Obwohl quittenbäume als vergleichsweise robust und widerstandsfähig gelten, sind sie nicht gänzlich immun gegen krankheiten und den befall durch schädlinge. Eine aufmerksame beobachtung des baumes und das wissen um die häufigsten probleme sind entscheidend, um frühzeitig eingreifen und größere schäden verhindern zu können. Viele probleme lassen sich durch präventive maßnahmen, wie die wahl des richtigen standortes, eine ausgewogene pflege und einen sachgerechten schnitt, von vornherein vermeiden. Ein gesunder, vitaler baum in einem optimalen umfeld ist die beste verteidigung gegen pathogene und schadinsekten. Sollte es dennoch zu einem befall kommen, ist ein schnelles und gezieltes handeln gefragt, wobei biologische und pflanzenstärkende mittel oft eine wirksame und umweltfreundliche alternative zu chemischen pestiziden darstellen.
Die mit abstand gefährlichste und am meisten gefürchtete krankheit bei quitten, wie auch bei anderen kernobstgewächsen, ist der feuerbrand. Diese hochansteckende krankheit wird durch das bakterium Erwinia amylovora verursacht und kann unter günstigen bedingungen, insbesondere bei feucht-warmem wetter während der blüte, zu einem rasanten absterben von blüten, trieben, ästen und im schlimmsten fall des gesamten baumes führen. Ein typisches symptom sind die wie verbrannt aussehenden, schwarzbraun verfärbten und hakenförmig nach unten gekrümmten triebspitzen. An infizierten stellen kann bei feuchtem wetter ein schleimiger bakterientropfen austreten.
Die bekämpfung des feuerbrandes ist äußerst schwierig, da es keine direkten heilmittel gibt. Die wichtigste maßnahme ist die prävention und ein radikales vorgehen bei einem befall. Zur vorbeugung sollte auf eine übermäßige stickstoffdüngung verzichtet werden, da diese zu weichem, anfälligem gewebe führt. Bei einem befall müssen alle infizierten äste und triebe umgehend und großzügig, mindestens 50 zentimeter tief ins gesunde holz, zurückgeschnitten werden. Das schnittwerkzeug muss nach jedem einzelnen schnitt gründlich mit hochprozentigem alkohol oder einer speziellen lösung desinfiziert werden, um eine verschleppung der bakterien zu verhindern. Das anfallende schnittgut darf auf keinen fall kompostiert werden, sondern muss sicher entsorgt, am besten verbrannt werden. In vielen regionen besteht zudem eine meldepflicht für feuerbrandbefall beim zuständigen pflanzenschutzamt.
Eine weitere häufige krankheit ist die blattbräune (Diplocarpon mespili), eine pilzinfektion, die vor allem in feuchten sommern auftritt. Sie äußert sich durch kleine, runde, braun-schwarze flecken auf den blättern, die sich allmählich vergrößern und zusammenfließen. Bei starkem befall vergilben die blätter und fallen vorzeitig ab, was den baum schwächt und die qualität der früchte beeinträchtigen kann. Auch auf den früchten können schwarze, leicht eingesunkene flecken entstehen, die das fruchtfleisch hart und ungenießbar machen.
Die beste vorbeugung gegen die blattbräune ist ein luftiger kronenaufbau, der durch einen regelmäßigen auslichtungsschnitt erreicht wird. Wenn die blätter nach einem regen schnell abtrocknen können, hat der pilz schlechtere bedingungen, um sich auszubreiten. Herabgefallenes laub muss im herbst sorgfältig entfernt und entsorgt werden, da der pilz darin überwintert und im frühjahr eine neuinfektion auslöst. Bei beginnendem befall können spritzungen mit pflanzenstärkungsmitteln wie schachtelhalm- oder brennnesselbrühe helfen, die abwehrkräfte des baumes zu stärken. In hartnäckigen fällen kann der einsatz von kupferhaltigen präparaten im frühjahr vor dem austrieb erwogen werden, sollte aber aufgrund der umweltauswirkungen die letzte option sein.
Häufige schädlinge und ihre bekämpfung
Auf der seite der schädlinge ist der apfelwickler (Cydia pomonella) einer der bekanntesten übeltäter, der auch quitten nicht verschont. Der kleine schmetterling legt seine eier auf den jungen früchten oder blättern ab, und die daraus schlüpfenden raupen bohren sich in die frucht ein. Sie fressen sich bis zum kerngehäuse vor und hinterlassen ihre mit kot gefüllten fraßgänge, was die frucht ungenießbar macht und zu vorzeitigem fruchtfall führt. Ein befall ist oft an einem kleinen bohrloch an der fruchtoberfläche zu erkennen, aus dem braunes kotmehl austritt.
Zur bekämpfung des apfelwicklers haben sich biologische methoden bewährt. Das aufhängen von pheromonfallen im frühjahr hilft, den flug der männlichen falter zu überwachen und den höhepunkt der flugaktivität zu bestimmen. Dies ist der optimale zeitpunkt, um nützlinge wie schlupfwespen (Trichogramma) freizulassen, die die eier des apfelwicklers parasitieren. Auch das anbringen von wellpappegürteln um den stamm im juni kann helfen, da sich die erwachsenen raupen auf dem weg zur verpuppung darin verstecken und dann einfach mit dem gürtel entfernt und vernichtet werden können. Das konsequente absammeln und entsorgen von befallenen, am baum hängenden oder heruntergefallenen früchten reduziert den schädlingsdruck für das nächste jahr erheblich.
Blattläuse sind ebenfalls häufige gäste an quittenbäumen, insbesondere an den jungen, saftigen triebspitzen im frühjahr. Sie saugen den pflanzensaft und scheiden klebrigen honigtau aus, auf dem sich später rußtaupilze ansiedeln können, die die blätter schwarz verfärben. Ein starker befall kann zu gekräuselten blättern, verkümmerten trieben und einer allgemeinen schwächung des baumes führen. Oft werden blattläuse von ameisen „gehalten“ und beschützt, die sich vom honigtau ernähren.
Die bekämpfung von blattläusen sollte so früh wie möglich beginnen. Bei einem leichten befall reicht es oft aus, die läuse mit einem scharfen wasserstrahl abzuspritzen oder die befallenen triebspitzen mit den fingern abzustreifen. Bei stärkerem befall helfen spritzungen mit hausmitteln wie einer seifenlauge (kaliseife) oder einem sud aus brennnesseln. Die wichtigste und nachhaltigste methode ist jedoch die förderung von natürlichen feinden der blattläuse. Marienkäfer und ihre larven, florfliegenlarven und schwebfliegen sind eifrige blattlausvertilger. Durch das schaffen eines nützlingsfreundlichen gartens mit blumenwiesen, insektenhotels und dem verzicht auf breitbandinsektizide stellt sich oft ein natürliches gleichgewicht ein.
Weniger bekannte, aber relevante probleme
Neben den genannten hauptproblemen gibt es noch weitere krankheiten und schädlinge, die an quitten auftreten können, auch wenn sie seltener sind. Dazu gehört der echte mehltau, ein pilz, der sich als weißer, mehlartiger belag auf blättern, trieben und jungen früchten zeigt. Er tritt vor allem bei trocken-warmer witterung auf und kann durch spritzungen mit einer mischung aus milch und wasser oder mit netzschwefel bekämpft werden. Auch hier ist ein luftiger kronenschnitt die beste vorbeugung.
Ein weiteres problem kann die monilia-fruchtfäule sein, die vor allem reifende früchte befällt. Der pilz dringt oft durch kleine verletzungen in der fruchthaut, zum beispiel durch fraßstellen von insekten, ein. Es bilden sich braune, faule stellen, auf denen sich später konzentrische ringe aus grau-weißen sporenlagern zeigen. Die befallenen früchte schrumpfen, trocknen ein und bleiben oft als „fruchtmumien“ über den winter am baum hängen. Diese mumien sind eine infektionsquelle für das nächste jahr und müssen unbedingt entfernt und entsorgt werden.
Unter den schädlingen können gelegentlich auch gespinstmotten auftreten, deren raupen ganze astpartien oder im extremfall den ganzen baum mit einem dichten, weißen gespinst überziehen und die blätter darunter kahl fressen. Obwohl der anblick dramatisch ist, erholt sich ein gesunder baum meist gut von einem solchen befall. Die gespinste können mit den darin befindlichen raupen herausgeschnitten oder mit einem starken wasserstrahl zerstört werden.
Die bäume sollten auch regelmäßig auf anzeichen von holzzerstörenden pilzen wie dem obstbaumkrebs untersucht werden. Dieser pilz dringt durch wunden in der rinde ein und führt zu wucherungen und offenen, krebsartigen wunden an ästen und stamm. Befallene stellen müssen großzügig bis ins gesunde holz ausgeschnitten werden, um eine weitere ausbreitung zu verhindern. Größere schnittwunden sollten mit einem wundverschlussmittel geschützt werden.
Präventive maßnahmen als schlüssel zum erfolg
Die effektivste strategie im umgang mit krankheiten und schädlingen ist die prävention. Ein gesunder baum ist wie ein gesunder mensch: er hat ein starkes immunsystem und ist weniger anfällig für infektionen. Die grundlage dafür wird bereits bei der pflanzung gelegt. Die wahl einer robusten, für den standort geeigneten sorte kann das risiko für bestimmte krankheiten von vornherein minimieren. Ein sonniger, luftiger standort sorgt dafür, dass die blätter schnell abtrocknen, was pilzkrankheiten entgegenwirkt.
Eine ausgewogene ernährung ohne stickstoffüberbetonung ist entscheidend. Zu viel stickstoff führt zu weichem, mastigem gewebe, das ein leichtes ziel für saugende insekten und pilzinfektionen darstellt. Eine düngung mit kompost und eine kaliumbetonte ernährung stärken hingegen das pflanzengewebe und die abwehrkräfte. Eine gleichmäßige wasserversorgung ohne trockenstress oder staunässe trägt ebenfalls zur vitalität des baumes bei.
Der schnitt ist ein weiteres wichtiges instrument der prävention. Ein regelmäßiger auslichtungsschnitt sorgt für eine gut durchlüftete krone, in der sich krankheitserreger schlechter festsetzen können. Das entfernen von totem, krankem oder sich kreuzendem holz reduziert potenzielle eintrittspforten für infektionen. Das schnittwerkzeug sollte dabei immer sauber und scharf sein, um glatte schnittwunden zu erzeugen, die schnell heilen.
Die förderung der biodiversität im garten ist ein weiterer zentraler punkt. Ein garten, der lebensraum für eine vielzahl von nützlingen wie vögel, insekten und spinnen bietet, hat ein eingebautes, funktionierendes regulierungssystem. Hecken, blühstreifen, teiche und nistkästen locken die natürlichen feinde der schädlinge an und helfen, deren populationen in schach zu halten. Dieser ganzheitliche ansatz ist die nachhaltigste und befriedigendste art, seine quittenbäume gesund zu erhalten.
Der integrierte pflanzenschutz
Der ansatz des integrierten pflanzenschutzes fasst die genannten strategien zusammen und stellt eine moderne, umweltbewusste herangehensweise dar. Er basiert auf der kombination verschiedener maßnahmen, wobei chemisch-synthetische pflanzenschutzmittel nur als letztes mittel (ultima ratio) und nach sorgfältiger abwägung eingesetzt werden. Die priorität liegt auf vorbeugenden (präventiven) und biotechnischen sowie biologischen verfahren.
Die erste stufe des integrierten pflanzenschutzes sind die kulturtechnischen maßnahmen. Dazu gehören die standortwahl, die sortenwahl, die bodenpflege, die düngung, die bewässerung und der schnitt. Ziel ist es, dem quittenbaum optimale wachstumsbedingungen zu bieten und seine natürliche widerstandsfähigkeit zu maximieren. Ein großteil der potenziellen probleme kann bereits auf dieser ebene vermieden werden.
Die zweite stufe umfasst die biotechnischen und physikalischen verfahren. Hierzu zählen der einsatz von pheromonfallen zur überwachung des schädlingsfluges, das anbringen von leimringen oder wellpappegürteln am stamm oder das abdecken der kulturen mit netzen. Auch das manuelle absammeln von schädlingen oder befallenen pflanzenteilen gehört in diese kategorie. Diese methoden greifen gezielt in die entwicklung der schaderreger ein, ohne die umwelt stark zu belasten.
Die dritte stufe ist der biologische pflanzenschutz, also der gezielte einsatz von nützlingen. Dies kann durch die förderung der natürlich vorkommenden nützlinge im garten oder durch den zukauf und das ausbringen von gezüchteten nützlingen wie schlupfwespen oder raubmilben geschehen. Dieser ansatz nutzt die natürlichen feind-beute-beziehungen im ökosystem. Erst wenn alle diese maßnahmen nicht zum erfolg führen, kann in ausnahmefällen der einsatz eines zugelassenen und möglichst nützlingsschonenden pflanzenschutzmittels erwogen werden.