Die korrekte Überwinterung ist für die meisten Passionsblumenarten in unserem Klima entscheidend, um die kalte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen und im nächsten Frühjahr wieder kraftvoll durchzutreiben. Da die meisten der über 500 Passiflora-Arten aus tropischen und subtropischen Regionen stammen, sind nur die wenigsten von ihnen winterhart. Die Überwinterungsstrategie hängt daher maßgeblich von der jeweiligen Art und Sorte ab, die du kultivierst. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Überwinterung von Kübelpflanzen in einem frostfreien Quartier und der Kultur von winterharten Arten, die mit entsprechendem Schutz im Freiland verbleiben können. Eine sorgfältige Vorbereitung und die Wahl des richtigen Winterquartiers sind der Schlüssel zum Erfolg.
Die Vorbereitung auf die Überwinterung beginnt bereits im Spätsommer. Reduziere ab Ende August oder Anfang September schrittweise die Düngergaben, um das Wachstum zu verlangsamen. Dies gibt den bereits vorhandenen Trieben die Möglichkeit, besser auszureifen und zu verholzen, was sie widerstandsfähiger gegen Kälte macht. Neue, weiche Triebe, die im Herbst noch gebildet werden, sind besonders frostempfindlich. Stelle die Düngung ab Oktober vollständig ein und reduziere auch die Wassergaben entsprechend den kühleren Temperaturen und dem nachlassenden Wachstum.
Bevor die Pflanze ins Winterquartier umzieht, solltest du sie gründlich auf Schädlinge wie Spinnmilben, Wollläuse oder Schildläuse untersuchen. Im warmen und oft trockenen Winterquartier können sich diese ungehindert vermehren und die geschwächte Pflanze erheblich schädigen. Kontrolliere insbesondere die Blattunterseiten und die Blattachseln. Bei einem Befall solltest du die Pflanze noch im Freien behandeln, beispielsweise durch Abduschen mit Wasser oder die Anwendung eines geeigneten biologischen Pflanzenschutzmittels. Nur eine gesunde und schädlingsfreie Pflanze sollte überwintert werden.
Der richtige Zeitpunkt für den Umzug ins Winterquartier ist gekommen, wenn die ersten leichten Nachtfröste angekündigt werden. Passionsblumen vertragen in der Regel kurzzeitig Temperaturen um den Gefrierpunkt, sollten aber keinesfalls starkem oder langanhaltendem Frost ausgesetzt werden. Ein leichter Kältereiz kann sogar vorteilhaft sein, da er der Pflanze signalisiert, in die Winterruhe überzugehen. Räume die Pflanze an einem trockenen Tag ein, um die Einschleppung von Feuchtigkeit und damit verbundenen Pilzkrankheiten zu minimieren.
Vor dem Einräumen ist oft ein Rückschnitt notwendig, um die Pflanze handlicher zu machen und Platz im Winterquartier zu sparen. Schneide die langen Triebe auf eine Länge von etwa 30 bis 50 cm zurück. Dies reduziert die Blattmasse, über die die Pflanze im Winter Wasser verdunstet, und erleichtert die Kontrolle auf Schädlinge. Keine Sorge, die Passionsblume treibt im Frühjahr aus den verbliebenen Trieben oder sogar aus der Basis wieder kräftig aus, da die meisten Arten am neuen Holz blühen.
Das ideale Winterquartier
Das perfekte Winterquartier für nicht winterharte Passionsblumen ist hell und kühl. Eine ideale Temperatur liegt zwischen 5 und 10 Grad Celsius. Je kühler der Standort, desto weniger Licht benötigt die Pflanze, da ihr Stoffwechsel fast zum Erliegen kommt. Geeignete Räume sind beispielsweise unbeheizte Wintergärten, kühle Treppenhäuser mit Fenster, helle Keller oder frostfreie Garagen mit einer Lichtquelle. Ein heller Standort ist immer einem dunklen vorzuziehen, da die Pflanze so einen Teil ihrer Blätter behalten kann und im Frühjahr schneller wieder startet.
Eine Überwinterung in einem warmen Wohnzimmer ist ebenfalls möglich, aber deutlich anspruchsvoller. Die Kombination aus hohen Temperaturen (über 18 Grad) und dem geringen Lichtangebot im Winter führt oft zu einem sogenannten Geilwuchs. Die Pflanze treibt lange, dünne und schwache Triebe mit kleinen Blättern aus, die sehr anfällig für Schädlinge, insbesondere Spinnmilben, sind. Wenn eine warme Überwinterung unumgänglich ist, wähle den hellstmöglichen Standort, beispielsweise direkt an einem Südfenster, und sorge für eine erhöhte Luftfeuchtigkeit durch regelmäßiges Besprühen.
Unabhängig von der Temperatur ist eine gute Luftzirkulation im Winterquartier wichtig, um die Ausbreitung von Pilzkrankheiten wie Grauschimmel zu verhindern. Lüfte den Raum daher an frostfreien Tagen regelmäßig, aber vermeide kalte Zugluft. Stelle die Pflanzen nicht zu dicht aneinander, damit die Luft zwischen ihnen zirkulieren kann. Eine regelmäßige Kontrolle alle ein bis zwei Wochen ist während des gesamten Winters unerlässlich.
Während der Überwinterung im kühlen Quartier ist der Wasserbedarf extrem gering. Gieße nur so viel, dass der Wurzelballen nicht vollständig austrocknet. Je nach Temperatur und Topfgröße kann dies bedeuten, dass du nur alle vier bis acht Wochen eine kleine Menge Wasser geben musst. Die Erde sollte sich an der Oberfläche immer trocken anfühlen, bevor du erneut gießt. Zu viel Feuchtigkeit in Kombination mit Kälte ist die häufigste Ursache für das Absterben der Pflanze im Winter, da sie schnell zu Wurzelfäulnis führt.
Überwinterung winterharter Arten im Freiland
Einige wenige Passionsblumenarten, allen voran die Blaue Passionsblume (Passiflora caerulea) und ihre Sorten, sowie spezielle Züchtungen, gelten in milden Regionen als bedingt winterhart. Das bedeutet, sie können Temperaturen bis etwa -10 oder -15 Grad Celsius überstehen, wenn sie gut etabliert sind und einen entsprechenden Winterschutz erhalten. Pflanze diese Sorten an einen geschützten Standort, beispielsweise vor eine nach Süden ausgerichtete Hauswand, wo sie von der abstrahlenden Wärme profitieren.
Der wichtigste Schutz für im Freiland überwinternde Passionsblumen betrifft den Wurzelbereich. Vor dem ersten starken Frost solltest du den Boden um die Basis der Pflanze herum großzügig mit einer dicken Schicht aus Laub, Reisig, Stroh oder Rindenmulch abdecken. Diese Mulchschicht wirkt wie eine isolierende Decke und schützt die Wurzeln und die Basis der Pflanze vor dem Durchfrieren. Eine Höhe von 20 bis 30 cm ist hierbei ideal.
Die oberirdischen Triebe der Passionsblume frieren im Winter in der Regel zurück. Dies ist ein normaler Prozess und kein Grund zur Sorge. Auch wenn die Triebe absterben, treibt die Pflanze im späten Frühjahr, oft erst im Mai, aus der geschützten Basis oder den überlebenden Wurzeln wieder kräftig aus. Du kannst die erfrorenen Triebe im Frühjahr, wenn keine starken Fröste mehr zu erwarten sind, bis kurz über dem Boden zurückschneiden, um Platz für den Neuaustrieb zu schaffen.
Ein zusätzlicher Schutz für die unteren Triebe kann durch das Umwickeln mit Vlies, Jutesäcken oder Schilfmatten erreicht werden. Dies schützt nicht nur vor Frost, sondern auch vor der Wintersonne, die in Verbindung mit Frost zu Rissen in der Rinde führen kann. Besonders junge, noch nicht voll etablierte Pflanzen profitieren in den ersten Jahren von einem solchen umfassenden Winterschutz. Denke daran, an frostfreien Tagen den Boden zu kontrollieren und bei Bedarf leicht zu wässern, um ein Austrocknen zu verhindern.
Auswintern und Start in die neue Saison
Das Auswintern der Passionsblume im Frühjahr ist ein ebenso wichtiger Schritt wie das Einwintern im Herbst. Ein zu frühes oder abruptes Ausräumen kann die Pflanze schädigen. Der richtige Zeitpunkt ist gekommen, wenn keine starken Spätfröste mehr zu erwarten sind, in der Regel nach den Eisheiligen Mitte Mai. Beginne damit, die Pflanze langsam wieder an die Außenbedingungen zu gewöhnen, ein Prozess, der als Abhärten bezeichnet wird.
Stelle die Pflanze zunächst für einige Stunden an einen schattigen, windgeschützten Platz. Direktes, pralles Sonnenlicht würde die an das Winterlicht gewöhnten Blätter verbrennen. Verlängere die Zeit im Freien über mehrere Tage hinweg und gewöhne die Pflanze schrittweise an mehr Sonne. Nach etwa ein bis zwei Wochen hat sich die Passionsblume an das Klima gewöhnt und kann an ihren endgültigen Sommerstandort umziehen.
Dies ist auch der ideale Zeitpunkt für einen kräftigen Rückschnitt und das Umtopfen. Schneide alle schwachen, im Winter gebildeten Triebe sowie abgestorbene oder beschädigte Zweige zurück. Kürze die Haupttriebe auf einige wenige Augen ein, um einen buschigen und kräftigen Neuaustrieb zu fördern. Wenn der Topf vollständig durchwurzelt ist, gönne der Pflanze frisches, nährstoffreiches Substrat in einem etwas größeren Gefäß.
Nach dem Umtopfen und dem Start des neuen Wachstums beginnst du auch langsam wieder mit dem Gießen und Düngen. Erhöhe die Wassermenge parallel zum Wachstum der neuen Triebe und dem Anstieg der Temperaturen. Mit der ersten Düngung wartest du am besten, bis sich die Pflanze etabliert hat und deutlich neues Wachstum zeigt, in der Regel etwa drei bis vier Wochen nach dem Umtopfen. Mit dieser sorgfältigen Pflege wird deine Passionsblume schnell zu alter Stärke zurückfinden und dich mit einer reichen Blüte belohnen.