingsdruck im folgenden Frühjahr erheblich reduziert. Das Schnittgut muss sorgfältig aus dem Beet entfernt werden, um keine Infektionsquelle zurückzulassen.
Zudem sorgt der Rückschnitt dafür, dass die Pflanze ihre gesamte Energie in das Wurzelsystem (die Rhizome) zurückzieht, was für die Überwinterung essenziell ist. Die oberirdischen Teile würden bei starkem Frost ohnehin absterben und könnten unter einer Schneedecke zu faulen beginnen, was wiederum Krankheiten fördern würde. Ein sauberer, kurzer Schnitt minimiert dieses Risiko.
Nach dem Rückschnitt kann der Wurzelbereich mit einer schützenden Schicht aus Laub, Kompost oder Tannenreisig abgedeckt werden. Dies schützt die unterirdischen Pflanzenteile vor extremen Temperaturen und Kahlfrösten. Im Frühjahr kann die Pflanze dann aus der geschützten Basis heraus kräftig und gesund neu austreiben.
Verjüngungsschnitt bei älteren Pflanzen
Nach einigen Jahren können Pfefferminzbestände, besonders im Zentrum, verkahlen und im Wuchs nachlassen. Die Pflanze neigt dazu, sich immer weiter nach außen auszubreiten, während der innere Bereich verholzt und weniger produktiv wird. Ein Verjüngungsschnitt, der idealerweise mit einer Teilung der Pflanze kombiniert wird, kann hier Abhilfe schaffen und den Bestand revitalisieren.
Der beste Zeitpunkt für diese Maßnahme ist das zeitige Frühjahr, kurz bevor der neue Austrieb beginnt. Die gesamte Pflanze wird mit einem Spaten großzügig ausgegraben. Anschließend wird der Wurzelballen von alter Erde befreit und genau inspiziert. Alte, verholzte und abgestorbene Mittelteile werden mit einem scharfen Messer oder Spaten herausgeschnitten und entsorgt.
Die gesunden, jungen und kräftig bewurzelten äußeren Teile des Wurzelstocks werden zur Neupflanzung verwendet. Man kann den Wurzelballen in mehrere faustgroße Stücke teilen, von denen jedes über genügend Wurzeln und sichtbare Triebknospen verfügen sollte. Diese Teilstücke werden dann in mit Kompost vorbereiteter Erde an einem neuen Standort oder an der gleichen Stelle neu eingepflanzt.
Diese radikale Verjüngung, die alle drei bis vier Jahre durchgeführt werden sollte, sorgt für durchgehend vitale und ertragreiche Pfefferminzpflanzen. Sie ist gleichzeitig eine effektive Methode zur Vermehrung und zur Kontrolle der Ausbreitung. Die neu gepflanzten Stücke wachsen in der Regel sehr schnell an und entwickeln sich rasch zu kräftigen Pflanzen.
Umgang mit der Blütenbildung
Pfefferminze, die für die Ernte der Blätter angebaut wird, sollte idealerweise nicht zur Blüte kommen. Sobald die Pflanze ihre Energie in die Entwicklung von Blüten und Samen steckt, lässt die Produktion von ätherischen Ölen in den Blättern nach. Das Aroma wird schwächer und manchmal sogar leicht bitter. Daher ist es das Ziel des Gärtners, die Blüte so lange wie möglich zu verhindern.
Sobald sich die ersten Blütenstände an den Triebspitzen zeigen, sollten diese umgehend abgeschnitten werden. Dies kann im Rahmen der normalen Ernte geschehen, indem man die Triebe einfach unterhalb des Blütenansatzes schneidet. Dieser Schnitt regt die Pflanze dazu an, ihre Energie wieder in die Bildung von Seitentrieben und Blättern zu investieren, was die Ernteperiode effektiv verlängert.
Lässt man die Pfefferminze blühen, hat dies jedoch auch Vorteile. Die lila-rosa Blüten sind sehr attraktiv für Bienen, Hummeln und andere bestäubende Insekten und stellen eine wertvolle Nahrungsquelle dar. Wer also einen Teil seiner Minze für die Insektenwelt blühen lassen möchte, kann dies tun, sollte sich aber bewusst sein, dass die Blätter dieser Triebe an Qualität verlieren.
Nach der Blüte ist ein kräftiger Rückschnitt der gesamten Pflanze empfehlenswert. Dies regt oft einen zweiten, frischen Austrieb an, dessen Blätter wieder aromatischer sind. In jedem Fall sollte man vermeiden, dass die Pflanze Samen bildet und sich unkontrolliert im Garten aussät, obwohl dies bei der hybriden Pfefferminze seltener zu sortenreinen Nachkommen führt.