Selbst der am besten gepflegte zitronenbaum ist nicht gänzlich vor krankheiten und schädlingen gefeit. Als gärtner ist es entscheidend, die anzeichen eines problems frühzeitig zu erkennen, um schnell und effektiv handeln zu können. Eine proaktive herangehensweise, die auf regelmäßiger kontrolle und der schaffung optimaler wachstumsbedingungen basiert, ist die beste verteidigung. Ein geschwächter baum, der unter stress durch falsche bewässerung, nährstoffmangel oder einen ungeeigneten standort leidet, wird weitaus anfälliger für den befall durch insekten oder die infektion durch pilze sein. Die kenntnis der häufigsten plagegeister und krankheitsbilder ist daher unerlässlich, um die gesundheit deines zitrusfreundes langfristig zu sichern.
Die regelmäßige und gründliche inspektion deines zitronenbaums sollte zur routine gehören. Untersuche dabei nicht nur die oberseite der blätter, sondern widme deine aufmerksamkeit besonders den blattunterseiten, den blattachseln und den jungen triebspitzen. Hier verstecken sich schädlinge am liebsten. Achte auf veränderungen wie klebrige ablagerungen (honigtau), feine gespinste, kleine punkte, verformte blätter oder weiße, watteartige gebilde. Je früher du einen befall entdeckst, desto einfacher und schonender lässt er sich in der regel bekämpfen.
Starke, gesunde pflanzen besitzen eine natürliche widerstandskraft. Die beste prävention gegen krankheiten und schädlinge ist daher eine optimale pflege. Sorge für einen sonnigen, luftigen standort, der die blätter nach einem regenschauer schnell abtrocknen lässt und so pilzinfektionen erschwert. Vermeide staunässe um jeden preis, da sie die wurzeln schädigt und dem baum seine abwehrkräfte raubt. Eine ausgewogene düngung stärkt das pflanzengewebe und macht es für saugende insekten weniger attraktiv.
Besondere aufmerksamkeit erfordert der zitronenbaum im winterquartier. Die bedingungen hier sind oft nicht ideal: weniger licht, trockene heizungsluft und eine eingeschränkte luftzirkulation schaffen ein perfektes umfeld für schädlinge wie spinnmilben und läuse. Kontrolliere die pflanze im winter wöchentlich und sorge für eine möglichst hohe luftfeuchtigkeit, indem du die blätter regelmäßig mit wasser besprühst oder wasserschalen aufstellst. Ein heller und kühler überwinterungsstandort ist nicht nur für die pflanze ideal, sondern auch für die meisten schädlinge unattraktiv.
Solltest du einen befall feststellen, ist es wichtig, die schädlinge oder krankheitssymptome korrekt zu identifizieren, um die richtige behandlungsmethode zu wählen. Oftmals reichen biologische oder mechanische bekämpfungsmethoden aus, besonders bei einem beginnenden befall. Der einsatz von chemischen pflanzenschutzmitteln sollte immer die letzte option sein, insbesondere wenn du die früchte deines baumes ernten und verzehren möchtest.
Häufige saugende schädlinge
Zu den verbreitetsten schädlingen an zitronenbäumen gehören saugende insekten, die sich vom nährstoffreichen pflanzensaft ernähren und die pflanze dadurch schwächen. Spinnmilben sind winzige, oft rötliche spinnentiere, die besonders bei trockener, warmer luft auftreten. Ein befall macht sich durch feine, helle sprenkel auf den blättern und bei starkem befall durch zarte gespinste an den triebspitzen und zwischen den blättern bemerkbar. Zur bekämpfung solltest du die luftfeuchtigkeit erhöhen und die pflanze gründlich mit wasser abduschen. Nützlinge wie raubmilben oder pflanzenschutzmittel auf basis von neem- oder rapsöl sind ebenfalls sehr wirksam.
Schildläuse sind eine weitere hartnäckige plage. Sie sitzen meist unbeweglich als kleine, braune oder gräuliche, gewölbte schilde an den trieben und den unterseiten der blattadern. Sie saugen pflanzensaft und scheiden klebrigen honigtau aus, der oft von rußtaupilzen besiedelt wird und zu einem schwarzen belag auf den blättern führt. Bei leichtem befall können die läuse mit einem in spiritus getauchten wattestäbchen abgetupft werden. Bei stärkerem befall helfen ölhaltige präparate, die die atmungsorgane der läuse blockieren.
Woll- oder schmierläuse sind leicht an ihren weißen, watteartigen wachsausscheidungen zu erkennen und sitzen oft in versteckten blattachseln oder an den wurzeln (wurzenläuse). Auch sie scheiden honigtau aus und schwächen die pflanze durch ihre saugtätigkeit. Die bekämpfungsmethoden ähneln denen bei schildläusen: mechanisches entfernen bei geringem befall, der einsatz von ölpräparaten oder nützlingen wie marienkäferlarven oder schlupfwespen. Eine gute belüftung der pflanze kann einem befall vorbeugen.
Blattläuse befallen vor allem die jungen, weichen triebspitzen und blätter. Sie sind oft in großen kolonien zu finden und führen zu verkrüppelten und eingerollten blättern. Auch sie produzieren honigtau. Blattläuse lassen sich oft schon mit einem kräftigen wasserstrahl abspülen. Eine lösung aus schmierseife und wasser ist ebenfalls ein bewährtes hausmittel. Natürliche feinde wie marienkäfer, florfliegenlarven und schlupfwespen helfen, eine population in schach zu halten.
Pilzkrankheiten und ihre ursachen
Pilzkrankheiten treten an zitronenbäumen meist dann auf, wenn die bedingungen für den pilz günstig sind, also vor allem bei hoher feuchtigkeit und schlechter luftzirkulation. Der bereits erwähnte rußtau ist eigentlich kein direkter schädling, sondern ein pilz, der auf dem von läusen ausgeschiedenen honigtau wächst. Er bildet einen schwarzen, abwischbaren belag auf blättern und trieben, der die photosynthese behindert. Die eigentliche ursache, der läusebefall, muss bekämpft werden, dann verschwindet auch der rußtaupilz mit der zeit oder kann abgewaschen werden.
Eine ernstere bedrohung ist die wurzelfäule, verursacht durch pilze wie phytophthora. Sie ist fast immer die folge von staunässe, also einer zu gut gemeinten bewässerung in einem schlecht drainierten substrat. Die symptome sind oft unspezifisch: die pflanze welkt, obwohl die erde nass ist, die blätter werden gelb und fallen ab. Im fortgeschrittenen stadium werden die wurzeln braun, matschig und riechen faulig. Die einzige rettung ist schnelles handeln: topfe den baum aus, entferne großzügig alle befallenen wurzelteile und das alte substrat, und topfe ihn in frische, trockene zitruserde. Anschließend nur sehr sparsam gießen.
Echter mehltau zeigt sich als weißer, abwischbarer belag auf den blättern und trieben und tritt vor allem bei schönwetterperioden mit hoher luftfeuchtigkeit auf. Falscher mehltau hingegen bildet einen gräulich-violetten sporenrasen auf der blattunterseite. Zur vorbeugung ist ein luftiger standort entscheidend. Bei befall sollten die betroffenen teile entfernt werden. Spritzungen mit einer mischung aus milch und wasser (1:9) können helfen, die ausbreitung einzudämmen.
Die colletotrichum-welke oder anthraknose kann zu blattflecken, dem absterben von zweigen (zweigsterben) und fruchtfäule führen. Sie wird durch feuchtigkeit und wärme begünstigt. Entferne befallene pflanzenteile großzügig und sorge für eine bessere belüftung der krone durch einen lichten schnitt. Der einsatz von fungiziden ist im hobbyanbau selten notwendig und sollte gut überlegt sein. Eine gute pflanzenhygiene, bei der herabgefallenes laub entfernt wird, reduziert das infektionspotential.
Physiologische störungen und mangelerscheinungen
Nicht alle probleme am zitronenbaum werden durch schädlinge oder pilze verursacht. Oftmals handelt es sich um physiologische störungen, die auf pflegefehler oder ungünstige standortbedingungen zurückzuführen sind. Das plötzliche abwerfen von grünen blättern, insbesondere nach einem standortwechsel (z.b. beim einräumen ins winterquartier), ist eine typische stressreaktion. Die pflanze reagiert auf die veränderten licht- und temperaturverhältnisse. Sorge für einen möglichst schonenden übergang und einen hellen standort im winterquartier, dann erholt sich der baum in der regel wieder.
Blattchlorosen, also gelbe blätter, sind ein sehr häufiges phänomen und deuten meist auf einen nährstoffmangel oder einen falschen pH-wert des bodens hin. Wie bereits im kapitel zur düngung beschrieben, ist die eisenchlorose (junge blätter gelb, adern grün) am weitesten verbreitet und wird durch einen zu hohen pH-wert verursacht. Eine gleichmäßige aufhellung älterer blätter deutet auf stickstoffmangel hin. Eine gezielte düngung mit einem hochwertigen zitrusdünger und die verwendung von saurer erde und kalkarmem wasser sind hier die lösung.
Braune und trockene blattspitzen oder -ränder sind oft ein zeichen für zu trockene luft, unregelmäßige bewässerung (ballentrockenheit) oder eine zu hohe salzkonzentration im substrat durch überdüngung oder hartes gießwasser. Erhöhe die luftfeuchtigkeit, achte auf eine gleichmäßigere bewässerung und spüle das substrat gelegentlich durch, indem du so lange gießt, bis das wasser ausgiebig aus den drainagelöchern läuft. Dies hilft, überschüssige salze zu entfernen.
Das abwerfen von blüten oder kleinen, jungen früchten ist bis zu einem gewissen grad ein natürlicher prozess, mit dem der baum seinen ertrag an seine ressourcen anpasst. Fällt jedoch ein großteil der früchte ab, kann dies auf stressfaktoren wie wassermangel, nährstoffmangel, starke temperaturschwankungen oder einen plötzlichen standortwechsel zurückzuführen sein. Eine konstante und gute pflege während dieser sensiblen phase ist entscheidend für einen guten fruchtansatz.
Biologische und mechanische bekämpfungsmethoden
Bevor du zu chemischen mitteln greifst, solltest du immer das arsenal an biologischen und mechanischen bekämpfungsmethoden ausschöpfen. Die mechanische bekämpfung ist bei einem geringen befall oft am effektivsten. Dazu zählt das absammeln von schädlingen per hand, das abduschen der pflanze mit einem kräftigen wasserstrahl (besonders bei blattläusen und spinnmilben) oder das abwischen von schild- und wolläusen mit einem in seifenlauge oder spiritus getränkten tuch. Betroffene blätter oder triebe können auch einfach herausgeschnitten und entsorgt werden.
Pflanzliche präparate bieten eine umweltfreundliche alternative. Produkte auf basis von neemöl sind sehr wirksam gegen eine vielzahl von schädlingen. Der wirkstoff azadirachtin stört die entwicklung und fortpflanzung der insekten. Präparate auf basis von rapsöl oder kaliseife wirken als kontaktmittel, indem sie die atmungsorgane der schädlinge verkleben. Diese mittel müssen die schädlinge direkt treffen, um wirksam zu sein, daher ist eine gründliche benetzung der gesamten pflanze, einschließlich der blattunterseiten, wichtig.
Der einsatz von nützlingen ist eine elegante und nachhaltige methode der schädlingsbekämpfung. Marienkäfer und ihre larven sind gefräßige blattlausvertilger. Florfliegenlarven fressen neben blattläusen auch spinnmilben und wolläuse. Spezifische nützlinge wie raubmilben gegen spinnmilben oder schlupfwespen gegen woll- und schildläuse können im fachhandel bestellt und gezielt ausgesetzt werden. Diese methode funktioniert am besten in geschlossenen räumen wie gewächshäusern oder wintergärten, kann aber auch auf dem balkon erfolgreich sein.
Die stärkung der pflanze selbst ist ein weiterer wichtiger aspekt der biologischen kontrolle. Pflanzenstärkungsmittel, zum beispiel auf basis von algenextrakten oder schachtelhalmbrühe, können die zellwände festigen und die allgemeine widerstandsfähigkeit der pflanze gegen krankheiten und schädlinge erhöhen. Eine gesunde pflanze in einem gesunden substrat mit einem aktiven bodenleben ist immer die beste voraussetzung, um probleme gar nicht erst entstehen zu lassen.
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