Die erfolgreiche Überwinterung ist für Plumeria-Liebhaber in gemäßigten Klimazonen die größte Herausforderung und zugleich der entscheidende Schlüssel für eine mehrjährige Kultur und die ersehnte Blütenpracht im folgenden Sommer. Als tropische Pflanze ist die Plumeria nicht frosttolerant und muss die kalte Jahreszeit an einem geschützten Ort verbringen. Diese Ruhephase, auch Dormanz genannt, ist ein natürlicher und wichtiger Teil ihres Lebenszyklus. Sie ermöglicht der Pflanze, Energie zu sparen und Kraft für den Neuaustrieb und die Blütenbildung in der nächsten Saison zu sammeln. Eine korrekt durchgeführte Überwinterung legt den Grundstein für eine gesunde und blühfreudige Pflanze, während Fehler in dieser kritischen Phase oft zu Schäden oder sogar zum Verlust der Pflanze führen können.
Der richtige Zeitpunkt, um die Plumeria ins Winterquartier zu bringen, wird durch die Außentemperaturen bestimmt. Sobald die Nachttemperaturen dauerhaft unter 10 bis 12 Grad Celsius fallen, ist es Zeit zu handeln. Warte nicht auf den ersten Frost, da bereits leichte Minusgrade zu irreparablen Schäden am Zellgewebe der Pflanze führen können. Bevor die Pflanze ins Haus kommt, sollte sie gründlich auf Schädlinge wie Spinnmilben oder Wollläuse untersucht werden, um zu verhindern, dass diese sich im Winterquartier ausbreiten. Befallene Pflanzen sollten entsprechend behandelt werden, bevor sie zu anderen Kübelpflanzen gestellt werden.
Das ideale Winterquartier für eine Plumeria ist hell und kühl. Optimale Temperaturen liegen zwischen 10 und 15 Grad Celsius. Geeignete Orte sind beispielsweise ein helles, unbeheiztes Treppenhaus, ein kühler Wintergarten oder ein frostfreier, heller Kellerraum. Bei einer solchen kühlen Überwinterung wird die Pflanze höchstwahrscheinlich alle ihre Blätter abwerfen. Dies ist ein völlig normaler Vorgang und kein Grund zur Sorge. Eine blattlose, ruhende Pflanze benötigt so gut wie kein Wasser, was die Pflege während des Winters erheblich vereinfacht.
Sollte kein kühler und heller Raum zur Verfügung stehen, ist auch eine wärmere Überwinterung in einem Wohnraum möglich. In diesem Fall benötigt die Plumeria jedoch einen sehr hellen Standort, am besten direkt an einem Südfenster, um so viel Licht wie möglich zu erhalten. Bei Temperaturen über 18 Grad Celsius wird sie wahrscheinlich ihre Blätter behalten und keine vollständige Ruhephase einlegen. Dies bedeutet, dass sie weiterhin, wenn auch sehr sparsam, gegossen werden muss. Diese Art der Überwinterung ist für die Pflanze anstrengender und kann die Blühfreudigkeit im nächsten Jahr beeinträchtigen.
Eine weitere, platzsparende Methode ist die dunkle und trockene Überwinterung der wurzelnackten Pflanze. Hierbei wird die Plumeria ausgetopft, die Erde vorsichtig von den Wurzeln entfernt und die Pflanze dann an einem kühlen, dunklen Ort (z.B. im Keller) gelagert. Der Stamm und die Wurzeln können in Zeitungspapier eingewickelt werden, um sie vor Austrocknung zu schützen. Diese Methode ist nur für etablierte, robuste Pflanzen geeignet und erfordert im Frühjahr eine sorgfältige Reaktivierung.
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Vorbereitung auf das Winterquartier
Die Vorbereitung auf die Überwinterung beginnt bereits im Spätsommer. Ab etwa Ende August oder Anfang September sollte die Düngung vollständig eingestellt werden. Dies signalisiert der Pflanze, ihr Wachstum langsam einzustellen und sich auf die bevorstehende Ruhephase vorzubereiten. Die Triebe können so besser ausreifen und verholzen, was sie widerstandsfähiger gegen die Herausforderungen des Winters macht. Eine Weiterdüngung würde das Wachstum unnatürlich anregen und zu weichen, anfälligen Trieben führen.
Parallel zur Einstellung der Düngung werden auch die Wassergaben schrittweise reduziert. Da die Temperaturen sinken und die Tage kürzer werden, verbraucht die Pflanze weniger Wasser. Das Substrat sollte zwischen den Gießvorgängen nun länger abtrocknen dürfen. Diese Reduzierung der Feuchtigkeit hilft ebenfalls, die Pflanze auf die Dormanz vorzubereiten und minimiert das Risiko von Wurzelfäule, das bei kühleren Temperaturen steigt.
Bevor die Plumeria ihren endgültigen Platz im Winterquartier einnimmt, ist eine gründliche Inspektion unerlässlich. Untersuche die Ober- und Unterseiten aller Blätter, die Blattachseln und die Rinde sorgfältig auf Anzeichen von Schädlingen. Spinnmilben, Woll- oder Schildläuse, die im Sommer im Freien kaum ein Problem darstellten, können sich in der trockenen Luft des Winterquartiers explosionsartig vermehren. Ein präventives Absprühen der Pflanze mit einer leichten Seifenlösung oder einem Mittel auf Rapsölbasis kann helfen, unliebsame Gäste von vornherein zu eliminieren.
Gegebenenfalls kann vor dem Einräumen auch ein leichter Rückschnitt erfolgen. Abgestorbene oder beschädigte Äste sollten entfernt werden. Ein starker Rückschnitt zur Formgebung ist zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht ideal, da die Schnittwunden im Winter nur langsam heilen. Wenn die Pflanze zu sperrig für das Winterquartier ist, können einzelne Triebe eingekürzt werden. Die abgeschnittenen, gesunden Triebe können dann im Frühjahr als Stecklinge zur Vermehrung verwendet werden.
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Pflege während der Winterruhe
Die Pflegemaßnahmen während des Winters sind minimal, aber entscheidend. Bei der idealen kühlen und hellen Überwinterung, bei der die Pflanze ihre Blätter abgeworfen hat, wird das Gießen fast vollständig eingestellt. Die Pflanze befindet sich in einer tiefen Ruhephase und hat praktisch keinen Wasserbedarf. Alle vier bis sechs Wochen kann ein sehr kleiner Schluck Wasser gegeben werden, gerade genug, um zu verhindern, dass die feinsten Haarwurzeln komplett austrocknen. Das Substrat sollte sich aber die meiste Zeit über trocken anfühlen.
Bei einer wärmeren Überwinterung, bei der die Plumeria ihre Blätter behält, ist die Situation etwas anders. Die Pflanze ist nicht vollständig inaktiv und betreibt weiterhin in geringem Maße Fotosynthese und Verdunstung. Daher benötigt sie auch weiterhin Wasser, aber deutlich weniger als im Sommer. Die Fingerprobe ist hier unerlässlich: Gieße erst, wenn das Substrat auch in mehreren Zentimetern Tiefe trocken ist. Die Gießintervalle können sich auf zwei, drei oder sogar vier Wochen verlängern. Staunässe ist unter den lichtarmen Bedingungen des Winters besonders gefährlich.
Unabhängig von der Überwinterungsmethode ist eine regelmäßige Kontrolle der Pflanze auf Schädlinge auch während des Winters wichtig. Besonders in warmen Räumen können sich Spinnmilben schnell ausbreiten. Kontrolliere die Pflanze alle ein bis zwei Wochen. Achte auch auf den Zustand des Stammes. Weiche, schrumpelige Stellen können ein Anzeichen für Fäulnis sein und erfordern sofortiges Handeln.
Die Belüftung des Winterquartiers sollte nicht vernachlässigt werden. Regelmäßiges, kurzes Stoßlüften an frostfreien Tagen sorgt für frische Luft und beugt der Entstehung von Pilzkrankheiten vor. Stehende, feuchte Luft ist ein idealer Nährboden für Krankheitserreger. Zugluft sollte dabei jedoch vermieden werden, da sie die Pflanze zusätzlich stresst. Eine gute Luftzirkulation ist ein einfacher, aber effektiver Beitrag zur Gesunderhaltung der Plumeria im Winter.
Das Auswintern im Frühjahr
Das Ende der Winterruhe wird durch die länger werdenden Tage und steigenden Temperaturen im Frühjahr eingeleitet. Ein typisches Zeichen für das Erwachen der Plumeria ist das Anschwellen der Knospen an den Triebspitzen und das Erscheinen der ersten kleinen Blättchen, oft als „Krallen“ bezeichnet. Dies ist das Signal, die Pflegemaßnahmen langsam wieder an die beginnende Wachstumsphase anzupassen. Der genaue Zeitpunkt variiert je nach Überwinterungsort und Witterung, liegt aber meist im März oder April.
Mit dem Erscheinen der ersten Blätter kann auch das Gießen langsam wieder aufgenommen werden. Beginne mit kleinen Wassermengen, um die noch wenig aktiven Wurzeln nicht zu überfordern. Die Wassermenge und -häufigkeit wird dann schrittweise gesteigert, parallel zum Wachstum der Blätter. Eine zu frühe und zu reichliche Bewässerung kann die noch schlafenden Wurzeln schädigen und zu Fäulnis führen. Geduld ist in dieser Phase entscheidend.
Das Frühjahr ist auch der ideale Zeitpunkt für das Umtopfen, falls dies notwendig sein sollte. Wenn der Topf vollständig durchwurzelt ist, kann die Plumeria nun in ein etwas größeres Gefäß mit frischem, gut drainierendem Substrat umgepflanzt werden. Auch ein Formschnitt oder das Entfernen von im Winter eventuell eingetrockneten Triebspitzen kann jetzt erfolgen. Die Schnittwunden heilen in der beginnenden Wachstumsphase schnell und die Pflanze treibt kräftig neu aus.
Die Pflanze sollte nicht direkt vom Winterquartier in die pralle Sonne ins Freie gestellt werden. Die neuen, zarten Blätter sind noch nicht an die intensive UV-Strahlung gewöhnt und würden verbrennen. Nach den Eisheiligen Mitte Mai, wenn keine Frostgefahr mehr besteht, kann die Plumeria nach draußen umziehen. Sie sollte zunächst für ein bis zwei Wochen an einem schattigen oder halbschattigen Platz stehen und schrittweise an die direkte Sonne gewöhnt werden. Diese Akklimatisierung ist essenziell für einen gesunden Start in die Sommersaison. Erst wenn die Pflanze vollständig an die Sonne gewöhnt ist, wird auch wieder mit der regelmäßigen Düngung begonnen.
Häufige Probleme bei der Überwinterung
Eines der häufigsten Probleme während der Überwinterung ist die bereits erwähnte Wurzelfäule durch zu häufiges oder zu reichliches Gießen. Insbesondere bei kühler Überwinterung ist der Wasserbedarf der ruhenden Pflanze nahe null. Viele Pflanzenliebhaber neigen dazu, aus Sorge vor dem Austrocknen zu viel zu gießen, was bei Plumerias fast immer zu fatalen Folgen führt. Weniger ist im Winter definitiv mehr. Ein trockener Wurzelballen ist weitaus weniger schädlich als ein nasser.
Ein weiteres Problem, vor allem bei warmer Überwinterung, ist der Schädlingsbefall. Die trockene Heizungsluft in Wohnräumen schafft ideale Bedingungen für Spinnmilben. Ein Befall schwächt die Pflanze zusätzlich in einer ohnehin schon stressigen Phase. Regelmäßige Kontrollen und eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit durch Besprühen oder Luftbefeuchter können hier vorbeugen.
Manchmal kommt es vor, dass Triebspitzen während des Winters schwarz werden und eintrocknen. Dies wird als „Black Tip“ bezeichnet und kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter Stress durch den Standortwechsel, zu kalte Temperaturen oder Pilzinfektionen. In der Regel ist dies kein gravierendes Problem. Die betroffenen Spitzen können im Frühjahr einfach bis ins gesunde, grüne Gewebe zurückgeschnitten werden. Die Pflanze wird dann an dieser Stelle seitlich neu austreiben.
Ein ungeduldiges und zu frühes „Wecken“ der Pflanze im Frühjahr ist ebenfalls ein häufiger Fehler. Gibt man der Pflanze zu früh und zu viel Wasser und Dünger, während die Wurzeln noch inaktiv sind, kann dies zu Wurzelschäden führen. Der Rhythmus sollte von der Pflanze selbst vorgegeben werden. Erst wenn sie deutliche Anzeichen von neuem Wachstum zeigt, werden die Pflegemaßnahmen intensiviert. Die Beobachtung der Pflanze ist der beste Ratgeber.