Der Schnitt einer Plumeria ist eine wichtige Kulturmaßnahme, die, wenn sie korrekt und zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wird, die Form, die Gesundheit und die Blühfreudigkeit der Pflanze maßgeblich verbessern kann. Viele Hobbygärtner schrecken jedoch davor zurück, die Schere an ihre wertvolle Pflanze anzusetzen, aus Angst, ihr zu schaden. Mit dem nötigen Wissen über die Reaktion der Plumeria auf einen Schnitt und die richtigen Techniken kann diese Maßnahme jedoch zu einem sehr effektiven Werkzeug werden, um eine schönere und vitalere Pflanze zu formen. Ein Rückschnitt dient verschiedenen Zwecken: Er kann eine bessere Verzweigung anregen, die Pflanze verjüngen, sie in einer handhabbaren Größe für die Überwinterung halten oder beschädigte und kranke Triebe entfernen. Ein unüberlegter Schnitt zur falschen Zeit kann jedoch auch die Blüte für eine ganze Saison verhindern, daher ist eine sorgfältige Planung unerlässlich.
Grundsätzlich ist die Plumeria eine Pflanze, die auch ohne regelmäßigen Schnitt gut wächst und eine natürliche, oft schirmartige Krone entwickelt. Ein Schnitt ist also nicht zwingend notwendig, kann aber aus den genannten Gründen sehr vorteilhaft sein. Der wichtigste Grund für einen Schnitt ist oft die Förderung der Verzweigung. Eine junge Plumeria wächst oft lange Zeit als einzelner, unverzweigter Trieb. Ein Rückschnitt der Spitze zwingt die Pflanze dazu, unterhalb der Schnittstelle mehrere neue Seitentriebe zu bilden, was zu einer buschigeren und kompakteren Krone führt. Da Plumerias nur an den Triebspitzen blühen, führen mehr Triebe potenziell auch zu mehr Blütenständen.
Der ideale Zeitpunkt für einen Rückschnitt ist das späte Frühjahr oder der frühe Sommer, wenn die Pflanze aktiv wächst. Zu diesem Zeitpunkt verfügt sie über genügend Energie, um die Schnittwunden schnell zu verschließen und kräftig neu auszutreiben. Ein Schnitt im Herbst oder Winter ist nicht zu empfehlen, da die Wunden in der Ruhephase nur sehr langsam oder gar nicht heilen und somit eine Eintrittspforte für Fäulniserreger darstellen können. Zudem würde ein Herbstschnitt die für die nächste Saison bereits angelegten Blütenstände entfernen.
Für den Schnitt sollte immer ein sehr scharfes und sauberes Werkzeug verwendet werden, beispielsweise eine desinfizierte Gartenschere oder ein scharfes Messer. Eine glatte Schnittfläche heilt besser als eine gequetschte oder ausgefranste Wunde. Nach dem Schnitt tritt aus der Wunde der typische weiße Milchsaft aus. Dieser Saft ist giftig und kann Hautreizungen verursachen, daher ist das Tragen von Handschuhen dringend zu empfehlen. Man kann den Milchfluss stoppen, indem man die Schnittwunde kurz mit einem Tuch abtupft oder mit Wasser besprüht.
Die abgeschnittenen Triebe müssen nicht entsorgt werden. Gesunde, verholzte Triebstücke von mindestens 20 cm Länge eignen sich hervorragend als Stecklinge zur Vermehrung der Plumeria. Diese Stecklinge müssen, wie in einem früheren Kapitel beschrieben, zunächst an der Schnittstelle gut abtrocknen, bevor sie zum Bewurzeln in Substrat gesteckt werden können. Auf diese Weise kann aus einem notwendigen Schnitt eine neue Pflanze gewonnen werden.
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Ziele des Rückschnitts
Ein Formschnitt dient dazu, die Wuchsform der Plumeria zu korrigieren und eine ästhetisch ansprechende, gut proportionierte Krone zu erzielen. Lange, kahle Triebe können eingekürzt werden, um eine bessere Verzweigung anzuregen und die Pflanze kompakter zu halten. Quer wachsende oder sich reibende Äste sollten ebenfalls entfernt werden, um eine luftige Kronenstruktur zu schaffen. Eine gute Luftzirkulation im Inneren der Krone ist wichtig, um Pilzkrankheiten vorzubeugen. Ziel ist eine harmonische Form, die zur Größe des Kübels und zum Standort passt.
Ein Erhaltungsschnitt konzentriert sich auf die Gesundheit der Pflanze. Dabei werden alle toten, beschädigten oder kranken Pflanzenteile entfernt. Abgestorbenes Holz sollte bis ins gesunde, grüne Gewebe zurückgeschnitten werden. Auch Triebe, die Anzeichen von Fäulnis oder starkem Schädlingsbefall zeigen, müssen großzügig entfernt werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Dieser Art von Schnitt kann bei Bedarf das ganze Jahr über durchgeführt werden, wobei größere Eingriffe möglichst in die Wachstumsperiode gelegt werden sollten.
Ein Verjüngungsschnitt kann bei älteren, verkahlten und blühfaulen Pflanzen notwendig werden. Dabei werden ältere, unproduktive Äste radikaler zurückgeschnitten, um die Pflanze anzuregen, aus der Basis oder aus tiefer liegenden „schlafenden Augen“ neue, vitale Triebe zu bilden. Ein solcher starker Eingriff sollte gut überlegt und am besten über zwei bis drei Jahre verteilt werden, um die Pflanze nicht zu überfordern. Nach einem radikalen Rückschnitt wird die Blüte in der Regel für ein bis zwei Jahre aussetzen, bis sich die neuen Triebe entwickelt haben.
Ein weiterer praktischer Grund für einen Rückschnitt ist die Größenkontrolle. Insbesondere bei Kübelpflanzen, die im Haus überwintert werden müssen, kann die Größe zu einem Problem werden. Ein gezielter Rückschnitt im Frühjahr kann die Pflanze auf eine handhabbare Größe reduzieren, bevor sie ins Freie gestellt wird. Dabei sollte man jedoch bedenken, dass jeder abgeschnittene Trieb eine potenzielle Blüte für die kommende Saison ist. Es gilt also abzuwägen zwischen einer kompakten Pflanze und einer maximalen Blütenfülle.
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Der richtige Zeitpunkt
Wie bereits angedeutet, ist der Zeitpunkt des Schnitts von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Maßnahme und die Reaktion der Pflanze. Das Frühjahr, nach der Winterruhe und mit dem Beginn des neuen Austriebs, ist der beste Zeitpunkt für die meisten Schnittarbeiten, insbesondere für den Formschnitt und die Anregung der Verzweigung. Die Pflanze mobilisiert zu diesem Zeitpunkt alle ihre Energiereserven für das Wachstum, was eine schnelle Wundheilung und einen kräftigen Neuaustrieb fördert. Ein Schnitt im März oder April ist ideal.
Der Frühsommer ist ebenfalls ein möglicher Zeitraum für Schnittmaßnahmen. Die Pflanze ist in vollem Wachstum, und die Reaktion auf den Schnitt ist in der Regel sehr gut. Ein Schnitt zu diesem Zeitpunkt kann jedoch die Blüte in der aktuellen Saison verzögern oder reduzieren, da die Pflanze zunächst Energie in den Neuaustrieb an den Schnittstellen investieren muss. Wenn das Hauptziel die Blüte im selben Jahr ist, sollte der Schnitt so früh wie möglich im Frühjahr erfolgen.
Ein Schnitt im Spätsommer oder Herbst ist unbedingt zu vermeiden. Die Pflanze bereitet sich zu diesem Zeitpunkt auf die Winterruhe vor und stellt ihr Wachstum langsam ein. Schnittwunden würden nur sehr langsam heilen und ein hohes Risiko für Infektionen mit Pilzen oder Bakterien darstellen, die über den Winter zu Fäulnis führen können. Zudem würde man die bereits für das nächste Jahr angelegten Blütenknospen, die sich an den Triebspitzen befinden, entfernen und sich so um die Blüte des Folgejahres bringen.
Die einzige Ausnahme von dieser Regel ist der Entfernungsschnitt von akut kranken oder frisch abgebrochenen Ästen. Solche „Notfallschnitte“ sind jederzeit notwendig, um weiteren Schaden von der Pflanze abzuwenden. Dabei sollte die Schnittstelle so sauber wie möglich gehalten und der Eingriff auf das Nötigste beschränkt werden.
Schnitttechniken
Die grundlegende Technik besteht darin, den Schnitt immer knapp über einem nach außen weisenden Blattknoten oder einer Blattachsel (einem „schlafenden Auge“) anzusetzen. Der Schnitt sollte leicht schräg ausgeführt werden, sodass Wasser von der Schnittfläche ablaufen kann und sich nicht darauf sammelt. Aus den Augen direkt unterhalb der Schnittstelle werden sich dann die neuen Triebe entwickeln. Wenn man die Verzweigung fördern möchte, schneidet man einen längeren Trieb auf die gewünschte Höhe zurück. In der Regel bilden sich dann zwei bis drei neue Triebe direkt unterhalb des Schnitts.
Beim sogenannten „Pinzieren“ werden nur die weichen, obersten Triebspitzen mit den Fingernägeln oder einer kleinen Schere abgeknipst. Diese sehr sanfte Methode wird bei jungen, noch nicht verholzten Trieben angewendet, um deren Längenwachstum zu stoppen und die Bildung von Seitentrieben anzuregen. Pinzieren kann während der gesamten Wachstumsperiode durchgeführt werden und führt zu sehr kompakten, gut verzweigten Pflanzen, ohne dass größere Wunden entstehen.
Das Auslichten ist eine weitere wichtige Technik, bei der ganze Triebe an ihrer Basis entfernt werden. Dies ist sinnvoll, wenn die Krone zu dicht wird, sich Äste überkreuzen oder um schwache, nach innen wachsende Triebe zu entfernen. Das Auslichten verbessert die Luftzirkulation und den Lichteinfall in die Krone, was die Pflanzengesundheit fördert und das Risiko von Pilzerkrankungen reduziert.
Nach dem Schnitt ist es wichtig, die Pflanze gut zu versorgen, um die Regeneration zu unterstützen. Eine ausgewogene Wasser- und Nährstoffversorgung (Düngung erst wieder aufnehmen, wenn der Neuaustrieb sichtbar ist) hilft der Pflanze, schnell neue Triebe und Blätter zu bilden. Stelle die frisch geschnittene Pflanze an einen hellen und warmen Platz, um den Neuaustrieb zu fördern.
Reaktion der Pflanze auf den Schnitt
Die Reaktion einer Plumeria auf einen Rückschnitt ist in der Regel sehr positiv, sofern er korrekt durchgeführt wird. Die Pflanze reagiert auf die Entfernung der Triebspitze (dem Ort der höchsten Konzentration von wachstumshemmenden Hormonen) mit der Aktivierung von seitlichen Knospen unterhalb der Schnittstelle. Dies führt zur gewünschten Verzweigung. Die Stärke des Neuaustriebs hängt von der Vitalität der Pflanze und den allgemeinen Wachstumsbedingungen ab.
Es ist wichtig zu verstehen, dass eine Plumeria nach einem Rückschnitt eines Triebes an diesem Trieb in der gleichen Saison nicht mehr blühen wird. Die Blütenstände bilden sich immer an den Spitzen von ausgereiften Trieben. Wenn diese Spitze entfernt wird, muss sich erst ein neuer Trieb bilden und ausreifen, bevor er blühfähig ist. Dies dauert in der Regel bis zur nächsten Saison. Ein großflächiger Rückschnitt bedeutet also immer auch einen Verzicht auf Blüten in der unmittelbaren Zukunft.
Die Heilung der Schnittwunden ist ein wichtiger Prozess. Bei gesunden Pflanzen bildet sich an der Schnittstelle ein Kallus, der die Wunde verschließt und vor dem Eindringen von Krankheitserregern schützt. Bei kühlem oder feuchtem Wetter kann dieser Prozess länger dauern. Einige Gärtner behandeln größere Schnittflächen mit Holzkohlepulver oder einem Wundverschlussmittel, um die Heilung zu unterstützen und Infektionen vorzubeugen, obwohl dies bei Plumerias nicht zwingend notwendig ist.
Manchmal treibt eine Plumeria nach einem Schnitt nur mit einem einzigen neuen Trieb wieder aus, anstatt sich zu verzweigen. Dies kann passieren, wenn die Pflanze nicht genügend Energie hat oder die Bedingungen nicht optimal sind. In einem solchen Fall kann man den neuen Trieb nach einiger Zeit erneut pinzieren, um doch noch die gewünschte Verzweigung zu erzwingen. Geduld und eine gute Pflege sind nach jedem Schnitt der Schlüssel zum Erfolg.