Die Bartblume ist ein Paradebeispiel für eine Pflanze, die in kargen Bedingungen wahre Schönheit entfaltet. Ihre natürliche Genügsamkeit bedeutet, dass sie einen sehr geringen Nährstoffbedarf hat und in nährstoffarmen, gut durchlässigen Böden am besten gedeiht. Eine übermäßige Düngung ist nicht nur überflüssig, sondern schadet der Pflanze nachhaltig. Ein Überangebot an Nährstoffen, insbesondere an Stickstoff, führt zu einem mastigen Wachstum mit langen, weichen Trieben, die anfällig für Krankheiten und Schädlinge sind. Zudem geht diese unnatürliche Wuchskraft zulasten der Blütenbildung; die Pflanze investiert ihre Energie in die Blattmasse anstatt in die Entwicklung der begehrten blauen Blütenwolken. Die Standfestigkeit leidet, und die Winterhärte wird ebenfalls deutlich herabgesetzt, was die Überlebenschancen in kalten Wintern verringert.
Das Verständnis für die bescheidenen Ansprüche der Bartblume ist der Schlüssel zu ihrer erfolgreichen Kultivierung. In einem durchschnittlichen Gartenboden sind in der Regel genügend Nährstoffe vorhanden, um die Pflanze über die gesamte Saison zu versorgen. Eine gezielte Düngung ist oft nur auf sehr sandigen, stark ausgelaugten Böden oder bei der Kultivierung im Kübel notwendig. Der Leitsatz „weniger ist mehr“ sollte bei der Düngung der Bartblume stets im Vordergrund stehen. Eine sorgfältige Beobachtung der Pflanze ist der beste Indikator dafür, ob Nährstoffe benötigt werden: Eine gesund wachsende Pflanze mit sattgrünem Laub und reicher Blüte benötigt keine zusätzliche Düngung.
Wenn eine Düngung als notwendig erachtet wird, ist der Zeitpunkt und die Art des Düngers von entscheidender Bedeutung. Der beste Zeitpunkt für eine Nährstoffgabe ist das Frühjahr, direkt nach dem jährlichen kräftigen Rückschnitt. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Pflanze mit dem Neuaustrieb und kann die zugeführten Nährstoffe optimal für die Entwicklung kräftiger, blühfähiger Triebe nutzen. Eine Düngung im Spätsommer oder Herbst ist unbedingt zu vermeiden, da dies das Wachstum neuer, weicher Triebe anregt, die vor dem Winter nicht mehr ausreifen können und unweigerlich erfrieren würden.
Bei der Wahl des Düngers sollten organische Varianten immer bevorzugt werden. Reifer Kompost ist die ideale Wahl, da er seine Nährstoffe langsam und schonend abgibt und gleichzeitig die Bodenstruktur und das Bodenleben verbessert. Eine dünne Schicht Kompost, die im Frühjahr um die Pflanze herum in den Boden eingearbeitet wird, ist in den meisten Fällen eine vollkommen ausreichende Maßnahme. Alternativ können auch andere organische Langzeitdünger wie Hornspäne verwendet werden. Auf schnell wirkende mineralische Dünger sollte hingegen weitestgehend verzichtet werden, da sie leicht zu einer Überdüngung und Versalzung des Bodens führen können.
Der richtige Zeitpunkt für die Düngung
Die zeitliche Planung der Düngergaben ist für die gesunde Entwicklung der Bartblume von großer Wichtigkeit. Der gesamte Nährstoffbedarf der Pflanze für ein Jahr kann in der Regel durch eine einzige, gut getimte Düngung im Frühjahr gedeckt werden. Der optimale Moment ist gekommen, wenn die stärksten Fröste vorüber sind und der jährliche Rückschnitt der Triebe erfolgt ist, meist im Zeitraum von Ende Februar bis Mitte März. Durch die Kombination von Schnitt und Düngung erhält die Pflanze den perfekten Startimpuls für die neue Vegetationsperiode und kann ihre gesamte Energie in die Bildung eines kräftigen, buschigen und blütenreichen Wuchses stecken.
Eine Düngung zu einem späteren Zeitpunkt in der Saison ist normalerweise nicht erforderlich und kann sogar negative Auswirkungen haben. Insbesondere sollte nach Ende Juni kein stickstoffbetonter Dünger mehr verabreicht werden. Stickstoff fördert das vegetative Wachstum, also die Bildung von Blättern und Trieben. Eine späte Stickstoffgabe würde die Pflanze dazu anregen, neue Triebe zu bilden, die bis zum Einsetzen des ersten Frostes nicht mehr ausreichend verholzen können. Diese Triebe sind extrem frostempfindlich und würden den Winter nicht überstehen, was die Pflanze unnötig schwächt.
Eine Ausnahme kann bei Pflanzen bestehen, die auf extrem kargen und sandigen Böden wachsen, wo Nährstoffe sehr schnell ausgewaschen werden. Hier könnte eine zweite, sehr schwach dosierte Düngung im Frühsommer, etwa im Juni, von Vorteil sein. Dabei sollte jedoch ein Dünger mit einem höheren Kaliumanteil gewählt werden. Kalium fördert die Ausreifung der Triebe, stärkt das Pflanzengewebe und verbessert die Blütenbildung sowie die Winterhärte. Ein solcher Dünger unterstützt die Pflanze in der zweiten Hälfte der Saison, ohne unerwünschtes Wachstum anzuregen.
Bei Bartblumen in Kübelkultur ist der Düngezeitraum ebenfalls auf die Wachstumsphase von Frühjahr bis Spätsommer beschränkt. Ab August sollte die Düngung eingestellt werden, um der Pflanze zu signalisieren, dass die Wachstumsphase zu Ende geht und sie sich auf die Winterruhe vorbereiten kann. Diese Ruhephase ist entscheidend für die Regeneration der Pflanze und die Anlage der Blüten für das nächste Jahr. Eine Fortsetzung der Düngung im Herbst würde diesen natürlichen Zyklus stören und die Pflanze anfälliger für Frostschäden machen.
Organische Düngemittel: Die beste Wahl
Für die nährstoff genügsame Bartblume sind organische Düngemittel die mit Abstand beste Wahl. Im Gegensatz zu mineralischen Düngern geben sie ihre Nährstoffe langsam und kontinuierlich über einen längeren Zeitraum ab. Dies verhindert eine plötzliche Überversorgung und sorgt für ein gleichmäßiges, gesundes Wachstum. Reifer Kompost steht hier an erster Stelle. Er ist nicht nur ein ausgezeichneter Nährstofflieferant, sondern auch ein wertvoller Bodenverbesserer. Er reichert den Boden mit Humus an, verbessert die Wasserspeicherfähigkeit in sandigen Böden und lockert schwere Böden auf.
Eine Schicht von zwei bis drei Litern reifem Kompost pro Quadratmeter, die im Frühjahr flach um die Pflanze herum eingearbeitet wird, ist eine ideale Nährstoffgrundlage für die gesamte Saison. Diese Maßnahme fördert zudem das Bodenleben, indem sie Mikroorganismen mit Nahrung versorgt. Diese Mikroorganismen sind entscheidend für einen gesunden Boden, da sie organische Substanz zersetzen und die Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar machen. Ein gesunder Boden ist die beste Voraussetzung für eine gesunde Pflanze.
Neben Kompost sind auch andere organische Dünger wie Hornspäne oder Hornmehl gut geeignet. Hornspäne zersetzen sich langsam und haben eine Langzeitwirkung von mehreren Monaten, was sie zu einem idealen Frühjahrsdünger macht. Sie enthalten hauptsächlich Stickstoff in einer langsam fließenden Form. Eine kleine Handvoll pro Pflanze ist in der Regel ausreichend. Auch vinassebasierte organische Flüssigdünger können, insbesondere für Kübelpflanzen, eine gute Option sein, wenn sie stark verdünnt und nur während der Hauptwachstumszeit angewendet werden.
Pflanzliche Düngemittel wie Brennnesseljauche sind ebenfalls eine Möglichkeit, die Bartblume auf natürliche Weise zu unterstützen, sollten aber mit Bedacht eingesetzt werden. Eine stark verdünnte Brennnesseljauche kann im Frühjahr als Stärkungsmittel dienen, da sie neben Stickstoff auch Kieselsäure und Spurenelemente enthält. Aufgrund des hohen Stickstoffgehalts sollte sie jedoch nur ein- oder zweimal im Frühjahr und nicht mehr im Sommer angewendet werden. Generell gilt: Bei der Bartblume ist eine zurückhaltende Düngung mit organischen Mitteln immer der sicherste und effektivste Weg.
Umgang mit mineralischen Düngern
Obwohl organische Dünger zu bevorzugen sind, können mineralische Dünger in bestimmten Situationen, wie bei akutem Nährstoffmangel, eine schnelle Lösung bieten. Ihr Einsatz bei der Bartblume sollte jedoch die absolute Ausnahme bleiben und mit größter Vorsicht erfolgen. Mineralische Dünger, oft als Blaukorn oder Flüssigdünger erhältlich, enthalten Nährsalze in hochkonzentrierter und sofort pflanzenverfügbarer Form. Dies birgt ein hohes Risiko der Überdüngung, die zu Verbrennungen an den Wurzeln und einer Versalzung des Bodens führen kann.
Sollte man sich für den Einsatz eines mineralischen Düngers entscheiden, ist die Dosierung entscheidend. Es ist ratsam, die auf der Verpackung angegebene empfohlene Menge deutlich zu unterschreiten, oft ist die Hälfte oder sogar nur ein Viertel der empfohlenen Dosis für die anspruchslose Bartblume ausreichend. Der Dünger sollte niemals auf trockenen Boden ausgebracht werden, da dies die Gefahr von Wurzelschäden erhöht. Der Boden um die Pflanze sollte vor der Düngung gut durchfeuchtet sein.
Ein mineralischer Volldünger sollte eine ausgewogene Nährstoffzusammensetzung aufweisen oder, noch besser, kaliumbetont sein. Ein hoher Kaliumanteil (erkennbar am „K“ im N-P-K-Verhältnis) fördert die Stabilität der Triebe und die Blütenbildung, während der Stickstoffanteil („N“) moderat sein sollte, um übermäßiges Längenwachstum zu vermeiden. Solche Dünger sind oft als „Blühpflanzendünger“ oder „Rosendünger“ im Handel erhältlich.
Insgesamt ist der Einsatz von mineralischen Düngern bei der im Freiland wachsenden Bartblume in den allermeisten Fällen nicht notwendig. Die Nachteile, wie die Gefahr der Überdüngung, die fehlende bodenverbessernde Wirkung und die potenzielle Belastung für die Umwelt durch Auswaschung von Nitraten, überwiegen die möglichen Vorteile bei weitem. Eine naturnahe und nachhaltige Gartenpraxis, die auf Kompostwirtschaft und organische Düngung setzt, kommt den Bedürfnissen der Bartblume am besten entgegen und sorgt langfristig für gesunde Pflanzen und einen fruchtbaren Boden.
Spezielle Anforderungen bei Kübelkultur
Die Kultivierung der Bartblume in einem Topf oder Kübel erfordert eine angepasste Düngestrategie im Vergleich zu im Freiland ausgepflanzten Exemplaren. Das begrenzte Volumen des Substrats im Topf kann Nährstoffe nur für eine begrenzte Zeit speichern. Zudem werden bei jedem Gießvorgang Nährstoffe aus dem Substrat ausgewaschen. Daher ist eine regelmäßige, aber schwach dosierte Nährstoffzufuhr während der Wachstumsperiode für Kübelpflanzen unerlässlich, um eine kontinuierliche Blütenbildung und ein gesundes Wachstum zu gewährleisten.
Der beste Ansatz für die Düngung von Kübel-Bartblumen ist die Verwendung eines hochwertigen, flüssigen Blühpflanzendüngers. Dieser wird dem Gießwasser beigemischt und ermöglicht eine präzise Dosierung. Von etwa Mai bis August kann die Pflanze alle drei bis vier Wochen mit einer solchen Düngerlösung versorgt werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, den Dünger schwächer zu dosieren, als vom Hersteller für stark zehrende Balkonpflanzen empfohlen wird. Oft ist die halbe Konzentration völlig ausreichend, um den Bedarf der genügsamen Bartblume zu decken.
Eine Alternative zur regelmäßigen Flüssigdüngung ist die Verwendung von Langzeitdünger-Stäbchen oder -Granulaten. Diese werden im Frühjahr in das Substrat gesteckt oder eingemischt und geben ihre Nährstoffe über mehrere Monate hinweg langsam an die Pflanze ab. Dies ist eine sehr bequeme Methode, die das Risiko einer plötzlichen Überdüngung minimiert. Auch hier sollte man ein Produkt für Blühpflanzen mit einem moderaten Stickstoff- und einem höheren Kalium- und Phosphoranteil wählen.
Beim Umtopfen der Bartblume, das etwa alle zwei bis drei Jahre notwendig ist, wird die Pflanze mit frischem, nährstoffreichem Substrat versorgt. Eine hochwertige Kübelpflanzenerde ist in der Regel für die ersten sechs bis acht Wochen vorgedüngt, sodass in dieser Zeit keine zusätzliche Düngung erfolgen sollte. Erst wenn dieser Nährstoffvorrat aufgebraucht ist, beginnt man mit dem regelmäßigen Düngeprogramm. Ab Ende August wird die Düngung komplett eingestellt, damit die Pflanze sich auf den Winter vorbereiten und ihre Triebe ausreifen können.
📷Agnieszka Kwiecień, Nova, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons