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Das Schneiden und der Rückschnitt der Topinambur

Daria · 07.03.2025.

Obwohl die Topinambur eine Pflanze ist, die prinzipiell auch ohne jeglichen Schnitt gedeiht, können gezielte Schnittmaßnahmen das Wachstum positiv beeinflussen, die Standfestigkeit verbessern und die Handhabung der imposanten Stauden erleichtern. Ein Rückschnitt zur richtigen Zeit und in der richtigen Weise ist eine optionale, aber oft sehr nützliche Pflegemaßnahme. Das Verständnis für die Gründe und Techniken des Schneidens ermöglicht es, die Pflanzen an die Gegebenheiten des Gartens anzupassen und die Kultur insgesamt zu optimieren, ohne dabei den Knollenertrag zu gefährden.

Der sommerschnitt zur verbesserung der standfestigkeit

Einer der Hauptgründe für einen Schnitt während der Vegetationsperiode ist die Verbesserung der Standfestigkeit. Topinambur-Pflanzen können Höhen von über drei Metern erreichen, was sie besonders an windexponierten Standorten anfällig für das Umknicken macht. Ein gezielter Rückschnitt im Frühsommer, etwa im Juni, kann hier Abhilfe schaffen. Wenn die Pflanzen eine Höhe von etwa 1,20 bis 1,50 Metern erreicht haben, können die Haupttriebe um etwa ein Drittel eingekürzt werden.

Dieser Schnitt, oft als „Kappen“ bezeichnet, hat mehrere positive Effekte. Er reduziert die Gesamthöhe der Pflanze und damit die Angriffsfläche für den Wind. Gleichzeitig regt der Schnitt die Pflanze an, sich unterhalb der Schnittstelle stärker zu verzweigen. Sie entwickelt mehr Seitentriebe, was zu einem buschigeren, kompakteren und insgesamt stabileren Wuchs führt. Anstatt eines einzigen, hohen Stängels entsteht eine stabilere, mehrstämmige Struktur, die Windböen besser standhalten kann.

Man sollte diesen Schnitt nicht zu spät im Jahr durchführen. Ein Schnitt im Juni gibt der Pflanze genügend Zeit, neue Seitentriebe und eine ausreichende Blattmasse zu entwickeln, um weiterhin effektiv Photosynthese betreiben zu können. Ein zu später Schnitt könnte die Pflanze schwächen und die für die Knollenbildung notwendige Energieproduktion beeinträchtigen. Verwende für den Schnitt eine saubere und scharfe Gartenschere, um glatte Schnittflächen zu erzeugen und die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden.

Entgegen der Befürchtung vieler Gärtner hat dieser Sommerschnitt in der Regel keine negativen Auswirkungen auf den Knollenertrag. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Eine stabilere Pflanze, die nicht umknickt, kann ihre Energie bis zum Herbst ungestört in die Knollenbildung investieren. Eine umgeknickte Pflanze hingegen ist gestresst und ihre Leistungsfähigkeit ist reduziert. Somit trägt der Schnitt indirekt zur Sicherung und manchmal sogar zur Steigerung der Ernte bei.

Das entfernen der blüten

Im Spätsommer und Herbst entwickelt die Topinambur ihre charakteristischen, kleinen, sonnenblumenähnlichen Blüten. Obwohl diese einen hohen Zierwert haben und eine wertvolle späte Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten darstellen, stellt sich für den Gärtner, der primär auf eine reiche Knollenernte aus ist, die Frage, ob die Blüten entfernt werden sollten. Die Bildung von Blüten und Samen kostet die Pflanze Energie, die sie alternativ in das Wachstum der Knollen investieren könnte.

Die Theorie besagt, dass das Entfernen der Blütenknospen, sobald sie erscheinen, die Energie der Pflanze direkt in die unterirdischen Speicherorgane umleitet und so zu größeren Knollen führen kann. Dieser Effekt ist zwar plausibel, aber in der Praxis bei Topinambur oft nicht so ausgeprägt wie bei anderen Pflanzen. Die Topinambur ist von Natur aus darauf ausgelegt, große Knollen zu bilden, und die Energie, die für die relativ kleinen Blüten benötigt wird, ist im Vergleich zur Gesamtenergieproduktion der Pflanze eher gering.

Die Entscheidung, die Blüten zu entfernen, ist daher eine persönliche Abwägung. Wenn du den Ertrag absolut maximieren möchtest und auf den Zierwert verzichten kannst, kann das Ausbrechen oder Abschneiden der Blütenknospen eine sinnvolle Maßnahme sein. Kneife die Knospen einfach mit den Fingern aus oder schneide die Blütenstiele ab, sobald sie sich bilden. Dies sollte über einen Zeitraum von mehreren Wochen wiederholt werden, da die Pflanze immer wieder neue Knospen ansetzt.

Wenn du jedoch den Anblick der leuchtend gelben Blüten schätzt und einen Beitrag zur Unterstützung von Insekten im Herbst leisten möchtest, kannst du die Pflanzen ohne Bedenken blühen lassen. Der Unterschied im Knollenertrag ist oft marginal und für den Hausgärtner kaum spürbar. Da die Samen der Topinambur in unserem Klima ohnehin selten ausreifen, spielt die Verhinderung der Samenbildung für die Ausbreitungskontrolle keine Rolle.

Der rückschnitt im herbst nach der vegetationsperiode

Nachdem die ersten Fröste das Laub der Topinambur getroffen haben, beginnt die Pflanze einzuziehen. Die Blätter vergilben und welken, und die Stängel trocknen langsam von oben herab aus. Dies ist der Zeitpunkt, an dem der Herbst- oder Winterrückschnitt erfolgen kann. Dieser Schnitt dient hauptsächlich der Ordnung im Beet und der Vorbereitung auf die Ernte. Er hat keinen Einfluss mehr auf das Wachstum der Knollen, da die Vegetationsperiode abgeschlossen ist.

Der Rückschnitt erfolgt in der Regel im späten Herbst oder zu Beginn des Winters, etwa im November oder Dezember. Schneide die trockenen Stängel auf eine Höhe von etwa 10 bis 20 Zentimetern über dem Boden zurück. Diese Stummel sind sehr nützlich, da sie den ganzen Winter über als Markierung dienen und genau anzeigen, wo sich die Knollen im Boden befinden. Dies erleichtert die gezielte Ernte an frostfreien Tagen erheblich.

Das anfallende Schnittgut ist ein wertvolles organisches Material. Die dicken, trockenen Stängel können gehäckselt und als Mulchmaterial auf dem Beet verteilt oder auf dem Komposthaufen entsorgt werden. Sie zersetzen sich relativ langsam und tragen zur Bildung von strukturreichem Humus bei. Achte darauf, nur gesundes Pflanzenmaterial zu kompostieren. Wenn die Pflanzen Anzeichen von Krankheiten wie der Sklerotinia-Fäule zeigten, sollte das Schnittgut sicherheitshalber über den Hausmüll entsorgt werden.

Dieser Rückschnitt ist nicht zwingend erforderlich. Man kann die Stängel auch den Winter über stehen lassen. Sie bieten einigen Insekten und Vögeln Schutz und Nahrung. Allerdings können sie bei starkem Schneefall oder Wind unordentlich umknicken und das Beet unübersichtlich machen. Die meisten Gärtner bevorzugen daher den ordentlichen Rückschnitt, um die Winterernte zu erleichtern und das Beet sauber in den Winter zu schicken.

Schnittmaßnahmen bei anbau im kübel

Beim Anbau von Topinambur in Kübeln gelten im Grunde die gleichen Schnittprinzipien, sie können aber noch wichtiger sein. Da der Wurzelraum im Kübel begrenzt ist, ist ein Gleichgewicht zwischen oberirdischem Wuchs und Wurzelsystem besonders wichtig. Ein Sommerschnitt zur Reduzierung der Höhe ist hier fast immer empfehlenswert, um die Pflanze kompakter zu halten und zu verhindern, dass der Kübel bei Wind instabil wird und umkippt.

Ein Einkürzen der Triebe auf eine managebare Höhe, zum Beispiel auf 1,50 Meter, macht die Pflanze auf Balkon oder Terrasse wesentlich handhabbarer. Auch hier regt der Schnitt die Verzweigung an und führt zu einer buschigeren, attraktiveren Pflanze. Da die Nährstoff- und Wasserversorgung im Kübel intensiver gesteuert werden muss, hilft ein kompakterer Wuchs, den Verbrauch in einem vernünftigen Rahmen zu halten.

Das Entfernen der Blüten kann beim Anbau im Kübel ebenfalls eine größere Rolle spielen. Da das Ressourcenangebot im Topf begrenzt ist, kann die Energieersparnis durch den Verzicht auf die Blüte einen spürbareren Effekt auf die Knollengröße haben als im Freiland. Wer im Kübel anbaut, ist in der Regel primär an den Knollen interessiert, sodass der Verzicht auf die Blüten zugunsten eines besseren Ertrags oft ein guter Kompromiss ist.

Der Herbstrückschnitt im Kübel erfolgt genauso wie im Freiland. Nach dem Einziehen der Pflanze werden die Stängel zurückgeschnitten. Der Kübel kann dann an einem geschützten Ort überwintern, zum Beispiel an einer Hauswand. Obwohl die Knollen frosthart sind, ist der Wurzelballen im Kübel stärker dem Frost ausgesetzt als im Freiland. Ein Einwickeln des Topfes mit Vlies, Jute oder Luftpolsterfolie kann helfen, ein vollständiges Durchfrieren des Substrats zu verhindern und die Knollen zu schützen.

Werkzeug und technik für den schnitt

Für alle Schnittmaßnahmen an Topinambur ist die Verwendung von geeignetem Werkzeug entscheidend. Für den Sommerschnitt an den noch relativ weichen Trieben genügt in der Regel eine scharfe und saubere Gartenschere (Rosenschere). Für den Rückschnitt der dicken, harten und oft holzigen Stängel im Herbst ist eine robustere Astschere oft die bessere Wahl. Sie ermöglicht einen sauberen Schnitt mit weniger Kraftaufwand und schont die Handgelenke.

Achte immer darauf, dass die Klingen deiner Werkzeuge scharf sind. Stumpfe Klingen quetschen die Pflanzentriebe, anstatt sie sauber zu schneiden. Gefranste oder gequetschte Schnittwunden sind anfälliger für das Eindringen von Krankheitserregern. Ebenso wichtig ist die Sauberkeit der Werkzeuge. Reinige die Klingen vor und nach dem Gebrauch, insbesondere wenn du zuvor kranke Pflanzen geschnitten hast, um die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden. Eine Desinfektion mit Alkohol oder Spiritus ist eine einfache und effektive Methode.

Die Schnittführung sollte immer leicht schräg erfolgen. Dadurch kann Regenwasser besser von der Schnittfläche ablaufen, was das Risiko von Fäulnis an der Schnittstelle reduziert. Beim Kappen der Haupttriebe im Sommer schneidest du am besten knapp über einem Blatt oder einer Blattachsel. An dieser Stelle befinden sich schlafende Knospen, die dann angeregt werden, neue Seitentriebe zu bilden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Schneiden von Topinambur eine flexible Pflegemaßnahme ist, die an die spezifischen Bedürfnisse des Gärtners und die Bedingungen des Standortes angepasst werden kann. Ob zur Stabilisierung, zur Ertragssteigerung oder einfach zur besseren Handhabung – ein gezielter Schnitt kann ein nützliches Werkzeug sein, um das Beste aus dieser vielseitigen und wuchsfreudigen Pflanze herauszuholen.

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