Da Gladiolen aus den warmen Regionen Afrikas stammen, sind ihre Knollen nicht an die kalten Winter Mitteleuropas angepasst und würden bei Frost im Boden erfrieren. Eine fachgerechte Überwinterung ist daher ein unverzichtbarer Teil des Pflegezyklus, wenn du dich auch im nächsten Jahr an deinen Gladiolen erfreuen möchtest. Dieser Prozess, der die Entnahme der Knollen aus dem Boden, ihre sorgfältige Vorbereitung und die richtige Lagerung umfasst, sichert nicht nur das Überleben der Pflanzen, sondern ist auch eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Knollen auf Krankheiten zu untersuchen und sie für die nächste Saison zu vermehren. Ein korrektes Vorgehen bei der Überwinterung ist der Schlüssel für einen erfolgreichen Start ins neue Gartenjahr.
Der gesamte Prozess der Überwinterung lässt sich in mehrere entscheidende Phasen gliedern. Zuerst musst du den optimalen Zeitpunkt für das Ausgraben der Knollen abwarten. Ein zu frühes oder zu spätes Handeln kann die Qualität und Lagerfähigkeit der Knollen negativ beeinflussen. Nach der Ernte folgt die vielleicht wichtigste Phase: die sorgfältige Reinigung und das anschließende Trocknen der Knollen. Dieser Schritt ist entscheidend, um Fäulnis während der Lagerung zu verhindern und eventuell vorhandene Schädlinge zu entfernen.
Während der Trocknungsphase ist es auch der ideale Zeitpunkt, die Knollen zu sortieren. Trenne die kleinen Brutknollen von den Mutterknollen, um sie im nächsten Frühjahr separat aussäen zu können. Untersuche jede einzelne Knolle akribisch auf Anzeichen von Krankheiten oder Beschädigungen. Nur absolut gesunde und feste Knollen sollten eingelagert werden, um eine Ansteckung des gesamten Bestandes während des Winters zu vermeiden. Dieser Selektionsprozess ist eine wichtige phytosanitäre Maßnahme.
Schließlich kommt die eigentliche Lagerung. Die Wahl des richtigen Lagerortes mit den passenden Bedingungen hinsichtlich Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist der letzte, aber entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Überwinterung. Ein ungeeigneter Lagerraum kann selbst die am besten vorbereiteten Knollen verderben lassen. Mit der richtigen Technik und ein wenig Sorgfalt wird die Überwinterung deiner Gladiolen jedoch zu einer einfachen Routine, die dir Jahr für Jahr prächtige Blüten sichert.
Der richtige Zeitpunkt für die Ernte der Knollen
Das Timing ist entscheidend, wenn es darum geht, die Gladiolenknollen aus dem Boden zu holen. Ein zu frühes Ausgraben, wenn das Laub noch grün ist, unterbricht den wichtigen Prozess der Nährstoffeinlagerung. Die Knolle hätte in diesem Fall nicht genügend Zeit, Energiereserven für die Winterruhe und den Austrieb im nächsten Frühjahr zu sammeln. Dies würde zu schwächeren Pflanzen und einer geringeren Blütenpracht führen. Daher musst du der Pflanze nach der Blüte ausreichend Zeit geben, um auszureifen.
Der ideale Zeitpunkt für die Ernte ist gekommen, wenn das Laub der Gladiolen von selbst vergilbt und zu welken beginnt. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass die Pflanze ihre Vegetationsperiode abgeschlossen hat und die Nährstoffe aus den Blättern in die Knolle zurückgezogen wurden. In der Regel ist dies etwa sechs bis acht Wochen nach dem Ende der Blütezeit der Fall, meist im Oktober oder Anfang November. Warte jedoch nicht, bis die ersten starken Fröste auftreten. Leichter Bodenfrost schadet dem Laub, aber nicht der unterirdischen Knolle, doch bei starkem Frost kann auch der Boden durchfrieren und die Knollen beschädigen.
Wähle für das Ausgraben einen trockenen, sonnigen Tag. Dies erleichtert die Arbeit erheblich, da der Boden dann lockerer ist und weniger Erde an den Knollen haften bleibt. Verwende zum Ausgraben eine Grabegabel oder einen Spaten und stich in einem großzügigen Abstand um die Pflanze herum in den Boden. So vermeidest du es, die Knolle oder die daran hängenden Brutknollen versehentlich zu verletzen. Hebe den gesamten Wurzelballen vorsichtig aus der Erde.
Nachdem du die Pflanzen aus dem Boden geholt hast, schüttle die lose Erde vorsichtig ab. Es ist nicht notwendig, die Knollen zu diesem Zeitpunkt vollständig zu reinigen. Schneide den Stängel mit den Blättern etwa fünf bis zehn Zentimeter über der Knolle ab. Dieser Stängelrest dient als praktischer Griff und hilft, die Knolle während der ersten Trocknungsphase zu handhaben. Lasse die Brutknollen zunächst an der Mutterknolle, da sie sich nach dem Trocknen leichter entfernen lassen.
Die Vorbereitung der Knollen für das Winterlager
Nach der Ernte beginnt die entscheidende Phase der Vorbereitung, die über Erfolg oder Misserfolg der Überwinterung entscheidet. Der wichtigste Schritt ist das gründliche Trocknen, auch Aushärten genannt. Lege die Knollen an einem luftigen, warmen und vor Regen geschützten Ort aus. Ein Heizungskeller, ein Dachboden oder eine überdachte Terrasse eignen sich gut dafür. Verteile die Knollen in einer einzigen Schicht in flachen Kisten oder auf Gittern, sodass die Luft von allen Seiten gut zirkulieren kann. Eine gute Belüftung ist unerlässlich, um Schimmelbildung zu verhindern.
Dieser Trocknungsprozess dauert in der Regel zwei bis drei Wochen. Während dieser Zeit heilt die Oberfläche der Knolle ab, und die äußere Schale wird fest und schützend. Nach dieser ersten Trocknungsphase kannst du die Knollen final säubern. Entferne den alten, eingetrockneten Stängelrest, die vertrockneten Wurzeln und die alte, schrumpelige Knolle vom Vorjahr, die sich meist unter der neuen, prallen Knolle befindet. Sie lässt sich jetzt leicht abbrechen. Sammle auch die kleinen Brutknollen ein, wenn du sie zur Vermehrung nutzen möchtest.
Nun folgt eine akribische Gesundheitskontrolle. Untersuche jede einzelne Knolle sorgfältig auf Anzeichen von Krankheiten wie Fäulnisflecken, Schimmel oder Verfärbungen. Achte auch auf Schäden durch Schädlinge, insbesondere auf die winzigen Gladiolenthripse, die sich gerne unter den trockenen Hüllblättern verstecken. Sortiere alle weichen, schrumpeligen, beschädigten oder befallenen Knollen rigoros aus und entsorge sie im Hausmüll. Nur die besten und gesündesten Exemplare sollten ins Winterquartier kommen.
Als zusätzliche Schutzmaßnahme gegen Pilzbefall während der Lagerung kannst du die sauberen Knollen mit einem Fungizidpuder, zum Beispiel auf Schwefelbasis, oder mit Gesteinsmehl bestäuben. Gib die Knollen zusammen mit dem Pulver in einen Papier- oder Plastikbeutel und schüttle ihn vorsichtig, bis alle Knollen leicht bedeckt sind. Diese Behandlung bildet eine schützende Schicht auf der Knollenoberfläche und kann das Risiko von Fäulnis während der langen Wintermonate deutlich reduzieren.
Optimale Lagerbedingungen schaffen
Der Ort, an dem du deine Gladiolenknollen überwinterst, ist von entscheidender Bedeutung. Das ideale Winterquartier sollte drei grundlegende Bedingungen erfüllen: Es muss kühl, trocken und dunkel sein. Die optimale Lagertemperatur liegt zwischen 5 und 10 Grad Celsius. Temperaturen über 10 Grad können dazu führen, dass die Knollen vorzeitig austreiben, während Temperaturen unter dem Gefrierpunkt die Knollen schädigen oder zerstören würden. Ein unbeheizter Keller, eine frostfreie Garage oder ein kühler Schuppen sind oft geeignete Orte.
Die Luftfeuchtigkeit im Lagerraum sollte nicht zu hoch sein, um Schimmel und Fäulnis zu vermeiden. Eine gute Luftzirkulation ist daher wichtig. Lagere die Knollen niemals in luftdichten Plastiktüten oder geschlossenen Behältern, da sich darin Kondenswasser bilden würde. Offene Holzkisten, Netzsäcke (wie Kartoffel- oder Zwiebelnetze), Papiertüten oder flache Kartons, in denen die Knollen in einer einzigen Schicht liegen, sind ideale Lagerbehälter.
Eine bewährte Methode ist die Lagerung in einem trockenen Medium, das überschüssige Feuchtigkeit aufnehmen kann. Lege die Knollen in eine Kiste und bedecke sie locker mit trockenem Sand, Sägespänen, Torf oder Vermiculit. Dies schützt die Knollen nicht nur vor Feuchtigkeitsschwankungen, sondern auch vor zu starkem Austrocknen. Zudem bietet es einen gewissen Schutz vor Temperaturschwankungen und hält die Knollen getrennt voneinander, was eine eventuelle Ausbreitung von Fäulnis von einer Knolle zur anderen verlangsamt.
Vergiss nicht, deine Knollen zu beschriften. Wenn du mehrere verschiedene Sorten hast, ist es sehr hilfreich, die Lagerbehälter mit dem Namen der Sorte, der Farbe oder anderen wichtigen Merkmalen zu kennzeichnen. So behältst du den Überblick und kannst im nächsten Frühjahr deinen Garten gezielt nach deinen Wünschen gestalten. Eine gute Organisation während der Überwinterung erspart dir im Frühling viel Rätselraten.
Kontrolle und Pflege während des Winters
Die Arbeit ist mit dem Einlagern der Knollen noch nicht ganz getan. Auch während der Winterruhe ist eine regelmäßige Kontrolle des Lagerbestandes wichtig, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Nimm dir etwa einmal im Monat die Zeit, deine eingelagerten Knollen zu inspizieren. So kannst du sicherstellen, dass die Lagerbedingungen weiterhin optimal sind und deine Knollen den Winter gut überstehen.
Überprüfe die Knollen auf Anzeichen von Fäulnis, Schimmel oder Austrocknung. Entferne sofort jede Knolle, die weiche Stellen, einen pelzigen Belag oder Anzeichen von Krankheit zeigt. Eine einzige faulende Knolle kann schnell den gesamten Inhalt einer Kiste anstecken und verderben. Durch die regelmäßige Kontrolle kannst du solche Probleme im Keim ersticken und den Schaden auf ein Minimum begrenzen.
Achte auch auf Anzeichen von vorzeitigem Austreiben. Wenn du bemerkst, dass die Knollen bereits lange, blasse Triebe bilden, ist dies ein Zeichen dafür, dass der Lagerort zu warm oder zu hell ist. Versuche in diesem Fall, einen kühleren und dunkleren Platz für die Lagerung zu finden. Ein leichtes Austreiben gegen Ende der Lagerzeit im zeitigen Frühjahr ist normal und kein Grund zur Sorge, aber ein starker Austrieb mitten im Winter zehrt unnötig an den Energiereserven der Knolle.
Kontrolliere auch auf Schädlingsbefall, insbesondere auf Mäuse, die sich gerne über die nahrhaften Knollen hermachen. Eine sichere Lagerung in stabilen Kisten oder hängenden Netzen kann hier vorbeugen. Wenn die Knollen zu schrumpelig und trocken aussehen, ist die Luftfeuchtigkeit im Lagerraum möglicherweise zu gering. In diesem Fall kann ein leichtes Besprühen des Lager-mediums (Sand oder Sägespäne) mit Wasser helfen, das Austrocknen zu verhindern, aber gehe dabei sehr vorsichtig vor, um keine Fäulnis zu provozieren.