Die erfolgreiche pflanzung und vermehrung der quitte legt den grundstein für einen gesunden, ertragreichen baum, der über jahrzehnte hinweg den garten bereichert. Obwohl quitten als relativ pflegeleicht gelten, sind die ersten schritte – die auswahl des richtigen standortes, die vorbereitung des bodens und die korrekte pflanztechnik – von entscheidender bedeutung für das anwachsen und die zukünftige entwicklung. Eine sorgfältig durchgeführte pflanzung minimiert den stress für den jungen baum und ermöglicht ihm, schnell ein kräftiges wurzelsystem zu etablieren. Ebenso bietet die vermehrung die faszinierende möglichkeit, aus einem bestehenden baum neue, identische pflanzen zu ziehen und so die lieblingssorte zu erhalten oder zu teilen. Mit dem richtigen wissen über die verschiedenen methoden kann jeder gärtner seine eigenen quittenbäume heranziehen.
Die vorbereitung für die pflanzung beginnt mit der sorgfältigen auswahl des standortes, denn dieser beeinflusst maßgeblich die gesundheit und den fruchtansatz des baumes. Quitten lieben die wärme und benötigen einen vollsonnigen, geschützten platz, um ihre früchte vollständig ausreifen zu lassen und ihr volles aroma zu entwickeln. Ein standort, der vor kalten ostwinden geschützt ist, beispielsweise durch eine hauswand oder eine hecke, ist ideal, da die frühen blüten empfindlich auf spätfröste reagieren können. Der boden sollte tiefgründig, humus- und nährstoffreich sowie gut durchlässig sein, denn quittenwurzeln reagieren sehr empfindlich auf staunässe, die zu wurzelfäule führen kann. Schwere lehmböden sollten daher vor der pflanzung durch die einarbeitung von sand und reifem kompost verbessert werden, um die drainage und belüftung zu optimieren.
Der beste zeitpunkt für die pflanzung von wurzelnackten quittenbäumen ist der herbst, von oktober bis november, da der boden dann noch warm genug ist, um die bildung neuer wurzeln vor dem winter anzuregen. Dies verschafft dem baum einen wachstumsvorsprung im frühjahr. Containerpflanzen hingegen können fast das ganze jahr über gepflanzt werden, solange der boden nicht gefroren ist, wobei sich das frühjahr und der herbst ebenfalls am besten eignen. Vor der pflanzung wird ein pflanzloch ausgehoben, das mindestens doppelt so breit und tief wie der wurzelballen sein sollte. Die sohle des pflanzlochs wird tiefgründig gelockert, um den wurzeln das eindringen in tiefere bodenschichten zu erleichtern und verdichtungen aufzubrechen.
Die eigentliche pflanzung erfordert sorgfalt, um die empfindlichen wurzeln nicht zu beschädigen und dem baum den bestmöglichen start zu geben. Bei wurzelnackter ware werden die wurzeln vor dem pflanzen für einige stunden in wasser gestellt und eventuell beschädigte oder abgeknickte wurzelteile mit einer scharfen schere sauber abgeschnitten. Der baum wird so in das loch gesetzt, dass die veredelungsstelle – die verdickung am stammgrund – deutlich sichtbar, etwa eine handbreit über dem bodenniveau liegt. Das pflanzloch wird dann mit einer mischung aus dem aushub und hochwertigem kompost oder pflanzerde aufgefüllt, wobei der baum leicht gerüttelt wird, damit die erde alle hohlräume zwischen den wurzeln füllt. Nach dem auffüllen wird die erde leicht angetreten und ein gießrand geformt, bevor der baum kräftig und durchdringend eingeschlämmt wird, um einen guten bodenschluss zu gewährleisten.
Ein stützpfahl, der vor dem einsetzen des baumes in das pflanzloch eingeschlagen wird, gibt dem jungen baum in den ersten jahren halt und schützt ihn vor windbruch. Der pfahl sollte auf der seite der hauptwindrichtung platziert werden, um zu verhindern, dass der stamm gegen ihn scheuert. Die befestigung erfolgt mit einem breiten, elastischen band oder einem kokosstrick in form einer acht, um ein einschnüren in die wachsende rinde zu vermeiden. Eine abschließende mulchschicht aus kompost oder rindenmulch um den stamm herum hilft, die bodenfeuchtigkeit zu bewahren, das unkrautwachstum zu unterdrücken und den boden mit wertvollen nährstoffen zu versorgen.
Vermehrung durch stecklinge
Eine der gängigsten und einfachsten methoden zur vermehrung von quitten ist die verwendung von stecklingen, genauer gesagt steckhölzern. Diese methode hat den vorteil, dass sie genetisch identische nachkommen, also klone der mutterpflanze, hervorbringt und somit die sorteneigenschaften zuverlässig erhalten bleiben. Der beste zeitpunkt für das schneiden von steckhölzern ist im späten herbst oder frühen winter, nach dem laubfall, wenn sich die triebe in der vegetationsruhe befinden. Man wählt dafür gesunde, kräftige, einjährige triebe, die etwa bleistiftstark sind und gut ausgereiftes holz aufweisen.
Die gewonnenen triebe werden in etwa 20 bis 30 zentimeter lange stücke geschnitten, wobei der untere schnitt direkt unter einem auge (einer knospe) und der obere schnitt schräg über einem auge angesetzt wird. Diese schnittführung hilft später bei der orientierung, welches ende nach unten in die erde gesteckt werden muss. Die unteren blätter werden entfernt, während am oberen ende zwei bis drei knospen belassen werden. Um die bewurzelung zu fördern, kann das untere ende des steckholzes in ein bewurzelungspulver getaucht werden, obwohl quitten oft auch ohne diese hilfe gut wurzeln schlagen.
Die vorbereiteten steckhölzer werden dann tief in einen topf mit einer mischung aus sand und anzuchterde oder direkt an einer geschützten, schattigen stelle im garten gesteckt. Dabei sollten nur noch die obersten knospen aus der erde herausschauen, um die verdunstung zu minimieren. Der boden muss während des gesamten winters und im frühjahr gleichmäßig feucht, aber nicht nass gehalten werden. Eine abdeckung mit einem vlies oder das aufstellen in einem kalten kasten kann die erfolgsquote erhöhen, da sie vor starkem frost und austrocknendem wind schützt.
Im laufe des frühjahrs, wenn die temperaturen steigen, beginnen die steckhölzer bei erfolgreicher bewurzelung auszutreiben. Es ist wichtig, geduld zu haben, da die wurzelbildung einige zeit in anspruch nehmen kann. Die jungen pflanzen sollten das erste jahr an ihrem geschützten platz verbringen, um ein kräftiges wurzelsystem zu entwickeln, bevor sie im folgenden herbst an ihren endgültigen standort im garten umgepflanzt werden. Diese methode erfordert zwar etwas geduld, ist aber eine sehr kostengünstige und befriedigende art, neue quittenbäume zu gewinnen.
Vermehrung durch veredelung
Die veredelung ist eine gärtnerische technik, die vor allem im professionellen obstbau zur anwendung kommt, aber auch von ambitionierten hobbygärtnern erlernt werden kann. Bei dieser methode wird ein edelreis, also ein triebstück der gewünschten quittensorte, auf eine unterlage, eine junge, bewurzelte pflanze, aufgebracht. Der vorteil liegt darin, dass man die eigenschaften von zwei verschiedenen pflanzen kombinieren kann: die robustheit, wuchsstärke und bodenverträglichkeit der unterlage mit den hochwertigen fruchteigenschaften der edelsorte. Als unterlagen für quitten werden oft spezielle quittentypen wie die ‚Quitte A‘ oder weißdorn (Crataegus monogyna) verwendet.
Die gängigste veredelungsmethode für quitten ist die kopulation im winter oder die okulation (das einsetzen eines auges) im sommer. Bei der kopulation werden unterlage und edelreis mit einem schrägen, glatten schnitt versehen, passgenau aufeinandergesetzt und fest mit einem veredelungsband umwickelt, um die schnittstellen vor austrocknung zu schützen und das zusammenwachsen zu fördern. Dieser vorgang erfordert ein scharfes, sauberes messer und präzises arbeiten, damit die kambiumschichten beider teile genau aufeinanderliegen, denn nur so können sie miteinander verwachsen.
Die okulation wird typischerweise im juli oder august durchgeführt, wenn die rinde der unterlage sich gut vom holz lösen lässt („im saft steht“). Hierbei wird kein ganzes triebstück, sondern nur eine einzelne knospe (ein „auge“) mit einem kleinen rindenstück von der edelsorte entnommen und in einen t-förmigen schnitt in der rinde der unterlage eingesetzt. Anschließend wird die stelle ebenfalls fest mit einem speziellen, elastischen band umwickelt, wobei das auge selbst frei bleibt. Wächst das auge an, treibt es im nächsten frühjahr aus und bildet den neuen stamm der gewünschten sorte.
Die veredelung ermöglicht nicht nur die gezielte vermehrung hochwertiger sorten, sondern kann auch genutzt werden, um mehrere sorten auf einem einzigen baum zu kultivieren, was besonders für kleine gärten interessant ist. Es ist eine anspruchsvolle, aber sehr lohnende technik, die ein tiefes verständnis für die physiologie der pflanzen erfordert. Erfolgreich veredelte bäume sind in der regel robuster und wachsen besser als stecklingsvermehrte pflanzen und kommen zudem früher in den ertrag.
Vermehrung durch absenkern
Eine weitere, sehr naturnahe und einfache methode zur vermehrung von quitten ist das absenken, welches sich besonders für strauchartig wachsende quitten eignet. Bei dieser technik wird ein langer, biegsamer, bodennaher trieb der mutterpflanze zum boden heruntergebogen, ohne ihn von der pflanze zu trennen. An der stelle, an der der trieb den boden berührt, wird die rinde leicht verletzt oder angeritzt, um die wurzelbildung zu stimulieren. Dieser teil des triebes wird dann in eine kleine, mit kompost gefüllte rille im boden gelegt und mit erde bedeckt, wobei die triebspitze aus der erde herausschauen muss.
Um den trieb sicher im boden zu fixieren, kann er mit einem steinhaken oder einem gebogenen draht befestigt werden. Die erde über dem abgesenkten teil muss konstant feucht gehalten werden, um die bewurzelung zu fördern. Da der absenker weiterhin von der mutterpflanze versorgt wird, ist die erfolgsquote dieser methode sehr hoch. Im laufe der vegetationsperiode bilden sich an der verletzten stelle neue wurzeln.
Gegen ende des sommers oder im herbst des folgejahres, wenn der absenker ein eigenes, starkes wurzelsystem gebildet hat, kann er von der mutterpflanze getrennt werden. Dazu wird der verbindungstrieb einfach mit einer scharfen schere oder spaten durchtrennt. Die neue, junge quittenpflanze wird dann vorsichtig ausgegraben und kann entweder direkt an ihren endgültigen standort gepflanzt oder für ein weiteres jahr im topf weiterkultiviert werden, um noch kräftiger zu werden.
Das absenken ist eine schonende vermehrungsmethode, die keine besonderen werkzeuge oder fähigkeiten erfordert und fast immer zum erfolg führt. Sie eignet sich hervorragend, um eine kleine anzahl neuer pflanzen zu gewinnen, insbesondere wenn man einen liebgewonnenen strauch im garten verjüngen oder an freunde weitergeben möchte. Die so gewonnenen pflanzen sind ebenfalls genetisch identisch mit der mutterpflanze und behalten alle ihre sortentypischen eigenschaften bei.
Die wahl der richtigen sorte und unterlage
Der erfolg der quittenkultur beginnt bereits vor der pflanzung mit der bewussten auswahl der richtigen sorte und, falls es sich um einen veredelten baum handelt, der passenden unterlage. Die sortenwahl sollte sich nach den klimatischen bedingungen des gartens, dem verfügbaren platz und den persönlichen vorlieben bezüglich des geschmacks und der verarbeitungseigenschaften richten. Es gibt früh reifende sorten, die auch in etwas raueren lagen gute erträge bringen, und spät reifende, die ein mildes weinbauklima für eine volle ausreifung benötigen. Einige sorten sind zudem widerstandsfähiger gegen krankheiten wie feuerbrand oder blattbräune, was den pflegeaufwand erheblich reduzieren kann.
Die unterlage, auf die eine edelsorte veredelt ist, hat einen erheblichen einfluss auf die wuchsstärke, die standfestigkeit und die anpassungsfähigkeit des baumes an bestimmte bodenverhältnisse. Schwach wachsende unterlagen wie ‚Quitte A‘ oder ‚Quitte C‘ eignen sich gut für kleinere gärten oder die kultur als spindelbusch, da die bäume kleiner bleiben und früher in den ertrag kommen. Diese unterlagen stellen jedoch höhere ansprüche an den boden und die nährstoffversorgung und sind weniger tolerant gegenüber trockenheit oder kalkhaltigen böden.
Stärker wachsende unterlagen, wie zum beispiel sämlinge oder weißdorn (Crataegus), ergeben größere, langlebigere bäume, die auch mit weniger optimalen bodenbedingungen besser zurechtkommen. Solche bäume benötigen mehr platz und einen konsequenteren schnitt, sind aber oft robuster und widerstandsfähiger. Die wahl der unterlage sollte also gut überlegt sein und auf die größe des gartens sowie die bodenqualität abgestimmt werden. Eine fachkundige beratung in einer guten baumschule ist hierbei von unschätzbarem wert.
Letztendlich ist die kombination aus einer für den standort geeigneten sorte und einer passenden unterlage der schlüssel zu einem langlebigen und ertragreichen quittenbaum. Die investition in eine qualitativ hochwertige jungpflanze aus einer seriösen quelle zahlt sich über die jahre durch gesünderes wachstum und reichere ernten aus. Wer sich die zeit nimmt, die richtige wahl zu treffen, legt den besten grundstein für viele jahre freude an den duftenden, goldenen früchten aus dem eigenen garten.